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Sächsische Staatszeitung : 04.10.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191710045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19171004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19171004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-10
- Tag 1917-10-04
-
Monat
1917-10
-
Jahr
1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 04.10.1917
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SU Schulwesen einst auf so großer Höhe gestanden habe, während es nahe daran sei, von anderen «undesftaaten überffügelt zu werden, dieser DuaUtmu» in der obersten Leitung herrsche. Auch nach dieser Richtung müsse eine Umgestaltung erfolgen, so, wie «» von dem Herrn Vorredner gesagt worden sei, durch Schaffung eine» Unterrichtsministerium». Aber man dürfe eine Reform unsere» allgemeinen Schulwesen» nicht dadurch auf halten, daß man sich mit einer solchen Spezialfrage beschäftige (Abg. Günther: Da» ist aber sehr lvichtigl) und ihr eine größere Beachtung schenke, al» e» in, gegenwärtigen Augenblick notwendig schein«. (Bravo! link» ) Abg. vr. Letzfert (nl.) areift au» dem Antrag vr. Noth und Gen. zunächst den zweiten »eil heran», der sich mit den rechtlichen Verhältnissen der Ge- tverbeschulmänner beschäftigt. Hier dr< cke sich in dem Anträge tatsächlich eine Notlage au». SS fei beinah« zu bedauern, daß der «andere Teil de» Anträge» mit dieser Frage so eng ver knüpft worden sei, denn hier handle e» sich nicht nm eine Frage, die ausgeschoben werden könne. Die wirtschaftliche Lage der verschiedenen Gewerbeschulen beeinflusse auch die wirtschaftliche Lage der Gewerbefchulmänner nachteilig. Infolgedessen müßten Maßnahmen getroffen werden, damit die Gewerbeschulmänner au» der gedrückten Lage, die der Krieg hervorgerufen habe, herau»kämen. Der Antrag Vr. Roth gehe aber weit darüber hinaus. Sr möchte eine gesetzliche Regelung de» gesamten Gewerveschulwesen». Hr. Kollege Schnabel habe bereit» «„»gesprochen, daß seine Fraktion sachlich vollkommen damit einverstanden sei, sich aber keine Rege lung des gewerblichen Schulwesen» denken könne außerhalb einer Neuordnung de» gesamten Schulwesens. Sie stehe fest auf den, Boden, daß auch die Erziehung und Heranbildung de» Hand werkerstandes ein wesentlicher Bestandteil der großen deut chen SrziehnngSaufgabcn sei, die man erneut aufzunehmen habe nach den, Kriege. Sie stimmten allerdings zusammen mit den,, was Hr. Abg. Bumer gesagt labe, daß da» gesamte Erziehung»- und Bildung-Wesen unter ein einheitliche» Unterrichtsministerium ge stellt werden inüsse, welche» da» AnSeinanderstrebcndc zu ver einigen habe. Die ganze Frage bedürfe sreilich einer gründlichen Vorarbeit, und man fei jetzt nicht mehr in der Lage, grundsätzlich zu all den Frqaen Stellung zu nehmen. Aber es fei erfreulich, daß das Ministerium de» Innern in Aussicht pelle, einen Landes« bcirat für die Spczialfragen zu ernennen. Er möchte feinen Wunsch dahin an»fprechcn, daß das gesamte Schulwesen unter die beratende Fürsorge eines solchen Landesausjchusje» gestellt werden möchte. Sine Anregung nach dieser Seite werde ja hoffentlich im nächsten Landtage gegeben werden können. Es sei unvermeidlich, in den, Zusammenhänge die Frage deS Zusammenarbeiten- zwischen den, Ministerium des Kultus und den, Ministerium deS Innern zu erörtern. Er gestehe beiden Ministerien zu, daß jede» an seiner