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«urf mit einigen Abweichungen von der von der Zweiten Kammer beschlossenen Fassung an, be willigte die Nachforderung für den Hoftheater bau unter den von der Zweiten Kammer aus gesprochenen Bedingungen, ermächtigte die Re gierung zum Ankäufe der Hainichen-Roßweiner, Chemnitz-Komotauer, Greiz-BrunnerundZwickau- Lengenfeld-Falkensteiner Eisenbahnen und beschloß, die von der Regierung zur Verzinsung der Ren tenanleihe beantragte Summe in der Höhe von 2,287,500 M. in das ordentliche Ausgabebudget einzustellen (die Zweite Kammer hatte Einstellung ins außerordentliche Budget beschlossen). Die Zweite Kammer verhandelte an demsel ben Tage über die Beschlüsse, welche die Erste Kammer bezüglich der Eisenbahnpetitionen ge faßt und trat diesen schon mitgetheilten Beschlüs sen bei mit Ausnahme der auf die Projecte Pir na-Berggießhübel, Müglitzthalbahn, Wilkau-Kirch berg und Haltestelle Schmilka bezüglichen, in Betreff deren die Kammer bei ihren früheren Beschlüssen beharrte. Ebenso beharrte die Kam- Wr auf Empfehlung ihrer Gesetzgebungsdepu tation bei ihren zu den Gesetzentwürfen über deü Waldschutz gegen schädliche Jnsecten und über Abänderung des Parochiallastengesetzes gefaßten Beschlüssen. In der Donnerstags-Sitzung blieb die Erste Kammer bei ihren Beschlüssen über die Nach forderung für die Oberrechnungskammer und das Polytechnikum, welche auf volle Bewilligung lauten, stehen, es ist somit eine Einigung hier über zwischen beiden Kammern nicht zu Stande gekommen. Dem Resultate des Vereinigungs verfahrens über die Eisenbahnpetitionen stimmte die Kammer zu und trat darauf ein in die Be- rathung des die Ausübung des staatlichen Ober- anfsichtsrechts über die katholische Kirche betref fenden Gesetzentwurfs. In der mehrstündigen Generaldebatte erklärten sich Prinz Georg, Prä sident v. Zehmen, Kammerherr v. Erdmanns- dyrff und Bischof Bernert gegen den Entwurf. Hammerherr v. d. Planitz und Cultusminister a. D. v. Falkenstein äußerten unter gewis sen Bedingungen ihre Bereitwilligkeit, dem Ent würfe zuzustimmen; als Vertheidiger desselben traten außer dem Cultusminister vr. v. Gerber Md den Deputationsmitgliedern Präsident v. Criegern, Geh. Rath v. König und Referent l)^ Andre noch Professor Fricke und Oberhof- vrediaer Or. Kohlschütter auf. Das Gesetz wurde schließlich mit 22 gegen 17 Stimmen angenom men, ein von der Zweiten Kammer beschlossener Zusatz wegen Beseitigung des Einflusses auslän discher (böhmischer) kirchlicher oder weltlicher Behörden auf die lausitzer Klöster aber abgelehnt. Die Zweite Kammer beschloß am selben Tage bei den von ihr zu den Nachträgen zum Staats budget gefaßten Beschlüssen zu beharren. Turner- und Technikerseuerwehr und das Demo liren dieses Daches durch die Pionniere — Ziel gesteckt wurde. Die drei erstgenannten Häuser sind durch die rapid auch nach unten um sich greifenden Flammen und das zu deren Be kämpfung eingebrachte Wasser so beschädigt wor den, daß ihre völlige Abtragung nöthig sein wird, während das Köhler'sche Haus zwar er halten ist, aber durch Demoliren des Daches und durch Wasser ebenfalls beträchtlichen Schaden erlitten hat. Mobiliar ist, trotzdem die drei Häuser nur ein Stockwerk hatten und theilweise in den Dachräumen viel geborgen war, Dank dem raschen Zugreifen viel gerettet worden. Einzelne Calamitüsen haben aber doch auch große Verluste erlitten, so büßte die im Wag- ner'schen Hinterhause wohnende Schneider Löser - sche Familie viele Effecten ein, das Dienstmäd chen und der Gehülse des Herrn Morgenstern aber verloren alle Habe und retteten factisch nur das, was sie auf dem Leibe hatten. Dem bedauernsmerthrn Letzteren, einem sehr spar samen ordentlichen jungen Manne, sind außer seiner reichhaltigen guten Garderobe auch noch 150 M. erspartes Geld mit verbrannt. Auch in den obern Räumen der „Stadt Dresden" haben die weiterspringenden Flammen viel Mobiliar, namentlich Betten, sowie die meisten Habselig keiten zweier Dienstmäochen vernichtet. Die Feu erwehren haben rasch und