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Sächsische Staatszeitung : 16.05.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191705168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19170516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19170516
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-16
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 16.05.1917
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sichcrgcstcllt lind ausgcbildct hätten, welche aufrechterhaltcn wordcn seien durch die Bäckerfrauen, vielfach aus schließlich durch Lehrlinge. (Abg. Günther: Sehr richtig!) Er wisse nicht, in welcher Beziehung die Großbetriebe hier besser arbeiten konnten. Mau habe heute in den Kleinbetrieben die Teigknetmasch nen auch, und die Ausbeute sei bei len Groß betrieben keineswegs so erheblich höher, daß man eine solche Verordnung in ihrem Wortlaut verstehen könne. Abg. Günther: Sehr richtig!) Diese Betriebe, von denen er gesprochen habe, und zwar aller Fächer und Zweige, wollten nicht Unterstützung, sondern Arbeit zu einem ehrlichen Verdienste haben. Hierzu ge hörten auch die Bauhandiverker und andere Kleingewerbe- treibende, die durch den Krieg ausgeschaltet worden seien, von öffentlichen Arbeiten ihren Anteil zu angemessenen Preisen zu haben (Abg. Günther: Sie haben schweren Schaden erlitten ge- wchl), und die jetzt mit großem Vertrauen zunächst auf die Maß,lahmen der vergebenden Behörden, der Staatsregierung und der Gemeindebehörden, blutten, wie man neue Arbeiten »weder zur Vergebung bringen werde. Auch möchten die Liese- rungsgenossenschaften, die Bauhandwerker, die während des Krieges in weitgehendem Maße zur Verfügung gestanden hätten, nicht außer acht gelassen werden. Es wäre von großem Vorteil, wenn die StaatSregierung genau wie in Preußen der Handels- minister v». Sydow erklären könnte, daß es eine besondere Sorge der Staasregieruug sein werde, den Hairdwerkern Arbeit und Auf träge von Behörden zuzuwenden, und daß man sich vorzugsweise der Zusammenfassung der Hand»verker in den Licferungsgcnofsen schäften bedienen werde. Damit würde ein Teil der bangen Sorge gebannt und der Mut zu neuen Anstrengungen gestärkt. Auch die sächsischen GcWerbekammern hätten umfängliche Aufträge übernommen, und soweit ihm bekannt geworden sei, seien diese Austräge in tadelloser Weise ausgesührt wordeu. All diese Orga nisationen hätten sich in den Dienst des Reiches gestellt, und es werde von diesen Kreisen erhofft und erwartet, daß die Verbin dung, die während des Krieges durch die Not der Zeit entstanden sei, auch in der Friedenswirtschaft nicht wieder aufgegeben werd«. Bor allen« aber aus dein Grunde brauche mau ein leistungsfähiges Handwerk und Kleingewerbe, weil nur bei ihn«, wie er's schon früher erklärt hat, der Ausbau des Nachwuchses m guten Händen liege, (Abg. Günther: Sehr richtig tj und die Verhältnisse, wie man sic jetzt beobachte, wiesen daraus hin, daß die Gefahr auf dem Gebiet sehr groß sei. Außerdem habe der Zulauf zu den ungelernten Berufen sich un geheuer gesteigert. Es sei sicher zu erwarten, daß mit der Wieder belebung des Baumarktcs, Handels, der Industrie und des Ge werbes die Geldflüssigleit zu Ende gehen werde." Bei uns in Sachsen bedürse es deshalb ciucr Stärkung der Zenirakkasse ge werblicher Genossenschaften. Es sei erwünscht, daß der Zcntral- kasse die zunächst nur vorschußweise gegebenen Mittel belassen und ihr wertere zugeführt würden. Die Verhältnisse der Zentral kasse lägen durchaus geordnet, und ihre