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Sächsische Staatszeitung : 16.05.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191705168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19170516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19170516
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-16
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 16.05.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Beauftragt mit der Herau-gab«: Hofrat DoengeS in DreSde«. Nr. 79 1917 LandtagsverhaMungen eingetreten. Abg. Richter (soz.): 14. Mai. der Interpellation H. Kammer. Fortsetzung der Sitzung vom Hierauf wird in die Besprechung Der Aba. Born habe abweichend von dem Wortlaute der Jpter- psllatton unter anderem ein Klagelied auf die Bezahlung der nicht- berufsmäßigen Gemeindevorstünde angesttmmtt Solche Klagen müßten an anderer Stelle angebracht werden. Soweit aber die Bc zahlung für die nichtberussmüßigen Gememdevorstande oder ihre Entschädigung für die für Kriegszwecke, für Reichs- und Staats zwecke geleistete Mehrarbeit in Frage komme, fo erkennten feme politischen Freunde ohne weiteres die Berechtigung der Wünsche an Ein gedeihlicher Ausgleich für bestimmte Mehrleistunaen von Arbe.tcn st. V,-»'-- m.d R°"ch.Iw--°-M-m- °'L2 keineswegs gesagt sein, daß -der Handgnff für ^egshüse bezahlt werden falle und könne. Mit der Tendenz der Reg.erungszusage sei seine Partei einverstanden, setze auch ohne weiteres voraus, daß der Maßstab der Bewilligung nicht die Bedürftigkeit lichcn Sinne sein solle. S.e se. auch bannt einverstanden, dab d>e Gabe eine einmalige und nach Kriegsende gezahlt werden solle^ Rur die Bezeichnung Ehrengabe erscheine nicht recht pch end. ^ Ehrengabe vertrage sich nicht nnt dem Charakter em" Schädigung oder Bezahlung. Soweit die heutige Regierungsvorlage m Frage komme, so glaube er, werde die Höhe der aukuwendenden N ja nicht allzu hoch werden. Mit vielleicht ein- bis zweihunderttausend Mark Höchstenfalts werde die Regierung in der Lage sein, den bedürf tigen Gemeinden oder aber den Gemeindevorständen,^die ein An recht aus eine Vergütung ihrer Mehrarbcitsleistung hätten, eine solche zu gewähren. Aber er glaube, es sei unter allen Umständen not wendig, daß zunächst die Regierung darauf sehen müsse, dieser an geblichen Ehrengabe jede Bitterkeit zu nehnien. Wenn das geschehe, werde es vielleicht auch möglich sein, was auch der Interpellant betont habe, daß Arbeitslust und Arbeitsfreude auch in jenen streifen wieder einziehen könnten Es fei Tatsache, daß viele, vielleicht die meisten Gemeindevorstände heute überarbeitet seien. Seine Partei freunde seien bereit, der Regierung die Mittel zu bewilligen und zur Verfügung zu stellen, daß sie in dem heute angegebenen Sinne ihre Ausgabe hier erfüllen könnten. (Bravo! bei den Soz.) Abg. Kleinhempel (nl.): Es sei ohne weiteres zuzugeben, daß besondere Verhältnisse vor lügen, soweit es sich um diese Interpellation und auch um die Petition handele, und er stimme mit seinen politischen Freunden dem Begründer der Interpellation zu. Ihm und seinen politischen Freunden wäre es noch angenehmer gewesen, die Interpellation wäre weiter ge gangen und hätte auch die Unterbcamten mit eingeschlossen. Denn was den ehrenamtlichen Gemeindevorständen recht sei, sei schließlich auch auf die Unterbeamten in den kleineren Gemeinden mit anzu wenden. Er gehe auf die einzelnen Zahlen und Begründungen Nicht weiter ein, die Abg. Born gegeben habe. Es lasse sich nicht ohne weiteres vergleichen, wenn gesagt werde, cs bekoinme ein Gc- meindevorstand 80 M. Man müsse auch die Verhältnisse des OrteS kennen, vyr allen Dingen die Einwohnerzahl. Soviel sei sicher, daß die Bezahlung meist ungenügend sei. Sie wäre zweifellos richtiggestellt worden, wenn die Gemeinden sich an den Bezirksaus