Stelle getan habe, was für da» Fach- und Fortbildungs schulwesen richtig und notwendig gewesen sei. Aber daß es eines besonderen Wettbewerbe» schon zwischen den Ministerien bedurft hätte, daS sei nicht einleuchtend. Er brauche den, nichts hinzuzusügen, was gesagt worden sei an Kritik über diese Zwiespältigkeit. E» könne immer wieder nur da» Positive betont werden, daß auch das FortbildungS- nnd Fachschulwesen unter eine einheitliche Leitung gestellt werde. Ties noch einmal zu betonen, halte er für seine Pflicht. Er möchte nicht weiter auf die grundsätzliche Bedeutung der Fragen cingehcn, er wolle nur betone«, daß er die Anregungen, die von feiten der Gewerbeschulmänner gekommen seien, für außerordentlich beachtlich halte, daß das, was sie sagten, als außerordentlich notwendig erfunden werde für die Ausbildung deS Handwerkerstandes, daß er und seine politischen Freunde cs aber cingereiht sehen möchten in den großen Erziehung-plan, den sie von der Zukunst erhofften und der kommen müsfe. (Bravo! in der Mitte.) RegierungSkommissar Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Or.-lng. Lchmaltz (nach den stenographischen Niederschriften): Nkine hochgeehrten Herren! Da Se. Exzellenz der Hr. Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu seinem Leid wesen krankheitshalber noch verhindert ist, den Verhandlungen dieses hohen Hanse» beizuwohnen, so möchte ich doch in seinem Auftrage mir erlauben, einige Bemerkungen zu den heute an geregten Fragen zu machen, zu«,al da tei den Erörterungen auch die Bittschrift erwähnt worden ist, die der Sächsische Fort- bildungSschulverein sowohl den hohen Ständen als auch der Staatsr gierung überreicht hat, und als auch sonst die allgemeine Fortbildungsschule von verschiedenen Rednern in den Kreis der Erörterungen gezogen worden ist Ich glaube ebensowenig wie Sc. Exzellenz der Hr.Minister des Innern auf die grundsätzliche Frage des sogenannten Dual SmuS h er näher cingchen zu sollen; dazu wird sich ja nach Befinden in der Deputation Gelegenheit bieten. Auch glaube ich dem Hrn. Abg. Mehnert (Ehemn tz) auf das Ge biet des allgemeinen Volksschulwesens heute n cht folg n, vielmehr mich hier auf die Versicherung beschränken zu sollen, daß Weinand ausr chtiger als das llnterricht-min stcr um die b ttere Notwendig ke.t beklagt, die während de» vorigen Winters allerdings v clfache E uschränkungcn de» Schulbetriebs bedingt hat und leider auch in der ietz bevorstehenden kalten Jahreszeit wohl wieder besondere Maßnahmen ähnlicher Art nötig machen dürfte. Dagegen möchte ich doch den Standpunkt des Unterrichts- min ster ums zu den heute zur Verhandlung stehenden Fragen mit c » gen Worten kurz andeuten. Die Gründe, auf die sich die Forderung einer wcitergchendcn Fürsorge für das Gewcrbeschulwcien zu stützen vermag, gelten in vollen, Umfange auch für die Forderung eines weiteren Ausbaues Ler Fortb ldungsschule. Wenn sich die von den Herren Abgg. vr. Noth und Gen. erstrebte gründl che Ausbildung des Nachwuchses in Handwerk und Gewerbe nur auf die Schüler gewerblicher Schulen erstreckte, würde sich die Lage der Fortbildungsschule gegenüber den ge- wcrbliä c^Kchulen noch ungünstiger gestalten, als sie seither schon gewesen ist. Ein beträchtlicher Teil der in Handwerk und Ge werbe beschäftigten fortbildungsschu'pflichtigcn Jugend besucht d e össentl chen Fortb lduugsschulen. Soll uun die Schule bei der allgcmc n als notwendig anerkannten