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M L52 und Bezirksanzeiger Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich ij Mark. 3" beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Weihnachten. Und edle Sinnesart erzieht DeS Heiland's hohe Lehre; Hein Jünger ist's, wer haßt und sticht, Was schlecht und niedrig wär». Dem Freunde leben, Dem Feind vergeben, Den Armen speisen — Komm, was wir preisen: Friede auf Erden! In jedem HauS der Christenheit WaS für ein Glanz der Lichter? Woher in ernster schwerer Zeit Die fröhlichen Gesichter? Die Herzen schlagen'», Die Lippen sagen'S, Die Glocken klingen's, Die Kinder siiigen'S: Der Heiland ist geboren. Vom hohen Herrscher aller Welt Ward Jesus auserlesen; Der hat in'S reinste Aicht gestellt DeS ew'gen GotleS Wesen. Den niemand sähe, Nun ist er nahe, Dem Menschengemüthe Ein Vater voll Güte, Ehre sei Gott in der Höhe! Der Christbaum leuchtet Alt und Jung; Wie macht er frohe Herzen , Den Alten durch Erinnerung, Den Jungen durch die Kerzen! Das Geben ist selig, DaS Nehmen macht fröhlich. O Christkind voll Klarheit, Sei immer in Wahrheit Den Menschen ein Wohlgefallen. Moritz Richter. 187« Amtsblatt ter König! Amtshauptmannschast Flöha, teö König!. GenchtgamiS unt de» StadtratHS zu Frankenberg. Sonntag, de« 24. December. KankenberM Nachrichtstilatt OertUcheS und Sächsisches. Frankenberg, 23. December. — Gestern beehrte der neue Leiter der Kreis- hauptmaflnschaft Zwickau, Herr Kreishauptmann vr. Hübel, unsre Stadt zum ersten Male mit mit seinem Besuche. Derselbe gatt der Ueber- bringung hoher Auszeichnung, die von Se. Ma jestät dem König zwei Vertretern des hiesigen Fabrik- und Handelsstandes zu Theil geworden ist durch Verleihung des Ritterkreuzes er ster Klasse vom Albrechtsorden, welches Herr »r. Hübel Herrn Kaufmann Karl Moritz Nau, Mitchef der Firma Uhlemann u. Lantzsch, . der jetzt bedeutendsten Kattundruckerei Sachsens, persönlich überreichte, während dieselbe Auszeich nung heute früh dem leider seit länger als einem halben Jahr ans Krankenzimmer gefessel ten und so in seiner mannigfachen ersprießlichen, besonders mildthätigen Werken gewidmeten Thä- tigkeit gehemmten Hrn. Kaufmann Gustav Theo dor Gnauck durch Hrn. Btgrmstr. Kuhn im Auftrage des Hrn. Kreishauptmanns überreicht worden ist. Den Decorirten ist die Auszeichnung „für Verdienste um Hebung der hiesigen Indu strie und gemeinnütziges Wirken" geworden. Hr. Kreishauptmann vr. Hübel besichtigte gestern eingehend die ausgedehnten Räume der Fabrik von Uhlemann u. Lantzsch. — Zum Wahlcommiffar für den Frankenberg und seine Amtslandschaft mit umfassenden 15. Reichstagswahlkreis ist Hr. Amtshauptmann von Weissenbach in Flöha ernannt worden. Für den 9-, die Nachbarstädte Hainichen und Oederan mit umfassenden Wahlkreis fungirt Hr. Amts hauptmann Le Maistre in Freiberg als Wahl- commissar. — Kurz vor Schluß unseres Blythes erhalten wir die Mittheilung, daß während der vor ca. 14 Tagen gemeldete Anfall auf einen Fabrik arbeiter in der Nähe von Altenhain auf einen Straßenexceß zurückzuführen sei, am Donnerstag oberhalb Schellenberg ein blutiges Verbrechen verübt worden ist. Der Fuhrmann Kirsch aus Dittniannsdorf bei Neuhausen, welcher Spiel- waaren nach Grünhainichen gebracht hat, ist auf dem Retourwege zwischen Waltersdorf und Mittelsayda, muthmaßlich gegen 9 Uhr Abends, erschlagen und gestern früh, zwischen den Pfer den Vorderrädern des Wagens liegend, t bedeckt todt aufgefunden worden.i Wahrscheinlich hat man bei dem starken rüstigen 27jährigen Manne, der schon im vorigen Jahre auf demselben Wege angefallen worden ist, Geld vermuthet. Kirsch ist Donnerstag Abend 8 Uhr noch in Eppendorf gesehen worden. Er wurde auf den Zügeln liegend aufgefunden, vernluth- lrch hat man damit die Meinung erwecken wollen, daß er verunglückt sei. Der Preis der Pässe zu Reisen außerhalb Sachsens beträgt vom 1. Januar k. I. ab 1 M. 25 Pf., einschließlich der auf 50 Pf. fest gesetzten Stempelabgabe. Bisher war sdie Stem pelabgabe nur im Betrage von 25 Pf. zu ent richten. Unter den größeren deutschen Städten, welche nach Berlin in der nächsten Zeit ein Rohrpost netz (pneumatische Rohre zur Brief- und Tele grammbeförderung) erhalten sollen, befinden sich auch Dresden und Leipzig. TageSgeschichte. Deutsche» Reich. Der Kaiser hat den Reichstag am 22. Decbr. mit folgender Thronrede geschloffen: Geehrte Herren! Bei dem Schluffe der vierten und letzten Session der zweiten Legislaturperiode des Reichs tages darf ich Sie aufsordcrn, mit mir einen befriedigenden Rückblick auf die Ergebnisse Ihrer Thäligkeit zu richten, um uns zu vergegenwärtigen, in welchem Maße ihre und der verbündeten Regierungen gemeinsame Arbeit im Laufe der letzten drei Jahre