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erklärte sich gegen die Beendigung des Conflicts durch einen faulen Frieden. Abg. Walter aber betonte, daß durch daS Einkommensteuergesetz im Volke große Unzufriedenheit entstehen werde und daß der jetzige Zeitpunkt für die Einfüh rung einer neuen Steuer höchst unglücklich ge wählt sei. — Gegen die Erhebung der Ein kommensteuer stimmten die Abgg. Biedermann, Blüher, Böhme, Bönisch, Eysoldt, Fahnauer, Fröhner, Gensel, Grahl, Großmann, Haberkorn, Häckel, Israel, Kirbach, Körner, Kramer, Krause, Kretzschmar, Kürzel, Lehmann, Leuschner, Lud wig, Meischner, Minckwitz, Penzig, Petri, Riedel, Schaffrath, Scheller, Schieck, Schnoor, Schreck, Starke-Mittweida, Stauß, Streit, Uhle, Walther, Winkler, Zeuner, — für die Erhebung stimm ten die Abgg. (mit wenig Ausnahme Gutsbesitzer und Beamte) Adler, Barth-Radebeul, Barth- Stenn, Beeg, v. Bosse, Bunde, v. Ehrenstein, Grünler, Günther, Hartwig, v. Hausen, Heine, Heinze, Heymann, Käuffer, Klopfer, Kökert, v. Könneritz, Kreller, Leutritz, May, Mehnert, v. Oehlschlägel, Oehmichen, Päßler, Pfeiffer, Phi lipp, Richter-Baselitz, Richter-Tharandt, Schmidt, Schumann, Seidel, Siebolh, Starke-Schmölen, Strauch, Uhlemann, Vodel, v. Wagner, Wer ner, Zumpe. Mit Abendsitzungen schloffen die Kammern am Freitag ihre Thätigkeit. Die Erste Kam mer genehniigte das Budget nebst Finanzgesetz für 1876,77 und das Nachtragsbudget für 1874! 75. I" seiner Schlußrede gab Präsident v. Zehmen der Verehrung der Kammer für den bald aus dem Dienst scheidenden Finanzminister v. Friesen Ausdruck, welche diese durch Erheben von den Plätzen bestätigte. Nach Dankesworten des Ministers an die Kammer und des Vice präsidenten Pfotenhauer an den Präsidenten für die umsichtige Gefchäftsführung trennte sich die Kammer mit dreimaligen Hochrufen auf den König. Die Zweite Knmmer erledigte die durch die eingangserwähnten Berathungen nöthig gewor denen Aenderungen im Zifferwerk des Finanz-- gefetzes, genehmigte das ordentliche Budget (53,856,977 M.) und das außerordentliche (165,047,815 M.) gegen 24 Stimmen und das Finanzgesetz alsdann in namentlicher Abstim mung gegen die Stimmen der Abgg. Fahnauer, Gensel, Grahl, Häckel, Israel, Körner, Kramer, Krause, Kürzel, Leuschner, Ludwig, Penzig, Petri, Riedel, Schieck, Schnoor, Starke (Mittweida), Stauß, Uhle, Walter, Winkler und Zeuner. Seiner Schlußrede mit den üblichen Dankes worten fügte Präsident Haberkorn noch zu: Ihnen Allen ist bekannt, daß zum großen Be dauern des Landes und seiner Vertreter Se. Excellenz der Herr Staatsminister Frhr. v. Friesen in nicht allzu langer Zeit seine bisherige Stellung aufgeben und in den Ruhestand treten will. Wir Alle erkennen die hohen Verdienste dieses unseres hochbegabten Staatsmannes an, der mit größter Umsicht die Geschäfte des Staa tes so lange geleitet hat. Zum Zeichen der Dankbarkeit für die Thätigkeit dieses Mannes ersuche ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu er heben. (Die Mitglieder erheben sich.) Staats minister Frhr. v. Friesen sagt für die ihm ge zollte Anerkennung seinen aufrichtigen Dank. Die Liebe zum Vaterland habe ihn während seiner ganzen Thätigkeit geleitet, die Anerkennung, die dieselbe finde, sei sein bester Lohn. (Lebhaf ter Beifall.) Vice-Präsident