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Frankenberger Uachrichtsblatt Bezirksanzeiger ^erns Amtsblatt der Königl. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des StadtratHS zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 1j Mark. 8" beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Erpedmonen. ann em- und Wiel an Herrn Feuerfourier Klöden abzugeben Frankenberg, am 24. Mai 1876. etzigen Sul chen Reiches Bekanntmachung Die Mannschaften der vormalige« Bürgerfeuerwehr werden von heute ab ihrer Verpflichtung, bet Bränden in der früher geordnete« Givtheilung z« erscheinen, hiermit enthoben und, gleichwie die einer Abtheilung der jetzigen Pflichtfeuerwehr angehörenden Mannschaften, aufgefordert, die noch in ihrem Besitz befind» ltchen früheren Dienstzeichen (Blechschilde), sowie ander« Abzeichen bis spätestens L «Runt ^8 Zwanzig Mark Belohnung. In der Nacht vom 22. zum 23. Mai l. I. ist in das im Burkhardt'schen Hause 276b des Brd.-Cat. befindliche chemische Laboratorium des Technikums ein Stein hineingeworfen und sind dadurch eine Fensterscheibe und Glasapparate zertrümmert worden. Gleiches ist schon vor 4 Wochen einmal geschehen. Wer den Thäter behufs dessen exemplarischer Bestrafung nachzuweisen vermag, erhält obenerwähnte Belohnung. Frankenberg, am 24. Mai 1876. D e r S t a d t r a t h. Meltzer, Brgrmstr. wegung nehmen wird, entzieht sich noch der Be- urtheilung. So viel aber steht wohl fest, die nichtmuhamedanische Bevölkerung der Türkei hat nichts zu befürchten. - Vom Landtage. Am Mittwoch tagten wiederum beide Kam mern. Die Erste Kammer trat, wie tagsvorher die jenseitige, den im Vereinigungsverfahren über das die Verhältnisse der Civilstaatsdiener regelnde Dekret gefaßten Beschlüssen bei und erledigte darnach eine Anzahl Petitionen, darun ter die um Uebernahme der Dienstalterszulagen der Volksschullehrer auf die Staatskasse und andre Lehrergehalte betreffenden nach den Be schlüssen der Zweiten Kammer, wie wir sie in Nr. 42 mitgetheilt. Die Zweite Kammer berieth den Gesetzent wurf, betreffend die Ausübung des staatlichen Oberaussichtsrechts über die katholische Kirche und genehmigte denselben gegen 8 Stimmen mit wenigen von der Deputation vorgeschlage nen Abänderungen. Wir müssen uns darauf beschränken, nur Einiges aus dem Bericht und seiner Berathung hervorzuheben. Der Bericht sieht von allen historischen und theoretischen Auseinandersetzungen über das Verhältniß zwi schen Staat und Kirche ab und sagt u. A.: „Klar und deutlich liegt ja vor, um welchen Zweck allein bei dem Gesetzentwürfe es sich han deln kann. Die katholische Kirche des König reichs Sachsen hat nicht blos einen inneren Zu sammenhang mit den katholischen Kirchen an derer Staaten, sondern sie bildet auch formell ein Glied, einen Theil „der katholischen Kirche", welche, ungeachtet ihrer Ausdehnung auf die verschiedensten Staaten, ein Ganzes bildet und ihre einbertliche höchste Spitze in dem zu Rom residirenden Papste hat. Die katholische Kirche Sachsens unterliegt also nicht der ausschließ lichen Leitung sächsischer'.kirchlicher Behörden sondern hat auch noch kirchliche Obere außerhalb Bekanntmachung. Im Besitze des hier inhaftirten Handarbeiter Ernst Wilhem Neubert aus Eppendorf befindet sich eine silberne Spindeluhr mit großen römischen Ziffern, verzierten gelben Zeigern und langer, kleingliedriger Messingkette, auf dem Werke der Uhr ist der Name „coorsä fiuooer'« eingravirt. Da zu vermuthen steht, daß Neubert diese Uhr auf unredlichem Wege erlangt, so bittet man alle etwaigen, hierauf bezüglichen Wahr nehmungen ungesäumt anher anzeigen zu wollen. Frankenberg, am 26. Mai 1876. Königliches Gerichtsamt daselbst. I. Auftrage: Lechla, G.