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130 Sonnabend, den 3. November. 1877 MnkmtiLMr lllachrichtsblatt und Bezirksauzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des StadtrathS zu Frankenberg von Weiffenbach. Einfluß der äußersten Rechten getrieben werde. Der Marschall andererseits ist, wenn nicht alle Nachrichten trügen, ebenso geneigt, von der schroffen Haltung nachzulassen, die er in seinen Wahlmanifesten dargethan, und dem linken Cen trum sich wiederum zu nähern. Freilich ist bei der Unberechenbarkeit des transvogesischen Volks zufriedenheit gezeigt, und das Ergebniß der Wahlen war durchaus nicht dazu angethan, einen Ausweg aus dem Wirrsal nahe zu legen. Mit der Zeit aber kam Nath. Kaum wenige Wochen trennen uns von der Zeit der höchsten Aufregung, die nur in einem Staatsstreich ihren Abschluß finden zu können schien, und schon ist von Nichts mehr die Rede, als von Compro- missen. Hüben wie drüben baut man einander goldene Brücken und sucht man in gegenseitiger Nachgiebigkeit den seit Monaten vermißten Eini gungspunkt. Die republikanischen Parteien ver- rathen weise Mäßigung, indem sie sich nicht auf die Gewalt ihrer Majorität in der Deputirten- kammer steifen, sondern Rücksicht darauf neh men, daß der Marschall nicht gänzlich unter den Gedenktage aus großer Zeit. 1870. 2. November: Kronprinz Albert von Sachsen vertheilt vor Paris die von König Johann für sächsische Offiziere und Soldaten gesandten Decorationen. — Exkaiserin Eu genie verläßt Wilhelmshöhe wieder. 3. November: Graf Bismarck schlägt Thiers einen 25- tägigen Waffenstillstand vor, währenddessen die deutschen Truppen ihre Positionen behalten und Frankreich die Wah len zu einer Nationalversammlung vornehmen soll. Bekanntmachung, die Anberaumung eines Gemeindetages betr. Der unterzeichnete Amtshauptmann beabsichtigt, Bekanntmachung. Auf die diesjährigen Communanlagen ist der IV. und letzte Termin bis zum 13. November dieses Jahres an die Stadtsteuereinnahme (Rathhaus 2 Treppen) zu berichtigen. Wir machen die Anlagenpflichtigen darauf hierdurch noch besonders aufmerksam mit dem Bemerken, daß gegen Säumige 8 Tage nach Ablauf des Termins mit den executtvischen Zwangsmaßregeln verfahren werden wird. Frankenberg, am 29. October 1877. DerStadtrath. Kuhn, Brgrmstr.H. nicht doch im letzten entscheidenden Moment un heilvoke Beschlüsse gefaßt werden, welche die jetzigen guten Aussichten zu nichts machen. Wenden wir unsere Augen von Westen nach Osten, von Frankreich nach Rußland und der Türkei, so erblicken wir dort noch betrüblichere Verhältnisse und, was das schlimmste ist, keinen Punkt, an den wir die Hoffnung auf eine dem- nächstige Aenderung zum Besseren knüpfen könn ten. Ganz abgesehen davon, daß die Kriegs göttin sich von ihrer launischsten Seite zeigt und keinem der Gegner bislang einen vollen Trmmph gegönnt hat, so fehlt auch noch jede Grundlage für einen künftigen Friedensschluß. Halbamt liche Eröffnungen haben uns Kenntnis davon gegeben, daß die bei den Orientdingen zumeist betheiligten Großmächte eine Vergrößerung Ruß lands nicht dulden wollen. Selbstverständlich ist dieser Umstand der Pforte nicht unbekannt, sie wagt also Nichts, wenn sie den Krieg bis zur vollen Erschöpfung ihrer militärischen Kräfte fortsetzt; sie wagt dabei nichts als Menschen leben, und deren Werth hat im Orient nie sehr hoch gestanden. Künftigen 3. November dieses JahreS von Vormittags 9 Uhr an sollen in dem in der Altenhainer Straße Nr. 271 gelegenen, dem Schuhmacher Lauckner gehörigen Hausgrundstücks verschiedene Gegenstände, als: Tische, Stühle, Spiegel, 3 Sophas, 1 Kleidersecretär, 1 Kleiderschrank, 1 Nähmaschine, die vollständige Ladenein richtung, bestehend aus 2 Ladentischen, 4 Regale, 2 Oelapparate und 2 Schweine (Läufer) gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert wer den, was mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht wird, daß ein Verzeichniß der Auctionsgegenstände im Amthause hier aushängt. Frankenberg, am 26. October 1877. Königliches Gerichtsamt. Wiegand. R. Bekanntmachung. Die Schulgeldrestanlen auf das Jahr 1876 und auf frühere Jahre werden hierdurch aufgefordert, ihre Reste nunmehr spätestens bis zum 30 November d. IS. an die Stadtsteusreinnahme (Rathhaus 2 Treppen) zu berichtigen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist die gerichtliche Exemtion beantragt und in Vollzug gesetzt werden wird. Gleichzeitig werden Diejenigen, welche sich mit Schulgeld auf das Jahr 1877 in Rückstand befinden, bedeutet, nunmehr dasselbe un gesäumt an unsere Stadlsteuereinnahme abzuführen, da in allernächster Zeit gegen die Restanten die uns zur Seite stehenden executtvischen Zwangs maßregeln werden zur Hand genommen werden. ' Frankenberg, am 29. October 1877. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr.H. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 1j Mark. Hu beziehen durch alle Bnchbandlnngen und Post-Expeditionen. Abonnements aus unser Blatt für die Monate November und Deeember werden zum Preise vo« 85 Ps. noch eutgegengenommen. Lxpeäition äes IVaekriedtsblattes. am Montag, den 12. November dieses JahreS, Nachmittags 2 Uhr in dem Lasch'schen Gasthofe zu Flöha einen sogenannten Gemeindetag abzuhalten und dabei außer einigen neueren Gesetzen und Verordnungen noch andere Angelegenheiten von allgemeinem Interesse zur Besprechung zu bringen. Alle Diejenigen, welche sich für Gemeinwesen interessiren, insbesondere die Herren Gemeindevorstände, Gutsvorsteher und Standesbeamten beziendlich die Mitglieder von Gemeinderäthen und Kirchen- und Schulvorständen des hiesigen Bezirks werden daher zum Erscheinen hiermit ein geladen, gleichzeitig aber gebeten, diejenigen Punkte und Fragen, welche sie bei jener Gelegenheit mit zur Sprache gebracht wünschen sollten, thun- lichst bald und womöglich noch drei Tage vor der Versammlung anher zu bezeichnen. * Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 27. October 1877. - Dch. „Kommt Zeit, kommt Rath", dieses volks- thümlichste Sprichwort .bewahrheitet sich neuer dings in willkommenster Weise in Frankreich. Es ist noch nicht lange her, daß man dort nur zwei Extreme sah, die bereit schienen, sich „bis auf's Messer" zu bekämpfen. Gambetta hatte das Stichwort für den Marschall-Präsidenten ausgegeben: „Abdanken oder sich unterwerfen", Mac Mahon halte in zwei Wahlmanifesten aus unzweideutigste Weise diese Alternative zurück gewiesen, vielmehr als seine Feinde alle Diejeni- gen bezeichnet, welche mit seinen Ministern Un»f charaeters noch nicht die Sicherheit gegeben, daß