schuß gewandt hätten. Aber alles das, was Abg. Born bezüglich der Tätigkeit der ehrenamtlich tätigen Gemcindevorstände gesagt habe, gelte für alle Gemeinden. Da hätten selbst Dörfer mit 3000 bis 4000 Einwohnern Geschäfte übernehmen müssen, die eigentlich die Kommunalverbände hätten ausübcn müssen. Dafür seien sie aber auch nicht besonders bezahlt worden. Die Bedürftigkeit im ein zelnen Falle festznstellen, werde schwer sein. Er hätte persönlich gewünscht, die Interpellation hätte etwa so gelautet: Ist die König!. Staatsregierung bereit, die Gemeinden für die geleistete Arbeit für den Staat und das Reich höher zu bezahlen als seither? Allge meiner, das wäre viel richtiger gewefen. (Unruhe links.) Es werde in dieier Beziehung jedesmal das Selbstverwaltungsrecht ent gegengehalten. Die Gemeinden würden sich einen Eingriff in dieser Beziehung sehr wohl gefallen lassen, wenn sie höhere Entschädigungen bekämen. Für die Umsatzsteuer und für die Stempelsteuer seien die Entschädigungen besser festgelegt worden. Das sei allerdings die letzte Festsetzung, die getroffen worden sei. Bei der Besitzsteuer zögere sie schon, das Königl. Ministerium habe da zurückgehalten, sie festzustellen. Tas Reich habe sie festgestellt, der sächsische Staat noch nicht. Er hoffe, daß die Entschädigung angemessen ausfallen werde. Der Herr Minister habe sich dagegen verwahrt, daß nun nicht weiter gegangen werden solle in bezug aus eine Entschädigung, die den nichtberussmäßigen Gemcindevorständen gewährt werden solle. Er füge hinzu, seine politischen Freunde gönnten es den Herren, denn in vielen Fällen sei ohne weiteres Amaß vorhanden, eine Ent schädigung zu beantragen. Abg. Born habe gemeint, den Kommunal verbänden wäre der Dank der Regierung für die geleistete Arbeit ausgesprochen worden. Es hätte aber ein solcher Dank gewissermaßen noch gefehlt für die Gemeindebcamtcn. Der Herr Minister habe das ja heute nachgeholt. Die eine Versicherung könne er für die Ge meindebeamten abgeben: Sie hätten ihre Pflicht getan auch ohne Aussicht auf irgendwelchen Dank. Er hoffe, daß der Herr Minister die Wünfche, die aus den Kreisen der Gemeinden kämen, und nicht nur aus den kleinsten, auch wohlwollend hören und erwägen werde. (Bravo!) Abg. Brodaus (fortfchr. Bp ): Die wohlwollende Stellung der Deputation zu der Petitton des Gemeindevorstandes Heinrich werde auch von seinen politischen Freunden gebilligt, die auch die von der Königl. Staatsregierung heute abgegebene zustimmende Erklärung begrüßten. Wenn die Ge- meinden allgemein außerordentlich belastet worden seien durch die zahlreichen Verordnungen, die hätten ergehen müssen oder doch wenigstens ergangen seien, so werde natürlich die Last für den ganz befonders schwer, der sie nicht auf andere abwälzen könne. So fei es bei dem Gemeindevorstand in den kleineren Orten, der eben für seine Person alle die Verordnungen kennen und befolgen müsfc, in deren Einhaltung sich in größeren Gemeinden einzelne Abteilungs vorstände teilten. (Abg. Günther: Sehr richtig!) Eine Entschädigung werde in vollem Umfange von den Beteiligten auch nicht erwartet werden, aber dieser Beschluß der Deputation und die Zusage der Königl. StaatSregierung, eine Anerkennungssumme in Form einer Ehrengabe zu zahlen, werde bei den Beteiligten große Genugtuung und große Freude Hervorrufen. Er könne sich auch sehr »vohl den Fall denken, wo eS nicht unangebracht wäre, daß der Staat, der sich die Verantwortung eines schlecht bezahlten Gcmeindevor- standes mit zu nutze mache, diesem in Ausnahmefällen eine Ehren- gäbe auch zubilligen könne. Aus dem Beschlusse, der zur vorliegenden Petition gefaßt worden sei, dürften auch nach seiner Meinung keine allgemeinen Konsequenzen gezogen werden. Man müsse da dem zustimmen, was der Herr Minister deS Innern ausgeführt habe. Es