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Wirtschaft. Die erstere, überall von den ver schiedenartigsten Böllern schon in den ersten Sta dien ihrer Entwickelung ausgeübt und dis auf die heutige Zeit fortgesetzt, mußte bei steigender Eultur nothwendig zur Teichwirthschaft führen. Seit längerer Zeil ist nun aber in allen Binnen- aewässern eine Abnahme deS Fischbesatzes, eine Perminderung des Ertrags der sogenannten wilden Fischerei.wahrgenommen, so daß indem größern Theil von Deutschland ein früher für mäßigen Preis vorhandenes, gesundes Nahrungs mittel so im Preise gestiegen ist, daß jetzt ein Luxusartikel geworden, was früher auch dem Aermsten zugänglich war. Die Ueberlieferung von Beschwerden des Gesindes wegen zu häu figer Beköstigung mit Lachs und der dagegen erlassenen Regierungsverordnung, daß solches nicht öfterer als wöchentlich 2—3 mal zu ge schehen habe, ist thatsächlich wahr und hat sich an verschiedenen Strömen wiederholt. Jetzt ge hört eine ziemliche Wohlhabenheit dazu, um den Lachs, frisch und geräuchert, in die Consumtion einer Haushaltung aufzunehmen. Das kommt einfach vom verminderten Fange und von dem dchch bessere Communicationsmittel ausgedehn- tyr Markt. Aehnlich verhält es sich mit allen anderen Fischen. Allen diesen Thalsachen liegt, außer den ausgedehnten Absatzgebieten und also d«r Steigerung der Consument.n, zum Theil die geringe Rücksicht zu Grunde, welche der Fisch- «rzeugung und-Zucht gewidmet wird. Denn was früher geringen Werth und nur beschränkten Markt hatte, weil es von der Natur in schein bar unerschöpflicher Fülle dargeboten wurde, mochte wohl rücksichtslos benutzt werden, wenn man auch den Baum umhieb, um bequemer seine Früchte zu ernten, ohne wahrnehmbaren Schaden zuzufügen. Seitdeni aber selbst in Preu ßen gefangene Krebse bis Paris versendet wer den können, und durch Eisenbahnen und Dampf schiffe alle Fische weit von ihrem Fangort einen willigen Markt finden, muß es eine Verwüstung des eignen Capitals genannt werden, wenn man den zur Laiche gehenden, also auf die Ver mehrung seines Geschlechts bedachten Fisch weg- fänat, da fast alle Fifcharten den Laichgang in großer Masse gemeinschaftlich machen, und durch natürlichen Trieb genöthigt, die Vorsicht und Scheu vernachlässigen, welche sie sonst, wenigstens theilweise, vor den Nachstellungen der Fischer sichern. Man hat nun nach Delius die Abnahme der Fische hauptsächlich darin gesucht, daß die ver mehrte Schifffahrt die Fische bei dem Laichen stört und sie verscheucht durch das Geräusch und den Wogenschwall der Dampfschiffe; dann daß die Abgänge technischer Etablissements das Wasser verderben, doch dürfte dies nicht die alleinige Ursache sein. Man wird die wirklichen Ursachen der Armuth unserer Ströme und Flüsse an Fischen am leich testen ergründen, wenn man die Verhältnisse der noch heute fischreichen Gewässer mit denen vergleicht, die es jetzt nicht mehr sind, aber wa ren. Man wird dann finden, daß auch die ge- stügerte landwirthschaftliche Cultur, wie solche iß Mitteleuropa sich entwickelte, den Fischereien ver derblich wurde. Wo eine solche noch nicht weit vorgeschritten, in den Niederungen Ungarns und Südrußlands, wimmelt es heute noch von Fischen. Die Veränderungen, welche unsere früher fischreichen Ströme erlitten, sind nun folgende: Die aus den Feldern in die Bäche führenden Quellen und Gräben ermangelten größtentheils des Gefälles. Hieraus bildete sich zunächst der Zustand, daß zur Zeit starker Regengüsse die Felder mit übermätzlger Feuchtigkeit gesättigt wurden, und die kleinen Flüsse längere Zeit in höherem Wasserstande verharren konnten, mit hin die umliegende Gegend versumpfte. Die arößeren Flüsse aber, welche ebenfalls mit Was ser angefüut, über die Ufer