Wirksamkeit während des Krieges sei hoch anzuerlennen. Wäre es zu verstehe», wenn die Leitung der Zentrallasje dem aus dem Felde konunen- den Standesgenossen erklären müßte: Es seien leine Mittel vor handen, um die Wiederaufnahme des Betriebes zu erleichtern! oder zu ermöglichen. Er würde zu dem Hinweis aus den Ge- nossenschaftsfloct kommen. Wohl seien einzelne Gemeinden bereit willig eingcsprungen mit der teilweisen Übernahme der Haftung, un» den Gewerbetreibeirden die Staatsmittcl dienstbar zu machen. Aber was man vorausgesehen habe, sei eingetrcten. Vielfach würden diese Versuche von den Gewerbevcrbänden abgelehnt, so gar die Gesuch« Kriegsbeschädigter seien abgelchnt worden, obwohl die Gewährung des Darkehns und Übernahme der Haftung durch aus ungejährlich gemein wäre. (Abg. Günther: Hört, hört!) Freilich, wenn man sich in die Lage der Gemeinden versetzte, werde man nicht ün Zweifel sein können, daß die finanzielle Lage der Gemeinden nach dem Kriege außerordentlich bedrohlich sein werde. (Sehr richtig!) Wenn man daran denke, wie in den Gemcinden die Mittel aufgebracht werden müßten, um die Zins- und tllgnngsbeträge für die aufgenommenen Anleihen zu be kommen, jo werde man zu der Überzeugung kommen, daß man doch vor» einer Steuerreform zur andern übergehen müsse. An den Verhältnissen der Handwerker und Gewerbetreibenden seien auch die Grundstücksbesitzer erheblich beteiligt. Die Summe der von ihm geschilderten Verhältnisse stelle einen lebhaften Aufruf an die Staatsregierung dar, doch Zusagen und entgegenkommende Erklärungen zu geben, die das sächsisch« Volk mit der Gewißheit erfüllten, daß mit Nachdruck den Bedürfnissen des sächsischen Ge- werbslebens nachgegangen werde. Nach wie vor sollte aber die Wirtschaft Sache des Einzelnen bleiben, und in dem Wettbewerbe der ehrlichen Arbeit soll« dem schwer getroffenen gewerblichen Mittelstände der Boden für seine Betätigung nicht verschlossen sein, sondern es werde erhofft, daß die Staatsregieruug mit der Ständeversarnmlung die Hand bieten werde, um dem Handwerk und gc»verblichen Mittelstand Vertrauen in die Zukunft wieder zugeben. (Bravo!) Staatominister Straf Vihthmn ». Eckftädt (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.'. Ich gestatte mir, »orau^uschicken, daß ich persönlich mich der Beantwortung der Fragen I, II und IV der vorliegen den Interpellation unterziehen werde, die Beantwortung der Frage III aber der Hr. Finanzminister übernommen hat. Die Frage der Regelung der Übergangswirtschaft aus dem Kriegs- in den Friedenszustand ist so umfassend und weitverzweigt, daß Sie es verstehen werden, wenn ich mich heute in öffentlicher Sitzung und angesichts des jetzige» Landes der Angelegenheit daraus beschränke , diese Frage nur in großen Umrissen zu be handeln (Sehr richtig!) Ztveifcllos ist diese Frage sür Sachsen von ganz besonders einschneidender Bedeutung, weil die sächsische Industrie in her vorragendem Maße Expvrttndnstrie ist und als solche durch den Krieg besonders gelitten hat, ferner »veil in unsere, Industrie die Fertigfabrikate einen großen Anteil der Erzeugung umfassen und well natürlich die Industrie der Fertig- sabritate erst zuletzt wieder auf den normalen Stand der Erzeugung zu gelangen hoffen darf. Dazu kommt, daß unsere Industrie in besonderem Maße auf ausländische Rohstoffe angewiesen ist, daß die bei uns vorherrschende Textilindustrie durch Beschlagnahme ihrer Rohstoffe und jetzt auch eines großen Teiles ihrer Fertigfabrikate besonders in Mitleiden schaft gezogen ist, daß