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-v KL DiMG, de» Mi. M ^rankmbtlgtr Nluhrichtsblatt und Beztrksanzeiger. Amtsblatt -er König!. AmtShauptmannschast Flöha, -es König!. Gerichtsamts und des StadtratHS zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 1j Mark. Zu beziehen durch alle Buchliandinngen und Post-Expeditionen. Bekanntmachung. Der unterzeichneten Amtshauptmannschaft gehen sehr häufig Briefe, insbesondere Beschwerden ohne Namensunterschriften zu. Dergleichen Zuschriften mögen zuweilen ganz gerechtfertigte Beschwerden zu Grunde liegen, allein durch die Anonymität wird die Erörterung des betreffenden Falles wenn nicht ganz unmöglich gemacht, so doch sehr erschwert, und darf es daher nicht verwundern, wenn anonyme Zuschriften entweder völlig unberücksichtigt bleiben oder doch den gewünschten Erfolg nicht haben. Königliche AmtShauptmannschast Flöha, am 22. Mai 1877. von Weiffenbach. W- OertttcheS und Sächsisches. Frankenberg, 28. Mai 1877. — In später Abendstunde des gestrigen Sonn tages wurde in der Zschopau in der Nähe der Müller'schen Bleiche der Leichnam des seit etwa 10 Tagen vermißten Colporteurs Kühn von hier aufgefunden und polizeilich aufgehoben. — Am 12. Mai wurde im Gasthofe zu Floha die erste diesjährige Versammlung des Leh rervereins aus dem Amtsbezirk Flöha abge halten. Nach Erledigung des Kassenberichts ver- schritt man zur Wahl eines neuen Vorsitzenden und hatte die Freude, denselben in der Person des Herrn Schuldirectors vr. Hartmann- Frankenberg begrüßen zu können. Den Haupt gegenstand bildete ein Vortrag des Herrn Leh rer Rieß aus Frankenberg über „Volkswirth- schaftslehre und Gesetzeskunde als Unterrichts gegenstände in der Volksschule". So sehr sich Referent in seinem klaren und instructioen Vor trage bemühte, die Nothwendigkeit der Einfüh rung genannter Fächer, unter näherer Angabe der bez. Modalität, zu begründen, vermochte man in Anbetracht des ohnehin schon zu sehr über häuften Lehrplanes der Volksschule doch nicht, den Anschauungen des Referenten beizupflichten, in welchem Sinne sich auch Herr Schulrath Ei chenberg aus Chemnitz, welcher die Versammlung mit seiner Gegenwart beehrte, aussprach. Hier- auf folgte ein Vortrag des Herrn Bürgerschul lehrer Konrad aus Chemnitz über die von ihm entworfenen Karten von Sachsen, welche einer eingehenden Berücksichtigung werth erachtet wur den. In der am 25. d. M. in Dresden unter Vorsitz des Cultusministers abgehaltenen Jahres versammlung der sächsischen Bezirksschulinfpec- toren wurden folgende Themata besprochen: Maßnahmen gegen Hinterziehung des Fortbil dungsunterrichts; Ausfall des Schulunterrichts wegen der zweiten Impfung; Verlängerung der Hülfslehrerzeit von zwei auf drei Jahre; Ab änderung der Vertheilung der Candidaten an die Bezirke; Vorkehrungen zur Herbeiführung regelmäßigen Schulbesuchs ; Verlegung der Wahl fähigkeitsprüfung auf eine andere Zeit; Maß nahmen für Verminderung der Schulversäum nisse ; Verlegung des Fortbildungsschulunterrichts von den Sonntagen auf die Wochentage; Ab änderung einer Vorschrift bezüglich der Schul tabelle. Es ward constatirt, daß der Fortbil dungsunterricht sich wachsender Zustimmung im Volke erfreut. Wie im vorigen Jahre die Reservisten, so werden auch in diesem Jahre die Landwehr leute, und zwar in zwei Quoten, zum Exerci- tium mit dem neuen Gewehr einberufen wer den. Die Uebungszeit soll auf zwölf Tage fest gesetzt und die erste Quote der Landwehrleute auf den 4. Juni zum Eintreffen beordert sein. Die sächsische Regierung hat in der Voß- Straße in Berlin ein Terrain angekauft, auf welchem sie ein Palais für ihre dortige Ge sandtschaft, die Militärbevollmächtigten rc. er richten will. Dem CH. Tgbl. wird aus Olbernhau mitge- theilt, daß die oiesjährige Flöße auf der Zscho pau und Flöha beendigt ist. Sie war gegen frühere Jahre nicht sehr stark. Es sind auf bei den Flüssen etwa 24,000 Raummeter Holz in die Chemnitzer Gegend transportirt worden. Auf den dortigen Holzplätzen stehen noch große alte Vorräthe. Sowohl der letzte nicht strenge Win ter, als auch die billigen Stein- und Braunkoh len, sowie die üblen Zeitverhältntsse haben auf den Brenüholzverbrauch Einfluß gehabt. Näch stes Jahr soll, wie man hört, gar nicht geflößt werden. Die unter dem Namen „Meißner Conferenz" bestehende