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- - — — — -63 Postwesen vollständig reoraanisirt worden. Ler M»h hat einen österreichischen Postbeamte« an die Fritze dieser Vdetwaltung gestellt, ü«b dessen Vermischtes. Da jetzt viele französische Handlungshäuser Deutschland mit Preislisten und Waaren über schwemmen, so sei folgende Warnung mitgetheilt. Das Pariser Haus t e Printemps versendete an einen Dresdener Adyokaten ganze Büchelchen von Preislisten, welche sehr verlockende Aner bietungen enthielten. Der Advokat bestellte da rauf für seine Frau einen Regenmantel (nach Abbildung) und Handschuhe. Er erhielt einen viel zu engen und altmodischen Regenmantel und Handschuhe, die zum Theil alt, geplatzt und wieder genäht waren. Obendrein waren alle Waaren theurer als angegeben und ihrer viel mehr als bestellt. Die Zahlung war durch Postvorschuß erhoben. Auf erhobene Beschwerde verlangte das Pariser Haus Einsendung der Waaren, bevor es neue schicken könne. Der Advokat zog vor, die alten Waaren zu behalte». Der Dr. Anz. erzählt aus Dresden: Der Wein ist für die Alten, was die Milch den Kindern, das bewahrheitete sich an einem armen, alten Mütterchen, welchem der Arzt nichts An deres in ihrer Schwäche rathen konnte, als täg lich ei« Schlückchen Wein zu genießen. Mit Unterstützung ihrer Tochter holte sich denn das Mütterchen bei einem in der Nähe wohnenden Weinhändler, dessen Frömmigkeit nur m(t seinen irdischen Gütern wetteifert, alle Wochen ein- oder zweimal für 3 Ngr. Wein in einem Fläsch chen, und er gedieh ihr trefflich. Jüngst kam sie wieder, das Fläschlein war gefüllt, aber als sie ihr Geld aufzählte, fehlte ein Pfennig. Ein anderer, ein Weltmensch hätte ihr vielleicht hoch- müthig und prahlerisch den Pfennig erlassen und sie ohne volle Zahlung erhalten zu haben gehen heißen; nicht so der milde Fromme, mit sanftem Tone sagte er der armen Alten: „Na, das schadet nichts, Mütterchen, da lassen Sie die Flasche derweilen da und bringen mir den Pfennig morgen." In Dortmund starb am 3. d. M. im Alter von 75 Jahren Fräulein Henriette Davidis, die durch ihr berühmtes Kochbuch und andere Schrif ten über die Grenzen Deutschlands weit hinaus bekannte und hochgeachtete Schriftstellerin. Ihre Werke sind in mehrere fremde Sprachen über setzt. Wie kolossal das Quantum französischer Weine ist, welches in Deutschland konsumirt wird, er geben folgende Ziffern: Von fremden Weinen überhaupt sind im Jahre 1874 bei uns in run der Summe nicht weniger als 1,110,090 Ctr. eingeführt worden, deren Werth annähernd auf sechszig Millionen Mark zu veranschlagen sein dürfte. Dreioiertel der zum Verbrauch impor- tirten fremden Weine sind nun französischen Ursprungs — wir haben somit im Jahre 1874 etwa 800,000 Ctr. aus Fränkreich bezogen und hierfür die Kleinigkeit von 45 Millionen Mark an unsere erbitterten Feinde bezahlt. Die Mhe'- scheL Wörle: „Ein Achter deutscher MäM mag keine Franzen leiden, doch ihre Weine, trinkt er gern!" sind also heute »och m vollster Geltung! ropas für die einheitliche Taxe von 5b Centimes Briefe senden, welche mit neugebildeten persischen Briefmarken versehest sind. Jnnerhalb Persirns kostet jeder Brief 25 Centimes (20 Pfennige)'bis zur russischen Grenze. Von da an erhalten die selben durch die russische Post eine Marks von 30 Eent„ wie sie nach den Postvereinsabmachungen für Rußland bestimmt worden ist, und laufen damit durch ganz Europa. Es kursiren eine große Menge Goldstücke, die nicht klingen. Obwohl in der Masse echt, geben diese Stücke beim Auswerfen keinen Klang von sich und im Handel werden sie von solchen, die viel mit Geld zu thun haben, zurückgeschoben, Zuletzt bleiben sie bei dem kleinen Manne sitzen, und die Noth ist oft sehr groß, sie wiederum los zu werden. Die Klanglosigkeit rührt sicher fast allein von mangelhafter Prägung her, und «s wär«, sehr zu wünschen, daß die Reichsbapk die Hand dazu böte, diese fehlerhaft geprägten Münzen so schnell als möglich aus dem Verkehr zu ziehen. Schwei». Aus Bern wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Wie überall, so lassen auch bei uns die wirth- schaftlichen Zustände viel zu wünschen übrig; die Arbeits- und Geschäftsstockung ist fast all gemein und einzelne Branchen haben so empfind liche Schläge erlitten, daß an ihre Wiederbe lebung kaum zu denken ist. So hat man im Jura einen Preis ausgesetzt, um an Stelle der Uhren-Industrie eine neue lohnende Industrie für die Gebirgsbevölkeruug aufzufinden. Wie im Jura sieht es überall traurig aus; wo man