wirksam eingegriffen. Das erste Wasser lieferte eine der Turnerfeuer wehrspritzen (die andre, neue, Turnerspritze mußte nach längerer erfolgreicher Thätigkeit diese einstellen, da infolge eines Gußfehlers einer der Hebelarme brach), Pionniere, Techniker- und Turnerfeuerwehrsteiger waren rasch auf ihren exponirten Stellen und nachdem nach Beseiti gung einiger bei der Neuheit der völlig reorgani- sirten Pflichtfeuerwehr wohl unausbleiblicher Män gel die Wasserleitung völlig geordnet war, arbei teten auch die von der Pflichtfeuecwehr bedien ten Werke tüchtig in der Herbeischaffung des Wassers, das von der Mühlbach (bei der Müller'- schen Fabrik) und von der Klivgbach heraufge trieben wurde. Die RettungSmannschasten bargen emsig und doch nicht überstürzt die bedrohten Mobi lien und die neueingerichtete aus Kriegervereins- Mitgliedern gebildete Schutzmannschaft sperrte den Brandplatz so ab, daß das Löschwerk völlig un beeinträchtigt von dem früher fühlbar gewesenen Andrang des Publikums, das wieder zahlreich, besonders durch das schöne Geschlecht, vertreten war, vor sich gehen konnte. Bewährt har sich auch die Einrichtung der Sanitätsmannschaften bei einzelnen Abtheilungen, manche Quetschung, manche sonstige Verletzung wurde rasch behan delt. Leider hat ein Mitglied der Turnerfeuer wehr eine schmerzhafte Verletzung durch einen Balken erlitten, der den aus einem der brennen den Häuser eilenden Mann im Rücken streifte und ihm eine Fleischwunde beibrachte, die ihn mehrere Wochen arbeitsunfähig machen und zur Unterstützung aus dem Landesfonds berechtigen wird. Rühmend ist die thätige Hülfe und Unter stützung zu erwähnen, die die Anwohner der Brandstelle den von der Feuer-wie Sonnenhitze und dem Rauche leidenden Feuerwehrmann schaften leisteten, indem sie ihnen hochwillkommne Erfrischungen und Nahrungsmittel zuführten, als die Mittagsstunde, die richtig „übergangen" wer den mußte, ihr Recht über den Magen geltend machte. Außer den genannten drei Wohnhäusern sind auch die Hintergebäude deS Wagner'schen Hauses und von „Stadt Dresden" zerstört wor den, während das massive, zum Gerbereibetriebe dienende Morgenstern'sche Hinterhaus unversehrt geblieben ist. Von auswärts waren zur Hülfe- leistung herbeigeeilt die Spritzen von Gunners- dorf, die namentlich das Morgenstern'sche Hinter gebäude vom Garten aus deckte, von Schloß und Dorf Sachsenburg, Merzdorf, Niederlichtenau und Vorwerk Gersdorf. —* Wie die kirchlichen Nachrichten besagen, wird am bevorstehenden Sonntag das Wander- fest für mnere Mission in unserer Stadtkirche seitens der Ephorie und des Kreisvereins der inneren Mission in und nm Chemnitz gefeiert werden. Bekanntlich ist es das hohe, von je dem Gutgesinnten mit erstrebte Ziel der inne ren Mission, die leibliche und geistliche Noth unseres Volkes zu lindern und kirchlichen Sinn wie christliches Leben innerhalb der Christenheit zu fördern, und der frisch auswärts strebende Verein für Rath und That, ^wie die se gensreich wirkende Kleinkinderbewahran stalt sind beispielsweise ein Paar nicht zu ver achtende Blüthen, die jene Sache bereits in unserer Stadt getrieben hat. Gilt es nun, den Sinn für diese und ähnliche Bestrebungen in immer weiteren Kreisen zu wecken, so ist der hier eingeschlagene Weg durch erhebende Fest feier in der Kirche und freie Besprechung im geselligen Kreise, sicher ein ebenso würdiger als wirksamer. Wer sich nur inimer für die Sache interessirt, kann hier uneingeschränkt zuhören und Belehrung suchen, und Freunde der Sache, die schon lange Opfer dafür bringen, werden sich neu ermuthigt fühlen durch solche Feier. Uebrigens verspricht dieselbe, und zwar sowohl der um 3 Uhr Nachmittags beginnende Gottesdienst durch die Wahl des Festpredi gers, des hier noch im besten Andenken lebenden Herm Pastor Leonhardi aus Zschaitz, als auch die unmittelbar darnach (womöglich im Freien) stattfindende freie Besprechung durch das Erscheinen von hervorragenden Vertretern der inneren Mission so ge haltvoll und instructiv wie nur möglich zu wer den. Es steht zu