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Waffenstillstand bewilligen könne, wenn Fürs Milan, ihr Vasall, der frevelhafter Weise den Frieden gebrochen, sich direct um die Gnade des Sultans bemühe. In Wahrheit bedarf es nur eines Hinweises auf das bisherige völkerrechtliche Verhältniß, und die Bestimmungen des Pariser Vertrags, welche durch die Macht der Thatsachen ja in keiner Weise zu Gunsten des Vasallen staates verändert worden sind, um die Forderungen suzeränen Pforte (der Oberlehnsherrschaft) durch aus gerechtfertigt zu finden. Eine Vermittelung seitens der europäischen Diplomatie würde ge- - wissermaßen schon die Anerkennung Serbiens als einer unabhängigen und völkerrechtlich der Pforte ebenbürtigen Macht in sich schlietzen. ' ' Aber einerseits möchte die an den Fürsten Milan gerichtete Zumuthung, vor dem „Halb- s ' mond" zu „Kreuze" zu kriechen, zunächst wohl kaum den wünschenswerlhen Erfolg haben, viel- mehr dazu dienen, die Belgrader Negierung auf's s / Neue den Einflüsterungen Rußlands zugänglich zu machen, denen sie sich eben erst durch ihren 5 freiwilligen Appell an die guten Dienste der üb- . rtgen Mächte entzogen hat. Dieser Mißerfolg A) der Diplomatie würde gleichbedeutend sein mit M , der ferneren Fortdauer des Krieges und der K Stärkung des russischen Einflusses auf der Bal- M kanhalbinsel. Andererseits würde die einfache Wieoerherstellung der früheren völkerrechtlichen Beziehungen zwilchen den beiden kriegführenden A Theifen absolut nicht die Basis sein, auf der sich die Hoffnung eines irgendwie dauerhaften Friedens begründen ließe. Wie mangelhaft auch die Argumentation war, mit der Fürst Milan seine Kriegserklärung zu rechtfertigen suchte, so (ä liegt auf' der Seite dieses besiegten Empörers doch ein Stück von dem Recht der historischen Nothwendigkeit. Der Zerfall des Türkenreiches in Europa ist >) unabänderlich und unaufhaltsam, darüber herscht ? selbst unter den Diplomaten keine Meinungs- < Verschiedenheit. Nicht die Türkei vor dem Fall zu retten, sondern Europa vor dem Anfall der Türkei an Rußland zu schützen, das ist die Auf- ( < gäbe der gesammten europäischen Diplomatie gegenüber den russischen Jntriguen. Eben deshalb aber muß Europa den einmal begonnenen Zersetzungsproceß in der Türkei be schleunigen, wo und wie dies ohne Begünstigung der russischen Eroberungsgelüste geschehen kann. Die angekündigte Friedensvermittelung bietet dm besten Anlaß, einen Schritt weiter auf dem Wege vorzugehen, den die Diplomatie seit An erkennung des unabhängigen griechischen König reiches und Errichtung der Donanfürstenthümer der Türkei gegenüber befolgt hat. Damäls wie heute waren die für ihre Unab hängigkeit kämpfenden Rajah von türkischer Ueber- macht zu Boden geschleudert, als die Diplomatie sich ihrer annahm und der siegreichen Pforte nicht nur den Frieden, sondern auch der Reihe nach alle jene Concessionen aufzwang, welche die heute als halb vollzogene Thatsache vor uns liegende Umwandlung der europäischen Türkei in ein Agglomerat slavisch-christlicher Siaatsge- bilde einleiteten. Wie leichtsinnig auf den Schlachtfeldern bei Nisch und Alexinatz serbisches Blut vergossen sein mag — soll es nicht ganz vergeblich geflossen sein, ja, .soll es nicht erst den Anfang eines un- enplichen, Europa verwüstenden Blutvergießens werden, so muß die europäische Diplomatie Sorge tragen, daß die Türkei ihren christlichen Unterthaneu die seit Langem verheißenen Rechte auch wirklich gebe. Es müssen greifbare Garan tien geschaffen werden, daß die türkische Min derheit die christliche Mehrheit nicht mehr zu Heloten herabwürdige, vielmehr die Bekenner der verschiedenen Religionen bürgerlich und ge sellschaftlich durchaus gleichberechtigt werden. Wie diese Garantien zu gewinnen sind, das ist schwer zu sagen; leichter ist es schon, zu sagen, wie sie nicht zu gewinnen