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TageSqeschichte. Deutsches Reich. Besondere Beachtung findet begreiflicherweise eine Aeußerung, welche Kaiser Wilhelm gesprächs weise in Stuttgart einer Person der vorgestell ten Ritterschaft gegenüber über die politische Lage gethan und die nach authentischer Mit- theilung folgenden Inhalt hatte: Er sei erfreut, sich der Hoffnung hingeben zu können, daß nun der Friede gesicherter erscheine. Die Lösung der Aufgabe sei freilich keine leichte gewesen. Man möge nur bedenken, wie schwer es dem Kaiser Alexander gemacht worden sei, diesen neuen nimmt: dann wird man in nicht langer Zeit die guten Pilze ganz auSrotten. Ich spreche diese Furcht nicht ohne Grund aus. Seit über einem Jahre beschäftige ich mich damit, edle Pilze, die bei uns bisher nicht Vorkommen, hier einzusühren. Ich habe mich deshalb durch freund liche Vermittelung der k. OberlandeSsorstmeisterei mit mehreren der Herren Professoren und Beamten des Forst wesen« in Verbindung gesetzt und werden an mehreren Orten nach meinen Vorschlägen Culturversuche gemacht, zum großen Theile mit von mir von auswärts bezogenem Materiale, wovon freilich die Resultate erst in einem oder ein paar Jahren zu sehen sein werden. Aber was habe ich für Noth und Mühe, obwohl mich die ersten wissen schaftlichen Autoritäten, obwohl mich gebildete Privatleute des Auslandes darin freundlich unterstützen, um das nöthige Material zu erlangen! Das meiste Material er halte ich z. B. aus Ungarn durch die gütige Vermittlung einer hochgestellten, sich für diese Angelegenheit interesstren- den Dame. Aber wie bemerkt, es wird mir sehr schwer, die richtigen Aussaat-Pilze herbcizuschaffen. (K. zeigt nun an einem Beispiele, wie die Vernichtung des Samens, die Mißhandlung der Pilzfundorte, die Unart, die Pilze nicht abzuschneiden, sondern auszureißen, in wenigen Jah ren die reichsten Fundorte wüste und pilzleer machen kann und schließt dann): Gäbe eS nicht eine Unmasse von Sa- men in einem einzigen Pilze und entzöge sich nicht ab und zu ein Pilz dem Späherauge der Sammler, wir würden längst keine Pilze mehr zum Essen haben. Will man denn durchaus in dieser Zeit, in der die stickstoffreiche Nahrung dem Armen immer theuerer wird, dieses ohne Mühe und Arbeit vom Himmel gebotene stickstoffreiche Nahrungsmittel mit aller Gewalt vernichten? Das Ausscheiden des Finanzministers v. Frie sen mit dem 31. October und den Eintritt des Kreishauptniann v. Könneritz von Leipzig an seine Stelle bezeichnet jetzt das Lpz. Tgbl. als That- sache. — Nächsten Sonntag tagt hier, im „Deut schen Hause", die „Sächsische Provinzial-Presse", eine Vereinigung von Localblatt-Herausgebern und Nedacteuren aus allen Theilen Sachsens; die nicht öffentlichen Verhandlungen gelten in ner» Verwaltungsangelegenheiten des Verbandes wie allgemeinern äußern Interessen, der Be sprechung von auf das Buchdruckergewerbe be züglichen technischen Fragen, während nach Be endigung derselben in geselligem Verkehre der collegiale Zusammenhang gefördert werden soll. — Vom 1. October an wird bei hiesigem Postamt der Verkehr mit dem Publikum früh 8 Uhr beginnen und sind die Localitäten somit geöffnet: Wochentags 8—12, 2—7 Uhr, Sonn- tags 8—9, 11-12, 5—7 Uhr. — Ueber die Einsammlung und Erhaltung der Pilze giebt Medicinalrath 0,-. Küchenmeister in den Dr. N. folgende beachtenswerthe Auf schlüsse: Schon