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Tage ein Greis im Alter von mehr MM Jahren, der 79 Jahre lang Choraehilfe der dortigen Kirche gewesen war. Von seinen hun dert Nachkommen, acht Kindern, vierzig Enkeln, einundfünfzig Urenkeln und einem Ururenkel hatte er vierzig überlebt : sechzig sind noch am Leben. Die Geschäftsleute der großen Meißnergasse in Dresden haben ein äußerst drastisches Mittel angewandt, um aus ihrer Straße die umher ziehenden Auctionatoren zu vertreiben. Am Sonnabend früh prangten an verschiedenen Häu sern rothe Placate mit der Aufschrift: „Auction für Dumme nebenan (schrägüber)". Der Er folg dieser Placate ist ein durchschlagender ge wesen: die Herren Auctionatoren sind schleunigst „abgereist". Wer sich eine Vorstellung von der Großartig keit der Maßregel, die silbernen Scheidemünzen in ganz Deutschland einzuziehen, machen will, der braucht blos von den nachstehenden sächsi schen Münzen auf die in ganz Deutschland ge prägten zu schließen. Seit Einführung der bis vor Kurzem giltigen Münzen in Sachsen, also von 1839 bis 1873 sind, wie die „Dr. Nachr." erfahren, von der königlichen Münze in Dres den an silbernen Scheidemünzen und kupfernen Fünfpsennigern geprägt worden für 2,339,719 Thlr. 15 Ngr. 5 Pf., oder in Stückzahl 61,226,343 Stück. Dieselben wogen bei der Ausprägung zusammen 3312 Centner. Diese gesammte Summe wird abzüglich besten, was in der Zwischenzeit verloren ging oder vernichtet wurde, in 3 Mo naten, vom 1. Juni bis letzten August, von den Behörden einzuziehen sein. Welche Arbeit den Behörden in obiger Zeit durch Einziehung und Umtausch erwächst, kann man hiernach sich un gefähr vorstellen. ' " ,e Gaswerk ist vom Master ruinirt worden. ) andere Bodenseehäfen sollen in Noth sein. In der Schweiz wurden die Cantone St. Gallen und Thurgau von großen Ueberschwemmungen schwer geschädigt. Die Master der Murg, deS Thur und des Rheins sind ausgetreten und haben viele Häuser, Brücken und den Bahnkör per zerstört. In Frauenfeld sind einige Perso nen um das Leben gekommen. Die Höhe des Rheins betrug bei Basel am 12. Juni 15z Fuß, iu den Morgenstunden des 13. 18 Fuß über dem Durchschnittswasterstand. Die Eisenbahn verbindung zwischen Zürich und der Ostschweiz wurde unterbrochen. Mehrere Dörfer des Can- licatesten getrieben wird. Das einzige Mittel gegen die Trichinose sei gründliches Kochen des Schweinefleisches, darauf müsse man das Publi kum immer wieder aufmerksam machen, nicht aber dasselbe durch Einführung der Fleischbeschau einschläfern gegen die Gefahr. Stgrke-Mitt weida hält die Regelung dieser Frage für Sache des Reichs, wenn wirksame Hülfe geschafft wer den soll, die Regierung möge bei der Reichsre gierung in dieser Richtung thätig sein. Regie- rungscommiffar Geh. Rath Körner macht darauf aufmerksam, daß in Sachsen jährlich 500,000 Schweine, davon 300,000 privatim, 200,000 in Schlächtereien geschlachtet werden, in Dresden allein 30,000. Wollte man die obligatorische Fleischbeschau einführen, so würde das doch we sentliche Kosten verursachen. Die Regierung habe indeß bereits Erörterungen zur Regelung der Frage eingeleitet, möge man daher dem Antrag keine Folge geben. Der Antrag wird darauf zur Schlußberathung gestellt und eine Anzahl Petitionen erledigt. tons Thurgau wurden von der Bewohnern verlaffen. — Von den am 12. Juni vollzogenen Syno dalwahlen sind nur erst die Resultate einiger Wahlbezirke bekannt. Indem wir uns eingehen dere Mittheilungen bis nach dem Bekanntwerden der aesammten Ergebnisse vorbehalten, erachten wir für heute doch das Factum bemerkenswerth, daß der der freisinnigen kirchlichen Richtung an gehörende, kürzlich erst von Chemnitz nach Dres den berufene Pastor vr. Sülze in zwei Bezir ken, Chemnitz und Dresden, gewählt