bei ihr die Umstellung auf den Kriegsbedarf schwieriger und kostspieliger sich gestaltete als bei vielen anderen Industrien, und daß dementsprechend voraussichtlich auch die Wieder einstellung auf die Friedensarbcit für sie in vielen Hinsichte»» schwie riger sein wird als in manchen anderen Erwerbszweigen. Ich glaube, dies am Eingang meiner Ausführungen besonders hervvrheben zu sollen. M. H.! Der gegenwärtige Weltkrieg hat, wie er einen in der Geschichte bisher noch nicht dageweseuen Umfang angenommen hat, so auch eine bisher noch nicht dagewesene Veränderung in der sefamten Volkswirtschaft der kriegführenden Länder her- vvrgerufen. Mit bewundernswerter Spannkraft har sich unsere Volkswirt- schäft, nachdem die ersten Kriegswochen und die Lähmung von Handel und Verkehr, die sie mit sich brachten, überwunden waren, auf den Kriegszustand und aus di« Bedürfnisse des Krieges um- gestellt. Unsere ganze Wirtschaft ist mr wesentlichen KrKaSwirt- sckmit yeworden (Sehr richtig!). Eine »Hnpertrovhie der KriegS- mdnstrie »nd eine Blutleere der Friedens,ndustrre" ist emgetrete«, wie sich einmal der Staatssekretär de« ReirhSarnts de» Inner» ausgedrückt hat (Sehr »richtig!). Al« Ziele der Übergangsw»tschaft hat er eine Rück lehr zu eine» Gleichgewicht der vwrtichaftt.cben Kräfte i» Kapital und Arbeit «nd zu freier Inckratwe der w«1- schaftüchen Kräfte unter staatliche. Führ»», hingest, Et Diese Ziele »verden anzustreben sein: durch uinsichtiac Regelung de, Arbeit bei der Zurücksührung unserer heimkehrcnoen Krieger in die Friedenswirtschaft; durch Regelung unserer Kreditverhältnisse unter besonderer Berücksichtigung des jetzt notleidenden LausbesitzeS; durch Maßnahmen zur Hebung unserer Valuta ,md durch Regelung unserer Rohstoffversorgung, bei der naturgemäß der Frage des Frachtraumes eine besondere Bedeutung zukommt. Namentlich den letzteren beiden Ausgaben wird sich der durch die Bundesratsverordnung vom 3. August 1916 bestellte Kommissar für ttbergangswirtfchaft zu widmen haben. Als solcher ist d«r Senator vr. Sthamer aus Hamburg und al« sein Stellvertreter der Geheimrat Goldkuhle ans dem König!. Preuß. Ministerium d«r öffentlicher» Arbeiten ernannt worden. Dem Kommissar sind eine Reihe von Mitarbeitern nebst Stellvertretern und ein Beirat beigegeben. Die näheren Bestimmungen, betreffend dei» Reichskommissar für Übergangswirtschaft, sind durch Bekanntmachung des Reichs kanzlers vom 28. September 1916 getroffen. Hiernach soll die Zahl der Mitarbeiter 10 nicht überschreiten; sie ist gegentoärtig auf 8 bemcsfen Darunter ist ein hervorragender sächsischer Teztil- indnstricller, der Geheime Kommerzienrat Marwitz in Dresden, stellvertretender Vorsitzender der hiesigen Handclslannner. Er ist vom Staatssekretär des Reichsamts des Innern im Einverständnis mit der sächsischen Negierung bestellt worden. Der Beirat besteht aus Vertreter»» der oberste»» Reichsbehvrden und der Bundesregierung», sowie aus Sachverständigen. De, Reichs kanzler ernennt die Mitglieder des Beirates, die Sachverständigen auf Vorschlag des ReichSkommissarS. Al« sächsische Kommissare gehören ihm an der stellvertretende Bundesratsbevollmächtigte, Geheimer RegierungSrat vr. Dehne und als sein Stellvertreter der Oberregierungsrat vr. Kuppert im Ministerium des Innern. Die Zahl der Mitglieder des Beirats ist noch nicht abgeschlossen. Rach der von mir erwähnten Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 28. September 1916 zoerden auS dem Beirat Unterausschüsse sür die einzeln,» Rohstoffe und Waren