sind; Nicht zu ge winnen sind sie durch Errichtung solcher selbst ständiger Staaten, die zu Rußland in ein Ab- hängigkeitsverhältniß zu treten geneigt sind nicht zu gewinnen sind sie überhaupt durc irgend welche Schwächung des türkischen Staates, welche Rußland Vortheil bringen könnte. Wenn man bedenkt, daß der russiiche Staat daheim dieselbe Intoleranz, dieselbe unmenschliche Grau samkeit übt, auf derselben niedrigen Cultur- stufe steht, welche er an dem osmanischen Reiche so streng tadelt, so wird man begreifen, daß es den Teufel durch Beelzebub austreiben hieße, wollte man Rußland mit der Mission betrauen, die Segnungen der Civilisation und Humanität den europäischen Provinzen der Türkei zu brin gen. Hierzu ist nur ein Staat befähigt, der ganz auf der Höhe des europäischen Westens steht, der einen Machtzuwachs nicht zur Förde rung von Weltherrschastsplänen, wie solche of fenbar in russischen Köpfen spuken, mißbrauchen würde. Kurz: England und Oesterreich allein sind befähigt, den christlichen Unterthaneu der Pforte Hülfe zu bringen, ohne dadurch das üb rige Europa zur Eifersucht zu berechtigen. — Das Wohl der betheiligten Bevölkerungen for dert es, das Interesse Europas gegenüber Ruß land gebietet es-, hoffen wir, daß die Diploma tie sich dieser Erkenntniß nicht verschließt! OertlicheS und Sächsisches Frankenberg, 1. September. — Trotz der Einfachheit unsrer diesjährigen Sedanfeier, die durch verschiedene locale Ursachen bedingt ist, rüstet man sich in allen Kreisen, das Andenken an den Tag, von dem die Wieder geburt des deutschen Volkes zu nationaler Ein heit und die Verwirklichung des vielbesungenen Traumes von der Wiedererstehung des deutschen, Reiches datirt, würdig zu begehen. Wenn das für den Abend angesetzte Concert wie der Com mers im vorigen Jahre ein allgemeiner Sammel platz werden wird und dasselbe namentlich auch für Frauen eine ebenso angenehme als wün- «chenswerthe Betheiligung an der Festfeier bietet, o werden die Nachmittagsstunden, die überdies ein öffentliches Concert auf dem Marktplatze bringen, von den einzelnen Korporationen benutzt, m ihren engern Kreisen den bedeutungsvollen Tag zu begehen und damit ist der Zweck der Feier desselben erreicht: immer und immer wie der aufznfrischen die Erinnerung an die großen Tage, deren Zeugen wir gewesen, und an die großen Thaten, die durch die Tapferkeit und Ausdauer unsrer Brüder unter den Waffen und hrer Führer geschehen, wie an die Leitung unsrer Politik, die nicht —wie 1815 zum gerechten In grimm des alten„Marschall Vorwärts" — wieder zu Schanden gemacht, was das Schwert errungen. Die frühe Morgenstunde des Beginns des Fest gottesdienstes läßt zahlreiche Betheiligung an demselben verhoffen. Empfehlenswerth ist auch, namentlich den Eltern, der Besuch der Festacte, die für die obern Knabenklassen der Mittlern Volksschule in den Klassenzimmern 33, 27, 23 und der Aula, für die Mädchen der höhern Töchterschule ini Zimmer 34 uud für die obern Mädchenklassen der mittler» Volksschule in den Klassenzimmern 24, 22, 20, 18, 16 und 14 des Bürgerschulgebäudes, sowie in den einzelnen Klassen der Realschule im Börnert'schen Hause abgehalten werden. Wie beim Eingang der un geahnten und darum so gewaltige Freudenwogen verursachenden Botschaft: „Der Kaiser gefangen", gerade auch am Sonnabend vor 6 Jahren, zeichnet gewiß auch wieder allseitig morgen Flag genschmuck die Wiederkehr des denkwürdigen Tages aus. — Zum Director unserer Mittlern Volks- und höhern Bürgerschule ist an Stelle des mit nächstem Monat als Bezirksschulinspector von Marienberg von uns scheidenden zeitherigen Herrn Director Hermsdorf, der Oberlehrer an der Realschule i. Ordnung zu Zwickau, Herr Or pkit. Hartmann, hem die günstigsten Zeug nisse zux Seite stehen, vom Schulausschuß, dem nach dem neuen Schulgesetz'die Wahl unter den vom Stadtrath vorgeschlagenen