traten, verharrten längere Zeit in diesem Zustand«. In solch», feuchten Niederungen und Sümpfen, von Gebüsch und Päumy» dicht -«W^wserShent« nicht mehr der Fall ist, in großen und kleinen. Buch ten, Ansiedelungen hoher Gräser, die jetzt mäh bare Wiesen geworden, bildete sich eine Bevöl kerung von Libellen und Mücken, die nicht nur mit ihren verwesenden Leibern, sondern mehr noch durch die enorme Zahl von Maden und Larven, welche sie erzeugten, eine reichliche Nah rung für die Fische lieferten. Bei dem hohen Wafferstande waren überall Buchten, die geschützt gelegen, den Fischen als Laichplätze willkommen waren. Die reichliche Nahrung, von dem Strome der Münvung zugeführt, lockte hier Schaaren von Wanderfischen an, und sie zogen, von ihrem In stinkt getrieben, die Ströme aufwärts, so lange Nahrung und Wafferstand der jungen Brut Ge deihen zu versprechen schien. Solche Zustände sind jetzt nur wenig mehr zu finden. Durch die Cul tur und die Separation des ländlichen Grund- eigenthnms war in weiterer Folge die Reguli- rung der größern Flüsse bedingt. Diese wurden gerade gelegt und mit Dämmen versehen. Das Gefälle des Stromes und mit demselben der Wafferstand wurde ein anderer, gleichmäßiger, den Fischen nicht zusagender. Das Austreten der Flüsse war verhindert, das Flußthal konnte nicht mehr den großen, jetzt schnell abfließenden Waffermaffen als Reservoir dienen, die großen Flächen, welche den Fische» Weide boten, abge schnitten. An den kleinen Flüssen wurde das Gebüsch gelichtet und die Versumpfung gehindert. Der Schutz vor Wind und Wetter, den die Jn- secten sehr lieben, war mit den Gebüschen ver schwunden, zugleich die Jnsecten und deren Lar ven, und — auch die reichliche Nahrung der Fische. Wernicht mit eigenen Augen die Schwärme der Jnsecten gesehen, welche in Niederungen, wie die geschilderten, im Frühjahr die Luft er füllen, wird sich kaum eine Vorstellung von dem so bedeutenden Einfluß derselben auf die Fisch zucht machen können. (Fortsetzung solgt ) — OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 11. August. — Eine seit einigen Wochen als noch der wenn auch leider unausbleiblichen Bestätigung harrendes Gerücht viele Kreise unsrer Bevölke rung beschäftigende Nachricht von einem unserm städtischen Schulwesen drohenden schweren Ver luste hat vorgestern diese Bestätigung gefunden: Herr Schuldirector Herrnsdorf, der sich um die Reorganisation unsers städtischen Schulwesens so hervorragende Verdienste erworben, hat von der Regierung eine ehrenvolle Bernfung zum Bezirksschulinspector der Amlshauptmannschaft Marienberg erhaltrn.So ehrenvoll für den Genann ten diese Berufung und je selbstverständlicher nicht blos um der damit verbundenen Beförde rung willen sein Eintritt in den neuen umfang reichen Wirkungskreis uns erscheinen muß, um so bedauerlicher und schmerzlicher ist uns sein Verlust gerade jetzt, wenn auch seine organisa torische Tüchtigkeit das neugestaltete Schulwesen dem zu ernennenden Nachfolger bestvorbereitet überantwortet. Wenn aber die Segnungen der Schulreorganisation sich zeigen werden, dann wird auch der Name Herrnsdorf, dessen Thätig- keit namentlich auch eS zu danken ist, daß die bisher bestandenen Realschulklassen auf den Be richt des vor mehrer« Monaten mit ihrer Prü fung beauftragten Herrn Realschuldirector Prof. Caspari aus Chemnitz die staatliche Genehmi gung zur Umwandlung in eine Realschule U. Ord nung erhalten, in dankbarer Erinnerung bei Allen wachwerden, die di« geistige Förderung unsrerStadt im materiellen Interesse ihrer Bewohner mit unbe einflußtem und verständnißvollem Sinne verfolgen — Das Preisrichteramt bei dem nächsten Sonntag auf der Schießwiese stattfindenden Volkswettturnen neben dem Turnwart des hie- figm Vereins zu übernehmen find