oder für mehrere Rohstoffe und Waren gebildet. Die Errichtung weiterer Unterausschüsse als der jetzt bestehende» ist zu erwarten Bis jetzt gehören dem Beirate 12 Herre» aus den» Königreiche Sachsen an. Wege»» der Zuweisung weiterer Mitglieder ist die sächsische Regierung mit dem Reichs- kommissar ins Vernehmen getreten; diese Angelegenheit schwebt noch. Es ist zu berücksichtigen, daß hinsichtlich der Überleitung in die Friedenswirtschaft die Verhältnisse noch völlig im Flusse sind. Der Eintritt der Vereinigte» Staaten in die Reihe unserer Gegner und der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit verschiedener» Staaten Zentral- und Südamerikas, ferner Chinas, bedeuten z. B. ein neues Moment, das bei den Arbeiten des Rcichskommissariats natürlich in Rechnung zu ziehen ist. Aus diesen Gründen sind die Vorarbeiten in» Reichskommissariat für Übergangswirtschaft noch nicht allentl-aLcn soweit gediehen, daß die Bildung aller Fachaus schüss« schon hätte erfolgen können. Was die unter II gestellten Fragen anlangt, so erkennt das Ministerium des Innern an, daß auch die Handwerks- und Klein betriebe ein großes Interesse an einer angemessenen Beteiligung bei den zugcsührten Rohstofsen und an einer Zuweisung der nötigen Arbeitskräfte haben. Tas Ministerium des Innern wird diese Inter- essen der Handwerks- und Kleinbetriebe in beiden Richtungen gel tend mach, i» und ist bereit, dahin zu wirken, daß auch sie im Beirate vertreten iein »verden. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß der Beirat nicht ins Nngemessenc wachsen dars, sonst wird er schwer fällig und zur Erfüllung feiner Aufgaben weniger geeignet. Ein Vertreter der sächsischen Landwirtschaft ist bereits für den Beirat vorgeschlagen. Eine Antwort ans diesen Vorschlag steht noch aus. Eine Vertretung der Arbeiter wird hauptsächlich bei der Frage der Demobilmachung, die nicht zum Geschäftsbereiche des Kommissars sür Übergangswirtschaft gehört, in Frage kommen. Tas Ministerium des Innern ist bereit, auch hiersür cinzutreten und wird sich deshalb mit der Rcichslcitung in Vernehmen setzen. Ans dem Gesagten wollen Sie ersehen, daß das Ministerium des Innern die Frage der Übergangswirtschaft mit regstem Inter esse verfolgt und auch, soweit der jetzige Stand der Dinge dies zuläßt, bereits die geeigneten Schritte getan hat, um die Interessen der sächsischen Volkswirtschaft mit Nachdruck zu vertreten. Es wird hierin auch in Zukunft fortfahre»» und diese wichtige Frage in enger Fühlung mit dem Reichskommissar sür Übergangs wirtschaft und mit den anderen zuständigen Reichsstckkcn einerseits und mit den erwerbstätigen Kreisen Sachsens andrerseits behandeln. Gebe Gott, daß die todesmutige Hingabe unserer Brüder im Felde und auf der See bald durch einen siegreiche»» Frieden ge lohnt wird, dann wird auch diese schwierige Frage zu einer gedeih lichen Losung gebracht »verden und Deutschlands und Sachsens Volks wirtschaft wird aus allen den Nöten und Ansechtungen des Krieges durch die Tüchtigkeit und Arbeitskraft aller seiner Berufsstände zu neuer Mute erstehen! Zu IV der Interpellation ist folgendes zu bemerken: Die Frage des Ausbaues der Zentralkasse gewerblicher Ge nossenschaften in Dresden hat die Regierung und die Zweite Stcurde- kammer bereits in» Skai 1914 .beschäftigt. Die damaligen Anträge der Abg. vr. Böhme, Biener und Genossen und deS Abg. Nitzschke (Leutzsch» und Genossen, betressend die Errichtung eine« Institutes zur Förderung des gewerblichen Personalkredits im Mittelstände, wurden