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Bezirksanzeiger Amtsblatt der König!. AmtShauptmannfchaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des StadtratHS zu Frankenberg Erscheint wöchentlich dr«i Mal. Vierteljährlich 1j Mark. 3» bezichen durch all« Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Karl Weltzer, Bürgermeister in Frankenberg -f 13. August 1876, noch zu festigen und zu schönen war an dem stylvoll gefügten Schafte des Charakters, wie den Sohn der gleiche Vater in'S Lebens hinatts- gestellt hatte, das arbeitete Gehorsam und Ordnung der afranischen Zucht noch aus und jener brausende Sturm des Völkerfrühlings, dessen Er» füllung der 17. Januar 1871 geworden war; und was etwa noch nutzt völlig klar und bewußt war in ihm, in seinem feinen Rechts» und Ge rechtigkeitsgefühle, seiner festen Treue, seiner unbestechlichen Wahrheits liebe — seine Wissenschaft, sein Amt, seine Gemeinde hat die Mitgift ist in Dorfchemnitz am 5. Januar 1828 geboren. Seine Kindheit ver- der vaterländischen Vorzeit die durstende Seele untertauchte; und was lebte er in Lauenstein, wohin seine Eltern nach des Vaters Ernennung — zum Ablösungscommissar übersiedelt waren. Am 24. April 1843 wurde er auf der Fürstenschule St. Afra in Meißen ausgenommen. Nach sehr ehrenvollem Abgangsexamen verließ er dieselbe Michaelis 1848, um bis 1851 in Leipzig die Rechte zu studiren. Zunächst als Accessist in Glau chau, später in Lauenstein betrat er 1851 die juristische Laufbahn und verfolgte sie als Actuar in der gewöhnlichen Weise weiter in Freiberg, Chemnitz, Stollberg bis 1856. In diesem Jahre wurde er zum Bürger meister von Frankenberg gewählt. Im December trat er sein Ämt an, das ihm nach nahezu zwei Jahrzehnten der Tod so plötzlich aus der Hand genommen hat. Frankenberg ist ihm zur 2. Vaterstadt, zur eigentlichen Heimath geworden: hier trieb die begeistrungsvolle Poesie seines Herzens ihre duf tigsten Blüthen; hier reifte er zum Mann und schuf sich, dem lebenden und kommenden Geschlechte zur Mahnung, durch eine lange Reihe segeys- voller Werke ein Ehrendenkmal, das nunmehr weit über sein Grab hrn- ausragt in die Zukunft; hier gründete er sich mit seiner ihn überleben den Wittwe sein friedlich Heim, hier wurden ihm seine Kinder, sein größ ter Schatz, geboren — 5 von ihnen müßte er nach harten Stürmen, unter viel Seufzen und Beten zur Ruhe betten, 4 weinen ihm nach, dem besten, treuesten Vater —; hier richtete ihm Gott sein Kreuz auf, reich umschlungen von Liebe, reicher noch von Dornen; hier endlich, auf der Stätte seiner jungen Liebe, seiner schöpferischen Manneskraft, seiner Seufzer und Sorgen, „an der er mit seinem ganzen Herzen gehangen", haben „seine Bürger^ am 16. August Mittags 3 Uhr unter ergreifen der, ehrender Theilnähme aller Stände, der Vertreter der höchsten Re- gierungskreise „ihren Meister" zur ewigen Ruhe geleitet. Ungeahnt hatte ihm ein reichlicher Bluterguß in das Gehirn Sonntags am 13. August zi Uhr Mittags ein jähes Ende bereitet. Freilich hatte ja der Seligverstorbene selbst durch seine unendlich gesteigerte Rastlosigkeit an seinem frühen Grabe gegraben; wollte er doch, die Stadt schonend, selbst um jeden Preis die berghohe Arbeitslast be wältigen, „und wenn er darüber erliegen müsse". Er ist es — Gottes Gnade hat ihn der hohen Ehre gewürdigt, für die Pflicht zu sterben in der Pflicht. Und darum wird sein Andenken unter uns als eines Edlen gesegnet bleiben für alle Zeiten! Fürwahr ein edler, vortrefflicher Mensch ist mit ihm zur Ewigkeit eingegangen — das fühlt Jeder, der mit ihm, auch nur in kurze Be rührung gekommen ist —, selbstlos, fromm, deutsch und wahr! Aeußerlich einfach hat sein Leben begonnen, äußerlich einfach hat es sich abgesponnen., aber vielgestalteter Segen ist uns daraus gewonnen. Und vielleicht ist grade diese Einfachheit Schuld, daß^sich aus diesem einfachen Dorskinde so ein rechter, tapfrer, deutscher' Mann mit . dem frommen, freundlichen Kindergemüthe entwickelte. Allerwärts einfach, aber fromm und deutsch war das Haus, da seine Wiege stand, behütet von dem segnenden Hauche der stillen, treuen Mutterliebe, die der Heim gegangene bis zu seinem letzten Athemzuge mit der innigsten Dankbarkeit verehrte, geschützt von der sorgenden Biederkeit des Vaters, dessen zu frühes Abscheiden von ihm, als dem Aeltesten der Geschwister,. aiy schmerz