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berger Mchrlchtsülatk und Bezirksanzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des Stadtraths zu Frankenberg HM: Erscheint wöchiutll» drei M^ 1j Mark. 8» beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Ueber die sociale Frage.*) Lieber Fritz! Du schreibst mir, alle Tage hörtest Du von der socialen Frage, ohne eigent lich zu wissen, was für ein Ding das sei, daß davon soviel Aufsehens gemacht werde. Nun ich will versuchen, Dir das zu erklären. „Sociale Frage" heißt soviel, als „gesellschaft liche Frage", nur daß Du dabei nicht an eine gewöhnliche Gesellschaft zu denken hast, sondern an die Staatsgesellschaft, welche die Gesammt- heit des Volkes bildet. So bildet jedes Land unter seinem Fürsten eine Gesellschaft von Staats angehörigen und als Deutsche verehren wir in unserm Kaiser das Haupt unserer Gesellschaft. Aber in dieser Gesellschaft sind nicht alle gleichgestellt und viele unzufrieden mit der Stel lung und Behandlung, die ihnen zu Theil wird. Du bist zufrieden mit Deinem bescheidenen Loose, das weiß ich, aber wie Alle zufrieden zu stellen seien, daß ist eben die Frage, die man die ge sellschaftliche öder die sociale Frage nennt. Und die dies« Frage am lautesten im Munde führen und mit einem Schlage gelöst wissen wollen, . das sind die Socialisten oder Socialdemokraten. Wie suchen nun die Social-Demokraten ihre Pläne zu verwirklichen? Zunächst gehen sie darauf aus, einen Anhang zu gewinnen, je grö ßer, desto bester. Ihre Reiseapostel ziehen von Stadt zu Stadt, vön Dorf zu Dorf. Den klei nen Leuten wird nun vorgeredet, daß sie Hunger *) Anmerkung: Wir entnehmen diesen vortrefflichen in Briefform gehaltenen Aussatz, nachdem wir einige kleine Arndernngen upd verschiedene Kürzungen vorgenommen haben, dem von der Hiostorffschen Buchhandlung,Herty,«, gegebenen MecklenbW'schen Kalender für 1877. D. R. WW^ Die nächste Nummer d. Bl. erscheint wie gewöhnlich am Mittwoch Abend. Diebstahl. Diebstahl. und Kummer leiden wüsten. Anfänglich kommt ihnen Das wunderlich vor, aber Du weißt ja, Wklr. leit verjagt, der letzte Polizeidiener vertrieben, dann haben sie gewonnenes Spiel. Schließlich aber fürchten sie doch noch EinS: den gesunden und frommen Sinn des Volkes. Den hat es aus Luther's Heiliger Schrift, dem Worte Gottes, erworben und gewonnen. Aus derselben weiß es: „Arme und Reiche müssest mit einander sein, und Gott hat sie alle gei macht!.... Sammelt nicht Schätze, welche von Motten und Rost gefressen werden und wonach Diebe graben und stehlen!.... WaS hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele!.... Erstatteter Gendarmerie-Anzeige zufolge ist am Abend des 6. dies. Mts. bei Gelegenheit einer öffentlichen Tanzmusik aus dem Saale des LieberS'schen Gasthofes zu Oberlichtenau ein guter blauer Winterüberzteher von Eskimostoff mit schwarzem Sammetkragen, schwarzem Futter, zwei inneren und zwei äußeren Brusttaschen, sowie- etwas defectem untersten Knopfloch spurlos entwendet worden. Behufs Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen wird Solches hiermit öffentlich bekannt gemacht. Frankenberg, am 16. November 1876. Das Königliche Gerichtsamt. Wiegand. Wklr. Am 7. dies. Mts. gegen Abend ist von einem vor der „Fischerschenke" zu Sachsenburg haltenden Geschirr weg eine gute schW„ . braun carrirte Pferdedecke spurlos entwendet worden. " """ Alle zur Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen dienlichen Wahrnehmungen bittet man ungesäumt anher an»u.