Vereinigung von Geistlichen und Laien unsrer Kirche hält am 12. Juni ihre Jahres versammlung in Meißen ab und wird sich diese u. A. beschäftigen mit Berathungen über Sinn und Wirkung des Neligionsgelübdes der Geist lichen in der sächsischen Landeskirche auf Grund eines Vortrags von Superintendent Nr. Lechler aus Leipzig und über die Mitarbeit der Kirche an der socialen Frage der Gegenwart auf Grund eines Vortrags von Regierungsrath Professor o,-. Böhmert aus Dresden. Die Nachricht von der Festnahme der 3 vom Königstein entflohenen Sträflinge bestätigt sich nicht. Dieselben sind allem Anschein nach über die von Königstein nicht ferne böhmische Grenze getreten. Auch die Bäckerinnung zu Freiberg hat be schlossen, sich dem Vorgehen des Erzgebirgischen Zweigvereins des sächsischen Bäckerverbandes an zuschließen und die Arbeitsbücher für die Gehil fen sowohl, als auch die Lehrlingsprüfungen wie der einzuführen. Des Mordes an dem Ludwig'schen Ehepaare in Lottengrün dringend verdächtig war ein dort wohnhaft gewesener Jäger Meier. Derselbe ist am 23. Mai in Plan in Böhmen festgenommen worden, ebenso seine Ehefrau in Oelsuitz. In welchem Maße die politischen Verhältnisse auf Handel und Wandel einzuwirken pflegen, das hat sich leider klar und deutlich wieder in diesen Tagen gezeigt, schreibt das Lpz. Tgbl. Es lagen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands Anzeichen vor, welche aut einige Wiederbelebung des Geschäftsverkehrs schließen ließen und wir wissen, daß hiesigen Fabrikanten nicht unansehnliche Bestellungen zugegangen wa ren. Da kommt mit einem Male der Umschwung der politischen Dinge in Frankreich, welcher die Deutschland und Italien weniger günstig gesinn ten Elemente an das Ruder bringt und sofort lastet wieder der alte böse Druck auf den Ge schäften. Die Stockung ist augenblicklich wieder eine totale, so daß Geschäftsabschlüsse nur mit größter Mühe gemacht werden können. Ganz dasselbe wird aus Italien und anderen Ländern gemeldet. In der Strafanstalt zu Karsten in Nieder österreich lernten sich vor ca. 3 Jahren zwei Männer kennen, welche wegen entehrender Hand lungen zu Kerkerstrafe verurtheilt waren. Beide waren Offiziere gewesen; der Eine war der Sohn eines hochachtbaren sächsischen Geistlichen, der Andere — ein Cousin der Königin von Eng land. Friedrich Wilhem Haan, ehemals Lieute nant in österreichischen, Obergrenzausseher in sächsischen und Hauptmann in ägyptischen Dien sten, machte in Karsten nicht zum ersten Male die Bekanntschaft der Kerkermauern; Se. Erlaucht Graf Emich zu Altleiningen-Westerburg, früher österreichischer Lieutenant,späterpäpstlicherZuave, war als Offizier bereits 15 Mal disciplinarisch bestraft. Die in Karsten geknüpfte Freundschaft sollte gute Früchte bringen: am letzten Freitag verurtheilte das Dresdner Schöffengericht wegen bez. in Gemeinschaft begangenen Betrugs Hqan zu 3 Jahren 8 Monaten und den Grafen Lei- ningen zu 3 Jahren 2 Monaten Gefängniß. Nach dem Voigtl. Anz. hat sich in Falkenstein ein Vorkommniß zugetragen, welches unglaub lich klingt und doch vollkommen verbürgt ist. Vor einigen Tagen kommt Nachmittags die Schloßstraße herein ein starker Rehbock, wendet sich an der Ecke der Bahnhofsstraße nach dem Markte und setzt, durch Kinder gescheucht, zum Sprunge gegen das eiserne Geländer des Schloß gartens an, das dem ersten Anprall Wider stand leistet, der zweite gewaltigere Sprung abzx gelingt, zwei der ca. H Zoll starken guß- eißernen Stäbe fliegen (der eine in drei, der andere in zwei Stücken) mit dem Thiere ziem lich weit in den Park hinein. Das Reh durch eilt nun den vorderen Garten, überspringt eine 3 Ellen hohe Mauer und einen noch höheren Stangenzaun, und gewinnt wieder das Freie. Der Besitzer des Schlosses, Hr. v. Trützschler, hat zur bleibenden Erinnerung an diesen merk würdigen Fall an Stelle der durchbrochenen senk rechten Eisenstäbe zwei andere in liegender Kreuz forni einsetzen lassen, in deren Mittelpunkt ein Schild befestigt ist mit einem gemalten Reh, da runter das Datum: den 15. Mai 1877. Ueber einen neuen Marktschwindel erzählt der Roßweiner „Anz." von dort: Daß man in Ame rika Eier mit Branntwein füllt, «m die hohe Branntweinsteuer nicht zahlen zu müssen, berich teten neulich amerikanische Zeitungm, daß man aber hierzulande Eier mit Sand füllt, sie künst-