würde nicht richtig sein, diesen Grundsatz für den gesamten Hilfs dienst gelten zu lassen. Der Fall liege ja hier doch noch etwa» anders. Der gering bezahlte nichtberufsmäßige Gemeindevorstand »verde vom staate mit ganz erheblichen Mehrarbeiten belastet kraft seine» Amte». Wenn Abg. Kleinhempel vorhin gemeint habe, die Petition und die Interpellation hätte richtiger dahin gehen müssen, daß den Gemeinden eine Vergütung gewährt würde, so sei er Nicht dieser Ansicht. Er glaube, daß da gerade die nichtberuf-mäßigen Gemeinde vorstände recht wenig oder gar nicht» davon zu sehen bekommen würden. (Bravo!) Abg. Rentsch (kons.): Gewiß seien alle davon überzeugt, daß unsere Gemeindevor stünde, ja wohl alle, die Bürgermeister der kleineren, mittleren und großen Städte des Landes, durch die Mehrarbeiten insolge des Krieges geradezu überbürdet seien. (Zuruf links: Wir sind alle einverstanden!) Die letzteren erhielten aber leicht, wenn auch »»eingerichtete Aus hilfskräfte, und weit eher eine besondere Zulage als die mchtberuss- mäßigen Gemeindevorstände aus dem Lande. Durch die Begründung der Interpellationen und durch die Besprechung derselben sei er weiteren Ausführungen enthoben. Er wolle nur Gelegenheit nehmen, der Königl. Staatsregierung und der Petitionsdeputation sowie dem Berichterstatter sür das Wohlwollen und die gütige Beurteilung der Petitionen seinen Dank auszusprechen, denn es sei sehr häusig der Fall, daß Gemeindevorstände sür ihre mühevolle Arbeit und für ihre Leistungen von uneinsichtsvollen Leuten ungebührlich behandelt würden und Undank ernteten. Es werde deshalb die Ehrengabe, die man den Gemeindevorständen zubilligen wolle, gewiß allgemeine Anerkennung finden. Abg. Dr. ZSPhel (nl.): Die Mitglieder der Deputation, soweit He sich der nationallwe* raten Fraktion zurechneten, hätten auch dem Beschlusse der Tepu- tation zugestimmt. Der Beschluß sei einstimmig gewesen, und der Berichterstatter habe geglaubt, mit Rücksicht aus die kurze Zeit, die zur Verfügung stehe, nicht alle Einzelheiten in der Aussprache wiedergeben zu sollen. Das sei dankenswert gewesen Aber eine kleine Meinungsschwebung zwischen den nationalliberalen Mitglie dern außerhalb und innerhalb der Deputationen, die hier zutage getreten sei, möchte er doch hervorheben. Die nationalliberate Partei stehe allerdings auf dem Standpunkte, daß es ein ungewöhn liches Verlangen von einer Gemeinde an sich bedeute, den Gemeinde vorstand durch den Staat entschädigen zu lassen für Arbeiten, die er inr Berufskreise als Gemeindevorstand vornnehme- Sie habe aber geglaubt, die besondere Stellung, die der nichtberufsmäßige Ge meindevorstand habe, hier anerkennen zu sollen. Sie sei ja anders geartet als die des berufsmäßigen. Es liege ein verschiedenes Ver hältnis vor bei dem berussmäßig Angestellten der Gemeinde, ein anders gearteter Vertrag vor als bei den nichtberufsmäßigen Ge- meindcvorständen. Er möchte deshalb auch die Mitglieder der nationalliberalen Fraktion, die zunächst nicht geneigt gewesen seien, auf den Beschluß der Deputationen mit zuzukommen, doch bitten, dies zu tun. (Bravo! rechts und in der Mitte.) Die Kammer nimmt den Deputationsantrag ein stimmig an. Punkt 4: Interpellation der Abgg. Biener, Hofmann, ve. Böhme und Gen., Übergangs wirtschaft betreffend. (Drucksache Nr. 379.) Die Interpellation lautet: I. Was hat die Königl. Staatsregierung getan und was gedenkt sie noch zu tun, um die wirtschaftlichen Interessen Sachsens in der Übergangswirtschaft zu wahren? II. Ist insbesondere die Königl. Staatsregierung bereit, bei der Überleitung der Kriegswirtschaft zur Friedenswirtschaft dafür Sorge zu tragen, daß ») neben Industrie und Handel auch die Vertreter von Handwerk, Landwirtschaft und Kleingewerbe zur tätigen Mitwirkung in den zu bildenden Ausschüssen heran gezogen