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664 Ehre chlechthin erhabenen Staatsbeamten die der eigenen Nation zu verunglimpfen. Reich als eine Reserve, über welche zu natio- len Zwecken seiner Zeit verfügt werden kann. Die Milliarden haben es uns möglich gemacht, die Kriegskosten zu decken, die Kriegsanleihen zuEckzuzahlen, für die erwähnten Neichsbedürf- nisse zu sorgen, die Armee ueu auszuriisten, unser Vertheidigungssystem so einzurichten, daß es nach menschlichem Ermessen schwer sein wird, uns aus der in der Welt errungenen Stellung wieder herauszudrängen. Die Milliarden haben bewirkten, daß wir dies Alles ohne Volksbelastung, ohne neue Steuern und schwere Schulden durch führen konnten, während Frankreich zu der Ent schädigung, die es an uns bezahlen mußte, doch nahezu das Doppelte an eigenen Kriegskosten und Kriegsschäden, sowie für die Wiederherstel lung seiner Armee zu tragen hatte. Frankreich mit seinem seit Jahrhunderten angesammelten Reichthum, mit den Vorzügen seines Bodens, seines Klimas und seiner durchgebildeten gewerb lichen Arbeitskraft konnte dies tragen. Wir da gegen würden durch die Last zu Boden gedrückt und blutarm geworden sein, wie wir 1815 blut arm waren. Mehr aber als die Bewahrung vor solchem abermaligen Rückgang haben die Milliarden nicht bewirkt und mehr konnten sie auch gar nicht bewirken. Von der zerstörenden Gewalt des Krieges, von den unendlichen Kosten, den unermesslichen wirthschaftlichen Opfern auch des siegreichen Krieges haben die Meisten keine Vorstellung. Es ist ja natürlich, daß vielfach im Volk die Frage aufgeworfen wird: Wo sind die Mil liarden geblieben? — um so natürlicher, da es selbst den Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaft, welche über sie mit verfügt hat, gar nicht leicht wird in ihrer Erinnerung die Gesammtheit der Verwendungen festzuhalten, durch welche die unermeßlich scheinende Contri- bution aufgezehrt oder doch für die Zukunft be legt wurde. Eine genaue Rechnung zeigt, daß nach Abzug der aufgezählten, durch unbedingtes Bedürfniß oder durch überwiegende Gründe ge- rechtferiiqten Neichszwecke, sowie des Retablis sements der Armee, für die Staaten des Nord deutschen Bundes ein Antheil von 530,116,053 Thalern von der Kriegscontribution verblieb, daß diesem aber an Kriegskosten und mit dem Krieg zusammenhängenden militärischen Ausga ben 398,731,423 Thaler gegenüber standen. Zur Vertbeilung an die Einzelstaaten des Nor dens kamen 133 Millionen. Preußen seinerseits erhielt Alles in Allem kaum 106 Millionen. Und nun rechne man nur den Werth der Ar beitskraft zusammen, welche die vom Juli bis Februar Md länger unter den Fahnen versam melten Reservisten, Landwehrmänner und Er satztruppen bei einer Vermehrung der deutschen Gesammtarmee von einem Friedensstand von 340,000 Mann auf 1,200,000 Mann repräsen- tiren. Auch bei dem geringsten Anschlag deckt das, was an die Einzelstaaten zur Vertheilung kam, noch lange nicht den baaren Verlust, der durch das Fehlen so vieler arbeitskräftiger Hände erwuchs. Von den Opfern des Kriegs, von OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 2. October. — Die gestern hier abgehaltene 6. Versamm lung der „Sächsischen Provinzial-Presse" war von ca. zwanzig Localblattverlegern und Ne dacteuren des Landes und einem Altenburger College» besucht und wurde von Hrn. Stadt- rath Stephan mit herzlichen, die Bestrebungen des Verbandes anerkennenden Worten namens der Stadtvertretung begrüßt, welch freundliche Be willkommnung den angenehmsten Eindruck machte. Auf Grund des Referats des Vorsitzenden über )ie Behandlung der Amtsblätterfrage im Land- age, zu der der Vorstand im Auftrage der 5. Versammlung eine Erklärung an die Zweite Kammer abgegeben hatte, wurde der Vorstand mit dem weitern Verfolg der Angelegenheit be traut, da dem nächsten Landtage von der Staats regierung eine weitere Vorlage in derselben zu gehen wird. Die weitern Verhandlungen, die im Ganzen gegen 3 Stunden währten, galten zumeist innern Angelegenheiten, wie Veröffent lichung von Nachträgen zur Liste böswilliger Schuldner, Jnseratenschwindler