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48. DitiSa«, de» L5, Avril ^7 FrankellberM Uachrichtsülatt Bezirksanzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Gerichtsamts und des Stadtraths zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich Ij Mark. 3» beziehen durch alle Buchhandlungen und P-st-Expeduionen. Die Königliche Amtshauptmannschaft. von Wetffenbach. nur in dringlichen Sachen erpedirt. Flöha, am 22. April 1876. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Localitäten der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft wird Sonnabend, den 2S. dsS. MtS., In Sachsen beschäftigt sich der Landtag mit einer Vorlage, betreffend die Einschränkung des passiven Wahlrechts. Nach dieser Vorlage sollen Verwaltungsbeamte in ihren Amtsbezirken nicht wählbar sein. Man bezweckt damit die Vermei dung gesetzwidriger und unschicklicher Wahlbeein- flufsungen. — Die schon früher verbreitete Nach richt, daß Minister von Friesen sich in das Pri vatleben zurückziehen werde, scheint Bestätigung zu finden. Im bairischen Landtage sind die Parteien um nichts verträglicher geworden. Die Patrio tenpartei ist darüber eins, ihre kleine aber un bedingt zusammenhaltende Majorität auszunutzen, um alle anfechtbaren Wahlen für unailtig zu erklären. Unter dem unerquicklichen Parteien zwist leidet am meisten das Land, für welches bei so beschaffenen Umständen von Seiten der gesetzgebenden Körperschaften nichts über das unbedingt Nothwendige hinausgeschehen kann. In Oesterreich-Ungarn wird an dem Ausgleich weiter gearbeitet und wie es heißt, soll jetzt Aussicht auf Erfolg sein. Nach den neuesten Nachrichten ist von österreichischer Seite der Vorschlag gemacht worden, das Zollbündniß mit Ungarn auf 25 Jahre zu erneuern. Die ungarischen Minister haben sich, um über diesen Vorschlag sich mit der liberalen Partei des un garischen Reichstags ins Vernehmen zu setzen, nach Pest begeben. Wenn die Reichstagsmajo- rität zustimmt, kehren die Minister zu weitern Verhandlungen in diesen Tagen nach Wien zurück. In Frankreich hat die Präfectenbewegung große Ausdehnung angenommen, und doch sind die Radikalen noch nicht zufrieden gestellt. Das Ministerium verfügt aber über eine geschloffene Majorität und kann dje Unzufriedenheit einer kleinen Gruppe schon erttagen. Mißliches Auf sehen macht die ziemlich ungünstig ausgefallene Handelsbilanz des ersten Quartals d I. — Das Budget für das Jahr 1877 beziffert sich in den Ausgaben auf die ungeheure Summe von 2667 Millionen Frcs., d. i. aus 97 Millionen mehr, als für das laufende Jahr veranschlagt worden. Von den Mehrausgaben kommen allein 55z Million auf den Militäretat. — Wochenschau. v. p 6. Die Zeiten, wo es als Sonn- und Feiertags-Vergnügen gelten konnte, davon zu erzählen, wie „hinten, weit, in der Türkei die Völker auf einander schlagen", ist vorbei. Die Jnteressenverbrüderung der Völker hat leider nach der schlimmeren Seite hin viel schnellere Fort schritte gemacht, als nach der guten, und wäh rend des Glückes ausgeschüttetes Füllhorn recht wohl Noch lokalisirt Segen verbreiten kann, hat das Unglück sich gewöhnt, in ungemeffenen Fernen seine düsteren Schatten zu werfen. Auf einem verlorenen Posten europäischer Civilisation em pört sich ein verwilderter Stamm gegen den in Schlemmerei entarteten asiatischen Despoten — und es ist um die Ruhe des gesammten Occidents geschehen! Ein kleiner Raubstaat schwankt, ob er die Insurgenten, ob er den eigenen Lehns herrn mit seiner eigennützigen Hilfe betrügen soll — und Europa muß einen weltverheerenden Brand befürchten I Glücklicher Weise ist das Frie- densbedürfniß so groß und so allgemein, daß wir mit Sicherheit darauf rechnen können, der Krieg werde auf die türkischen Grenzprovinzen lokalisirt bleiben. Bedauerlich ist nur, daß