worden ist, während im Ganzen die Candidaten der Sul- ze'schen Richtung nicht den Sieg davongetragen zu haben scheinen. Wie die Neue Reichsztg. aus guter Quelle vernimmt, beabsichtigt Se. Majestät der König mit seiner Gemahlin unmittelbar nach Schluß des Landtags, der für den 24. d. M. erwartet wird, sich zum Kurgebrauche nach dem Schwei zer Bade Ragatz zu begeben. Gegen Diakonus Stöckhardt in Planitz ist mit Rücksicht auf seine kundgegebene offene Aufleh nung gegen die ihm vorgesetzte geistliche Behörde, des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums in Dresden, von letzteren: das Verfahren wegen Amtsentsetzung eingeleitet worden. Diak. Stöck hardt, ein Vorfechter der starrsten Orthodoxie, ist am 10. d. M. auf Anordnung des k. Landes consistoriums durch die Kircheninspection vorläufig von seinem geistlichen Amte suspendirt worden. In der am 23. Mai abgehaltenen Sitzung der ärztlichen und pharmazeutischen Kreisvereine im Königreich Sachsen referirte Prof. Reclam über Punkt ui. der Tagesordnung, die Agita tion gegen das Reichsimpfgesetz betr., namens des SanitätSausschustes und schlug die Annahme folgender Erklärung vor: „Es haben weder un sere eigenen Beobachtungen während der letzten Epidemie und nach derselben, noch die Beobach tungen anderer Aerzte, soweit sie zu unserer Kenntniß gekommen, noch auch die von Jmpf- gegnern ausgegangenen Veröffentlichungen irgend welche Thatsache erkennen lasten, durch welche unsere Ueberzeugung von der Nützlichkeit des Impfens erschüttert worden wäre. Als Gegen gewicht gegen die Petitionen der Jmpfgegner möge der Aerztevereinstag das Reichskanzleramt und den Reichstag um Fortbestehen des Jmpf- gesetzes ersuchen, sich aber mit den Antiimpfver einen in eine öffentliche Polemik nicht einlasten." vr. Heinze machte darauf aufmerksam, daß von der Berliner medizinischen Gesellschaft eine Ein gabe an den Reichstag in diesem Sinne bereits vor längerer Zeit abgesandt worden sei und be zeichnete als sehr wünfchenswerth, daß sich nun mehr auch der deutsche Aerztevereinsbund in gleicher Weise ausspreche. Die Versammlung acceptirte hierauf ohne Debatte die vorstehende Erklärung. Die amtliche Untersuchung hat ergeben, daß der in voriger Woche auf der Aue-Adorfer Bahn durch Sturz aus dem Wagen Verun glückte allein Schuld am Unfall trägt. Uebri- gens ist auch nur er herabgestürzt, nicht noch weitre Pastagiere. Die Ehefrau eines auf den Radeberger ver einigten Glashütten wohnenden Glasmachers verwendete am 7. d. M. früh beim Feueran machen Petroleum, dabei explodirte die Flasche und die Frau wurde so fürchterlich verbrannt, daß sie den Verletzungen erlag. In Gersdorf in der Oberlaufitz starb dieser OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 14. Juni. — Am vorigen Sonnabend — 10. Juni — beging das hiesige rührige Webwaarenfabrikge- schäft von L. Pelz u. John, das sich noch unter der Leitung seiner Begründer, die dasselbe aus bescheidenen Verhältnissen zu seiner jetzigen Blüthe gebracht, befindet, den 25. Jahrestag seines Be stehens und feierte denselben in den folgenden Ta gen im Kreise der Familie und des zahlreichen Geschäftspersonals. Glückauf! zum zweiten Vier teljahrhundert l — Der heftige Regenguß, der am Montag von den frühen Morgen-bis in den Vormittags stunden hier auftraf, hat sich auf weitere Strecken erdehnt. In Loschwitz bei Dresden folgte der selbe einem kurzen aber heftigen Gewitter und hat, von 4—7 Uhr fast ununterbrochen strömend, namentlich im Loschwitzer Grunde, welcher schon im vorigen Jahre durch einen Wolkenbruch so schwer heimgesucht wurde, großen Schaden an- aerichtet. Der Dorsweg am Bache ist so be schädigt, daß der Verkehr kaum mehr möglich ist. Von einem Hause, welches an der Aus münduna einer Schlucht