rc. Mancherlei Mißstände in der Zusendung des „General-An- zeiger" von Gern ann's Nachfolger in Leipzig, Erwerbsthätigkeit des Volkes ist hierbei noch vollständig abgesehen. Es war eine Täu schung, wenn man glaubte, die Nation sei durch die Milliarden reicher gewor- sammlMg erfreuliche Mittbeilungen gemacht werden konnten, schon gefaßt: den „General- Anzeiger" in Zukunft nicht mehr den der „Pro- vinzial-Preffe" angehörenden Blättern beizulegen. Der Herausgeber des genannten Anzeigers ist also in Zukunft noch weniger als bisher berech tigt, sein Annoncenorgan als Beilage zu sämmt- lichen sächsischen Blättern zu empfehlen. Er würde sich dadurch einer strafbaren Täuschung des Publikums schuldig machen. Das Referat des Hrn. Ned. Jehne-Dippoldiswalde über den 11. deutschen Journalistentag zu Wiesbaden gab Veranlassung zu einer Hervorhebung besonders den; dieselben haben nur geholfen, daß sie die große That ihrer Einigung und Befreiung zwar mit dem Opfer ihres edelsten Blutes, aber ohne allzu großes Opfer an Volksvermögen vollziehen konnte. Im Uebrigen kann man bei der Ver wendung der Milliarden nur die Frage auf werfen, ob es zweckmäßig war, so plötzlich die Kriegsanleihen znrückzuzahlen und in den Ein zelstaaten so stark mit der Schuldentilgung vor zugehen. Die vielen mittleren und kleinen Capitalisten, welche ihr Geld in StaatSpapieren angelegt hatten, verloren durch die Kündigung von einigen Hundert Millionen Thalern diese sichere Anlage, und sind dann leider nur zu häu fig auf die Anschaffung unsolider Speculations- papiere verfallen. Nur ist die Kritik der Re gierungsmaßregeln heute, wo wir die traurigen Erfahrungen der Gründerperiode hinter uns haben, leichter als sie nach dem Krieg war, und äußerst schwer ist es nachzuweisen, welche posi tiven Zwecke eigentlich unter allgemeiner Zu stimmung mit den französischen Geldern hätte ausgeführt werden können, wenn man die Schul dentilgung unterließ. Obwohl mit dem Ein treten unserer wirthschaftlichen Krisis auch die Kritiker zu Hunderten austauchten, die an der Finanzpolitik des Reichs und Preußen kein gu tes Haar ließen, so haben sie doch selbst nach träglich wenig haltbare Vorschläge zn machen gewußt. Ihre Thätigkeit bestand in Verdäch tigungen, die in den berüchtigten gegen Fürst Bismarck, Delbrück und Camphausen gerichteten, von einem Hauptführer der Agrarier und Deutsch- conservativrn verfaßten Aera-Artikeln der Kreuz zeitung ihren Gipfel erreichten. Nach der An sicht dieser Artikel waren die Milliarden unter den Händen von Staatsmännern „verduftet", die sich von Berliner Börsenmännern gängeln ließen und die in ihren persönlichen Finanzbe- iehungen mit dem Grafen Beust, dem angeb- ichen Begründer der Schwindelperiode in Oester reich, in eine nicht gerade schmeichelhafte Paral- ele gestellt wurden. Dieser Classe von Gegnern nente die Milliardensrage sowohl, wie die wirth- chaftliche Noth des Volkes nur zur Ausbeutung ür andere Zwecke, und sie trug kein Bedenken, durch Schmähungen der obersten, durch die In tegrität ihrer Amtsführung über jeden Verdacht Armee ist vollendet, die Festungsfonds für El saß-Lothringen und für das gesammte Reich werden mit dem Fortschritt der Forttfications- und Ausrüstungsarbeiten aufgezehrt. Alle diese Ausgaben stehen gleich den Ausgaben des jährli chen Staatshaushalts, unter der genauen Controle der Oberrechnungskammer. Die für ein neues Reichtagsgebäude reservirte Summe harrt noc der Verwendung; der Reichskriegsschatz liegt in den Gewölben von Spandau, die Betriebsfonds für die Reichsverwaltung sind in der Reichscasse. Der Jnvalidenfonds, nach den Vorschriften des Gesetzes in Papieren angelegt, welche theilweise (die Eisenbahnprioritäten) von dem Kursrück gänge der letzten Jahre mitgetroffen wurden, welche aber nach dem Zeugniß der großen Mehr heit des Reichstags mio aller verständigen Leute unbedingte Sicherheit des Capitals und der Zinsen gewähren, wird durch die Pensionszah lungen nicht aufgezehrt, sondern verbleibt dem den Zehntausenden, welche auf den 125,000 der verschiedenen Blättern bisher poch beigelegt Invaliden, von all den