erwarten, daß auch die Be wohner hiesiger Stadt der wichtigen, von keinem Gebildeten mehr zu ignorirmden Sache ihre rege Theilnahme schenken, wie sie es nach allseitigem Urtheil verdient. — Wir haben schon bald nach dem Feuer,, durch welches in der Nacht von, 24. März d. I. ein Schuppen und Stallgebäude des an der Hainichener Straße gelegenen Lorenz'scheu Gutes in Dittersbach zerstört wurde, mitgetheilt, daß der Verdacht, das Feuer böswillig verursacht zu haben, auf einen bis dahin im gedachten Gute bediensteten Knecht gefallen und diesev nebst einem gleich Verdächtigen deshalb in Chem nitz verhaftet worden war. Das Chemnitzer Schwurgericht hat nun am 26. Juni über den Fall verhandelt und theilen wir das ausführ-- liche Referat des dasigen Tgbl. bei dem In teresse, was besonders unsre ländlichen Leser kreise an der Sache haben werden, hier voll ständig mit: Die beiden heutigen Angeklagten hatten sich vor dem 23. März d. I. noch nie gesehen. In den Mittagsstun den dieses Tage« treffen sie sich in einem Kaffeeschanke zu Frankenberg und bald sind sie aus den Vorschlag de» älteren von Beiden dahin einig, aus Raub und Diebstähle auszugehen, gaben sich auch die Hand darauf, sich gegen seitig nicht zu verrathcn. Noch am Nachmittag des 23. März stahlen sie aus einem Laden in Frankenberg eine Fettleberwurst. Hierauf begaben sie sich nach Chemnitz und stahlen hier von einem mit einem Stangenzaun um gebenen Zimmerplatze am Wilhelmsplatze eine Joppe Mit zwei Zimmermannsbleiftisten. Die späten Abendstunden sahen Beide bereit» wieder aus dem Wege nach Franken berg. Da schlägt der ältere dem jüngeren vor, nach Dit tersbach zu gehen und dort dem Gutsbesitzer Lorenz, wo der ältere gedient, die Scheune wegzubrennen, angeblich, weil dieser garstig mit ihm gewesen sei. Ohne eine Ein wendung zu erbeben, ist der jüngere mit diesem Vorschlag einverstanden, sie schlagen den Weg nach Dittersbach ein, kommen daselbst in der zweiten Nachtstunde an und her ältere begiebt sich ohne Weitere» in da« zugängliche Schup- pengebäude von Lorenz und wirst hier vier brennende Streichhölzchen in da» auf dem Heuboden liegende Stroh, so daß solche» bald über und über brannte und da» Ge bäude vernichtet wurde. Der jüngere von Beiden hat währenddem draußen gewartet und den Hund von Lorenz zu beruhigen gesucht. Beide haben dann dem Feuer von fern eine Weile zugesehen, sich daraus im Walde versteckt und find bei Tagelandruch nach Frankenberg gegangen. Hier wurde die Tag« zuvor in Chemnitz gestohlene Joppe für 15 Pfennige verkauft, dann Kaffee getrunken und nun wieder nach Chemnitz gegangen. Hier verkaufte man den Hund von Lorenz, der sich nicht wieder von ihnen ge trennt hatte, und bummelte den Tag über in der Stadt umher. Abend« besuchten sie den Lircu« und dann eine Restauration und noch in derselben Nacht vom 24. zum LS. März werben Beide, weil der ältere mit einem Nacht- «lichter inStrelt gekommen war, artetet. Sus der Wache bekennt der ältere au« freien Stücken, mit Türpe da» OertUcheS und Sächsischs. Frankenberg, 30. Juni. — Unsere reorganisirte städtische Feuerwehr hat recht bald schon Gelegenheit erhalten, das in den, wie unumgänglich war, vielfach abge- haltenen Specialübungen Gelernte practisch zu bethätigen: wir haben wieder ein Schadenfeuer in die städtische Chronik einzuzeichnen, das gestern früh gegen 11 Uhr zuerst der Lärmruf Nahewohnender und bald die Sturmglocke an- kündigte. Unter dem Dache des Wohnhauses des Herrn Sattler Wagner am Stadtberg waren plötzlich die Flammen emporgeschlagen, die sich bei der lange vorherrschend gewesenen Trocken heit, begünstigt durch die Bauart, mit rasender Schnelligkeit über dies Dach wie das des nebenan — nach dem Markte zu — stehenden Gerber Morgenstern'schen Hauses und das des Gasthofs „Stadt Dresden" verbreiteten und gierig am Giebel des darauffolgenden Köhler'schen Hauses emporleckten, wo ihnen indessen Gott Lob durch die inzwischen voll entfaltete Thätigkeit der Feuerwehren — besonders die vom Dache de» letztem Hauses deckenden Schlauchsührer der