sich befindet, hat das mit furchtbarer Kraft herabstürzende Master die eine Ecke weggeristen. Es mar ein grausiger Anblick, als die schwarzgelbe Fluth mit furcht barem Getöse Steine, Balken, entwurzelte Bäume, weggeschwemmte Brücken mitbringend und das Bett des Baches verlassend, durch das Dorf strömte. Auch die Weinberge dürften wieder schwer gelitten haben, denn an mehreren Stellen de- Thales liegen größere Sandschichten. — Aus verschiedenen anderen Gegenden, namentlich aus Mittel- und Süddeutschland und der Schweiz, laufen Nachrichten ein von zumeist großen Ueber- schwemmungen in Folge heftiger Regengüsse. In Gera trat durch den vom Spätabend des Sonntag bis zum Montag fast ununterbrochen hemiedergehenden heftigen Regen Hochwasier ein, das viele Parterrewohnungen überfluthete und an Häusern wie Grundstücken erheblichen Schaden anrichtete, in der Umgebung sogar Häu ser wegriß. Das Schussenthal im würtember- gischen Donaukreise ist mit seinen Seitenthälern gleichfalls von bedeutenden Ueberschwemmungen heimgesucht worden. Der Bahnverkehr auf der Südbahn und der Algäubahn wurde unterbrochen und noch am Montag Abend war das Master im Steigen. Noch am Dienstag waren die wür- tembergischen Flüsse im Steigen. Von Friedrichs hafen wird von diesem Tage anhaltende Ueber- schwemmung gemeldet. Der Wafserstand des TageSqeschichle. Deutsche« Sketch. Der Kaiser ist am Dienstag Abend nach Ems abgereist. Fürst Bismarck befindet sich nicht in seiner Begleitung. Das Gerücht, die englische Regierung beab sichtige die strategisch wichtige Nordseeinsel Hel goland an Deutschland abzutreten, wird von mehreren Seiten wiederholt. Wie es heißt, schweben die diesbezüglichen Verhandlungen, die man als einen neuen Beweis des Entgegenkom mens Englands zu Deutschland betrachten will, bereits seit mehreren Monaten. Der deutsche Anwaltstag hielt in den ersten Tagen des Juni in den festlich geschmückten Räumen des Gürzenich-Saales zu Köln seine Sitzungen ab, zu welchen sich gegen 250 Juristen eingefundeu hatten. Fast einstimmig sprach sich die Ueberzeugung aus über die Nothwendigkeit, die Anwaltschaft für das deutsche Reich einheit lich und vollständig durch eine reichsgesetzliche Anwaltsordnung zu regeln, und daß die erlangte Fähigkeit zum Richteramte in einem Bundes staate ohne Weiteres genügen müsse, um bei jedem Gerichte innerhalb des Deutschen Reiches als Rechtsanwalt zugelassen zu werden Während der Pfingstfeiertage hat in Dessau der Delegirtentag des deutschen KriegerbundeS stattgefunden, welcher ergab, daß der Verband in dem verflossenen Jahre auf 707 Vereine mit 63,389 Mitgliedern angewachsen ist. Dem Krie gerbund haben sich neuerdings zwei große Ver bände, der mecklenburger Kriegerverband und der schwäbische Gauverband, angeschloffen. Die vom Präsidium revidirten Satzungen des Bun des wurden mit verschiedenen Abänderungen ge nehmigt. Die laut Auftrag des vierten Dele- girtentages stattgehabten Erörterungen behufs Vereinigung der sämmtlichen Kriegervereine haben dazu geführt, daß zur Besprechung der Eini- gungSfrage auf den 25. Juni eine Versamm lung der deutschen Kriegervereine nach München ausgeschrieben ist. Der Delegirtentag ertheilte seinem Präsidium die Genehmigung, den Bund in allen seinen Gliedern ans dem Münchener Kriegertag zu vertreten und mit bedeutender Mehrheit gab ferner der Delegirtentag seine die Borberathung des Antrags der Abga. Leuschner dafiw und Oehmichen auf „obligatorische Einführung Auch der mikroskopischen Fleischbeschau rückfichtlich der zu schlachtenden Schweine durch Anstellung öffent licher gevrüfter Fleischbeschauer". Abg. Richter- Tharandt glaubt die Fleischbeschau werde hier wenig nützen, weil in Sachsen zu viel Handel mit fremdem Schweinefleisch in Gestalt von De-