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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt der König!. AmtShauptmannfchaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des StadtratHS zu Frankenbergs Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 1j Mark, gu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. Erledigtes Bürgermeisteramt. Die zur Zeit mit einem jährlichen Gehalte von 4000 M. dolirte hiesige Bürgermeisterstelle ist infolge Ablebens des bisherigen In habers in Gemäßheit des Partial-Ortsstatuts mil einem nach 8 84 Absatz 2 der hier giltigen revidirten Städteordnung qualificirten Jurtste« anderweit und zwar zunächst auf 6 Jahre zu besetzen. . s Bewerber um diese Stelle wollen Gesuche unter Beifügung der auf ihre zeitherige Wirksamkeit bezüglichen Schriften gefälligst bis spätestens v September d. IS. hier eiureichen. Frankenberg, am 19. August 1876. Der Stadtrat h. I. Vertr.: Stephan, St.-R. Bekan «tmachaa g. Auf Folium 126 im Handelsregister für hiesigen Gerichtsamtsbezirk ist heute auf Grund der Registratur vom 15. August 1876 das Erlöschen der Firma: Schubert St Berthold in Frankenberg verlautbart worden. Königliches Gerichtsamt Frankenberg, am,17. August 1876. Wiegand. Seidler. Wochenschau. kl. l-'. 6. War es den Kanonen auf Bel grads Wällen schon nicht vergönnt, Siege der serbischen Heere zu verkünden, so durften sie doch die friedliche Botschaft in das Land hinaustragen, daß der Stamm Obrenowitsch einen neuen Spröß- ling gewonnen. In Serbien geht durch das Verhältniß zwischen Fürst und Volk ein patri archalischer Zug, der sich auch in der jetzigen Zeit-Bedrängniß nicht ganz verleugnet. Heller Jubel ertönte durch die Straßen Belgrads, weil der Nation ein Wunsch in Erfüllung gegangen war, dem sie früher in ven Tagen nationaler Schwärmerei fast rührend naiven Ausdruck ge geben — weil ein Thronerbe geboren worden. Doch in den Gemüchern nistet bange Sorge, und auch diese läßt sich nicht verleugnen. Und so mag der Fürst selbst mit sehr gemischten Ge fühlen die Geburt seines Sohnes, die auf den Anfang unsrer Berichlswoche fällt, gefeiert haben. Von einer Königskrone träunue er, die ihren Schimmer über die Wiege seines Erstgeborenen verbreiten sollte, und er zog aus, um sie zu er ringen; statt der Krone aber trat ihm die ver hängnißschwere Frage entgegen, ob der Sturm, der durch Serbien tobt, den Stamm Obrenowitsch nicht mit seinen Wurzeln aus dem heimathlichen Boden reißen werde. Fürst Milan schöpfte aus dem Familien-Ereignisse frischen Muth, uni das Aeußerste zu wagen — er gewann nicht den höheren Muth, nicht das Aeußerste zu riskiren. Der Abenteurerkrieg wüthet also fort; Fürst Milan und seine gewissenlosen Berather haben ihn zum zweiten Male begonnen I Das Ende kann nur die vollständige Zertrümmerung aller Lebensbedingungen Serbiens sein. Der unver wüstliche Minister Ristics — unverwüstlich, iveil ohne Bedenken — will die Serben glauben machen, daß die Position der serbischen Truppen günstiger sei als je. Es fehlt nicht viel, und Ristics preist die Serben ihrer zahlreichen Niederlagen und Verluste wegen glücklich. Das schlimmste Zeichen dafür, daß die Zustände in Serbien jetzt schon nahezu unhaltbar sind und das Licht der Oeffent- lichkeit zu scheuen alle Ursache haben, liegt in der Ausweisung der Berichterstatter derjenigen Blätter aus Belgrad, welche nicht geradezu in Ristics Solde stehen. Hierdurch verlieren wir zwar die Quellen für zuverlässige Nachrichten aus der serbischen Hagptstadt, damit sind aber die Ereignisse selbst, die wir nicht mehr so schnell erfahren sollen, nicht aus der Welt geschafft. Eigentliche kriegerische Thätiakeit Hal die ver gangene Woche auf dem serbischen Gebiete nicht gesehen. Von Montenegro her kam die Nach richt von einer Niederlage der Türken. Da die Nachricht eben nur aus Montenegro kam, sonst aber von keiner Seite einer irgend damit über einstimmende Meldung, so haben wir es hier wohl nur mit einem „telegraphirten" Kampfe und Siege zu thun. Moukhtar Pascha befindet