früher einmal habe ich aufmerksam darauf ge macht, daß man die guten Pilze doch schonen und daß man sich die Ernten nicht so muthwillig zerstören solle, wie man dadurch thut, daß man: I) die Pilze aus der Erde reißt und somit allen jungen Nachwuchs mit ent fernt und vernichtet, anstatt den Pilz am Stiel unmittel bar über der Erde abzuschneiden; 2) daß man die ältesten Pilze selbst mit zum Verlause bringt; 3) daß man nicht einzelne Exemplare stehen läßt, damit dieselben vor Alter am Standorte verfaulen und zerfließend ihren Samen ausstreuen, sowie endlich 4) daß man entweder das Samen- lager der Pilze (die Röhren bei den Herrenpilzen, die Blätter bei den Champignon« und Reizkern), selbst wenn sie schon älter sind, mit kocht, oder wenn man letzteres beim Pilzputzen entfernt, die« in die Abfälle der Küchen der Städte wirft, von wo au« es überall hin, selbst in den Magen eines Schweines, nur nicht dahin gelangt, wohin e« gehört, nuf den Boden der Wälder! Wenn man nicht hierin Vernunft annimmt, wenn nicht die in uns'« Mitte trat, den man als Leiter uns'rer Schulen - " - . - - sandte, zu nützen un« mit seinem Rath, fragte wohl Mancher mit forschendem Blick: Ist'« un« zum Gegen, der Schule zuM Glück? Lehrer die Kinder iystrütren, wie span Äe 'güten Pilze, die man ihnen kennen lerne, sammeln muß, wenn nicht die Forstbeamten rücksichtslos den Pilzsammlern, die sie beim Heimtragen der gesammelten Ernte antrrffen, die selbe confisciren und ihnen die Erlaubniß zum Pilzsuchen in den Wäldern entziehen, wenn diese Leute nicht Vernunft annehmen, jeden einzusammelnden Pilz unmittelbar über der Erde abzuschneiden (selbst das Abdrehen der Pilze schadet dem Nachwuchs), wen» nicht ebenso gegen die vor- gegangen wird, welche sehr alte Pilze, denen die Fort pflanzung allein überlassen werden kann, mit einsammeln und diese nicht am Standorte stehen lassen oder doch we nigstens deren Sammenlager am Fundorte abschälen und auf den Boden daselbst werfen, ehe man sie mit sich Stadt werde, in der er so viel Sympathie für die Schule und ihre Erfordernisse gefunden, der Abschied, den er schon vorher von den Kindern sämmtlicher 42 Klaffen der Volksschulen und der 4 Realschulklaffen genommen, der Heranwachsen den Generation, die er in die Schule ausgenom men, der Abschied von den Herren Lehrern, die mit ihm gewirkt, und der Abschied, den jetzt die städtischen Vertreter von ihm nähmen und der das Scheiden nur noch schwerer mache. Mit den herzlichsten Dankesworten für das Wohl wollen, das ihm die Stadt und -ihre Vertreter stets entgegengrbracht, und den innigsten Se genswünschen für dieselben schied der Tief ergriffene von der Deputation. Am Abend fanden sich ihm zu Ehren im kleinen Saale des Gast hofs zum Schwarzen Noß die Mitglieder der Lehrercollegien der Volks- und Realschule, der städtischen Collegien und die Chefs der könig lichen Behörden zu einem letzten Beisammensein ein, bei dem in einer Fülle von Trinksprüchen die ganze Liebe, Verehrung und Anerkennung, die dem Scheidenden in so reichem Maße von den städtischen Vertretern, von seinen Lehrer- collegen, deren treuer Freund als Vorgesetzter er gewesen, wie von anderen Kreisen entgegen- aebracht morden, voll an den Tag trat. Nach begrüßenden Worten des Herrn Stadtrath Stephan, die mit einem lebhaftest aufgenomme nen Hoch auf den Herrn Bezirksschulinspector endeten, wurde gemeinsam ein