mittelbaren Störungen worden, führten zu einem ähnlichen Beschlusse, und Schäden der Familien wie der gesammten wie ihn die Localblattverleger-Vereinigung Wür- h ttmbergs, über deren Gründung in der Ver- auffallen, Fabrik ei Esse, zu I einzelne Bauernha Merzdorf und eine lichtenau bände, d zwei Woh villenartig verspricht Oberlichte Bauernha dachung Stock aui recht erfr in den C niedergehc an Mieth liest, daß henden La auch in 6 der Preis' man wohl bleibenden ländlichen zen ist au der Leben weniger L da auch l tungen ntt zu treten auch zu hi Umgegend Ordnung i sind die Ki lich gesuch auch die > wird im holt, im verzinst m diirfnisse < ansgezahlt die stattlick Es sind z einwirkeud vielen Jah gen gewese imlagen ei zu bemerke wärtig alle ein einzige zeichnen ist Verhällniss daß bisher Products i ist uud mu nicht an A der für du einflußreich — Noch einen günsti werden. „ gemeine Kl daß die Mei die das go dehnung dl mehr in dl früher. Ji Ende gehen Dr.J.: In da zu viele diejenigen, die Hälfte i Ani meisten die Preise je ten kaum e hielten sich weil ein jed der mitgebi man nun c schiebens gr wurden ave angelegt, m des Beschlusses des Letzteren, im Reichstage um Aenderung des 8 12 des Reichsstrafgesetzbuchs dahin' zu petiren, daß wahrheitsgetreue Berichte über Gerichtsverhandlungen straffrei veröffent licht werden dürfen. Die Haltung des Vorsitzen den gegenüber den bekannten ebenso maßlosen als unbegründeten Verdächtigungen der „Amts blätter" feiten des semper illvm der Neuen Reichs zeitung billigend, beauftragte die Versammlung den Vorstand mit weitern Maßnahmen zur Wah rung der Interessen des Vereins bei Wiederkehr solch ehrenrühriger Angriffe. Als Ort der näch sten Versainmlung (Mai nächsten Jahres) wurde Pirna gewählt. Ein weiteres Wachsen der Mitglied'erzahl konnte erfreulicherweise constatirt werden. Ueber die im Versammlungslocal, dem Hotel zum Deutschen Hause, gefundene Auf nahme und Bewirthung sprachen sich die Gäste wiederholt außerordentlich befriedigt aus und wir kommen nur einer vielfach uns geäußerten Bitte nach, wenn wir dies besonders hervor heben. — Im Verlaufe des nunmehr beendeten Som mersemesters haben, wie wir hören, 5 Studirende des hiesigen Technicum auf Grund der mit ihnen abgehaltenen Prüfungen sich Diplonie erworben und zwar die Herren Stanislaus Tirpitz aus Radom, Johann v. Wieckowski aus Olscho- wawola und Adam Kwiecinski aus Passy für das Fach der technischen Chemie, sowie die Her ren Karl Kügerl aus Fehriug und Wladimir Markovic aus Semendria als Maschinencon- structeurr. —I. Zeit ist Geld! Zeit gewonnen, viel ge" wonnen! So rufen gewöhnlich die Stenografen aus, wenn von ihrer Kunst und namentlich vom Nutzen derselben die Rede ist. Und daß ein solches Wort im Munde eines Stenografen keine leere Redensart ist, davon konnte sich Jeder über zeugen, der die beiden Vorträge des Herrn Neal- schuloberlehrers Nr Schwenke, die derselbe in 2 Sitzungen des hiesigen Gabelsberger Stenogra fenvereins gehalten hat und zu welchen Gäste freien Zutritt hatten, mit angehört hat. Et waige Zweifel an der Wahrheit obiger Worte bezüglich der Stenografie wurden durch diese Vorträge gewiß in Jedem gehoben, namentlich als von dem Nutzen die Rede war, den genannte Kunst für den Kaufmann hat. Die Folge davon war, daß sich sofort mehrere Herren meldeten, um an einem Kursus in der Stenografie theil zunehmen. Wie uns nun mitgetheilt wird, hat )er Gabelsberger St.-V. infolge dessen beschlos en, in etwa 14 Tagen abermals einen Kursus zu eröffnen, um somit diese wahrhaft Nutzem bringende Kunst immer weiter zu verbreiten. Die Einladungen dazu werden in nächster Woche in üesem Blatte erfolgen und wünschen wir nur, daß die Betheiliguna eine recht zahlreiche sein möge, damit im nächsten Jahre, wenn der säch- rsche Stenografenbund seine Generalversammlung n unsern Mauern abhalten wird, Zeugniß ab gelegt werde, wie auch wir das Gute und Nütz- iche zu würdigen wissen. — * Wer gegenwärtig von der Stadt aus nach dem Bahnhofe Oberlichtenau zu wandert, iem müssen die vielen Neubauten in den Dör fern, die von der Straße aus übersehen werden