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Co^e» vorgelegte Entwurf ist mit dem vor län gerer Zett von den spanischen Notabeln auS- gearbeiteten identisch. Den ernsten Hchritt zur «inhettlichen Regelung dieser Verhältnisse bildete die Aufhebung der verschiedenen Pryvtnzial-Pri- vilegien, Namentlich der ba-kischen FueioS. Giese von deck Bäsken so lange und in so heißen Kämpfen vertheidigte Verfassung hat mit der weiland polnischen viel Aehnlichkeit: sie giebt alle Rechte den Großen des Landes, alle Pflich ten dem Volke. Englands Königin, die Kaiserin von Hin- dostan, weilt zu Besuch in Baden-Baden. Es Lat viel Schwierigkeiten gemacht, das an über lieferten Formalitäten zäh festhaltende englische Volk zur Billigung des neuen Titels zu bewegen, der nichts ist als eine Demonstration gegen Rußlands beängstigende Annäherung in Asien. Der Calamität der Silberentwerthung will das englisch-indische Amt durch Aufnahme einer Gold- anleihe.yop 12 Millionen Pfund entgegentreten. Selbstverständlich ist das nur ein Palliativmit tel; aber es kann über die Noth hinweghelfen LiS die Silberproduction und damit der Silber- werth eine andere Regelung erfahren hat. Das neue italienische Cabinet ist noch zu jung, um schon Thaten sehen lassen zu können —. Worte wechselt es genug. Es wird ihm derselbe Plan zugeschgieben, der schon einmal schesserte, als er von der deutschen Regierung aWing: Die vaticanische Frage in gemeinsamer Berathung zu lösen. Damals wurde der Plan von der österreichischen Regierung zurückgewiesen. Es handelt sich hier offenbar um einen Ver such, der von denselben Personen angeregt ist, von denen der erste ausging. Zur Theilnahme an den Berathungen sollen die Cäbinete von Berlin, Wien sind Versailles Delegirte nach Rom schicken. In Oesterreich-Ungarn ist ein neuer Krach hereingebrochen. Die Entwerthung aller Effecten ebenso wie des Grundbesitzes nehmen überhand. Ein Ende dieser Verhältnisse ist noch nicht abzusehen. Die Ausgleichsverhandlungen der beiden Reichshälften schreiten ununterbrochen fort. In die Oeffentlichkeit dringt darüber nichts. Gräf Andrassy ist darin glücklicher als sein College vom Kriegsministerium; ihm wird kein Aktenstück verrathen oder verkauft. Bös willige freilich meinen, daß sie den Verrath nicht werth sind und keinen Käufer finden. — Die Großmacht Ung arn steigert ihren magyarischen - Chauvinismus und ihre Feindseligkeit gegen die Deutschen von Tag zu Tage. Ungarn, das durch di« deutschen Elemente seiner Bevölkerung i erst der Ctvilisation gewonnen wurde, vertreibt jetzt seine deutschen Eisenbahnbeamten, selbst die- » jenigen, welche die ungarische Weltsprache er- M lernt haben. ES ist hierbei zu bedenken, daß R die ungarischen Bahnen mit deutschem Gelde ge- U baut sind. Auch die sächsischen Colonien in Siebenbürgen haben in der vergangenen Woche sehen müssen, wie durch Gesetz ihre Rechte ihnen !, genommen wurden. Die Türkei, welche vor drei Monaten die Hälfte der Zinszahlung suspendirte, hat jetzt die i Zahlung auch der anderen Hälfte — auf drei Monate verschoben. Selbstverständlich verspricht H die Türkei Verzugszinsen. Im preußischen Ab- fs geordnetenhause wiesen am letzten Freitag meh- s rere Redner auf das Fehlen eines Eiienbahn- U ConcursgtsetzeS hin. Sollte nicht die Lück« eines internationälen Staaten-Concursverfah- ! reuS noch empfindlicher, seine Ausfüllung noch dringlicher sein? Der Aufstand in der Herze- ; gowina ist im Erlöschen. Serbien und , Montenegro sind durch die Großmächtewlrk- ! sam bedeutet Wörden, die Pacisicirung des Auf- s standeS in keiner Waise zu stören, ja sogar der k Anregung jeder Frage sich zu enthalten, welche det hohen Pforte Verlegenheiten bereiten könnte. DerBtcekVnig von Egypten leidet anschlim- s