allgemein anspre chendes, von dem nur seit wenigen Monaten erst an unsrer Schule wirkenden Herrn Oberlehrer Jähnichen gedichtetes Lied gesungen, das den scheidenden Mann so treffend zeichnet, daß wir es den bei der einfachen Feier nicht betheiligt > gewesenen Kreisen wie seinen ihm noch mit Liebe und Verehrung anhängenden frühern und auch j seinen jetzigen Schülern nicht vorenthalten zu , dürfen meinen: ; Al- vor 7 Jahren von der Röder Strande ein Mann i Beweis seiner Friedensliebe zu geben. Jetzt scheine aber die Grundlage für eine Politik der großen Mächte gefunden, welche hoffentlich zu gedeihlichem Ziele führen werde. Der Promnziallandtag von Hannover hat einstimmig und ohne Diskussion auf Antrag der Vertreter der drei Landtagscurien, Graf Knyp- hausen, Fromm und Rudolf v. Bennigsen (dem Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses), folgenden Beschluß gefaßt: „Die Provinzial stände Hannovers beantragen, Kgl. Regierung wolle die geeigneten Schritte thun, daß die Be schlagnahme des Vermögens Sr. Majestät deS Königs Georg's v. aufgehoben und diese Mittel ihrer vertragsmäßigen Bestimmung wieder zu geführt werden." Die Motive zu dem Anträge lauten: „Es würde ein solcher Akt wesentlich dazu beitragen, noch vorhandene Gefühle j^s Schmerzes über das Aufhören der Selbstständig keit Hannovers und über die Beseitigung seiner Dynastie zu mildern, und eine allgemeinere Be ruhigung der Gemüther der Einwohner der Pro vinz über die eingetretenen staatlichen Verände rungen herbeizuführen." Daß Hr. v. Bennigsen u den Antragstellern gehört, berechtigt zu dem Schluß, daß die Regierung mit dem Anträge mverstanden ist. In Baden ist gleichzeitig mit dem Minister- »räsidenten Jolly auch dessen College und alter Mitarbeiter v. Freydorf in den Ruhestand ver setzt worden. Das bisherige freisinnige System OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 29. September. — Mit dem Schluffe des Sommerhalbjahres in unsern Schulanstalten endet leider auch, wie wir wiederholt schon erwähnt, die verdienst volle und erfolgreiche Thätigkeit des bisherigen Leiters derselben, des Herrn Schuldirector Herrnsdorf, der, nachdem seine Lehr- wie Organisationskraft auch der obersten Schul behörde des Landes bekannt geworden, von die ser den ehrenvollen Rus zu einem höhern Amte im Staatsdienste erhalten hat, das er mit Be ginn des nächsten Monats antritt. Eine Depu tation des Stadtraths und der Stadtverordne ten überbrachte aus diesem Anlaße am Mitt woch Mittag dem Scheidenden die Abschieds grüße der städtischen Vertreter, deren Danke für die Förderung und Hebung des hiesigen Schul wesens und besonders für dessen den Forderungen, die die Neuzeit an Schule und Schüler stellt, vollangepaßten Reorganisation Herr Stadtrath Stephan warmempsundenen Ausdruck verlieh und dem Scheidenden eine in Buntdruck ausgeführte Votivtafel als bleibendes Zeichen dieser Dank barkeitsgefühle überreichte, welche die Widmung enthielt: Dem zum Königlichen Bezirksschulinspector in Marien berg ernannten zeitherigen Director der Bürgerschulen zu Frankenberg Herrn Gustav Adolf Herrnsdorf widmen in Anerkennung Seines unermüdlichen Streben« und pflichtreuen Wirkens während Seiner siebenjährigen Ver waltung des schwierigen, arbeits- und sorgenvollen Direc- torialamteS, Seiner vortrefflichen Lehrkraft und erfolg- reichen Thätigkeit bei Reorganisation de« durch Ihn zu hoher Blüthe entwickelten Schulwesens hier, Seiner Ver dienste, die Er Sich auch als Bürger und Mitglied de» Stadtverordnetencollegiums um das städtische Gemeinde- Wesen hier, erworben hat, Seines wohlwollenden humanen LharacterS und Seiner biederen Weise im amtlichen und geselligen Verkehre, bei Seinem Abschiede von Frankenberg am 27. Septbr. 