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45«, Feuer angelegt zy haben. Ferdinand Franz Lagiorgi und Gustav Hermann Türpe find die Ramen dieser bei den Berbrecher, denen glücklicherweise ihr Handwerk zeitig genug gelegt worden war. Eagiorgi ist am 1. Juli 1851 in Borna bei Leipzig gebaren. Sem Bater gehört einer reisenben Harfenistengesellschast an und zieht im Sommer umher, während er im Winter in Dresden wohnt. Die Mutter ist ihm zeitig gestorben. Bi« zum K. Jahr wurde er ihm Findelhause zu Dresden erzogen, dann nahm ihn sein Baler zu sich, der ihn im Winter bei sich behielt, im Somiper aber zu fremden Leuten in die Ziehe brachte. Nach beendigter Schulzeit kam er zu einem Schuhmacher in die Lehre, er entlief und vagirte umher, bi« er im Jahre 1867 in die TorrectionSanstalt zu Sachsenburg einge- liesert wurde. Hier verblieb er nach mehrmaliger Beur laubung bi« 7. December 1872. Er vermiethete sich in der Umgegend von Frankenberg und diente schließlich ca. ein Vierteljahr lang bi» zum 22. März d. I. beim Gut«- bescher Lorenz in Dittersbach. An dem letzteren Tage wqüte sich Eagiorgi wegen einer Hautkrankheit in da» Krankenhaus zu Frankenberg begeben. Hierzu ließ er sich von seinem Dienstherr» 4 Mark geben. In Franken berg erfuhr er, daß er 12 Mark dazu nöthig habe, er kehrte wieder um, traf seinen Dienstherr», der nach Burg städt fuhr, unterwegs, verlangte von diesem die noch fehlen den 8 Mark, die dieser ihm nicht sofort geben konnte. Er ging nach Dittersbach zurück, forderte die 8 Mark von seiner Dienstherrin, die ihm aber da» Gesuch abschlagen mußte, weil sie den Schlüssel zum Gelbe nicht hatte. Und hierauf verlies er den Dienst. Das war also der Grund, warum ,er Rache an seinen Dienstherr» nehmen zu müssen glaubte, obwohl er von der Dienstherrschaft aut behandelt worden war und diese ihm da» Lohn schon im Voraus, ja die 4 Mark als Vorschuß aus da« Lohn für da» künftige Vierteljahr gegeben hatte. Türpe ist geboren am 1. Februar 18S9 zu Hohnstein, hat in Mit- telfrohna die Schule besucht, dort die Strumpfwirkerei erlernt und ist wegen Betteln» schon öfter», wegen Dieb stahls einmal mit 5 Wochen Gcsängniß bestraft. Eagiorgi hat zweimal wegen Diebstahls im Jahre 1867 Gesäng- nißstrafen verbüßt, da« erste Mal 2 Tage, da» zweite Mal 3 Tage. Beide Angeklagte gestanden in der Haupt- verhandlung da« ihnen'Beigemessene unumwunden ein. Aus Grund de« Wahrsvruch« der Geschworenen wurde Eagiorgi wegen Brandstiftung, Rückfallsdiebstahls und Unterschlagung zu 3 Jahren 3 Monaten Zuchthaus, Ver lust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre und Stel lung unter Polizeiaufsicht, Türpe wegen Mitthäterschaft an der Brandstiftung und am Diebstahl, sowie wegen Hehlerei zu 2 Jahren 1 Monat Gesängniß verurtheilt. Beiden wurden auf die Strafe je 2 Monate durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt angerechnet. — Die unausgesetzt auf Förderung des In stitutes bedachte Verwaltung der hiesigen aner kannte günstige Resultate für Hebung der We berbranche aufweisenden Webschule beabsichtigt, wie aus deni Jnseratentheile ersichtlich, eine Erweiterung derselben derart, daß eine Ober klaffe mit noch erhöhten Lehrzielen, deren Kenn niß zur Uebernahme von Werkführerstellen rc. qualificirt, eingerichtet wird. Dem Unternehmen ist im Interesse des Hauptindustriezweiges un serer Stadt der beste Erfolg zu . wünschen und unter den obgedachten Vorbedingungen wohl auch gesichert. Nach einer soeben veröffentlichen Bekannt machung des kgl. Finanzministeriums übernimmt — nachdem die bezüglichen Kaufverträge nun mehr definitiv abgeschlossen worden sind — von morgen, dem 1. Juli an, die Generaldirection der Staatseisenbahnen die Verwaltung der Leip zig-Dresdner und sächsisch-thüringischen Bahn (Wolfsgefährt-Weischlitz). Vier volle Tage beschäftigte sich das königl. Bezirksgericht zu Leipzig mit emem Anklagefall, dessen Ausgang auch m weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Fünf Personen, nämlich die „Kaufleute" Ignaz Mendl aus Kolosobruch in Böhmen, Johann Gottlieb Hänisch aus Seif hennersdorf