den Ausbau der verfassungsmäßigen Grundlagen des Reiches gefördert hat. Durch da« Reich«, mjlitärgesetz ist die Organisation de» deutschen Heere« fest- gestellt und damit eine zuverlässige Gewähr für die Unab- hängigkeit de« Vaterlandes und für seine berechtigte Welt- stellung geschaffen worden. Auf dem Gebiete der wirthschaftlichen Interessen hat da» Bankgesetz für die Regelung der Crcditverhältniffe und de» Geldumlauf» einheitliche Ordnungen eingeführt, von deren Wirksamkeit Handel und Berkehr eine stetige und nachhaltige Förderung erwarten dürfen. Zugleich ist die Gesetzgebung darauf bedacht gewesen, ihre Fürsorge für dis arbeitenden Classen durch Organisation der eingeschrie benen HLlfscassen zu bethätigen. Bon nicht geringerer Bfdeutung ist da» in der ablausenden Legislaturperiode Gfschaffeye für die Pflege der geisiigen Interessen der Na tionen. Die Rechte und Pflichten, welche sich an die lite rarische Thätigkeit knüpfen, sind durch das Gesetz über die Presse neu geordnet. Der Schutz de» geistigen Eigenthums hat durch die Gesetze über das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, an Mustern und Modellen eine lange entbehrte Erweiterung erhalten. So werthvoll aber auch die Ergebnisse Ihrer früheren Sessionen in den genannten und in anderen Beziehungen wären, so werden Sie doch an Bedeutung überragt durch ie große Ausgabe, welche Ihnen auf dem Gebiete der ' ——... . § Justizgesetzgebung gestellt war. Nachdem eine Revision de» Strafgesetzbuches in der vorigen Session stattgesunden hatte, fiel der heule schließenden die Erledigung der Gesetz entwürfe zu, welche die Gerichtsverfassung, die Livil- und Strafproceßordnung und die Loucursoldnung regeln. Diese Entwürfe sind von Ihren Commissionen mit ange spanntestem Fleiße und mit der eingehendsten Sorgfalt ge prüft worden und der Reichstag hat die Berathungen über diese Gesetze mit dem Eifer und der Hingebung gepflogen, wie sie der großen nationalen Aufgabe würdig waren. — Bei einem so umfangreichen und bedeutungsvollen Werke mußten in der ersten Beurtheilung die Meinungen über viele und wichtige Punkte nothwendig in dem Maße au»- einanderaehen, wie es der Verbreitung und der Vielseitig keit juristischer Durchbildung in allen Theilen unseres Va terlandes entspricht. Dennoch ist es zu Meiner aufrich tigen Freude gelungen, alle Meinungsverschiedenheiten im Wege der Verständigung unter Ihnen und mit den ver bündeten Regierungen auszugleichen und die Verhandlun gen zu einem befriedigenden Abschluß zu bringen. Da» Gefühl de» Dankes für die Bereiiwilligkeit, mit welcher Sie, geehrte Herren, den verbündeten Regierungen zu die ser Verständigung entgegengekommen sind, ist in Mir um so lebhafter, je höher ich den Gewinn anschlage, welcher aus dem Gelingen diese» Werke» für unser nationale» Leben erwachsen muß. Durch die stattgehabte Verabschie dung der JustiMetzc ist die Sicherheit gegeben, daß in naher Zukunft dii Rechtswege in ganz Deutschland nach gleichen Normen gehandhabt, daß vor allen deutschen Ge richten nach denselben Vorschriften verfahren werden wird. Wir sind dadurch dem Ziel der nationalen Rechtseinheit wesentlich näher gerückt. Die gemeinsame Rechtsentwicke lung aber wird in der Nation das Bewußtsein der Zu sammengehörigkeit stärken und der politischen Einheit Deutschlands einen inneren Halt geben, wie ihn keine frü here Periode unserer Geschichte aufweist. Die RechtSein- heit auch auf dem Gebiete des gesammten bürgerlichen Rechtes herbeizusühren, wird der Beruf der kommenden Sessionen sein. Ich entlasse Sie, geehrte Herren, indem ich Ihnen für Ihre angestrengte und erfolgreiche Arbeit wiederholt im Namen der verbündeten Regierungen den wärmsten Dank ausspreche in dem festen Vertrauen, daß, auch wen» der Reichstag flch wiederum hier versammelt, es uns vergönnt sein wird, unsere Arbeiten ausschließlich den friedliche« Aufgaben der inneren Entwickelung de» Reiches zuzuwenden. Der bisherige Fortgang der Verhandlungen der euro päischen Mächte über die im Orient schwebenden Fragen berechtigt mich zu der Hoffnung, daß e» meinen Bemüh- ungen und den einander entgegenkommenden friedlichen Intentionen der an der Entwickelung der Dinge im Orient unmittelbar betheiligten Mächte gelingen werde, die schwe- benden Fragen ohne-Beeinträchtigung der guten Bezieh ungen zu lösen, welche gegenwärtig unter ihnen obwalten. Ich werde, gestützt von dem Vertrauen, welche» Deutsch lands friedliebende Politik sich erworben hat, im Wege freundschaftlicher und selbstloser Vermittelung mit Gottes Hilse auch ferner dazu Mitwirken. «esterreich-UagNsn. Der diplomatische Zwischenfall zwischen dem Kaiserstaate und Serbien wetzen des Vorganges ' auf dem „Radetzky" ist kaum beigelegt und schon