werden? d) Handwerks- und Kleinbekiebe bei der Zuführung der für diese erforderlichen Rohstoffe und der nötigen Arbeitskräfte angemessen berücksichtigt werden? III. Ist die Königl. Staatsregierung gewillt, durch Bereit stellung von öffentlichen Arbeiten und deren Einteilung in kleinere Lose Handwerkern und Kleingewerbetreibenden, beson ders in der Übergangszeit, Gelegenheit zur Beschäftigung zu angemessenen Preisen zu bieten und zu diesem Zwecke auch die Lieferungsgenossenschaften der Handwerker in ausreichender Weise heranzuziehen? IV. Gedenkt die Königl. Staatsregierung zur Befriedigung des durch den Krieg in erhöhtem Maße auftretenden Kredit bedürfnisses des gewerblichen Mittelstandes den weiteren Aus bau der Zentralkasse gewerblicher Genossenschaften umgehend in die Wege zu leiten? Die Königl. Staatsregierung ist bereit, die Inter pellation zu beantworten. Das Wort zur Begründung erhält: Abg. Biener (deutsch-Völk.): Es bedürfe immer noch der Anspannung aller Kräfte, um der großen Zahl der Feinde Herr zu werden. Daneben finde man Zeit, inr Inneren über das Endziel der harten Kämpfe sich freundschaftlichst zu unterhalten. Man denke an Versöhnung mit den rücksichtslosen Gegnern und bemühe sich emsig, für das Deutsche Reich und für sein Volk eine neue Form der inneren Entwicklung zu finden. Als im August 1914 Mars das Regiment an sich gerissen hätte, habe sich vor unseren staunenden Augen und denen der ganzen Welt die Vollkommenheit unserer mili tärischen Einrichtungen enthüllt. Gar bald auch sei die geldliche Macht des deutschen Volkes zum Bewußtsein gekommen. Tie wirtschaftlichen Kräfte aber seien zumeist nicht organisiert gewesen, sondern erst mit der längeren Dauer des Krieges sei eine fast vollkommene Umstellung der deutschen Industrie und eines großen Telles des Gewerbes erfolgt. Nun solle man sich bei der Rück bildung zur Friedenswirtschaft nicht von den Ereignissen überraschen lassen, und daher sei cs notwendig, schon frühzeitig den Plan für diese Rückbildung aufzustellen. Es werde viel davon abhängcn, wie damit vorgegangen werde, um ohne all zu große Störungen den Weg zur Friedenswirtschaft zu finden. Fehler, die hierbei gemacht würden, würden oft dauernde Wirkung haben. Es gelte daher, eine umfassende Organisation rechtzeitig zu erwägen. Die gegenwärtige Kriegswirtschaft habe keineswegs durchweg Billigung gesunden, denn von vielen Seiten beklage man sich, daß die Kriegswirtschaft über den wirtschaftlich Schwachen hinweggehe. Es solle nicht seine Ausgabe sein, eine erhebliche Kritik zu üben, denn es werde durchaus von ihm zugestanden, daß die Not über- raschend riesengroße Aufgaben gestellt habe. Es habe vor allem gegolten, die Deckung des Kriegsbedarfs, Heeresbcdürfnisse im großen Umfange unter allen Umständen zu befriedigen. Und dazu sei die Bewirtschaftung der Nahrungsmittel gekommen, an die man vorher in diesem Umsange wohl kaum gedacht Hütte. Auch hierbei seien große Härten und Lasten zutage getreten, die sich sehr ost auch durch die Not kaum entschuldigen ließen. Es werde Bedacht zu nehmen sein darauf, daß die auszuschaltcndcn Zweige deS gewerblichen Leben» bald wieder in den Kreislauf der Volkswirtschaft eingegliedert würden Aber die KriegSgesell- schaften, die sich um die Kriegsrohstoffabteilung dcS preußischen Krieg-Ministeriums gebildet hätten, hätten doch sehr vielfach Anlaß zur Kritik gegeben. Es sei zumeist nicht Bedacht auf die verschie denen Gebiete des Deutschen Reiche» genommen worden und leb hafte Klagen über die Zusammensetzung der Gesellschaften gekommen. Diese Kriegsgesellschasten hätten nun über das ganze deutsche Wirtschaftsleben ein dichtes Netz gezogen, und es bestehe die große Gefahr, daß die Verbindungen, die zwischen diesen Interessenten und den Kriegsgesellschaften, den Zentralen in Berlin, geschaffen