Streit sprach dem Präsidenten Haberkorn für seine umsichtige und parteilose Leitung der Geschäfte den Dank des Hauses aus, worauf die Kammer ihre Thätig keit mit einem dreifachen Hoch auf König, Va terland und Verfaffung schloß. Sonnabend Mittag erfolgte, nachdem am Vormittag in der evangelischen Hoskirche ein Gottesdienst vorausgegangen war, der feierliche offizielle Schluß des Landtags durch Se. Maje stät den König mit folgender Thronrede: Meine Herren StSndel Ls ist Mein Wunsch Gewesen, Ihnen am Schlüsse eme« langen und arbeitsvollen Landtag« Selbst Lebewohl zu sagen. Ich danke Ihnen, daß Ihre Anstrengungen'Mir die Erfüllung diese» Wunsche» nach möglich gemacht haben. Di« Ausgaben der gegtnwiirtigen Session,haben sich um- fangreicher gestaltet» al« bei Beginn derselben angenommen I werden konnte. Für den öffentlichen Verkehr sowohl al« I für die gesammte Staatsverwaltung einflußreiche Fragens sind zur Entscheidung gelangt, indem Sie dem Vorschläge Meiner Regierung, em große« und weitverzweigte«, seiner Zeit von dem Unternehmungsgeiste thatkrästiger Bürger in'« Leben gerusene« und vou ihnen Jahrzehnte hindurch mit Umsicht und Erfolg geleitete» Eifenbahnunt rnehmen für den Staat zu erwerben, zugestimmt und nächstdem die Mittel bewilligt haben, um eine Mehrzahl anderer Eisen bahnen auf den Ltaat zu übernehme». Wenn in letzterer Beznhung die Besorgniß einer in nächster Zukunft in Aussicht stehenden Mehrbelastung der Staatskasse über- wogen worden ist von dem Wunsche, ausgedehnten Lande»- thcilen die Wohlthaten einer Eisenbahnverbindung zu er halten und zu sichern, so gewährt e» Mir besondere Be- sciedigung, daß eine Vereinbarung mit Meiner Regierung erzielt worden ist, durch welche die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden, ohne von den altbewährten Grund sätzen der sächsischen Finanzvcrwaltung abzugehcn. Aber nicht blo» für die wirthschaftlichen Interessen de» Landes, sondern auch für die Interessen der geistigen Bil dung und des kirchlichen Lebens hat die verflossene Session fruchtbare Ergebnisse geliefert. Durch die Verabschiedung des Gesetzes über die Gym nasien, Realschulen und Seminare ist diesen Anstalten nun mehr eine feste Grundlage gewährt worden, auf der es ivnen möglich sein wird, ihre Ziele mit um so größerer Sicherheit zu verfolgen. In der Annahme des Gesetzentwurfs über die Entschä digung der Geistlichen und Kirchendiener für die ihnen aus der neuen Gesetzgebung entstandenen Verluste habe Ich den Beweis einer dankenSwerthen Fürsorge sür die Erhaltung des kirchlichen Lebens zu erkennen. Durch die Annahme endlich des Gesetze», da» Oberaufsichtsrecht über die katholische Kirche betreffend, ist eine gesetzliche Regu- lirung des Verhältnisses zwischen dem Staate und der katholischen Kirche gewonnen, welche, iydem sie in der Hauptsache die bisher bewährten Üebnngcn sesthält, wie zuversichtlich zu hoffen steht, dazu beitragen wird, dem Lande auch die fernere Erhaltung de» kostbaren Gutes d^S confessionellen Friedens sicher zu stellen. - Von den übrigen Gesetzen gedenke Ich nur noch der von Ihnen gebilligten Revision des LivilstaatSdienergesetzes, durch welche die rechtliche Stellung der Staatsbeamten gehoben, die Besugniß Meiner Regierung zur Handhabung strenger DiSciplin verstärkt und