-Refr. Die Unruhen in Constanlinopel. v. p. e. Seit einiger Zeit machen verschie dene Journale es sich zur Aufgabe, Europa durch Verbreitung von Gerüchten in Unruhe zu setzen und zu erhalten, welche nichts Geringeres in Aussicht stellen, als einen muselmännisch-christ lichen Glaubenskrieg. Bemerken wir, daß diese beunruhigenden Gerüchte alle zuerst durch die englische Presse Verbreitung finden und in Athen ihren Ursprung haben, wo überwiegend englischer Einfluß maßgebend ist, und haben wir dabei im Auge, daß eben England es ist, welches den Beschlüssen der drei Kaisermächte Hindernisse zu bereiten sucht, so ist der Schluß wohl gestattet, daß jene beunruhigenden Gerüchte zum guten Theile übertrieben sind. Wie sich jetzt mit Sicher heit herausstellt, enthielten jene allarmirenden Gerüchte der englischen Zeitungen wesentliche Entstellungen der Thatsachen und, absichtlich oder unabsichtlich, eine völlige Verkennung der in der türkischen Bevölkerung sich kund thuenden Erre gungen. Die Erregung gilt keineswegs den christlichen Bewohnern des türkischen Reiches, son- dern der türkischen Regierung, d. h. dem Sul tan Abdul Aziz selbst. Es liegt auch durch aus kein Anlaß vor, welcher das nationale Be wußtsein oder das religiöse Gefühl der Muha- medaner sü empfindlich hätte berühren können. Aufstände sind in dem weiten türkischen Reiche durchaus keine Seltenheit; die Einmischungen der Westmächte ist eine Thatsache, an welche die Türken sich längst gewöhnt haben. Die Ermor dung der Consuln in Salonichi hat nicht ein mal in dieser Stadt selbst nachhaltige Unruhen zu erregen vermocht. Wohl aber hat sich Alles vereinigt, den Jslamiten die Ueberzeugung auf- die Türken über ihren Sultan zu fällen im Be griffe sind, ist wohl verdient, so schlimm es auch ausfallen mag. In unsinniger Verschwendung hat dieser Fürst ungezählte Millionen für seine Person und seinen Harem verschleudert, wäh rend der Staat in schimpflicher Weise sich banke rott erklären mußte. Die Gläubiger des türki schen Staates wurden um ihre Zinsen betrogen, während der Sultan in seinem Besitze mährchen- hafte Schätze häufte. Selbst diejenigen Summen, welche scheinbar der Wehrbarmachung des Rei ches gewidmet waren — sie fanden durch die Laune des Großherrn die unsinnigste Verwen dung. So ließ Abdul Aziz eine Panzerflotte bauen, wie selbst die älteste und reichste Seemacht — England — keine gleiche besitzt. Sie ver rostet im Hafen von Constanlinopel — weil zu der Flotte die Bemannung fehlt. Wurde sie doch auch nur gebaut, dem Sultan zur Augen weide zu dienen! Wollte man den Befehl geben, daß diese Schiffe die Anker lichten — die unbe holfenen Kolosse würden ihre kostbaren Panzer leiber an einander zertrümmern, denn die türkische Flotte hat nur eine ungenügende Anzahl und leine ausgebildeten Seesoldaten. Was Wunder, daß gegen einen solchen Fürsten der Unmuth des Volkes sich zu dem Grade steigert, daß seine Abdankung verlangt wird! Schon der letzte Ministerwechsel wurde von dem Sultan nicht freiwillig, sondern auf das Andrängen seimr Unterthanen vollzogen. Nach den bis jetzt ein gelaufenen Nachrichten steht nicht zu erwarten, daß die Türken hiermit sich begnügen werden. Jedenfalls fürchtet der Sultan weitere Verge waltigung. Ein eisernes Zimmer, welches er in seinem Palaste sich hat Herrichten lassen, soll ihn vor dem Feuertode schützen. Ueber alle Prinzen des kaiserlichen Hauses ist Arrest verhängt wor den, damit keiner von ihnen sich an die Spitze der Bewegung stelle, der präsumvtive Thronfol ger jedoch hat, wie es heißt, der Gefangensetzung durch die Flucht sich zu entziehen gewußt. — Welchen Ausgang die in Fluß gekommene Be- zudrängen, daß das Regiment des tans den völligen Ruin des türki unabwendllch herbeiführen müsse. Gegen Abdul Aziz richtet sich deshalb die gewaltige Erregung -es türkischen Volkes, namentlich der Bewohner von Constanlinopel. Das Sottesurtheil, welches