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Beilage zu Ur. 46 des Frankenberger Nachrichtsblattes 1876. Seit Monaten Daheim Die soeben erschienene Nr. 29 enthält: wird seine Sitzungen erst im Mai wieder auf nehmen. Die Reichseisenbahnfrage, die, wie oben schon bemerkt, im deutschen Reiche nicht mehr das ausschließliche Gesprächsthema war, hat in der vergangenen Woche in Sachsen zu einertheil weisen Ministerkrise geführt. Herr von Friesen will, wie es heißt, „aus Gesundheitsrücksichten" sein Portefeuille niederlegen. Sachsen machte allßerdem noch durch seine Dresdner Cadetten- anstalt von sich reden. Wie mehrere Zeitungen meldeten, war die Ausbildung der Zöglinge in der genannten Anstalt eine so ungenügende, daß bei der letzten, von preußischen Commissarien geleiteten Prüfung die gesammte Prana um ein Jahr zurückgestellt werden mußte. Diese Nachrichten haben sich jedoch als durchaus über trieben herausgestellt. In Frankreich feiert die Politik. Die öffentliche Meinung beschäftigt sich vorwiegend mit der Ausstellung von 1878. Paris wird zeigen, daß die Commune nicht im Stande war, seiner Herrlichkeit auf die Dauer Abbruch zu thun, und das schmeichelt den Parisern nicht blos, sondern allen Franzosen. Im Zusammen hangs mit der geplanten Weltausstellung steht noch eine für die nationale Eitelkeit sehr wich tige Frage. Zu der Weltausstellung werden voraussichtlich zahlreiche fürstliche Gäste kommen, und da muß festgestellt sein, ob die Marschallin Mac Mahon den Vortritt vor den fürstlichen Damen haben soll oder nicht. Selbstverständ lich wird ersteres beliebt und der Herzogin von Magenta deshalb durch Gesetz eine officielle Stellung gegeben werden. Aus Spanien kommt die erwünschte Nach richt, daß sich eine parlamentarische Vereinigung aus Mitgliedern der verschiedensten Parteien ge bildet hat zu dem ausgesprochenen Zwecke, durch Herstellung guter Gesetze für die öffentliche Sicher heit, sowie für die Ausbreitung von Handel und Verkehr und namentlich für die Hebung der Landwirthschaft, als der unerschöpflichen Quelle des Reichthums von Spanien, zn wirken. Be sonders lebhaft interessirt man sich für die Wie derbewaldung der kahlen Bergrücken und trau rigen Hochebenen, die zur Zeit der Maurenherr schaft im herrlichsten Grün prangten, aber später abgeholzt wurden, theils aus Gewinnsucht, theils aus Unverstand, weil die Bauern meinten, wenn es keine Bäume mehr gäbe, so würden auch bald keine Vögel da sein, um ihnen die Saaten abzufressen. Darin haben sie allerdings Recht gehabt, aber mit den Saaten sieht es'auf dem aufgedörrten Erdboden gegenwärtig jämmerlich genug aus. — Ein erfreuliches Zeichen für die zähe Lebenskraft Spaniens ist der Umstand, daß dieses so schwer heimgesuchte Land so kurz nach einem verwüstenden Bürgerkriege, Elasticität ge nug hat, um eine große Kunstausstellung zu ar- rangiren. — Die Cortes treten schon in der nächsten Woche wieder zusammen. England kann sich noch immer nicht gewöh nen, seine Königin als Kaiserin zu benennen, doch dürfte der Widerstand schwerlich lange vor halten. Zur Zeit weilt, wie schon oben bemerkt, die jüngste Kaiserin der Welt in Coburg. Der Prinz van Wales wird in diesen Tagen zurück erwartet. Das Schiff Serapis, das ihn nach Indien und zurückgetragen, soll, wie in Vor schlag gebracht ist, jetzt dazu dienen, das ge- -fertige MamlS Mst ckrauenhemdm m Lattim imü Lemmaus), sowie Überhemsten liuch Maaß empfiehlt <U«LL«s Herren-Oberhemden nach Maaß mpfichll Max Starke, Langeftratze SS. KGL ZN? «8L 3 § Eine fast neue Scheibenvüchfe mit sämmtlichem Zubehör, Caliber 9 Millim., ist billig zu verkaufen. Wo? sagt die Exped. d. Bl. Einkauf von jungen Tauben zu höchsten Preisen bei »Albrecht Höppner, Friedrichstraße 276 k. Milad-Kosavli. 81» Liter Milch werden täglich bis Bahn hof Chemnitz gesucht. Näheres zu erfahren bei Heinrich Berthold, Kartoffelhändler, Chemnitzer Straße. kleine verhungerte türkische Provinz ihrem aus gesprochenen Willen soll erfolgreichen Wider spruch entgegensetzen können. Seit Monaten wird durch die mannigfaltigsten diplomatischen Interventionen in der türkischen Grenzprovinz pacifictrt — und der Aufstand lodert in helleren Flammen als je zuvor. Die Hauptschuld hieran trifft die geheimen Machinationen Rußlands, welches seit Jahren mit Recht als der „Mephisto" der Türkei gilt. Oeffentlich schließt Rußland den wohlgemeinten Mahnungen der anderen Großmächte, Frieden zu machen mit der Höhen Pforte, sich an — insgeheim aber leistet es den Insurgenten jeden möglichen Vorschub und stachelt sie an, im Widerstande