Volltext Seite (XML)
L877 Frankenberger Uachrichtsklatt SerSdorf Bezirksanzeiger Amtsblatt ver Königl. AmtShauptmannschaft Flöha, des'Köaigl. GerichtSa ritS und des StadtratHS zu Frankenberg 1 mommen rector. den 21 >W tarte« »all. Nebe und r unseres a unsern rikg«schau< chauplatzki »opäischen latt über )ße Par- > dasselbe latteS fführur »vl 5 Kp.) md Ge- Frauen- rswalde ind Ber- Snig mit psehle ich s: Saal ad Gast- erfügung. ere unter werthen -m Heim- von Jah- und ihre erstreck- md Krie- lichen Kenntniß. Frankenberg, am 25. Mai 1877 irabe ge ben und m Dank, ns Allen Wochenschau. Die hinter uns liegenden Tage der Pfingst' feier haben dec Welt diesmal nicht die Ruhe und den Frieden bescheeren können, um deren willen wir sonst das liebliche Frühlingsfest will kommen zu heißen pflegen. Welche Wohlthat erschien es in anderen Jahren zu solcher Festzeit, endlich einmal dem Getümmel des Alltagslebens zu entrinnen, von den Händeln der Politik nichts zu hören, nicht einmal durch ein Zeilungsblatt daran erinnert zu werden, wie die Welt regiert wird. And Heuer? Mit wahrer Spannung sah jeder poli tisch Gebildete dem Ende der Feiertage und dem Erscheinen der nächsten Zeitungsnummer entge gen, um Nachrichten vom Kriegsschauplatz und Neuigkeiten aus Frankreich zu erhalten. Vor Allem letztere regen gegenwärtig das allgemeine Interesse an, nachdem die „große Nation" durch einen ganz unvorhergesehenen Regierungswechsel die Aufmerksamkeit Europa's plötzlich von den Vorgängen im Orient abzulenken und auf die Hauptstadt an der Seine zu concentriren ver standen hat. Allerdings ist es nicht sowohl die „große Na tion" selbst als vielmehr ihr Staatsoberhaupt, der Marschall Mac Mahon, und die denselben umgebende und beherrschende Camarilla, welchen die Urheberrolle bei den bedeutungsvollen Ereig nissen der letzten Tage zuzuweisen ist. Bekannt lich herrschte zwischen dem Marschall-Präsiden ten und dem Chef des Ministeriums, dem libe ralen Jules Simon, schon seit den letzten kirch lich-politischen Debatten in der Deputirtenkam- mer eine prinzipielle Meinungsverschiedenheit, weil der Minister eine gegen die kleNalen Um triebe gerichtete sehr entschiedene Tagesordnung gutgeheißen und damit den gegen die Gesetze sich auflehNenden Bischöfen mit strengen Maßnahmen gedroht'hatte. Jndeß schien dieser Zwischenfall erledigt, als Jules Simon plötzlich am 16. d. Mts. von dem Marschall-Präsidenten ein Schrei ben erhielt, welches demselben im Widerspruch mit allen offenliegenden Thatsachen den Vorwurf machte, daß er, der Minister, das Vertrauen der Volksvertretung nicht mehr besitze und überhaupt die Autorität der Regierung gegenüber den ra dikalen Bestrebungen der Kammer nicht zu wah ren verstehe. Inhalt und Ton dieses Briefes waren in solchem Grade beleidigend, daß das ganze Cabinet augenblicklich seine Entlassung gab. Darauf hatte die den Marschall beeinflußende klerikal-reaktionäre Partei nur gewartet, um so fort mit der Neubildung eines Ministeriums aus ihrer Mitte zu antworten. Seit dem Abend des 17. Mai sind die Geschicke Frankreichs einer Negierung anvertraut, an deren Spitze der Her zog v. Broglie steht und die zu Mitgliedern die bekanntesten Führer der Monarchisten und Kle rikalen, die erklärten Gegner der bestehenden re publikanischen Ordnung zählt. Die ersten Schritte, mit denen dieses Regiment sich eingeführt hat, sind bezeichnend für die weiteren Pläne, zu deren Ausführung der „loyale Soldat" Mac Mahon seinen Namen und seine konstitutionelle Gewalt hergegeben hat. Die Kammern sind durch Dekret ves Marschall-Präsidenten am 18. d. M. „ver tagt" worden; zwei Tage später schon war die überwiegende Mehrzahl der republikanisch gesinn ten höheren Verwaltungsbeamten von ihren Po sten entfernt und durch Creaturen des Kaiser reichs oder andere Vertheidiger der „moralischen Ordnung" d. h. durch Leute ersetzt, welche seit langer Zeit nur auf den Moment gelauert haben, wo sie die jetzige Verfassung über den Haufen werfen und auf den Trümmern der Republik jenes System wieder aufrichten könnten, welches Frankreich in die Katastrophe von 1870 gestürzt hat. Die republikanischen Fraktionen beider Kam mern haben gegen den unmotivirten Minister wechsel und gegen die über sie verhängte Ver tagung protestirt und einen Appell an das Land erlassen, in welchem die