hierdurch, sowie durch günstigere Gestaltung der Pensionsverhältnisse sür die Er haltung eine» tüchtigen Beamtenstandes gesorgt worden. Ich beklage mit Ihnen die wiederholten Uebcrschreitun- gen, welche sich in den letzten Jahren bei mehreren StaalSbauten nöthig gemacht haben. Meine Regierung wird die Mittel und Wege erörtern, die sich darbieten können, um einer Wiederkehr dieses Uebelstandes thunUchst vorzubeugen. Zu Meinem Bedauern ist, seitdem Ich Sic bei Beginn Ihrer Sitzungen begrüßte, in den gewerblichen Verhält nissen noch keine wesentliche Besserung eingetrctcn und die Entbehrungen, welche die gedrückte Geschäftslage für zahl reiche Klassen der Bevölkerung nach sich zieht, scheinen noch nicht ihr Ende erreicht zu haben. Ich gebe der Hoffnung aber auch heute Ausdruck, daß das Land und seine Be völkerung aus dieser Prüfung nicht cntmuthigt, sondern sittlich gekräftigt und zu neuem Wettkampfe um den Preis tüchtiger und redlicher Arbeit gestählt hervorgehen wird. Sie haben die Vorschläge, die Ihnen Meine Regierung unterbreitet hat, insbesondere den Staatshaushalt, einer strengen und sorgfältigen Prüfung unterworfen. Die hierbei hcrvorgetretenen abweichenden Ansichten haben aber, :o verschieden auch die Standpunkte waren, von denen sie au»gingen, stets ihre Einigung gefunden in dem gemein samen Willen, die Wohlfahrt aller Klassen der Bevölkerung in gerechter Weise zu fördern. Und so lassen Sie uns auch ferner in dem gemeinsamen Streben verbunden sein, die Wohlfahrt und das Gedeihen unseres Sachsen nach allen Kräften zu fördern und ihm die ehrenvolle Stellung im Kreise der deutschen Bundes staaten zu wahren, deren es sich seither bei treuer und voller Pflichterfüllung gegen da» Reich erfreut hat. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 3. Juli. — DaS gestern hier abgehaltene Wanderfest des Chemnitzer Vereins für innere Mission er freute sich ziemlich lebhaften Besuchs. Wir be richten in nächster Nr. darüber mehr, da uns heute der Schluß des Landtags nach Raum und Zeit behindert. — Der Schaden, den einzelne von dem am Donnerstag ausgebrochenen Feuer Betroffene er litten haben, ist noch größer, als sich anfangs erwarten ließ. So hat der mitabgebrannte Hr. Schuhmachermstr. Hietzke, trotzdem er vor längerer Zeit sein Mobiliar versicherte, besonders dadurch viel Verlust, daß er inzwischen dasselbe wesent lich (besonders durch Kleider und Betten) ver mehrt hat und beträchtliche nicht versicherte Le- dervorräthe nicht retten konnte, da sie in den zunächst voll den Flammen ergriffenen Dach räumen untergebracht waren. Ebenso haben die drei Leute des Genannten alle ihr? Habe, die gleichfalls in einer Dachkammer aufvewahrt war, verloren. Hr. Hietzke fetzt sein Geschäft vor läufig im Weber'fchen Hause in der Schulgaffe fort. Bereits zeigt sich wieder die hier so oft bewährte Nächstenliebe in Spenden sür die Schwer- getroffenen, zu deren Vermittelung die Stadt behörde laut Fürbitte an der Spitze der vor- li.genden Nr. sich erbietet. Einen schönen Zug von Theilnahme legen hiesige Dienstmädchen in einer „Bitte" an anderer Stelle an den Tag. Beide tragen gewiß gute Früchte, zumal wir das Unglück vor Augen haben. — Die drei Hauseigenthümer wollen sofort nach der Schä- denfeststellung, mit dem Wiederaufbau ihrer Häu