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Frankenberger tlachrlchtsblatt Bezirksanzelger. Amtsblatt der König!. AmMauptmannschast Flöha, des König!. GerichtSa n tS und des StadtrathS zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich ij Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. Bekanntmachung. Die städtischen Collegien haben mit GeMysiauM der Königlichen Bezirksschulinspection beschlossen, von jedem auswärts wohnenden Kinde, welches die MM ÄMWM WM Wir der bisher schon üblichen Einschreibgebühr von S Mark an Schulgeld zu erheben: 30 Mark —- bei der mittleren Volksschule » 60 - —- bei der höheren Knabenschule 60 -- —bei den vier unteren Klassen« der höheren 80 - —- bei den drei oberen Klassen i Mädchenschule und 100 - — - bei der höheren Fortbildungsschule für Mädchen^ Für Kinder aus Gunnersdörf und vom Gute Neubau gelten diese Sätze nicht. Frankenberg, am 6. December 1877. DerStadtiiath. Kuh», Prgrmstr. K^ Oeffentliche Vorladung. Die 22jährige Auguste Wilhelmiue Muster ans Gqcitz hei- Co.tthuK, Mhche eine Zeit lang als Kellnerin und Stubenmädchen in der hiesigen Restauration „zur Garküche" und zuletzt in der s. g. Rachelmühle bei Waldkirchen bedienstet gewesen, ist in einer hier anhängigen Un« Versuchung als Zeugin abzuhören. Da die Müller aus dem letztgenannten Orte unlängst sich wiederum weggewendet hat und ihr gegenwärtiger Aufenthalt hier unbekannt ist, so wird dieselbe hierdurch öffentlich aufgefordert, entweder spätestens de» 2V. December 1877 Vormittags 10 Uhr behufs ihrer Abhörung an hiesiger Gerichtsstelle in Person zu erscheinen oder wenigstens bis dahin ihren jeweiligen Wohnort anher anzuzeigsn. Alle Criminal- und Polizeibehörden werden zugleich ersucht, die Müller im Betreffungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam machen und vom Erfolge Nachricht anher geben zu wollen. Frankenberg, am 4. December 1877. Das Königliche Sächsische Gerichtsamt. , Wiegand. Schubert, Ass. D i ebft a h!. Erstatteter Anzeige zufolge ist in den Mittagsstunden des 18. vorigen Monates aus der Schankstube des Schumann'schen Gasthofs zu Ebersdorf und zwar aus einem unverschlossenen Kasten ein weißer, elfenbeinerner Billardball, welcher mit einem schwarzen Punkte gezeichnet ge wesen, spurlos entwendet worden. Matt bringt Solches zur Ermittelung, des Diebes und Wiedererlangung des gestohlenen Gegenstandes andurch zur öffentlichen Kenntniß. Frankenberg, am 3. December 1877. Das Königliche Gerichtsamt. Wiegand. Schubert. Wochenschau. Die Geschichte im Orient geht einen lang samen, gravitätischen Schritt. Es ist, als ob die Führer beider streitenden Parteien nach je dem Vorkommniß von einiger Tragweite der Welt Zeit lassen wollten, sich in Conjecturen zu erschöpfen über das, was nun wohl kommen mag. Die ganze hinter uns liegende Woche ist eine solche Pause, während der auf dem Kriegs schauplätze in Armenien wie in Bulgarien sich Nichts zugetragen hat, was irgend von Bedeu tung wäre. Geschossen wird allerdings genug und an Menschenopfern fehlt es auch nicht; aber zur Entscheidung trägt es nicht entfernt bei, ob hier die Türken und dort die Russen ein Vor postengefecht glücklich bestanden, ob irgend ein mit Schanzen versehenes Dorf den Besitzer ge wechselt hat. Mehemed Ali Pascha, dessen Auf gabe es sein sollte, Osman Pascha in Plewna zu entsetzen, oder dem Ausbrechenden hilfreiche Hand zu bieten, hat zur Zeit noch mit eigenem Mangel zu kämpfen. Ihm fehlt es vorläufig noch an Soldaten und seinen Soldaten an Mu nition. Bis er das Nöthige herbeigeschafft, ist Plewna vielleicht schon über, und dann ändert sich Mehemed Ali's Ausgabe