Verbesserung der berustichen' Ausbildung des gewerblicher, Nachwuchses m tw rken, so erwachsen daraus nicht nur den gewerblichen Schulen, sondern auch oen öffentlichen Fortbildungsschulen neue Aufgaben. Ebenso wie der gewerbliche Nachwuchs bedarf aber auch der Nachwuchs aller übriger, Erwcrbsstündc und besonders auch der des Arbeitcrstandcs einer gründlichen und möglichst zugleich in ihren Zielen erhöhten Ausbildung, wenn diese Berufsstände die ihnen in Zukunft zufallcnden wirtschaftlichen Aufgaben erfüllen sollen, und nicht rninder wichtig als die Hebung der beruflichen Ausbildung ist eine weiter und tickcr gehende staatsbürgerliche Er ziehung fowie eine gründliche, allseitige körperliche Ausbildung der fortbilduugSschulpflichtigcn Jugend. Deshalb muß die bereits im Entwurf eines neuen Bolksschulgcsetzes vorgesehene Ausgestaltung des Fortbildungsschulwesens als eine baldigst zu erstrebende wich tige Aufgabe des Sta tes anerkannt werden. Ju, Zusammenhänge mit einer neuen Gestaltung deS Fort- bildungsschulwesens würde aber auch die ebenfalls schon in, Ent wurf eines neuen VolksschulgefetzeS vorgesehene „Festigung" der Stellung der Fortbildung-schullehrer erneut zu erwägen sein; denn sic bildet eine Borausjetzung für die Hebung der Fort bildungsschule. Daß die Stellung der FortbildungSschullehrer nicht „gefestigter" ist al» die der G werbeschullebrer, geht schon daran» hervor, daß in den letzten Jahren eine Reihe tüchtiger FortbildungSschullehrer in den Gewcrbeschuldicnst übergetreten ist. Wollte man den Teil deS geiverblichen Nachwuchses, der die Fortbildungsschule besucht, und die gesamte übrige Schülerschaft der Fortbildungsschule von den Segnungen einer „gründlichen, zeitgemäßen Ausbildung" au-schließen, so würde die Fortbildung», schule gegenüber den geiverblichen Schulen zum Schaden ihrer Pflegebefohlenen noch ungünstiger al» bisher gestellt fein. Schon infolge der engen Bestimmungen de» voll»schnigefetzes über die höchste zulässige wöchentliche Stundenzahl in der Fort bildungsschule hat diefe Schule in ihrer Entwicklung mit den ge werblichen Sch len nicht Schritt halten können. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Mehrzahl der gewerblichen Schulen dank ihrer vielfach begünstigten inneren und äußeren Lage imstande ist, sich höhere Ziele zu stecken und diese Ziele zu erreichen. Tie Fort bildungsschulen haben, wo Anstalten beider Arten nebeneinander bestehen, zumeist den leistungsfähigeren Teil der L«lnlinge an die gewerblichen Schulen verloren, sind infolgedessen in ihrem Be stände und in ihren Einrichtungen zurückgegangcn, genießen nicht dasselbe Ansehen und erfreuen sich nicht derselben Teilnahme und Unterstützung feiten» der Beruftvertretungen wie die gewerblichen Schulen; kurz, sie arbeiten unter wesentlich ungünstigeren Be dingungen. Diese Stellung der Fortbildungsschule entspricht aber keineswegs ihrer Bedeutung für die Volks- und StaatSwohlsahrt, und cS kann deshalb dem Wunsch«, daß ihr dieselbe staatliche Für sorge zuteil werde wie dcu gewerblichen Schulen, die Berechti gung nicht abgesprochcn werden. Lie oberste Schulbehörde wird darauf bedacht fein, das noch bestehende Mißverhältnis zu beseitigen und die Fortbildungsschule auf bei, Stand z i heben, der ihrer Wichtigkeit für unser ganzes Volksleben entspricht. (Bravo!) Abg. Gümher (fortschr. Bp): Der Antrag auf Drucksache 391 sei so eingehend vom Hrn. Abg. V>. Roth