ser beginnens Die durch die völlige Sistirung ihres Geschäfts am meisten benachtheiligte Frau Gastwirthin Böhme wird in den nächsten Tagen in den Stand gesetzt sein, dasselbe wenigstens theilweise durch Eröffnung eines Ausschanks im Erdgeschoß des Teichmaun'schen Hauses am Stadtberge wieder zu betreiben und so, wie durch Einrichtung einer Ausspannung in dem gegen über gelegenen John'schen Gehöfte den vielen Kunden der „Stadt Dresden" einstweiligen Er satz zu bieten. — Eingezogener Erkundigung zufolge be stehen die Verletzungen des beim Brande ver unglückteil Turnerfeuerwehrmanus H. Gärtner (Rettungs-Abtheilung) in einer beträchtlichen An zahl äußerer Wunden, welche Lebensgefahr glück licherweise nicht mit sich bringen und nach eini gen Wochen volle Genesung erwarten lassen. Unsers Wissens ist dies die erste bedeutendere Verunglückung, welche in der Turnerfeuerwehr- Compagnie bei Ausübung des Dienstes vorge kommen ist. — Den in unsern Spalten schon wiederholt gemeldeten Fällen über Vorkommen gefälschten neuen Geldes haben wir heute einen solchen aus hiesiger Stadt zufügen. Herr Barbier Ruff.j»». hat unter irgend welcher Zahlung ein gefälsch tes Markstück erhalten. Dasselbe ist von blei farbenem Glanz, das Gepräge ist etwas stumpfer als auf den schien Stücken und unterscheidet sich von solchen namentlich durch das Fehlen des tiefgerieften Randes. An Stelle desselben befin det sich ein glatter Rand, in welchen anschei nend mit einem Messer leichte Einschnitte gemacht worden sind. Als Münzzeichen trägt das Fal sifikat den Buchstaben ä. — Bei der Einlösung der verfallene» Scheide münze sind sehr häufig Münzen präsentirt wor den, welche theils beschnitten, theils durchlöchert waren. Alle solche Geldstücke sind natürlich nicht eingelöst worden und bleiben als werthlos in den Händen Derer zurück, die sie zuletzt als Zahlung rc. erhalten hatten. Auch die neuen Münzen werden, wenn sie in der bezeichneten Weise beschädigt sind, an königl. Kaffen als Zahlung nicht angenommen, ebensowenig kann der Geschäftsmann zur Annahme gebunden sein. Der Umstand, daß bereits neue Scheidemünze mit Löchern rc. in Umlauf ist, veranlaßt uns zu dieser Notiz. Am besten läßt sich dem Un fuge des Münzverstümmelns nur dadurch ein Damm setzen, daß eben Niemand auf solche Art entwerthetes Geld annimmt und dadurch dasselbe schließlich in den Händen Derer bleibt, welche sich das kindische Vergnügen des Verun staltens der Münzen bereitet haben. — Sachsen hat wieder einen seiner tüchtig sten Beamten verloren: nach 5wöchentlichen Leiden starb am Freitag Nachmittag in Dres den, 55 Jahre alt, der Geh. Rath und Direc tor im Justizministerium Robert Emil Per- nitzsch, älteren unsrer Leser noch von seiner Wirksamkeit als Actuar im Justizamte Franken berg — Ende der 40er Jahre — bekannt. ». Leipzig, 28. Juni. Der Parlamen tarismus stellt in diesem Jahre starke Anfor derungen an die Ausdauer der für die gesetz geberische Arbeit in den verschiedenen deutschen Ländern Berufenen, da an der Spree wie an der Elbe, in München wie in Darmstadt und Carlsruhe trotz der heißen Jahreszeit die zum Theil durch die Thätigkeit vieler Monate abge- mafteten Kammern n-ch immer tagen. Nicht überall, entspricht zugleich da-S Nesultat der Ta gung dem langen Zeitaufwand und den mühe,