und der „Buchhändler" Friedrich August Geprg Max Schröter aus Roitzsch, be fanden sich wegen Betruges, und die Agenten Karl Nennewitz aus Pegau und Otto Franke aus Leipzig wegen Beihülfe zum Betrug auf der Anklagebank. Erstere drei hatten sich seit Kur zem dort niedergelassen "und für ihre „ausgebrei teten" Kohlen, bez. Fabrik- rc. Geschäfte Leute engagirt, von denen sie insgesammt Kautionen sich bestellen ließen, welche nach und nach eine Gesammtzahl von nahezu 30,000 Mark erreicht hatten. Jeder der drei „Prinzipale" aber war in seinen Vermögens- und Geschäftsverbältnissen derartig zurückgekommen, daß die auf den Leim gegangenen jungen Leute nicht nur keine Be schäftigung (als Platzreisende, Agenten, Kassen ¬ boten oder als was sie sonK engagirt waren) fanden, sondern, wa- das Schlimmste ist, ihre sauer erworbenen Ersparnisse (worunter sich Be träge von 600, 900, 1000, 1300 und sogar 1800 Mart befanden) Leuten in die Hände gespielt hatten, die damit nur ein angenehmes Leben führten. Zu diesem strafbaren Beginnen hatten die Agenten und Inhaber eines Stellenvermitte lungsbureaus, Nennewitz und Franke, hülsreiche Hand geleistet und die armen Teufel unter viel versprechenden falschen Vorspiegelungen den oben genannten drei Hauptangeklagten in die Hände geliefert. Durch Urtheil des Gerichts wurden Mendl und Hänitzsch zu je 5 Jahren, Schröter zu 2 Jahren, Franke zu 2 Jahr 8 Monaten und Nennewitz zu 2 Jahren Gefängnißstrafe und entsprechendem Ehrverlust verurtheilt. In der Nähe von Kuhberg (bei Bärenstein) hat am 24. Juni auf sächsischem Gebiete zwi schen zwei österreichischen Finanzaussehern und drei Bewohnern aus Kuhberg (Vater uud zwei Söhne) ein blutiges Rencontre stattgefunden, wobei die Finanzer Gebrauch von ihren Waffen gemacht haben und der Bater durch einen Schuß im Rücken, der eine der Söhne durch einen Bajonnetstich in die rechte Hand leicht verwun det morden sind. In Dresden starb am Donnerstag einer der Veteranen des Hoftheaters, der ehemalige kgl. Hofschauspieler Quanter, der wegen Erblindung inmitten seiner Kraft und künstlerischen Begei sterung die Bühne verlassen mußte, zu deren Zierden er gehörte. Mit dem heutigen Tage endet die Leitung des Leipziger Theaters durch Friedrich Haase, der bei der Rückkehr in seine Wohnung nach seinem letzten Auftreten am Mittwoch (als „Königslieutenant") noch einen besonder» Tri umph erlebte: eine Anzahl enthusiasmirter junger Leute haben die Pferde vom Wagen abgespannt und diesen selbst unter großem Jubel nach Haa- se's Wohnung gezogen.. (!) Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Mit Bezug auf die Nachricht von dem Ein dringen englischer Fischerboote in die deutschen Fischergründe an der ostfriesifchen Küste hat das auswärtige Amt amtliche Mittheilungen erhalten, aus denen sich ergiebt, daß englische Fischer kei neswegs das übliche Gebiet (1 Meile vom Lande) überschritten und so nahe am Land gefischt haben, als angegeben wurde. Hiernach hat vor der Hand keine Veranlassung zum Einschreiten gegen die englischen Fischerboote vorgelegen, doch wer den dieselben, wie bereits bis jetzt geschehen, durch den deutschen Aviso „Loreley" beobachtet. Den Truppentheilen, welche in diesem Jahre zu den großen Feldmanövern ausrücken, werden auf Anordnung des preußischen Kriegsmini steriums Salycilsäuremischungen behufs Verab folgung an die an Fußschweiß leidenden Mann schaften geliefert werden, da sich diese Säure, wie bereits im vorigen Jahre durch Versuche festgestellt worden ist, als ein vorzügliches Mittel gegen derartige Fußleiden. bewährt hat. Das selbe wird als Streupulver angefertigt. Die Meldung der „Times", daß das deutsche Panzergeschwader an derselben Stelle, an wel cher der Dampfer „Deutschland" gestrandet, in grober Gefahr geschwebt habe und nur durch die Warnungssignale des englischen Leuchtschiffes „Galopper" gerettet worden sei, wird durch den offiziellen Bericht des Geschwaderchefs entschieden widerlegt. Diesem Berichte zufolge hat das deutsche Geschwader, eben weil es die nahe Ge fahr kannte und die Luft sehr unsichtig war, in der Nähe