begründet worden, daß wohl niemand ernstlich behaupten werde, eS sei der gegenwärtige Augenblick nicht dazu geeignet und e» hätte keine zwmgende Notwendigkeit Vorgelegen, eine derartige Materie jetzt zu behandeln. Er werde auf die Sache selbst nicht eing-hen, sondern nur auf die Ausführungen de» Hrn. RegicrungSvertreter» über den Dualismus. ES handle sich hier um die Frage, ob dar gesamte Erziehung»- und BildungSwesen unter eine einheitliche Leitung gestellt werden möchte. Diese Frage sei nicht neu. Schon vor 14 Jahren im alten Landtage habe seine Partei ein Unterrichtsministerium ge fordert und habe diesen Programmpunkt jederzeit vertreten. Auch andere Fraktionen hätten nach der gleichen Richtung hin schon früher ihre Wünfchc geäußert. Diese Frage hätte innerhalb der Staatsregierung doch schm, längst einmal einer grundsätzlick-en Er örterung unterzogen werden können, und wenn das der Aall ge wesen iväre, dann wäre auch der Hr. Rcgierungsoertreter heute in der Lage gewesen, über die grundsätzliche Frage de» Dualismus die Meinung der Gesamtregierung bekannt zu geben. Damit wäre mau einen großen Schritt vorwärts gekommen. Es sei not wendig, daß diese Frage einmal im Plenum von der Ltaats« regierung klar beantwortet werde. Nach einem kurzen Schlußworte des Berichterstatters wird der Antrag v». Roth und Gen. einstimmig an die Beschwerde- und Petitionsdeputation verwiesen^ Punkt 2 der Tagesordnung: Allgemeine Vor beratung über den Antrag des Abg. vr. Hähnel und Gen., die Errichtung einer Poliklinik für manuelle Krankengymnastik in Dresden betreffend. (Trucksache Nr. 392.) Abg Vr. Hähnel (kons): Ter unter Nr. 3^2 vorliegende Anttag laute, die Kammer wolle beschließen: l. die König!. Staatsregierung zu ersuchen, in den Staats haushalt 191819 oder schon früher Mittel bercitzußelleu für Errichtung einer Poliklinik in Dresden, welche die Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal in manueller Krankengymnastik und Massage ermöglicht. 2. Tic hohe Erste Kammer zum Beitritt zu diesem Be schlusse einzuladen. Ter Antrag sei als Ergebnis der Besichtigung des Lrts- kraukcnkasscngcbäudcs auf dem Sternplatzc anzusehen, an der sich seinerzeit die Mehrzahl der Mitglieder der Zweiten Ständc- kammer beteiligt hätten. Die Ergebnisse und Erfolge der manuellen Krankengmnnastik, wie sie ihnen bei der Besichtigung dort vorgeführt worden seien, seien so hervorragende gewesen, daß sic dadurch veranlaßt worden seien, die Kö ligl. Staate- rcgierung um Bereitstellung von Mitteln zur Err chtung ein r Poliklinik für diese Behandlung-weise zu bitten, damit deren Vorteil der Allgemeinheit vor allen Dingen der ärmeren Bevölkerung zugute komme, und damit man eine Stätte erhalte, wo die Arzte sich mit ihr vertraut machen könnten, soivie ein möglichst großer Teil des PflegcrpersonalS, vor allen Dingen das staatliche, in ihr ausgebildet werden könne. Redner führt die Vorteile an, die nSbefonderc die Kenntnis der Behandlung-weise durch das Pflegepersonal in sich schließe. Daß auch die Arzte mehr auf diese Behandlung-weise zukämen, habe dcr Krieg zur Genüge gelehrt. Er bitte d Shcüb, dem Antrag beizutreten. Er wolle auf Eiuzelheiten nicht eingehen, nur erwähnen, daß er dcr Meinung gewesen sei, der Antrag fei am 8. Mai eingebracht, daß „in den Staatshaushalt »918/19 oder schon früher Mittel bcrcitzustellen" seien. Er sei der Ansicht, daß man das sogar jetzt noch könnte, wenn die