sich seit Wochen schon in Trebinje. Vor Wochen schon behaupteten die Montenegriner, er sei dort eng von ihnen eingeschloffen und sein Uebertritt auf österreichisches Gebiet stehe stündlich zu er warten. Jetzt zeigt es sich, daß Moukhtar Pascha im Rücken der Montenegriner eine für diese recht bedrohliche Position inne hat. Wir sagten oben, daß Fürst Milan nicht den höheren Muth gehabt habe, nicht das Aeußerste zu riskiren. Um gerecht zu sein, dürfen wir nicht.unerwähnt lassen, daß er wenigstens Tage lang'qeschwankt, ehe er mit Montenegro das Abkommen traf, gemeinsani bis zum letzten Mann zu fechten. — Ein verhängnißvolles Abkommen, das Tausende von Menschenleben kosten wird! Europa's Glück ist es, daß seine mächtigsten Fürsten so entschieden friedlich gesonnen sind, daß die Wühlereien Ristics' und seiner Anhänger nicht im Stande sind, die Brandfackel in noch weitere Kreise zu tragen. Zu den Hauptbeschäftigungen des Herrn Ristics gehört es, durch die unsinnigsten Schilderungen türkischer Grausamkeiten „Gruseln" zu machen. Als ob es nöthig wäre, jene Schändlichkeiten noch zu übertreiben I als ob irgendwo noch Je mand zweifelte, daß Türken und Serben ein ander werth sind! Der Lärmen Hal doch das Gute gehabt, daß für die Verwundeten jetzt mehr gethan wird. Es wird fleißig Geld ge sammelt und, was noch nothwendiger ist, auch Aerzte ziehen in größerer Zahl auf den Kriegs schauplatz; namentlich sind es jüngere Militär ärzte, welche sich Erfahrungen holen, indem sie den Verwundeten Hilfe bringen. In der Türkei selbst wird fleißig „refor- mirt", wenigstens ist ein Staatsrath mit vier Abtheilungen constituirt worden, deren eine spe ziell den Reformen ihre Aufmerksamkeit zuzu wenden hat. Auch ist nach Bulgarien eine neue Commission entsandt worden, welche die dortigen Zustände prüfen soll. Es ist dies eine immer hin bemerkenswerthe Conzesfion an die öffent liche Meinung Europa's. Vom Sultan schweigest jetzt die Märchenerzähler, nachdem ein Wiener Arzt, »f. Leidesdorf, den Gesundheitszustand Murad'S für keineswegs hoffnungslos erklärt hat. An Gerüchten von Verschwörungen fehlt es natürlich nicht. Die neueste Version geht dahin, daß die Verschwörer den präsumptiven Thronerben Abdul-Hamid auf den Schild haben wollen. Oesterreich-Ungarn hat einen neuen Reichsfinanzminister. Sectionschef Baron Hof mann ist an Stelle des verstorbenen Herrn von Holzgethan zu dieser Sinekure berufen worden. — In Südungarn dauern die Verhaftungen der ferbischen Agitatoren noch fort. Auch in Frankreich ist ein theilweiser Ca- binetswechsel zu verzeichnen. Ganz unerwartet hat Kriegsminister General Ciffey sein Porte feuille niedergelegt. An seiner statt ist General : Berthant zum Chef des Kriegsdepartements be rufen worden. — Der Marschall-Präsident Mac Mahon hat neuerdings eine Reihe von Com mune-Anhängern ganz oder theilweise begnadigt. , — Die Kammern haben ihre Ferien angetreten. H Seit dem Bestehen der Republik ist es bas erste Mal, daß die Vertreter des französischen Volkes vom Sitze der Regierung sich ohne die Besorg niß entfernen, es möchte in der Zwischenzeit ein Staatsstreich sich vorbereiten und zur Ausführung gelangen. Auch in England ist das Parlament ver tagt worden. Die zum Sitzungsschluß vorge tragene Thronrede brachte nichts Neues. Die ' Ernennung Disraeli's zum Earl of Beaconsfeald — die Gemahlin Disraeli's führt den entsprechen-', ' den Titel schon seit einigen Jahren — hat all-' ? gemeine beifällige Aufnahme gefunden. — Die' guten Dienste, welche England zur Friedensver- Mittelung in Konstantinopel und in Belgrad - angeboten, sind hier wie dort zurückgewiesen, H worden — in Belgrad, weil Fürst Milan sich F zur Fortsetzung des Kampfes entschlossen hat, in Konstantinopel, weil die Pforte nicht anders Ä Frieden schließen will, als wenn Serbien direct bei ihr darum nachsucht. - , Ä Deutschland erwähnen wir in unserer dies- j maligen Wochenschau zuletzt, weil sich bei unS nichts politisch Erwähnenswerthes zugetragen. Es dreht sich Alles noch um Bayreuth. Ob oa-