trotz dieser Sicherheit Handel und Verkehr unter den obwaltendenVerhältniffen schon empfindlich leiden. Die innere Politik des deutschen Reiche rst noch in sanfter Bewegung, um nach der in Bälde bevorstehenden UrlaÜvSreise des Reichs kanzleramts-Präsidenten vr. Delbrück ganz ein zuschlafen. Die Justizgesetze allein sind es, welche den Bundesrath gegenwärtig noch beschäftigen. Ist zu den Beschlüssen der Reichstägs-Justizkom- mifsion erst Stellung, genommen, so steht dem Sommerschlast nichts mehr im Wege. Hoffent lich wird er durch kein lärmendes auswärtiges Ereigniß gestört. JnPreußep rüstet man sich bereits zur be vorstehenden Wählcampagne. Bis Ablauf seines gegenwärtigen Mandats hat das Abgeordneten haus allerdings noch genug uiid mehr als genug A ^un. Die lebhaftesten Redetourntere sind schon für die allernächste Zeit bei der Berathung der Rerchseisenbahnvorlage zu erwarten. Den S. Mai 187« von Vormittags 9 Uhr an sollen in dem zum Vermögen der Sächsischen Eise»erzbergbaugesellschaft zu Langenstriegis eröffneten Concursprozesse auf dem „Müllerschachte" und hierauf auf dem „Friedrichs-" und „Hoffnungsschachte" bei Langenstriegis die daselbst befindlichen Bergwerks utensilien, worunter* eine Locomobilie mit Zubehör, eine Parthie eiserne Röhren, 3 Seile, 2 Ventilatoren, Holzstücke, Karren, Hacken, Fäustel, Kratzen, Fümmel, Schaufeln und dergl. befindlich, und sodann weiter in dem Hause des Seilermeisters Fischer in Langenstriegis die daselbst- be findlichen Meubel nebst verschiedenen Wirthschafts- und Berawerksgeräthen, insbesondere 1 Büffet, 1 Sopha, 1 Kleiderschrank, 1 eiserne Bett stelle, 1 Federmatratze, 1 Decimalwaage, 1 Winde gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Hainichen, den 20. April 1876. Königliches Gerichtsamt. Lobe. .> In England hat während der Abwesenheit der jetzt übrigens wieder heimgekehrten Königin Victoria die Politik nicht gefeiert. Die englische Regierung hat die nordöstlich von Afrika gekegelte Insel Sokotora dem Sultan von Maskat für 2400 Pfund abgekauft und so die englische Herr schaft über den Seeweg nach Indien noch mehr befestigr. — Ein neues fabelhaftes Project ist in England aufgetaucht, dem gegenüber der Suez kanal ein Kinderspiel sein würde. Man plant die Verbindung des caspischen mit dem mittel ländischen Meere durch einen Kanal. Das cas- pische Meer, dessen Wasserfläche 118 Fuß unter dem Niveau des mittelländischen Meeres steht, ist in Gefahr, im Lauf» der Jahrhunderte zu versumpfen, wie es denn auch in der geschicht lichen Zeit schon erheblich zurückgewichen ist. — Vorläufig bleibt das Project wohl Project. In der Herzegowina hat eine verhältniß- mäßig große Schlacht einen für die Türken seht ungünstigen Ausgang genommen. In Folge dessen spricht inan davon, daß der Sultan die Fahne des Propheten aufrollen und den Schatz von Mekka in Anspruch nehmen wird. — Das Letztere glauben wir. ' Aus Spanien ist nichts Neues aus der ver gangenen Woche zu melden — das Beste, was Spanien geschehen kann, dem unbedingte Rühe noththut. ' Die griechische Regierung hat die Abreise der königlichen Familie in das Ausland als An laß benützt, um die Präfecten über die innerd und äußere Lage zu orient'ren. In dem be züglichen Schreiben wirb das freundnachbarliche Verhältniß zu der Türkei besonders betont. In Italien wird das Beispiel Frankreichs, die Präfectenbewegung betreffend, nachgeahmt. Das neue Ministerium will sich für die bevor stehenden Wahlen reinen Tisch schaffen. ' In den vereinigten Staaten von Nordame rika nehmen die Pröcesse gegen die ungetreüen Beamten schnellen Fortgang. Es wäre dort auch an der Zeit, einmal Heinen Lisch zu machen und alle unsaubern Elemente gebrandmarkt zu entfernen. Präsident Grcyrt soll sich in Washing ton sehr unbehaglich fühlen Und beabsichtigen, im