worden seien, auch in der Zukunft aufrechterhalten blieben Da durch würden die anderen, die nicht die Verbindungen hätten, schweren Nachteil erleiden. Im Reichstage habe man auch schon davon gesprochen, daß man aus den Kriegsgesellschasten Friedens- gesellschaften machen wolle, daß man diesen den Übergang zur Friedenswirtschaft in die Hand geben »volle. Die Betriebe, die Rohstoffe und Arbeiter zugeführt erhalten würden, würden die Beschäftigung haben, die anderen würden weiter zu feien» haben. Er wolle dabei die Frage nicht beantworten, ob man nach Friedesfchluß Arbeit»- oder Arbeitermangel haben werde. Hervorheben möchte er als die Meinung der konservativen Fraktion, daß zur Erwägung gestellt werden möchte, ob man nicht dem Beispiel Hamburgs folgen und für Sachsen einen be sonderen Ausschuß für die Übergangswirtschaft einsetzen tolle. Weiter möchte er sich den Hinweis erlauben, daß Sachsen vor allem an der Neugestaltung der Dinge lebhaft beteiligt sei. Man wisse, daß Sachsens Industrie und Gewerbe an der Ausfuhr ganz lebhaftes Interesse habe. Wenn es richtig sei, daß man am Ende einer Kulturepoche stehe, daß überall, auf den verschiedensten Ge bieten, neues Werden sich anbahne, so habe Sachsen nach den gemachten Erfahrungen besonderen Anlaß im Hinblick auf die dichte Bevölkerung an enticheidender Stelle Mitwirkung zu fordern. Die konservative Fraktion habe daher gemeint, daß mit der Frage der Übergangswirtschaft und der Rolle, die Sachsen dabei zu spielen berufen sein werde, ein Boden für gemeintame Arbeit aller Richtungen und Stände gegeben sei. Im besonderen sei die neue Vertretung Sachsens durch einen neuen Herrn in Berlin zu begrüßen, der vorzugsweise berufen erscheine, energisch und weitausschauend den Dingen Lauf und Richtung zu geben, wie es Sachsen not tue. Wenn die Kriegswirtschaft die Rücksicht auf den wirtschaftlich schwächeren Betrieb nicht genommen habe, dann dürfe unter keinen Umständen die künftige Friedenswirt schaft den gleichen Fehler wieder begehen Hier gelte es, einen gerechten Ausgleich zu schaffen. Tas Wort aus der Schrift Walter Rathenaus „Probleme der Friedenswirtschaft": „Wirt schaft ist nicht mehr Sache des einzelnen, sondern Sache der Gesamtheit", habe die Sachlage und die Bestrebungen, die an vielen Stellen bestünden, wie ein Blitzlicht erhellt. Schon oft habe man bemerken können, daß Bestrebungen bestünden, die Verhältnisse der Kriegswirtschaft dauernd für den Frieden zu er halten. Es könnte der deutschen Volkswirtschaft nach seiner Auf fassung nichts Übleres geschehen, als daß man sie in eine große Schablone vresie. Auch der preußische Handelsminister Dr. Sydow habe sich in dieser Beziehung ähnlich ausgesprochen. Tas Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Berufsklasien und das gedeihliche Nebencinanderarbeiten fordere gemeinsame Arbeit. Vornehmlich in der Zeit der Übergangswirtschaft gelte es, dec» wirtschaftlich Schwachen aufrechtzuerhalten. (Abg. Günther: Sehr richtig!) Mit einem Worte sei ihm der Hinweis gestattet, daß durch die Kriegswirtschaft vielfach auch in das Genossen schaftswesen der Handwerker, der Landwirtschaft, der Gewerbe treibenden im allgemeinen mit rauher Hand eingegriffen worden sei, obwohl man dabei die Beobachtung habe machen müssen, daß diese Eingriffe nicht allenthalben so eigentlich notwendig gewesen seien. (Abg. Günther: Sehr richtig!) In den Verhandlungen vor der Altonaer Strafkammer sei aus den Ausführungen des damals Angeklagten hervorgegangen, daß ein Ledersabrikant an 84 000 von der KriegSledergesellichaft gelieferten Häuten in vier Monaten 4 Mill. M. verdient habe. (Hört, hört!) Wie sei es möglich gewesen, daß man einem Betriebe eine so weitreichende Bevorzugung habe zuteil werden lassen, während andere wirtschaftlich schwächere notleidende Betriebe