men Finanzzuständen, wenn auch nicht in dem : Umfang« wie , sei« Lehnsherr. Jedenfalls be ¬ zahlt er noch Zinsen. Der Krieg mlt Abes-! synien ist ebenso schnell wieder erloschen, wie! er ausgebrochen war. Der Nachfolger Kaiser Tbeodor's hat sich als mehr, kriegst u st) g denu kriegstüchtig gezeigt. Vom Landtage. Die Zweite Kammer genehmigte in ihrer Donnerstagssitzung das Ausgabebudget des Mi nisteriums des Innern in Höhe von 310,350 M. Die Position des außerordentlichen Budgets zur Erwerbung und Einrichtung vön Grundstücken zu Amtslocalitäten resp. Dienstwohnungen für die Amtshauptmannschaften veranlaßte eine leb hafte Debatte über die neue Organisation selbst, auf die wir unsrer zahlreichen Leser in länd lichen Kreisen wegen etwas ausführlicher ein gehen. Abg. Philipp (Kleinwolmsdorf) beklagt, daß die neue Organisation in zu büreaukrati- schem Sinne ausgeführt werde; es werde da so viel regiert, so viel geschrieben, daß die Selbst- verwaltuug geradezu aufhöre. Es zeige sich das z. B. bei Gemeindejaqdverpachtungen, Baugeneh migungen, bei Bescheiden an die Gemeinden in ganz geringen Dingen. Di« Oberaussichtsbehör den sollten namentlich nicht nur die Subalter nen, sondern auch die oberen Beamten zu pünkt licherer Einhaltung der Geschäftsstunden anhal ten; man müsse da rücksichtslos mit Personen wechsel vorgehen, um die Gemeinden nicht länger unter solchen Umständen leiden zu lassen. Abg. Grahl (Döhlen) bestreitet die Nothwendigkeit der Existenz selbstständiger Delegationen neben den Amtshauptmannschaften uns beantragt den An oder Neutauf von Gebäuden für die Delega-' tionen Döhlen und Sayda abzulehnen und der Regierung zur Erwägung zu geben, ob nicht die Delegationen aufgehoben werden können, wozu Abg. Starke (Mittweida) bemerkt, daß von einem ähnlichen Anträge die Deputation abgesehen habe, um der Regierung und den Gemeinden Gelegenheit zu geben, hierüber noch Erfahrungen zu sammeln, daß sich aber jetzt die Mino rität der Deputation obigen Anträgen anschließe. Abg. May (Polenz) glaubt, daß die Philipp'- schen Klagen über das Zuvielregieren sehr be rechtigt sind; die neue Organisation wäre besser geworden, wenn man den Anträgen beigestimmt hätte, welche vor 4 Jahren von der opponiren- den Minorität gestellt worden. Abg. vr. Bie dermann bemerkt: Im Allgemeinen werde die Wirksamkeit der Amtshauptmannschaft als segens reich anerkannt, aber man beklage hie und da, daß in den Bezirksausschüssen Beschlüsse fast immer nur nach dem Anträge des Referenten gefaßt würden und daß sich hierin ein autokra tisches Uebergewicht der Bezirksdirectoren kund gebe, dadurch, daß man die Referate dem Amts hauptmann oder seinem Vertreter reservire. Abg. Frhr. v. Hausen antwortet auf die bisher über die Amtshauptmannschaften vorgebrachten Be schwerden. Bei Einführung dieser Organisation wurde dieser Neuerung in manchen Landesthei len Mißtrauen entgegengebracht; Aufgabe der Amtshauptleute war es also, entweder den Leu ten belehrend an die Hand zu gehen oder aber die Leute an sich kommen zu lassen, um ihnen dann rathend beizustehen. Letzteren Weg hält Redner für dm besseren. Gr sei auch nicht Freund der Delegationen, aber er verstehe nicht, warum man gerade nur die Delegation Döhlenund Sayda aufheben wolle. Dem Abg. Biedermann erwidere er, daß in der Praxis sehr oft ein zelne Mitglieder der Bezirksausschüsse nicht nur referiren, sondern auch die Ausfertigung des Referats übernehmen; das gehe allerdings nur an, wenn der Bezirksausschuß Mitglieder habe, die nicht in ihren Privatverhältnissen schon zu sehr beschäftigt sind. Wünschen-wrrth sei es freilich, daß den Bezirksausschüssen mitunter auch interessantere Dinge vorgelegt «erden, als die ewiaen Schankconeesfionen. I« Allgemei ne» habe