Staatsreg erung dieser Me nung iväre. ES würde sich dann um eine Überschreitung handeln. Jedenfalls könnten fchon jetzt die Vorbereitungen getroffen werden. ES sei ganz selbstverständlich, daß über die Sp zialitäten daS Landes- gesundhcitsamt sein abschließendes Gutachten abgcben müße. Von Dresden sei die ganze Lache zuerst au-gegaugen, daher habe er Dresden in seinem Antrag als Lrt in Vorschlag gebracht. Er sei zu weiteren Ausführungen gern bereit unk empfehle möglichst einmütig die Annahme deS Antrages. (Bravo!) RegierungSkommisiar Ministerialdirektor Geh. Rat Vr. Koch (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Ich habe den Auftrag, dem hohen Hause folgende Erklärung abzugebeu: Die Regierung hält die Ausbildung von Ärzten und Pflege personal in manueller Krankengymnastik und Massage im all- gemeinen und insbesondere nach den im jetzigen Kriege geinachten Erfahrungen für zweckmäßig und notwendig. Das beweis! schon die vor kurzem in Nr. 34 des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes veröffentl» t 1e Verordnung vom 11. Mai 1917, welche die Verordnung vom 7. Februar 1909 über die staatliche Prüfung von Kranlenpflegcpersonen insofern ergänzt und abändert, als solche Personen nunmehr auch in der manuellen Massage und Krankengunmastik unterrichtet und geprüft werden müssen. Die Regierung b abfichtigt auch, staatliche Einrichtungen zu treffe«, welche die Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal in der manuellen Krankengymnastik und Massage ermöglichen soll, und die zu diesen» Zwecke ersorderlichen Mittel bei Kap. 54 des nächsten Staatshaushaltplans einzustellen. (Bravo!) Vizepräsident Krißvorf (soz.): Seine politische« Freunde und er hätten den Antrag dcr Herren Or. Hähnel und Gen. mit Freude begrüßt, werde doch damit von Kiefer Seite dem Forlfchritt gehuldigt (Zuruf rechts: Wie immer!) al» Erkenntnis der neuen Zeit. Venn da» etwa dcr rste von weiteren Schritten sein sollte, so würde e» niemand mehr begrüßen al» sie. Der Krieg mit seinen Folgen habe natürlich auch auf die Heilbehandlung einen wesentlichen Einfluß auSgeübt. Die mediko - mechanische maschinelle Behandlung versteifter Glieder und Körpert üe reiche nickt immer auS und führe nicht immer zum Ziel«. Deshalb fei «e ärztliche Wissen- schäft in neuerer Zeit dazu gekommen, die manuelle Behandlung mehr zu pflegen al« bisher, und mit gutem Ersolge. Man habe noch ein iveitereS Mittel zm Bersügung, die Arbeitstherapie, die darin bestehe, daß Perionen, die das Unglück hätten, verletzt zu sein oder versteiste Glieder zu baden, zu solche« Arbeiten hera«gezogen würden, die sie im allaemeinen nach Be endigung der Kran'heit wieder autüben sollten. Ta würden sie von selbst zu den Bewegungen geführt, die sie in ihren Berufen in Zukunft auSüben müßten, und dabei gehe der^Heilprozeß in gleichem Maße vorwärts. Er freue sich in, übrigen Über die Erklärung der Regierung und begrüße diese Erklärung auch im Interesse der krankcnvcrsicherten Bevölkerung. Abg. Vappser (nk.): NamenS seiner politischen Freunde habe er zu erklären, daß sie den» Antrag vr. Hähnel durchaus sympathisch gcgenübcr- ständen. Sie seien auch damit einverstanden, daß die Staats regierung ersucht werde, recht bald die nötige», Mittel zu ge währen. ES wäre noch die andere Frage zu erörtern, ob die von den Herren Antragstellern gewünschte Einrichtung einer be sonderen Klinik sich gerade für Dresden speziell