in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 15. Mai 1914 mit 41 gegen 21 Stimmen der Staatsregierung in den» Sinne zur Er wägung überwiesen, daß: I. der Zcntralkasse geweicblicher Genossenschaften im Königreiche Sackfeu je nach dem auftretenden Bedürfnisse einschließlich der bereits gewährten Mittel im ganze»» bis zu 2 Mill. M. be- reitg«stellt werden; 2. die Sparkasse»» ermächtigt werden, bis zu 1 Proz. ihrer Eiu- lagcn zur Förderung des genossenschaftlichen Perfonakkredits im Mittelstand« zu verwenden und daß dies dadurch geschehen kann, daß dieselben Wechsel ankaufen, welche durch die Zentral- kafse gewerblicher Genossenschaften im Königreich Sachsen giriert find; 3. ein Beirat gebildet wird zur Begutachtung der Geschäfts- aebarurrg der Zentralkasse und der angeschlossenen Genossen schaften, dem ein Kommissar der König!. StaatSregierung angchören muß. Das Ministerium deS Amern hat daraushin mit den Vertretern der Zentrallasse und deS sächsischen Sparkaffenverbandes in einer Besprechung am 25. März 1915 die Angelegenheit eingehend beraten. Die Verhandlungen haben aber zu ei »»er Einigung zwischen der Zentrallasse und dem Sparkafsenverbandc nicht gesührt. Die Zentral- kaffe hat erklärt, e» sei während des Krieges nicht möglich, daß die Svarlaffen Handwerlerwechsel auska»sen, da sie ihr verfügbares Geld anderweit und besonders zur Befriedigung ihrer eigenen Kuu- denkreise verwenden müsfen, und weiter hat diefe Kaffe die Errich tung eincS BeiraiS abgelehnt, inSbefondere da die in diesen Beirat »u berufenden Mitglieder de« Sparkafsenverbande« über die wün schenswerte und erfolgversprechende Kenntnis deS gewerblichen Ge nossenschaftswesen» nicht verfügen dürste«. Die Kaffe hat daher ge beten, di« Verhandlungen di« nach dem Kriege zu vertage». Unter diesen Umstanden hat di« Regierung den Gedanken ei«« Ausbaues der Zentvallasse im Sinne der erwähnten Beschluss«« d«r Zweite»» Kammer nicht weiter »erfolgen können Indes hat sich auf Bitte« de« Ministerium» de» Innern der Direkter de» Verbände» der landwirtschaftlichen Gensffenschaften Sachsens, Her, Geheimer Hofrat Bach, der Zcntralkasse zur Ertei lung »on Rat und zn sonstige, Unterstützung zu, Be^ügnng gestellt. Er hat die B«sugni», Mchicht in die gesamte Geschäftsführung der Sosse zu nehmen, «»besondere auch «e Kafsenverwaltnna hei Dl»- lontierung mm Wechsel» zu Herste» nnd die Gebarmsg «M den der Kesse gewählten Staatstunlehen DM deoßachten. Über die Zenttallaffe selbst, ihre Verfassung und ihren Um fang, sowie über die gewährten St.,atb,riehen ist folgende« m bemerken: Die Zentralkasse gewerblicher Genossenschaften im Königreiche Sachsen ,st eine Genossenschaft mit beschränkter Haftung und hat ihren Sitz in Dresden. Ihr Zweck ist der Betrieb eine« Bankgeschäfts zur Förderung des Erwerbs und der Wirtschaft ihrer Mitglieder, insbesondere durch Gewährung von Kredit an diese und durch zins- bare Anlage ihrer Geldvorräte. Der Kaffe sind zurzeit 89 Genossen- schastcn angeschlossen, und eS darf bei der Entwicklung deS gewerb lichen GenossenschattStvesens erwartet »verden, daß sich die Zahl der gelverblichen Genossenschaften im Lande und damit mich die Zahl der der Zentralkasse angeschlossenen Genossenschaften weiter erhöbt. Die Summe der bei der Zcntralkaffe eingezahlten Geschäftsanteile beträgt 438 und die Gesamkhastfumme de, Zentralkasse sür ihre Ver bindlichkeiten beträgt 876 000 M. Di« Gesamtzahl der Mitglieder der angeschlossencn Genossenschaften beträgt rund 11000. Die Tätigkeit der Zentralkasse -nr Vermittlung von Kredit an die ihr angeschlossenen Genossenschaften kann als durchanS anerkennenstvert bezeichnet werden. Die Regierung hat der Zcntralkaffe zurzeit Staatsdarlehcn im Betrage von I 42v 619 M zur Verfügung gestellt. Nebenher hat da« Ministerium der Zcntralkasse während de« Kriege« auch vor übergehende Staatsdarlehen zngunsten von Mühlengenossenschaf- ten usw. bewilligt. Diese letzterenjDarlehen beliefen sich auf 575000M. siud aber zum größten Teil« bereits wieder zurückgezahtt Auch an Lieferungsverbände, die nicht die Form von Genoffenschaften hatten, sind Staatedarlehen durch die Zentrakkass« vermittelt worden. Zur Befriedigung des infolge des Kriege« in den Kreisen des gewerb lichen Mittelstände« hervortretcnden besonderen Kreditbedürfnisses dienen übrigen« auch die beiden KricgSkreditbauken in Dresden und Leipzig, und es geht auS den Berichten diese, Danken hervor, daß ge rade auch dem gewerblichen Mittelstand« durch Kred»tgcWährung von diesen Stellen ganz wesentliche Hilse zuteil geworden »st. (Sehr richtig!) So sind von de, Knegskreditbanl für da« Königreich Sachsen zu Dresden an das Gewerbe — hier im Gegensätze zu Handel und Industrie gedacht — seit Bestehe»» der Bank bis Ende 1916 »und 2 722 000 M. Darlehen gewährt worden. Für Unterstützung des gewerblichen Mittelstände« ist weiter auch durch die unter dein 12. April 1N6 erlassene Verordnung des Ministerium« deS Innern gesorgt, nach der aus dem gewerblichen Genossenschastsstock auch an Mitglieder dieses Standes durch Vermittlung der Gemeinden Dar lehen bewilligt werde»» können. Seitens der Zentrakkaffe selbst sind besonder« Wünsche über ihren »veiterer» Ausbau nicht zur Kenntnis der Regierung gekommen. Nur hat sie mit Rücksicht darauf, daß «och dem Kriege wahrfchein- lich das KreditbcdürsniS des gewerblichen Mittelstandes stärker her- vortreten »vird, neuerlich gebeten, ihr nach dem Krieg« weitere Staats darlehen als Betriebsmittel zur Verfügung zu stellen. Diesen Wunsch wird die Regierung seinerzeit erwägen, wiewohl darauf Rücksicht zu nehme»» sein wird, daß, wie erwähnt, zurzeit die Gesamtbastsumme der Kasse nur 876 000 M. beträgt, während di« an die Kaffe gewähr ten Staatsdarkehen schon den Betrag von 1 427 619 M. erreichen. (Bravo!) Ltaatommister v. Lehdewiy (nach den stenographischen Niederschriften): Meine Herren! Unter Punkt III der Interpellation, dessen Be antwortung mir zugcsallen ist, fragen die Herren Interpellanten an, ob die Regierung gewiUt sci, durch Bereitstellung von össcnttlchen Arbeiten und deren Einteilung in kleinere Lose Handwerkern und Meingewerbtreibenden, besonders in der Übergangszeit, Gelege n heit zur Beschäftigung zu anqrrnessenen Preisen z»bieten»ndzudiesem Zwecke auch die Lieferungsgenoffenschaftrn der Hand>verler in aus reichender Weise hcran-uziehen. Ich kann diese Frage nanccrrs der Regierung ohne weitere» be jahen. (Bravo!) Der Regierung stehen für die Zeit nach dem Kriege zur Ausführung öffentlicher Arbeiten ständische AuSgabebewifli- gungcn in sehr beträchtlichem Umfange zur Verfügung. Bei der Eisenbahnverwaltung allein betragen die Ausgabe« bcwilligungeu für bauliche Herstellungen zurzeit, d. h. ohne die im Haushaltsnachtrag erbetenen Bewilligungen, rund 61 Mill. M. Wenn auch erst für einen Teil der bier in Frage kommenden Her stellungen die Entwürfe und Anschläge soweit fortgeschritten sind, daß bereits im Herbst 1917 mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte, so wird doch, falls zu dieser Zeit das Bedürfnis eintreten