-r^- Frankenberg, am 16. November 1876. Das Königliche Gerichtsamt." Wt-gand.WNr ' Bekanntmachung. Am 16. October dieses Jahres sind auf Ortelsdorfer Flur ein Mann und eine Frau betroffen worden, welche ungefähr ein HectoltM Kartoffeln, die sie zuvor auf Lichtenauer Feldern gelesen und sich rechtswidrig zugeeignet, in einem Tragkorb und einem großen Leinewam,^ fortzuschaffen versucht haben. Von den Dieben ist die Mannsperson ungefähr 35—40 Jahr alt, mittler Statur, von gesunder Gesichtsfarbe gewesen und hat schwarzes Schnurrbärtchen getragen ; die Frauensperson ist ungefähr 25 Jahr alt und schwanger gewesen. Sie haben sich fälschlich die Namen „August Hofmann" und „Amalie Hofmann" von hier beigelegt, sind aber den eben aufgeführten Merkmalen entsprechend allhier nicht anzutreffen. , , " " Jedermann, der über obbezeichnete Personen nähere Auskunft geben kann, wird ersucht, solche schleunigst anher gelangen zu lassen Der Tragkorb und der Leinewandsack können bei dem Gemeindevorstand zu Ortelsdorf in Augenschein genommen werden. ' . Frankenberg, am 16. November 1876. Das Königliche Gerichts a! m t.. , - -- . Wiegands als man jenem Bauer lange genug vorgeredet hatte, daß sein Kalb eine Gans sei, glaubte er es selbst. Und wenn der kleine Mann es erst oft genug gehört hat, so zweifelt er nicht mehr daran, daß er dazu verdammt sei, zeitlebens am Hungertuche zu nagen. Sind so die Men schen mit sich und ihrer Lage unzufrieden ge macht, ist der erste Schritt erreicht, und es folgt der zweite. Es wird ihnen glaubwürdig ge macht, daß ihre Nebenmenschen es sind, denen sie ihre vermeintliche traurige Lage zu danken haben. Der Knecht und Arbeiter wird gegen seinen Brodherrn, der Lehrjunge und Geselle gegen seinen Meister aufgehetzt. Es heißt, die Herren verlangen zu viel Arbeit und geben zu wenig Lohn. Gegen Alles, was Herrschaft heißt, wird ein grimmiger Haß gesäet. Nun wär's vielleicht ein Schritt von der Gesinnung zur That; allein da ist die Obrigkeit, welche mit fester Hand und scharfem Blick auf Zucht und Ordnung hält. Und hinter ihr steht das große herrliche deutsche Heer, das seinen Fürsten und sein Vaterland noch nimmer im Stich gelassen hat und den Wühlern und Hetzern bald die Mäuler stopfen und die Fäuste lähmen würde. Und weit die Socialdemokraten unsere Soldaten fürchten, so verleumden sie dieselben und treten ihre Ehre in den Koth. Und weil es eben der Staat ist, welcher das Heer gebildet und für böse Fälle in Bereitschaft hat, so geht im letzten Grunde der Haß der Söeialdemokraten auf den Staat, auf seine Anordnungen und Einrichtun gen. Ei« sind überzeugt: Ist der nur' " ' d. h. Krone pn^ Hron genommen, die Die Obrigkeit ist Gottes Dienerin!.... Wer sich wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebet Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden ein Urtheil über sich empfangen!" Was thun die Socialdemokraten aber dagegen? Sielehren einfach, einen Gott im Himmel gebe es nicht, eine lebendige Seele habe der Mensch nicht, und sei er todt, so sei er ein Stück Aas und höch stens noch dann nütze, das Feld zu düngen. Die Kirchen seien nur da, das Volk in Dumm heit zu erhalten, und die Geistlichkeit, um die Menschen knechten zu helfen. Darum müßten die Kirchen niedergerissen und die Geistlichen verjagt werden. Darum läßt ein richtiger So cialist seine Kinder nicht taufen, nicht confi^ miren, seine Ehe nicht einsegnen und sagt sich von Gott los im Leben und Sterben. Du mußt aber nicht glauben, lieber Fritz, daß die Socialdemokraten den Aufruhr gegen Gon und Menschen so offen predigen. Ihre Führer -.»»»^^».-sind eben Wölfe in Schafskleidern. Mit unserm vernichtet, Herrgott machen sie freilich kürzeren Proceß, WM sie Obrig-l Der die Narren laufen läßt. Vorsichtiger aber