empfehle oder ob man nicht vielleicht auf den Gedanken kommen tonnte, die Er richtung der Klinik der Universität in Leipzig anzugliedern. (Lehr richtig?) Dort könnten mit Leichtigkeit Einrichtungen getroffen werden, um diese Zwecke zu verfolgen. Sie möchten da- aber der Staat-regierung überlassen, sic möge prüfen und sich dann entscheiden. Bei dieser Gelegenheit möchte er einen Boriall zur Sprache bringen, der seiner Partei bekannt geworden fei und der Aufklärung wert sei. In Leipzig sei eine wissen« schafttiche Anstalt gegründet worden, die sich als psycho- tcchnisches Institut bezeichne und sich mit einem bestimmte!» Heilgymnastikverfalnen beschäftige. Begründer sei der Handels- fchullehrer Richard Händler. Die Versuche Hendler» würden in Fachkreisen stark beachtet und günstig beurteilt. Man dürfe also annehmen, daß man es hier mit einem durchaus ernst zu nehmenden Vorschlag zu tu»» habe, und die Anhänger Hendler» behaupteten, daß mit den» psycho-technischen Verfahren vielen Körperverletzten und Kriegsbeschädigte« eine große Wohltat erwiesen werden könne, ja sie feien fo weit gegangen, daß sie gefordert hätten, daß dieser Händler, der einberufen sei, vom Heeresdienst entlassen werden solle, damit er sich dem Ausbau feiner Idee widmen und dem Vaterlande gute Dienste leisten könnte. DaS Königs. Krieg-Ministerium habe sich aber ablehnend verhalte«, eS habe den Anhängern Händler» auf ihren Antrag hm erllärt, daß cs nicht gewillt fei, den Vorschlägen nachzugebe«. ES liege ihn, selbstverständlich fern, irgendwie in dieser Angelegenheit Partei zu ergreifen oder sich darüber zu beschweren. Seme Parleisreunde meinten aber doch, daß vielleicht hier ein öffentliches Interesse vorliegen könnte, und wenn dies der Fall wäre, so wäre eS vielleicht berechtigt, sic Frage zu stellen, welche Gründe das König!. Krieg-Ministerium veranlaßt hätten, die Vorschläge diese» Herrn rundweg abzulehnen. (Lehr richtig!) E- müsse aussallen, daß an anderen Lrten, zum Beispiel in Bochum von den» dortigen Ehesarzt de§ Krankenhauses und des Rekerve- lazarcttcS die Heilweije Händlers durchaus ausgcübt werde und die Erfolge laut gerühmt würden. Er könnte noch einzelne Namen neunen von anderer Seite, Professoren, Gelehrten und Ärzten, Lberlehr-rn und Leitern von Instituten, welche auch das Ver fahren von Handler als beachtlich hinstellten. Demnach erscheine die Sache wichtig genug und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß etwas Nutzbringendes vorliegen könnte. Deshalb seien sie dazu gekommen, die Ltaatsregieruna, insbesondere das Krieg-Ministerium, zu ersuchen, doch einmal öffentlich die Gründe zu nenne«, die für die Ablehnung maßgebend jein dürften. Neuerdings >ci ein zweites Gc uch von Anhängern dieses Herrn gestellt worden an das König! Kriegsminisleriurn, wo wiederholt gebeten werde, t«v der Händler von» Heeresdienste entlassen werde, um sich dem Verfahre« zu nrwmcn. Tas Königl. Kriegsminiiterium habe daraufhin eine Prüfung und Erörterung zur Lache zugesagt, le» aber schließlich auf seinem Standyunlte stehen geblieben, ohne, wic man erfahren habe, den Händler mit seiner Methode überhaupt nur einmal zu hören. (Hört, hört!) Infolgedessen könnte man vielleicht vermuten, daß immer nur PericnUchkeiten dazu genommen worden seien, das Gesuch zu prüfen, und zn entscheiden, die weder Händlcr noch feine Mctbode genauer kennten. Abg. Sekretär Koch (fortschr. Bp ): Er habe nur