sollte, den Handwerkern und Kleingewerbetreibenden durch Ver gebung von Ctaatsarbeitcn zn Helsen, die Eisenbahnvertvaltung in der Lage sein, eine Anzahl von Arbeiten zu vergeben, bei denen diese Erwerbskreise Beschäftigung und Verdienst finden können. Bei der Straße nbauverivaltung werden, sobald die nötigen technischen Beamten wieder zur Verfügung stehen, nicht nur die im vorigen Jahre eingestellten Straßcnbmrten »vieder ausgenommen, sondern auch die von srühcr her zurückgcstcltten Bauten in Angriff genommen »verden löuncn. Außerdem würde cs möglich sein, mit einer Anzahl von Berbefscrungsbauten vorzugehen. Auch bei der Wasferbauvcrwaltnng wird Hantnvcrkern und Kleingewerbe treibenden in gervissem ümscurg« Arbeitsgelegenheit geboten werden können, und zwar durch den Bau des Schutzhascns in Rendischsahrc. Auf dem Gebiete des sämtlichen Hoe^aues, bei dem für die Beschäftigung von Landwerlern und Kleingewerbetreibenden in besonderer Weise Gelegenheit geboten ist, werde»» die Verhältnisse unmittelbar nach den» Kriege vielleicht um desiviüen keine größere Ausdehnung gestatten, weil eS viellach an den nötigen Banst offen sehlen »vird. Denn beinahe alle allen Bestände find aufgebrancht und Reuherstellungen oder Beschaffungen werden nur sehr langsam ersotgen können. Die m die Heimat zmrückströmenden Arbeitermaffen werden sich daher in erster Linie »vvhi mehr denjenigen Industrien -u»venden müssen, die noch Rohstoffe zur Verfügung haben oder sich solche alsbald beschassen können. Anderseits wiiw »oransfichtlich die Privatbautätigkeit, die nunmehr fast 3 Jahre lang nahezu ganz unterbunden ge »riesen ist, in größerem Umsang wieder einsetzen, namentlich um die nötige Zahl neuer Kleinwohnungen zu schassen, von denen doch voraussichtlich ein Bedürfnis eintreten wird. Sollte gleichwohl ein Bedürfnis nach Beschaffung von verdienstmögtich« leiten durch staatliche Hochbauten bestehen, so könnte schon im Herbst dieses Jahres immerhin eine größere Anzahl der Bauten bei der staatlichen Hochbauverwaltung ausae führt »verden, für di« im Haus haltsplan ftrr LS16/17 und den früheren ^taatshauehaltsplänen Mittel bewilligt worden sind. Hierbei wvrden in erster Lrm« die in folge des Kriege« zurückgesteüteu oder stark eingeschränkten wich tigeren Neu-, Um- und ErweiterunAbaut«» n» den größeren Städten Sachsens in Betracht komme«, z. B. in Dresden der Um- und Er- weiterungsbau des alle» Landhauses, in Leipzig mehrere Bauten für die Universität, insbesondere di« großen Neubauten für die veterinär-medizimfche« Institute und der Umbau der Akademie der graphischen Künste in Chemnitz, der Um- und Erweiterungsbau der Tec^nschen StaatSlehranstaltrn, in Planen i. B. der Umbau und Erweiterungsbau der Kunstschule, in Werdau der Neubau für die Amtshaupt Mannschaft, in Auerbach der Neubau für das Amts gericht, in Nossen der Umbau des Schlaffes, schließlich die Vollendung der nahezu fertiggestellte» Amtsgericht-neubauten in Branö-Er-is- dorf, Thoaandt und Sebnitz — immerhin ein« ganz ansehnlich« Anzahl von Bauten. Aber auch die kleineren UnterhaltnngSardeiten in den zahlreichen im ganzen Land« verteilten Sümtsqehankun würden vielfache Arbeitsqeleg, »,he,t biete», da auch diefe Arbeiten in den letzte» Jahren außerordentlich u,geschränkt »verden »mßten. AW* *ich überschlägliche, Satzung «nehme»», daß ans diese Weife dick der staatliche» Hochdamxrwaltung Bauarbeiter, nn Ge samtwerte von »neHeere» Ambonen Werk in Auftrag gegeben werden könne»».
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