dahin, die Rüssen am Ueberschreiten des Balkan zu hindern. Wie es in Plewna aussieht, darüber liegen nur Gerüchte vor, die schon deswegen nicht recht glaubwür dig sind, weil sie dasselbe besagen, was man schon vor Wochen erzählte, und was unmöglich da mals und heute wahr sein kann. Zn Konstantinopel hat die ungünstige Kriegs periode augenscheinlich manche bedenkliche Symp tome hervorgerufen. Die Auflösung des Kriegs- rathes, dessen unheilvollem Wirken der verderb liche Sturm am Schjpkapaß und der unsinnige Zug nach Montenegro zuzuschreiben ist, hat nicht genügt, zu verhindern, daß bei der Bevölkerung der türkischen Hauptstadt Besorgniß und Miß stimmung sich steigerten. Der Haß, den des Sultans Schwager Mahmud Damat Pascha sich erworben, hat eine Sostabewegung in Gang ge bracht, wie eine solche in neuester Zeit schon wie derholt für die Beherrscher aller Gläubigen ver hängnißvoll geworden. Die Sofias lenken ihren Blick hinüber von den Mißerfolgen Sultan Ab dul Hamids zu dem Palaste, in welchem Mu rad V. wegen Geisteskrankheit gefangen sitzt. Das Volk verlangt nach einem kräftigen Herr scher und da Abdul Hamid sich als solcher nicht gezeigt, so glaubt es gern, daß Sultaü Murad wieder genesen und dichtet ihm Tugenden an, die er wohl nie besessen. Nach den Gesetzen d?s Koran gilt Abdul Hamid nur als Sultanats verweser, bis seinem Bruder die Gesundheit wie dergegeben ist. Ob letzteres thatsächlich der Fall ist, oder ob es von den Sofias nur als Vor wand vorgespiegelt wird, entzieht sich natürlich unserer Beurtheilung. Ob krank oder genesen, jedenfalls ist Murad V. in großer Lebensgefahr, weil sein Leben unter den obwaltenden Umstän den eine große Gefahr für Abdul Hamid ist. Dem Gerüchte freilich, nach welchem Sultan Mu rad bereits seit 14 Tagen nicht mehr unter den Lebenden weilt, haben wir noch nicht Ursache Glauben zu schenken, da Abdul Hamid sich bis jetzt wenigstens anderweit noch nicht grausam gezeigt hat. Von Seiten der Pforte wird in neuerer Zeit wieder mit der Entfaltung der Fahne des Propheten gedroht. Die Botschafter I der Großmächte sind indeß bemüht, die Ausfüh- rung dieses Vorhabens zn hintertreiben, dessen mögliche verderbliche Folgen sich gar nicht ab sehen lassen. Tunis, der Pforte treuester Vasall, ist mit Rußland jetzt in offenen Konflikt gerathen. Von Bedeutung könnte dies erst dann werden, wenn eine dritte Macht den Weg über Tunis benützte, um der Pforte Hilfe zu schicken. Aegypten zeigt gleichfalls ein? größere An hänglichkeit an seinen Lehnsherrn als man ihm .zugetraut hatte. Trotz der kleinen Eifersüchte leien, welche in der beleidigten Eigenliebe des Prinzen Hassan ihre Ursache hatten, soll der Khedive mit überraschender Großherzigkeit sich bereit erklärt haben, sein Hilfscontingent um 60,000 Mann zu verstärken. Ob hierbei Eng land seine Hand mit im Spiele hat, von wel chem Aegypten finanziell unbedingt abhängig ist, wollen wir dahingestellt sein lassen. Serbien beharrt in seiner nicht gerade eh renvollen zweideutigen Haltung. Das kürzlich verbreitete Gerücht, die Pforte habe den fälligen Tribut von Serbien einverlangt, dieses aber habe sich geweigert, überhaupt noch Tribut zu zahlen, erweist sich als unrichtig. Weder ist die Pforte so unklug, in jetziger Zeit durch solche Forderung den Vorwand zu einem Conflict zu geben, noch hat Serbien den Muth, mit einem solchen Bescheide zu dienen. In Rumänien sind die Kammern zusam mengetreten, um in der Thronrede zu verneh men, daß der Fall von Plewna für die Groß mächte das Zeichen geben würde, die Unabhän gigkeit Rumäniens anzuerkeßuen, welches durch seine Waffenthäten den Beweis der Lebens-