kurz zn erklären, daß auch seine Fraktion mit den Gründen und Zielen d s Antrages völlig einverstanden sei, insbesondere auch damit, daß die Poliklinik in Dresden errichtet weroc. Nach der Erklärung der Regierung erübrige sich ein weiteres Eingehen auf die Materie. Sekretär ve. Schanz (kons.) spricht im Namen seiner politischen Freunde seine Freude aus darüber, daß dieser Antrag seitens der Regierung und des HauscS so wohlwollend ausgenommen worden sei. Er freue sich auch, daß der Hr. Vizepräsident Fräßdrns Gelegenheit genommen habe, auch die fortschrittliä s Serie der konservativen Partei k nnen zn lernen, und er hoffe, daß er in Zukunft sich die Anträge der konservativen Partei so genau arische, daß er aus jeden» Anträge dasselbe erkenne, enthalten sm e-Z nämlich in federn Anträge. (Heiterkeit und Zurufe.) Das, was der Hr. Abg. Wappler geiagi habe, zwinge ihn in bezug auf die Darlegungen iu dem Handelsschullchrcr Händler zn einer Entgegnung. Er nicht der Meinung, daß «»an einen Truck aus das Königl. Krieg-Ministerium ausüben solle, daß es sich derartigen Anträgen, auch wenn sie von den Anhängern deS betreffenden Herrn befürwortet würden, ohne weiteres fügen solle. Er könne aus seiner persönlichen Praxis die Versicherung aboebrn, daß jeder von den Herren Naturheü« kundigen, oder wie sic sich sonst nennten, seine besondere Methode habe, jeder seine Anhänger und jeder, einer wie dcr andere, an den Truppenteil oder das KrlegSministerium mit einem Gesuch mit dcr Unterschritt seiner Anhänger gekommen »ei, daß jeder der Herren in der Heimat unentbehrlich sei. Tas würde unteren» Dienst eine scbr große Anzahl Leute en^iekeii, und infolgedessen sei cs notwendig, daß das Kvicgsministtrium sich ernst mit der Frage befasse und sic ernst prüfe. Redner würde im Gegenteil jedem einzelnen der Falle mehr skeptisch als von Anfang an wohlwollend gegenüverstehcn. Er halte es für zweckmäßiger, daß derartige Tinge fest in den Händen des Arztes bleiben, und er sei deswegen dcr Ltaatsregicrung dankbar, daß sie die Poliklinik, die sie hier cinrichten wolle, lediglich aus ärztlichen Rat gründen »volle. Redner möchte deswegen nicht ohne weiteres die Befür wortung des Abg. Wappler mit unterschreiben. Dagegen stehe cr dcr anderen Anregung des Abg. Wappler, die Lache mit dcr Universität Leipzig zu verbinden, durchaus nicht ablehnend gegen über, allerdings nur in dem Linne, daß cr die erste Einrichtung, bei der eS sich ganz zweifellos um eine wesentliche Persouenfrage mit handle, doch hier in Dresden lassen wolle, daß cr aber die bestimmte Erwartung habe, daß an diefe Einrichtung sich recht bald an dcr Universität dieselbe Einricktung anfüge. (Lehr richtig!) Er könne der Kammer nur im Interesse der guten Leiten dieser Lache die einstimmige Annahme des Antrags empfehlen. Der Antrag wird ohne Bestellung von Berichterstatter und Mitberichterstatter sofort in Schlußbcratung ge- nommen. Abg. vr. Hähnel (kons.) dankt der StaatSregierung für das Entgegenkommen, da- >ie den» Anttage gegenüber durch die hentigc Erklärung bewiesen habe. Den» Hrn. Vizepräsidenten Fräßdorf erwidere er, daß, obwohl der Antrag von der konservativen Partei ausgc äugen fe», diefe doch keineswegs eine parteipolitische Lache darin er blicke. Die konservative Partei sei den Einrichtungen gar nicht abhold, wie sie hier als fortschrittlich bezeichnet worden seien.
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