lichsten und am sorgenvollsten empfunden wurde. Uno diese Liebe der Aeltern wachte mit ihrem Frieden auch über seiner Kindheit und Jugend; das . Rauschen der Bäume, das Blühen der Blumen, die Freiheit der Berge in seiner anspruchslosen, von Geräusch und Gewinn gierender Hast, von gleißendem Schein und berückendem Luxus abgelegenen Heimath überfluthete die erwachende Seele mit jenem herrlichen, staubreinen Strome dichterischen Empfindens, begeistrungsvollen Singens und Sagens von Jugend, Liebe, Freiheit und Vaterland. Was aber noch ausznhqpen war an der Erbschaft des Vaterhauses, das vollendete St. Afra durch die Schönheit-dev-Formen-die Schärfe der'Mdastftn, die Tieft der Empfin- ..... dvtigep,.MvH.M Reinheit -Und'SelMostg^ und Hän- mw Bürgep zn sein deins, in die es in der Blüthe des griechischen und römischen AlterthumS, freien MeiÄng, vet des Vaterhauses gekrönt. So ist er es denn geworden, was er bis zum Tode geblieben ist: ein Mann, selbstlos, fromm, deutsch und wahr! So stand er allezeit vor uns in seinem Berufe und seinem Privatleben. Den, Kenner der Seele wird es nicht Wunder nehmen, daß diesem belebenden, wärmenden Lichte ein Schatten, wenn schon ein gleichartiger', wie' seist Urquell, sich anfügte, noch sich verdichtend durch eine lange Kette schwerer Prüfungen, schmerzreichster Trennungen von geliebten Kindern, Verwand ten, Herzensfreunden und Strebegenossen, durch eine Menge eisiger Ent täuschungen und bittrer Kämpfe unter einer stetig, aber unverhältniß- mäßig wachsenden Arbeitslast: sein Tod sühnt diesen Schatten reichlich und lichtet das Dunkel, war doch, die Gesundheit des Hirns unter der Wucht der Erfahrungen gebrochen. Wie das deutsche Volk „die zitternde Nervosität seines Kanzlers" fühlt, so empfanden die Bürger der Stadt auch hie und da die Reizbarkeit „des Meisters". Aber nie war sie dje verletzende Zornmüthigkeit, stets nur jene Zähigkeit der Schöpferkraft der Wahrheit, der Selbstlosigkeit, die von der Menge des täglichen Mark tes nur zu gern Eigensinn genannt wird; stets nur jene Bitterkeit, die wohl alle Edeldenkenden überkommt, wenn sie statt des Verständnisses für ihre ernste, gewissenhafte Auffassung des Berufs, für ihre Selbstlosigkeit im Dienste des Gemeinwohls Mißtrauen, Uebelwollen, Verdächtigung/ noch dazu in hämische Feigheit gekleidet, antreffen müssen. Gewiß, man trübt das Andenken des theuern Verstorbenen nicht, wenn man des Schat tens an diesem leuchtenden Mannes-Bilde nicht vergißt und wenn man ihn das Kind dieses Lichtes nennt, dieser Liebe und Treue zur Gemeinde- und zum Vaterlande, zum Berufe und zum Freunde, zu Eltern und Ge schwistern, Weib und Kindern. Waren doch auch ihm nur drittelhalb Minuten zum Leben gelassen vom ewigen Herren aller Welten, aber, zum Unterschiede von den glücklichen Sterblichen, nur ein flüchtiger Augenblick zum Lieben und eine kurze halbe Minute zum Lächeln, eine sehr lange zum Seufzen und Sorgen und eine sehr lange zum Liebegeben unter' Dornen und Thränen — und in dieser ist er gestorben. Wie mild konnte doch dieser „schroffe" Mann sein mit seinen zuletzt fast immer so müden, traurigen, ernsten Augen, mit der sorgenvoll ge falteten Stirn, wenn die Noth zu ihm flüchtete, wenn es galt, Elend von dem verwaisten Kinde fernzuhalten, Thränen verlassener Wittwen zu trock- nen l Wie stets gern und freudig, aber immer prunklos und geräuschlos. theilte er, buchstäblich gesprochen, sein nicht reichlich zugemessenes Hgh und Gut mit dem Darbenden und wie unverdrossen um die Opfer äst seinen Mußestunden, um Dank oder Undank focht er, ein „rechter Fecht meister" der Gemeinde, für seine alten, armen, erwerbslosen Mitbürger upd. bereu Hinterbliebene»! Wie war er mit Herz und Hand 1870171 bei „seinen Aonntagsschülern", „seinen Stadtkindern", die ja auch fürs, den Hoffvungstraum. seines Lebens' gegen den „tückschen Wälschep" im, Feldt lagen, mit Rath und That bei deren Angehörigen, darbende. Noth-s von ihnen zu wehren und wie endlich stiftete ohne fremde Hülfe -seines ,-kriegsliederreiche" Muse, da, wo er sie so oft um sich gesammelt Hattens den sür's Vaterland Gefallenen das Sieges- Und Ehrendenkmäl — an der von ihm neu geschaffenen Schule! Und dann wie blieb er stets un klug, upd gleichgültig gegen die Lockungen äußern Glanzes, äußrer Ehre, äußern Vortheils, und wenn er sie hätte , mit ganz schwacher Beugung