auszuharren. Der am meisten betheiligte Staat, die hohe Pforte selbst, sieht der ganzen Angelegenheit, welche der Anfang seiner Auflösung oder wenigstens seiner Vertreibung aus Europa ist, mit aller der Ruhe zu, welcher nur der orientalische Fatalismus fähig ist. Kehren wir nach dieser nothwendigen Ab schweifung nach Deutschland zurück. Kaiser Wilhelm hat seine Unpäßlichkeit schnell über wunden und wird demnächst die gewohnten Frühjahrsbadereisen antreten, vorher aber die Königin Victoria von England in Coburg be suchen, wohin das kronprinzliche Paar ihn: schon vorangegangen ist. Für den kommenden Herbst hat der Kaiser eine Reise nach Stuttgart pro- jectirt, und zwar in Folge einer directen Ein ladung des Königs von Würtembera. Bei Stuttgart sollen dann 25,000 Mann vor den Fürstlichkeiten manövriren. Der deutsche Bundesrath und seine Ausschüsse haben in der vergangenen Woche fleißig Sitzun gen gehalten. Das vornehmste Resultat ihrer Arbeiten ist der Gesetzentwurf über die Unter suchung von Seeunfällen, der im Wesentlichen den Vorschlägen entspricht, welche die von den Seeuferstaaten beschickte Commission in den Ta gen vom 31. Januar bis 23. Februar d. I. dem Reichskanzleramt unterbreitet hat. Ein anderer Beschluß des Bundesrathes, welcher die Ausprägung von Zweimark-Stücken anordnet und die Außercourssetzung von Scheidemünzen der Thalerwährung festsetzt, führt die neue Reichswährung wieder einen Schritt weiter. Dem preußischen Abgeordnetenhause, das noch Ferien genießt, sind einige Gesetzentwürfe von untergeordneter Bedeutung zugegangen. Die vorliegenden Aufgaben sind aber schon groß ge nug, um selbst eine sehr lange Session mehr als hinreichend auszufüllen. — Das Herrenhaus Politische Wochenschau vom 7. bis 14. April., v. p v In der vergangenen Woche mußte die Reichseisenbahnfrage aus dem Vordergründe de- öffentlichen Interesses zurücktreten und den ersten Platz der orientalischen Frage überlassen. „Das bischen Herzegowina", wie der Reichs kanzler noch vor wenigen Wochen gesagt haben soll, hat allmälm doch zu solchen Verwickelungen geführt, daß die Wiener „Neue freie Presse" schon das Gebälk des Dreikaiserbundes knacken und knistern hörte. Grenzt das nun auch an Schwarzseherei, so müssen wir doch bekennen, daß die Lage der Dinge recht unbehaglich ist. Sicherlich ist es für die verbündeten europäi schen Großmächte eine Beschämung, daß eine Das weiße Kind. Novelle von Victor von Strauß. (Fortsetzung.) — Vesuv-Warnungen. — Ein Familien zwist. Roman von Ludwig Harder. (Fortsetzung.) — Die Anstinge der christlichen Kunst in den rSmischen Ka takomben. Bon Pros. vr. Lnthardt. Mit 5 Illustra tionen. — Am Familientische: Bücherschau. XXXI. — Das Vogelnest. Zu dem Bilde von Franz Defregger. — Da» Polospiel. — Nein! und aber neinl Gedicht von Iuliu« Sturm. Zu Bestellungen empfiehlt sich die Buchhandlung von K. G. Roßverg. sammle englische Parlament zur WeltauSstellurD nach Philadelphia zu bringen — jedenfalls einS neue Art internationaler Höflichkeit. In Oesterreich sieht es trübe aus. Der Ausgleich mit Ungarn ist noch nicht zu Stande gekommen. Wie es heißt, haben die jetzigen ungarischen Minister sogar die Hoffnung darauf aufgegeben und wollen abdanken. Hierzu kommt eine immer steigende Finanznoth, die zum guten Theil in den orientalischen Wirrest ihren Grund hat. — Von den 17 Landtagen sind nur die wenigsten noch beisammen. Der Vizekönig von Egypten hat sich noch immer nicht entschlossen, ob er von England oder von Frankreich Geld annehmen soll. Jedenfalls zahlt er einstweilen nicht. Dieser Nachfolger der Pharaonen hat durch sein Beispiel den Be weis geliefert, daß der Verschwendung gegen über kein noch so ungeheures Vermögen auf die Dauer Stand hält. Ismail-Pascha war durch-. aus der reichste Fürst — jetzt ist er ein Ban- kerutteur. Sein Untergang erinnert wie sein ganzes Auftreten an den unseligen Stroußberg. In Griechenland sind 2 Minister wegen Simonie zu entehrenden Strafen verurtheilt, 2 hohe kirchliche Würdenträger in schwere Geldbuße genommen worden, weil sie ihre Aemter durchs Bestechung erlangten. Rumänien braucht wegen des Ausfalls seiner Senatswahlen ein neues Miuisterium — konnte es aber bis nun nicht finden. Alle versuchten Cabinetsbildungen scheiterten in Folge der selt samen Parteiverhältnisse. ) Der Aufstand in Mexiko nimmt größere Dimensionen an, doch braucht man darüber nicht zu erschrecken. In jenem Lande gehören Auf stände zu den Frühjahrsvergnügungen der Be völkerung, und das Präfidententreiben ist dort ein Sport, wie anderwärts die Fuchshetze. ,,