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59. Sonnabend, den 2V, Mai. 1876. Frankenberger IlachrichtMatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des Stadtrath- zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich IZ Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Wiegand. R. Vom Landtage. Die Erste Kammer berieth am Donnerstag B e k a n n t nk a ch u n q. Die Herstellung der inneren Einrichtung der Montirungs-Kammer des hiesigen Landwehr-Bataillons, bestehend in Stellagen, Stufen leitern, Schränken, Tischen rc. soll in Submission gegeben werden. Bewerber hierzu haben ihre Offerten biS zum 28. Mai c. Vormittags LV Uhr versiegelt im Bureau des unterzeichneten Bezirks-Commandos abzugeben, woselbst auch von heute an die Bedingungen zur Einsichtnahme ausliegen. Frankenberg, den 19. Mai 1876. » Königliches Landwehr-Bezirks-Commando. Pascher, Oberstlieutenant z. D. und Bezirks-Commandeur. sammten Christenheit zu gelten, seitdem die hohe Pforte aufgehört hat, eine Macht zu sein, zu deren Bekämpfung das ganze Europa sich Jahr hunderte lang vergeblich verband — diese Ein- müthigkeit blos, ohne jedes militärische Aufge bot, ist für das Reich des Halbmonds ein un widerstehlicher Zwang. Die Westmächte haben nun einmüthiq erklärt, daß sie die Insurgenten in Bosnien und der Herzegowina als kriegfüh rende Macht anerkennen. Die Anerkennung der Insurgenten als kriegführende Macht schließt die Anerkennung der von den Insurgenten gestellten hauptsächlichen Forderungen in sich und stellt die Aufständischen gewissermaßen unter den Schutz der verbündeten drei Kaisermächte. Für diesen den Herzegowinesen geleisteten außerordentlichen Dienst verlangen die Alliirten als Gegenleistung, daß die Aufständischen von übertriebenen For derungen Abstand nehmen und einen zweimonat lichen Waffenstillstand abschließen, der zur Her beiführung eines definitiven Friedens benutzt werden soll. Auch die Grundlagen dieses Frie dens sind bereits von der Ministerconferenz vor gezeichnet worden und zwar in einer Weise, welche alle vernünftige Anforderungen beider Parteien erfüllt. Die aufständischen Grenzpro vinzen sollen zwar bei der Türkei bleiben, je doch einen christlichen Gouverneur erhalten. Diese Maßregel schwächt nicht das Ansehen und nicht die Macht der hohen Pforte, gewährt aber den Aufständischen eine Garantie dafür, daß sie in Zukunft ihren moslemitischen Landesgenoffen gleichgestellt und in ihren Rechten nicht mehr beschränkt werden. Ob dm Grenzprovinzen der Die Ministerconferenz in Berlin. l). I'. 0. Die Verhandlungen der drei lei tenden Staatsmänner von Deutschland, Oester reich und Rußland sind selbstverständlich geheim gehalten worden, über das hauptsächliche Er gebniß dieser Verhandlungen aber konnte man im Vorhinein nicht zweifelhaft sein, als Kaiser Alexander von Rußland seine unbedingte Frie densliebe dem Grafen Andraffy kund gethan hatte. „Dies ist die Grundlage meiner Politik", hatte Kaiser Alexander zu dem Grafen Andraffy gesagt, indem er auf die höchsten militärischen Orden der drei verbündeten Kaiserreiche zeigte. Damit war ausgesprochen, daß der Selbstherr scher von Rußland fest entschlossen war, im Orient keine andere Politik zu verfolgen, als welche die hohen Bundesgenossen billigen wür den. Man wußte somit, daß die orientalische Frage nicht zum Zankapfel werden, dieselbe viel mehr eine friedliche Lösung finden würde, gleich mäßig den staatlichen Bestand der Türkei und die Ruhe Europa's sichernd. Oft genug und nicht ganz mit Unrecht hat man behauptet, daß der Bestand der europäischen Türkei nur ein Resultat der Eifersucht der Westmächte sei, welche einander die Erbschaft nicht gönnen. Diese Eifer sucht hat vorläufig wenigstens ihr Ende gefun den, da die Wepmächte einmüthig erklärt haben, die Türkei aus Europa nicht hinausdrängen zu wollen. Die Einmüthigkeit der Westmächte in Bezug auf die orientalische Frage — ein noch nicht dagewesenes Ereigniß, seitdem die türkischen Sultane aufgehört haben, als Erbfeinde der ge- Pforte gegenüber eine größere Selbstständigkeit zuzugestehen sei, in der Weise etwa, wie Ser bien, Rumänien und Egypten sie genießen — die Entscheidung dieser Frage ist einer späteren Zeit vorbehalten worden. Die thörichten und unbegründeten Ansprüche des türkischen Vasal lenstaates Serbien und des ewig unruhigen Montenegro, auf Kosten des osmanischen Reiches ihr Gebiet zu vergrößern, sind verdientermaßen ganz ohne Beachtung geblieben. — Endlich hat die Ministerconferenz noch beschlossen, die Ein müthigkeit und Entschiedenheit der Westmächte dem „Herrscher der Gläubigen" dadurch vor Augen zu führen, daß die europäischen Staaten Kriegsflotten in das mittelländische Meer ent senden. Diese Demonstration verfolgt zugleich den Zweck, das etwaige Aufflammen eines reli giösen Fanatismus sofort zu ersticken, den mög licher Weise bedrohten christlichen Bewohnern, der Türkei Schutz zu gewähren. Es ist mit Zu versicht zu erhoffen, daß die europäischen Kriegs flotten keine ernste Arbeit finden, sondern ledig lich eine zweckvolle Uebungsfahrt machen werden. Der Muselmann — ohnehin zu Passivität, zu müßigem Zuschaun geneigt — hat seit zu lan ger Zeit schon den Glanz seines Reiches erblas sen sehen, hat zu viele Demüthigungen schon er fahren, um durch die neueste, so maßvolle Ein mischung der Westmächte zum Vernichtungskriege sich Hinreißen zu lassen. Bekanntmachung. Da auf die Bekanntmachung der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft vom 21. März d. Js. erhebliche Einwendungen ge gen die von der Flurgemeinde Niederlichtenau beschlossene Einziehung des im Flurbuche für Niederlichtenau unter 683 eingetragenen, bei der Rudolph'schen Restauration daselbst von der Frankenberg-Oberlichtenauer Bahnhofsstraße abgehenden und in der Nähe der Chemnitzer Chaussee an den Ottendorf-Merzdorfer Communicationsweg sich anschließenden sogenannten niederen Viehweges nicht erhoben worden find, so wird mit Zustimmung des Bezirks-Ausschusses der gedachte Weg, jedoch vorbehältlich seiner ferneren Benutzung als Wirthschaftsweg für die interessirten Grundstücksbesitzer, dem öffentlichen Verkehr hiermit entzogen und dies andurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Flöha, am 12. Mai 1876. Königliche Amtshauptmannschaft. von Weifseubach. M i k Vorladung. Der Schornsteinfegergeselle Eduard Saupe aus Hainichen hat sich auf eine hier wider ihn ergangene Anzeige zu verantworte« und wird andurch geladen, sich ungesäumt zu jenem Behufs an hiesiger Amtsstelle einzufinden. Alle Criminal^ und Polizeibehörden sind gebeten, den rc. Saupe eventuell hierauf aufmerksam zu machen und Erfolgsnachricht Küher zu geben. « Frankenberg, am 15. Mai 1876. Das Königliche Gerichtsamt. ,