ersucht wor den die Herren GMnaßalturnlHo» Pkt tn Dresden («ertnkr MchM im Ausschuß der deutschen Turnerschast), Ober turnlehrer Zedtlex in Chemnitz, Aymnasialturn- lehrer Bär in Freiberg, Turnlehrer Schmidt in Leipzig und Gauturnwart Lindner in Mitt weida. Die Genannten haben dem Ersuchen bereitwilligst entsprochen. Zahlreichste Betheili- gung auch des nichtturnerischen Publikums an den Veranstaltungen des Volksfestes ist im In teresse der Sache, zur Verbreitung der Kennt- niß des Werthes der Volksturnübungen, lebhaft zu wünschen, während andrerseits die Erwar tung und Bitte gerechtfertigt erscheinen wird, daß den Anordnungen der mit Aufrechthaltung der Ordnung und besonders Freihalten des Platzes für die einzelnen Hebungen beauftrag ten Mitglieder des Turnvereins allenthalben nach Kräften nachgekommen werden möchte. (Die Länge der Bahn beim Dauerlauf ist 220 Meter und ist ohne Halt hin und zurück zu durchlaufen. In angemessenen Zwischenräumen sind drei H Meter hoch gespannte Schnuren zu überspringen. Das Laufen erfolgt zu je 2 Mann von dem bestimmten Ziele aus. Sieger ist, wer die Lauf bahn hin und zurück mit Ueberspringnna der gestellten Hindernisse ohne Berührung derselben in der kürzesten Zeit durchläuft.) — Von den diesjährigen großen Manöver» wird unsre Umgebung gänzlich unberührt bleiben^ da nach den neuerlich bekannt gewordenen Dis positionen nicht einmal Durchmärsche betheiligter Truppenkörper zu erwarten sind. Die Um gebung von Oederan und Chemnitz hat heute bez. morgen und übermorgen dem zu den Uebun- gen der 3. Brigade in die Zwickauer Gegend- rückenden Schützenregiment Nr. 108 Marsch quartiere zu schaffen. — In Falkenau bei Hainichen schlug am Dienstag in der 7ten Abendstunde der Blitz in das Pönisch'sche Wohnhaus, das bis aufs Mauer werk niederbrannte. Der Besitzer war mit seinev Frau auf dem Felde, weshalb nur das Vieh und etwas von dem unversicherten Mobi liar gerettet worden ist. — In Chemnitz entstand am Mittwoch Nach mittag auf bis jetzt noch unermittelte Weise in dem in der Aue gelegenen großen Poststallge bäude wie in den Niederlags- und Futterräumen ein Schadenfeuer, welches die sämmtlichen Vor- räthe und den aus Holz bestehenden Theil der Gebäude verzehrte, während die Pferde und Wagen gerettet sind. Der Schaden hätte leicht größer werden können, da bereits das gegen überliegende Gebäude wie auch die am Ende der Straße gelegene Zinn'sche Brauerei infolge Flug feuers in Brand gerathen waren, ein größerer Verlust wurde jedoch durch das rechtzeitige Ein treffen der Feuerwehr abgewendet. Nach einer Stunde war die Gefahr völlig beseitigt. Ueber den in den letzten Tagen der vorigen Woche in Großenhain abgehaltenen Congreß. der sächsischen Gewerbevereine, der von nur etwa 40 Vereinen beschickt war, ist zu berichten: Be treffs der Errichtung einer Centralstelle für Han- del und Gewerbe wurde beschlossen, die Regierung, zu ersuchen, an geeigneten Orten des Landes Gewerbemuseen zu errichten, die schon vorhan denen Mustersammlungen zu erweitern und in solche Museen zu verwandeln. Die Frager „Schutzzoll oder Freihandel?" fand ihre Erle digung dahin, daß man die möglichste Gleich stellung Deutschlands mit andern Ländern in Bezug auf die Handelsverträge forderte. Län gere Debatten entstanden über die von mehreren Vereinen beantragte Organisation der Gewerbe vereine zu festen Verbänden, wodurch dem Jn- differentismus gesteuert werden soll. Der Vor ort wurde mit Ausarbeitung eines derartigen Organisationsstatus beauftragt. Betreffs des Antrages auf Erhaltung der kleinen GerichtS- ämter soll die Regierung ersucht werden, soweit es die Verwaltungsorganisation des Lande- zu läßt, möglichst kleine GerichtSbeztrke »u begründen. A»1rwriten VerfammlnngStag beschäfügt« sich