1876 aufrichtigen Dank und herzliche Glückwünsche Stadtrath und Stadtverordnete zu Fran kenberg. Tief ergriffen und die Deputirten mit tief bewegend, sprach der Herr Bezirksschulinspector seinen Dank für die ihm gewordene ehrende Anerkennung aus, bescheiden jedes Verdienst ab lehnend und erklärend, wie er nichts als seine Pflicht gethan, versichernd und deutlich erkennen lassend, wie schwer ihm der Abschied von unserer „Humanität" — ja da« war die Devise, mit welcher Er sein Werk begann, Humanität war auch die Directrice, die Zucht zum goldnen Faden spann. Milde und Liebe — d^rausHoben sie beid' unserer Schule ein goldene« Nicht infallibel mochte Er sich zeigen, wenn Lonferenz uns um ihn schaart'; nicht todten Formen gab Er sich zu eigen, die meist mit Rückschritt nur gepaart. Vorwärts trieb Er, was dahinten noch blieb, modernisirte, was stereotyp. Kein Falsch war je in Seinem deutschen Herzen, die Zunge sprach, was Er gedacht, drum blinkten Ihm gleich tausend Flammenkerzen der Kinder Augen durch Liebes- macht. Wo das Gemüth spricht, da waltet zumeist auch ein aufrichtiger, biederer Geist! Wir sollten alle glücklich uns befinden, — das war ge wiß Sein einzig Ziel! Doch Aller Wünsche kann wo! Gott ergründen, für unsern Herrnsdorf — ist's zu viel Eifrig und thätig der Schule zur Ehr', diente Er Allen durch Beispiel und Lehr'. Er steigt hinauf zu des Gebirge» Höhen al» Wächter einer andren Saat! Dort wird man sicher bald mit Freuden sehen, wie sie gedeihet früh und spat! Brechen auch tobende Stürme herein, wird Seine Liebe der Son nenschein sein! Sein treuer Freund, der jüngst von un» geschieden, stieg auch hinauf zu lichter'n Höh'n. Sein edle« Werk, da« er begann hiniede», wird droben herrlicher ersteh'n; trauernden Herzen« gedenken wir sein, welcher jetzt ruhet in stillem Schrein. Nicht leere Worte sind e», die wir bringen al» Dank Dir heut' beim Abschied dar; nein, dem bewegten Herzen will entringen sich nur ein Wunsch, den Lieb' gebar: „Für und für schütze und segne Dich Gott, sei Dein Beglei- ter durch Glück und Noth!" Der also Gefeierte warf in längerer Rede eine Rückblick auf die sieben Jahre seines Aufenthal tes in unsrer Stadt, dieselben als in jeder Be ziehung: im Verkehr mit den Behörden, den städtischen Vertretern, dem Lehrercollegium, der Kinderwelt, der Bürgerschaft wie im geselligen Leben als glückliche für ihn bezeichnend, mit bewegten Worten auch des geschiedenen warmen Freundes der Schule, unsers Meltzer, und der ihm durch diesen im Dienste für die Schule gewordenen Unterstützung gedenkend, für das Wohlwollen, das man ihm entgegen gebracht dankend und mit einem Hoch auf Frankenberg und seiner Schule schließend. An diese Rede reihten sich nun die bereits erwähnten Trink sprüche an, die zumeist den Scheidenden in seiner verschiedenen Wirksamkeit im Dienste der Schule, der Stadt, im öffentlichen Leben rc. feierten. Auch an dieser Stelle seien ihm die innigsten Wünsche für sein ferneres Wohlergehen und der Dank für seine Arbeit an der Bildung des Volkes nachgerufen.