des „Galopper" Anker geworfen. Die Einführung des im Mai durch eine in Leipzig tagende Conimission von Prinzipalen und Gehülfen aus den hauptsächlisten Druck- orten Deutschlands festgestellten neuen Buchdru ckertarifs stößt in Berlin auf große Schwierig eiten und ist bereits ein Setzerstrike ausgebro chen. Der vereinbarte neue Tarif, ist im Wege der Urabstimmung durch ganz Deutschland so wohl von Seiten der Prinzipale wie der Gehil fen angenommen worden; nur in Berlin und wie «S heißt, auch in Hamburg hat sich die Mehrheit der Gehilfen und zwar in Berlin mit einer Majorität von 78 Stimmen gegen den selben ausgesprochen. Ein aus Prinzipalen und Gehilfen zusammengesetztes EinigungSamt hatte keinen Erfolg. Die Zeitungen hoffen ungestört forterscheinen zu können. Oesterreich - Ungar«. Oesterreich — und in erster Reihe Ungarn — macht sich auf alle Eventualitäten gefaßt. Regierungskommissare für die mit serbischen Ele menten geschwängerten Landestheile sind bereits ernannnt und sie werden voraussichtlich nicht zögern, beim ersten Schuß, den Serben und Tür ken wechseln, die ganze Strenge des Belagerungs zustandes walten zu lassen, um wenigstens von dem heimathlichen Boden die Wirkungen einer verderblichen Agitation fern zu halten. England. Daß man in England sich auf alle Fälle vor bereitet, geht aus einer Antwort hervor, welche der Unterstaatssecretär des Krieges, Cadogap, auf eine Anfrage im Oberhause abgab. Er erklärte, die Wichtigkeit, die Festungswerke Mal- ta'S mit Geschützen neuesten Kalibers auszu rüsten, die den Kampf mit Allem, was ihnen gegenüber gestellt werden könnte, aufzunehmen vermöchten, werde von ihm durchaus nicht ver kannt. Das Haus werde nicht erwarten, daß er Einzelheiten mittheile, aber die Arbeiten zux Verstärkung der Ausrüstung nähmen einen kräf tigen Fortgang und die Befestigungen von La Valetta seien in dem befriedigendsten Zustande. Frankreich. Die „Köln. Ztg." hat jetzt eine -Reihe von militärisch-politischen Briefen aus Frankreich be gonnen, aus deren erstem wir ohne jedweden Zusatz, nur mit dem Hinweis auf das Beachtenswerthe sei ner Ausführungen für deutsche Verhältnisse, fol gende Stelle hervorheben: „Die Franzosen haben in jeder Hinsicht im letzten Kriege sehr viel - gelernt. Ernst und Entschlossenheit, Abneigung vox den Uebertreibungen des Luxus, angestrengte und mit Nachdenken gepaarte Thätigkeit ist in die Mehrheit der Bevölkerung eingekehrt und überall machen sich auch die Folgen dieser intelligenten Arbeitsamkeit bemerkbar. Begünstigt durch^den seltenen Reichthum des Bodens, die größtentheilS sehr guten Ernten der letzten 5 Jahre und die vielen natürlichen Hilfsmittel des Landes sind die Spuren des Kriegs von 1870, selbst in den Theilen Frankreichs, welche am meisten leiden mußten, bei Dijon, Orleans, Paris, an der Loire und Seine, in der Perche, auch bei Sedan und in den östlichen Departements, so gänzlich wieder verwischt, daß man kaum noch die Spu ren davon entdecken wird. Man findet fast nirgends gesunde Menschen als Bettler, sieht keine zerlumpten, von Elend abgezehrten Gestal ten, dagegen im Ackerbau, bei Bauwerken und in allen Fabriken und Werkstätten und Kauf läden emsigen Fleiß und kann sich überall da von überzeugen, wie sehr Handel und Wandel gedeihen müssen. Daher die bedeutenden Zu nahmen der Einlagen in die Sparkassen, die wenigen Bankerotte, die sich seit 1871 alljährlich mindernden Verbrechen gegen das Eigeuthum und die stets leerer werdenden Gefängnisse, Ar beitshäuser und Zuchthäuser, der geringere Be such der Wirthshäuser, Caf6's, Theater und be sonders auch der frivolen Eoncerte. Der Fran zose fast aller Stände führt jetzt ein häusliches Leben. Es ist daher in den meisten französischen Provinzialstädten jetzt siir einen Fremden ziem lich öde und langweilig; er wird nicht die Hälfte der öffentlichen Vergnügen aller Art daselbst finden, wie in einer deutschen Stadt gleicher; Ranges und des Abends um 10 Uhr ist Alles wie ausgestorben. Selbst Städte wie Lyon, Bordeaux und das so mächtig anwachsende Mar seille, entschieden jetzt weitaus die bedeutendste