Bewerbern zu- steht, gewählt worden. — Für die für den October hier projectirte Lehrlingsarbeitenausstellung haben bereits — außer den in Innungen vereinigten Gewerben der Weber, Schuhmacher, Schneider, Tischler, Schmiede und einem Friseur — Arbeiten auge meldet Lehrlinge aus folgenden Gewerbszweigen: Maschinenbau, Stuhlbau, Drechslerei, Klemp nerei, Feilenhauerei, Korbmacherei, Buchbinderei,' Hutmacherei, Bildhauerei, Schlosserei und Buch druckerei. Die Resultate der vom Gewerbeverein der Nachbarstadt Oederan vor mehreren Wochen veranstalteten Ausstellung von Lehrlingsarbeiten sind in allen betheiligten Kreisen befriedigende gewesen: 11 der Aussteller (Schuhmacher, Hut macher,Glaser, Uhrgehäusmacher, Tischler, Schrift setzer, Schmied, Klempner, Schneider und Schlosser) erhielten Ehrendiplome, 15 (Schuhmacher, Tisch ler, Weber, Schriftsetzer, Buchbinder, Schneider, Klempner, Schlosser, Stuhlbauer und Kürschner) Annerkennungsdiplome und 11 (Schneider, Tisch ler, Schlosser, Gelbgießer, Weber, Tuchmacher, Kürschner und Barbier) mündlich lobende Aner kennung. Die Webschule war mit ihren Zeichen- und Musterarbeiten außer Concurrenz geblieben. Für das Praktische der Idee spricht ein von den Meistern der betheiligten Lehrlinge und diesen selbst den Veranstaltern der Ausstellung öffent lich dargebrachter warmer Dank wie die uns gewordene Mittheilung, daß bei einer jetzt etwa wieder dort zu veranstaltenden Ausstellung weit mehr Lehrlinge sich betheiligen würden. — Heute früh in der zweiten Stunde wurde von unserer Thurmwacht ein Feuerschein in der Richtung von Oederan beobachtet. — Aus der Nachbarstadt Mittweida kommt eine Nachricht, die besonders unsern zahlreichen Lesern in Ober- und Niederlichtenau, Auerswalde und Garnsdorf erfreulich sein wird. Es steht näm lich in Aussicht, daß dec Fahrplan der Cheine. mtz-Niesaer Bahn dem Wunsche der Bewohner Mittweida's gemäß abgeändert wird. Sowohl der dasige Stadtrath, als auch der Handwerker verein haben au die Generaldirection der Staats iahnen ein Gesuch gerichtet, dahingehend, daß der erste Zug Riesa-Chemnitz zeitiger abgelassen werde, damit er in Chemnitz Anschluß an an dere Züge, namentlich an den Eilzug nach Zwickau, finde, sowie daß der letzte Zug Chem nitz-Riesa frühestens um 10z Uhr abgehe, da mit sowohl der Anschluß an die Abenbzüge er- eichtert, als auch den diesseitigen Bewohnern ein längerer Aufenthalt in Chemnitz ermöglicht werde. In Leipzig herrscht große Freude darüber, daß der Kaiser den ihm durch König Albert übermittelten Wünschen der Leipziger Bevölke rung nachgegeben hat und seine Ankunft am Dienstag um einige Stunden früher ermöglicht, als anfangs bestimmt war, so daß Leipzig Ge- egenheit hat, den ihm zu Ehren angelegten hoch- estlichen Schmuck noch am Tage voll zu ent- alten. Ueberall wird die loyale und selbstlose Vermittlung laut gepriesen, welche König Albert sterbet geleistet hat und inniger Dank ihm da für gezollt. In der Begleitung des Kaisers werden sich m Leipzig befinden und in dasigen Privatwoh nungen mit ihren Adjutanten und den zum Ehrendienst commandirten sächsischen Officieren gastfreundliche Aufnahme erhalten: Der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Generalfeld- marfchall Prinz Friedrich Carl von Preußen, Zrinz Carl von Preußen (Bruder des Kaisers), irinz Albrecht von Preußen (Neffe des Kaisers, >ie Großherzöge von Sachsen-Weimar und Meck- enburg - Schwerin, die Herzöge von Sachsen- Coburg-Gotha und Sachsen-Altenburg, die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß j. L. und Lippe-Schaumburg, der Herzog von Con- naught (Sohn der Königin Victoria von Eng land), die Generalfeldmarschälle Graf Moltke und Freiherr v. Manteuffel, der preußische Kriegsmtnister General v. Kameke, der baisrische Kriegs der A Podbi Officü litärb. 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