sich aber di« neue Organisation im Lande schneller eingebürgert, al- ma^ erwarten konnte, und er freue sich dessen. Abg. Streit constatixt, daß fast über Erwarten sich die Land- gemeinden für die neue OrgavisaÜon befähigt gezeigt haben; aber doch scheinen in einzelnen Theilen des Landes dis Bezirksverbände noch nicht sich zu rechtem Leben zu entfalten und das scheine daran zu liegen, daß man denselben auch die größeren Mittelstädte einverleibe. Außer dem wäre es Pflicht der Kreisausschüffe dafür zu sorgen, daß in ihrer Mitte eine größere Zahl von Vertretern der Städte vorhanden seien. Abg.'Schieck berührt die von einem Vorredner schon angeregte Gehaltsfrage der bei den Amts hauptmannschaften beschäftigten Assessoren ; es sei ein offenbares Mißverhältniß, diese Assessoren in der Verwaltung besser zu besolden, als die in der Justiz. Er beantragt, die Regierung zu ersuchen, bei neuen Anstellungen juristischer Hülfsarbeiter in der Justiz diesen dieselben Ge halte auszuwerfen, als den juristischen Hülfs- arbeitern in der Verwaltung. > > -, - . Minister v. Nostitz-Wallwitz erklärt, er habe nicht zu denen gehört, die glaubten, daß mit Einführung der neuen Organisation nun gleich, der Himmel auf Erden sein werde ; man sei auf Beschwerden gefaßt gewesen, im Allgemeinen aber habe man doch den Eindruck, daß di« neue Ordnung sich im Lande rascher eingebürgert habe, als man erwarten konnte und daß das Land damit zufrieden sei. Aber es sei dringend noth- wendig, in manchen Bezirken noch den Amts- Hauptleuten und Ausschüssen das Aufsichtsrecht zu lassen, denn es sei noch vielfach Ordnung zu schaffen. Jedenfalls habe sich das Ministerium des Innern des eifrigsten Entgegenkommens aller Behörden zu erfreuen gehabt und dafür sei öffentlich vor dem Lande der Dank auszu sprechen. Die Regierung habe an sich an dem Bestehen der Delegationen kein bedeutendes In teresse; die Döhlener Delegation aber könne nicht aufgehoben und mit Dresden vereint werden, weil diese Amtshauptmannschaft so wie so schon zu groß sei, als daß ihre Geschäfte von den leitenden Beamten ganz übersehen werden könnten; Abhilfe sei nur zu schaffen, wenn man die Amtshauptmannschaft Dresden in zwei Hauptmannschasten theile. Dev Antrag Grahl sei also unannehmbar, wenn man. nicht Beschwerden im Einzelnen noch vermehren wolle. Der Wunsch des Ausscheidens der Mittel- städte aus den Bezirksverbänden sei der Zukunft vorzubehalten, man habe sich immer noch nicht über die Fixirung einer bestimmten Grenze in dieser Beziehung einigen können ; die Frage solle indeß weiterhin im Auge behalten. Schließlich wird der allgemeine Antrag Grahl auf Vorbereitung der Aufhebung der Delega tionen, wie der, den Ankauf oder Neubau von Gebäuden für die Delegationen Döhlen und Sayda abzulehnen, angenommen, der Antrag Schieck abgelehnt. Die übrigen Postulate wer den nach den Vorschlägen der Deputation ge nehmigt, auch die Erhöhung der Equipagen gelder für die Amtshauptleute von 3000 auf 3300 M., wobei der Abg. Penzig bemängelte, doß die in der Kammer als Abgeordnete sitzen den Amtshauptleute mit über ihre eigene Ge haltszulage abgestimmt hätten. Sächsische-. Von einem schrecklichen Unglück ist wieder eine unserer gebirgischen Städte heimgesucht wor den: Eine furchtbare Feuersbrunst verheerte in der Nacht zum 1. d. M. einen beträchtlichen Theil von Altenberg und brachte Jammer und Roth über viele Familien. Betrübend ist, daß mensch licher Verworfenheit die Entstehung de- Brande- zugeschrieben werden muß. Nach einem UN» mitgethellten Privatbriefe ist nämlich der Be sitzer de- Gasthofs zum Löwen, Oehlschlägel» nebst seiner Frau wegen Verdacht» der Brand stiftung gefänglich eingezogen worden. Ueber das Unglück berichtet der in Altenberg erschet-