Wähler aufgefordert wer den, der neuen Regierung gegenüber eintreten den Falls von der Waffe des allgemeinen Stimm rechts Gebrauch zu machen. Ob aber diese Waffe sich schneidig genug erweisen wird, um Leute aus dem Besitze der Gewalt zu vertreiben, welche nach dem soeben verübten parlamentarischen wohl auch vor einem militärischen Staatsstreich nicht zurückschrecken dürften, das erscheint mehr als fraglich. Die innere Ruhe und der äußere Frieden Frankreichs, die ganze Zukunft dieses Landes ist wieder einmal ernstlich gefährdet; das ist die Situation, in welche die Pfingst woche unsere Nachbarn jenseits der Vogesen ver setzt hat.. Auf dem Kriegsschauplätze ist es gleich falls während der letzten Tage lebendiger ge worden, namentlich in Asien, wo die Türken steher. Suren Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. endlich die Rolle der Angegriffenen mit der der Angreifer vertauscht haben. Insbesondere ist es ihnen gelungen, die mohamedanische Bevölkemng des Kaukasus sowie der Krim im Rücken der russischen Operationsarmee zu insurgiren und verschiedene feste Küstenplätze am schwarzen Meer, darunter das strategisch wichtige Suchum Kaleh, zu erobern. Jndeß ist auch auf russi scher Seite ein nicht unwichtiger Erfolg in der Erstürmung von Ardahan zu verzeichnen. An der Donau dagegen haben die Russen ihre Ope- ranonen bisher immer noch auf die Befestigung ihrer Stellung in Rumänien beschränkt; die wie derholt verbreiteten Meldungen über den Vor marsch eines russischen Corps in die Dobrudscha haben sich nicht bestätigt. Weiter ist noch von orientalischen Dingen zu melden, daß der Scheikh ul Islam nunmehr den „heiligen Krieg" gegen Rußland verkündet hat, welcher die ge- sammte mohamedanische Welt, soweit sie den Sultan in Constantinopel als berechtigten Nach folger des Propheten ansieht, zu den Waffen ruft. Die Folgen dieser Maßnahmen dürfte Rußland bald schon in neuen Aufständen seiner centralasiatischen Provinzen spüren. In Oesterreich-Ungarn haben die Par lamente am vorigen Freitag ihre Pfingstferien begonnen. Die letzten Debatten im ungarischen Abgeordnetenhause betrafen die Orientpolitik der Negierung, welche ihres unentschiedenen Charac- ters wegen mehr und mehr die Unzufriedenheit aller Parteien erregt. Im Neichsrath zu Wien gelangten in den Anträgen der Abgg. Sturm und de Prato wichtige Fragen der inneren staats rechtlichen Organisation zur Verhandlung. Be deutungsvoller jedoch als diese inneren Angele genheiten ist die plötzlich eingetretene Vertagung der Verhandlungen über einen deutsch-österreichi schen Handels- und Zollvertrag. Die Forderun gen, welche von den österreichisch-ungarischen De- legirten gleich bei Eröffnung der Eonferenzen in Wien erhoben wurden, entsprachen, wie man jetzt hört, so wenig den auf deutscher Seite verthei- digten Freihandelsprinzipien, daß eine Einigung vor der Hand unmöglich schien und daß die Ver treter Deutschlands unverrichteter Sache abreyen mußten. > Das englische Parlament sich am Don nerstag vertagt, nachdem.es die Gladstone scheu Resolutionen, welche einen Tadel der Türker midt. unde. «er? von Weiffenbach. W. Bekanntmachung. Von dem derzeitigen Vorsteher der hiesigen Vogelschützengesellschaft sind heute dem unterzeichneten Stadt- rath Fünfhundert Mark als beim diesjährigen Königs frühstück gesammelter Grundstock zu einer Stiftung der Bogelschützengesellschaft zu Frankenberg zum Besten der Armenkaffe daselbst mit dem Wunsche übergeben worden, diese Stiftung zu verwalten und die Zinsen alljährlich am Pfingstsonnabend an würdige Arme hiesiger Stadt unter vorzugsweiser Berücksichtigung früherer Vogelschützen oder Familienange hörigen von solchen zu vertheilen. Wir bringen diese Schenkung unter dankbarer Anerkennung des durch sie sich offenbarenden hochherzigen Gemeinsinnes hiermit zur öffent- Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 1j Mark. 3» beziehen durch alle Bncddaudiungen und Post-Expednionen. Bekanntmachung. Die nächste öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses findet Montag, den 28. Mai 1877, Vormittags S Uhr im Verhandlungssaale der unterzeichneten Behörde statt, was unter Hinweis auf die im amtshauptmannschaftlichen Gebäude am Anschlagbrete aushängende Tagesordnung andurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 23. Mai 1877.