vollständig von der Zufuhr von Rohstoffen ausgeschlossen worden seien Ähnlich liege es im Treibriemenfache. Auch dort seien einige wenige ausgewählt worden, denen der Rohstoff zugeführt »verde. Zn dieser Verbindung möchte er auch des Verhältnisses der Groß- mühlen und Kleinmühlen gedenken. Er habe die Auffassung, daß man nach dein Kriege alle Ursache habe, das Weiterbestehen der Keinen und mittleren Mühlen zu wünschen, und daß es jetzt zu beklagen fei, daß von der Reichsstelle die großen Mühlen, »vie er meine, in unzulässiger Weise bevorzugt worden seien. Gerade die Erfahrungen, die man in der Zeit der Berkehrssperre zu Be ginn des Krieges habe machen können, seien dahin gegangen, daß die Großmühlen diejenigen gewesen seien, die sich zunächst und am schnellsten von ihren Lieferungsverträgen losgesagt hätten. (Abg. Günther: Sehr richtig!) In die so entstehenden Lücken hätten dann die kleinen und mittleren Mühlen einspringen müssen Es sei daher wohl zu verstehen, wenn immer lauter der Ruf er töne» daß Vertreter der mittleren und kleinen Betriebe in der Frage der Übergangswirtschaft mitwirken sollten. In dieser Rich tung hätten sich auch die Abgeordneten sämtlicher Parteien im preußischen Abgeordnetenhause ausgesprochen in den von ihm vorhin schon erwähnten Verhandlungen. Aber nicht nur um die Frage der Rohstoffe handle es sich hier, sondern vornehmlich auch darum, wie die Arbeitskräfte auf die Be triebe in der Zeit der Übergangswirtschaft verteilt »vürden. Zurzeit seien im Deutschen Reiche 500 000 Betriebe des Hand werks durch den Krieg lahmgelegt worden, viele Tausende der Betriebsinhaber würden bei ihrer Rückkehr vor dem leeren Nichts stehen. Mit dieser Entwicklung könne dem Staate und der deutschen Volkswirtschaft nicht gedient sein, sondern cs »nüßten diese Glieder dein deutschen Wirtschaftsleben wieder als wertvolle Glieder zugeführt werden. Dazu bedürfe es ausreichender Arbeit zu angemessenen Preisen, und dazu gehöre auch für viele dieser Gcwerbtreihendcn ein ausreichender Kredit zu mäßigem Zinssatz. Also nicht Hilfe und Almosen, sondern Gelegenheit zu reger Be tätigung wolle der Gewerbtreibende haben. Bei der Weihe des Gewerbekammcrhauses zu Dresden habe der Hr. Staatsminister Graf Vitzthum dem sächsischen Handwerk das Vertrauen aus gesprochen, daß es sich nicht aus fremde Hilfe verlassen wolle. Der Hr. Minister habe die Verhältnisse in der zutreffenden Weise geschildert, daß der Stand, der jeder sozialen Hilfe entbehre, erneut die alten Arbeiten auf- nehmen »volle, um sein Dasein, um seine Familie zu er halten. Während des Krieges seien von ihm immer nur Opfer verlangt worden und immer seien von beteiligter Seite Be strebungen im Gange, um die Wiederherstellung der lahmgclegten Betriebe zu verhindern. Er wolle nur mit einem Worte auf die Bestrebungen Hinweisen, die von den verschiedenen Brotsabrikanten in der neuesten Zeit zutage getreten seien und dahin gingen, das Nachtbackverbot »oicdcr aufzuhebcn. Es solle damit herbcigeführt wcrden, daß die handwerksmäßigen Bäckcreibetriebe, noch ehe die Inhaber aus dem Kriege zurückkchrten, vollständig an die Wand gedrückt und dauernd stillgclegt würden. Die Bevorzugung der Großbetriebe hinsichtlich der Preise durch die Kommunalverbände müsse hierbei ebenfalls mit erwähnt wcrden. Leider müsse cr auch einer Verordnung de» sächsischen LcbensmittelamteS gedenken, der Verordnung vom 29. März d. I., in der davon gesprochen werde, daß man auf unwirtschaftlich arbeitende Betriebe keine Rücksicht nehmen dürfe. Und dabei seien das au-gerechnet hier wieder Bäckerbetriebe, die zur Zeit der Bcrlehrssperre die Er nährung der Bevölkerung sichergestellt hätten, dieselben Betriebe, die den Nachwuchs für unser Bückergciverbc unter vielen Mühe»
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