hinblickt, die gleiche Noth. Bedeutend wirkt auf die Schweiz die für sie so ungünstige Gestaltung des amerikanischen Marktes ein. Die Gesammt- ausfuhr aus der Schweiz nach den Vereinigten Staaten hat im vergangenen Jahre um 6,484,576 Fr. oder um 10,6 Procent abgenommen. Hieran participirt die Uhren-Industrie allein mit 5,9 Procent, die Seiden-Jndustrie mit 2,3 Pro cent, die BaumwgllemJndustkie mjL 1,3 Procent, die Stickerei mit 0,8 Procent, die Leder-Indu strie mit 0,4 Procent und die Käse- und Musik- dosen-Jndustrie mit 0,1 Procent. Die Erzeug nisse der Uhren-Jndustrie, welche nach den Ver» einigten Staaten gingen, betrugen 1875 etwa 36 Millionen, d. h. 30 Procent weniger, als im Vorjahre. Als eine characteristische Thatsache verdient erwähnt zu werden, daß, als kürzlich die in Genf erscheinende „Chronique radicale" eine Reihe von Auszügen aus dem (in vor. Nr. erwähnten) Buchs Tissot's über Deutschland brachte, in dem Blatte selbst durch Einsendun gen aus dem Kreise der eigenen Abonnenten scharf und nachdrücklich gegen die -Ausnahme solcher Verleumdungen Deutschlands und der deutschen Politik Protest erhoben worden ist. Frankreich. Der „Moniteur universel" erwidert auf einige Bemerkungen der „Nordd. Allg. Ztg." hinsichtlich der Aufnahme, welche die deutschen Aussteller im Jahre 1878 wohl in Paris erwarten dür fen, daß, „wenn Paris im Jahre 1878 seine Thore einer Weltausstellung öffnet, die Deut schen sowohl was ihre Persönlichkeit, als ihre Erzeugnisse anlangt, mit den Unterthanen der andern Mächte auf gleichem Fuße werden be handelt werden". In dieser Beziehung, meint das genannte Blatt, gehorcht der öffentliche Geist in Frankreich rückhaltslos dem Impulse der Re gierung. Eine militärische Maßnahme erregte in be- theiligten Kreisen Unzufriedenheit: Der Kriegs minister hat 100 Kapellen für die Armee an geschafft, was 49,000 Francs erforderte. In Kriegszeiten werden zum Transport derselben 100 Wagen nebst Gespann und Bedienung noth wendig sein. In militärischen Kreisen findet man diese Maßnahme um so merkwürdiger und ist deshalb darüber sehr ungehalten, wen man den Compagnieführern für die Feldzüge dse Pferde versagte, „da es zu viele Unkosten Machyt u«d den Train vermehren würde". > Afi««. Die Reise des Schah von Persien nach Eu ropa Hat doch für sein Land mancherlei prakti schen Gewinn hervorgebracht, u. A. Ist das persische In der österreichischen Festung Theresienstadt : kpm vox ein paar Jahren ein Feldmarschallsietv l tenapt zur Inspektion an, ließ die Truppen anist rücken, hielt ein großes Manöver, lobte die Sh ficiere und Soldaten über di« PuWpen, lebte ein paar Tage herrlich und in Freuden und reistze > ab, um Sr. Majestät zu berichte». Kaum wO . er fort, so traf ein Mann von der englische» ! Geheimpolizei ein und suchte nach einem HoM ! stapler Weiß. Dieser Hochstapler, ein BägeK geselle, und der Feldmarschall war ein und W 1 selbe Person« wie sich herausstellte. Jn LondM hatte er als österreichischer General Aufnahm« n den vornehmsten Familien gefunden und war ogar Gast des Hofes. Er verlobte sich mit dD Tochter eines Lprd, schwindelte von dem Arxfi Schwiegerpapa große Summen heraus und ver duftete. In diesem Jahre spielte er in Wien den Russen, bestellte viele Locomotiorn für rus sische Bqhnen, ließ sich ungeheuere Provisionen zahlen und verduftete wiederum. Auf der Bahnstrecke bei Efringen in Bade» ereignete sich, ein schauerliches Unglück. Das Kind eines dortigen Bahnwarts wollte/ kurz vor Ankunft des Schnellzuges von Basel, über das SchieneUgeteise gehe», wahrscheinlich um zu sei nem Pgter zu Men, welcher auf der andern Seite der Bahn oie Barriete zumachen wollte. Da braust auf einmal der Zug um die Bie gung, die die Bahn dort hat; die Mutter stürzt aus dem Hause Waus, um das KissÜ zssrückM holen, aber zu spät, sie wurden Beide von der Maschine hinweggeschleudert, so daß Mutter und Kind sogleich gräßlich verstümmelt den T08 fanden. Exemplarisch und doch lange nicht zu sehr wurde der Bahnwärter Sterr in Simbach bei München bestraft. Zweimal hatte er Nachts die Schienen auf seiner Strecke so hergerichtet, daß der Courierzug entgleisen mußte und meh rere Wage» m Trümmer ginge»." Auch ei» dritter Zug wäre entgleist, wenn die Mißtraui schen Ingenieure deN Zug nicht ganz langsam hätten fahren lassen, ihm mit Fächeln voraus gegangen wären und die abermals gelegten Hin dernisse entdeckt hätten. Der schuldige Bahn wärter war schnell entdeckt und überDhrt und das Schwurgericht verurthejlte ihn zu 15 Jah ren Zuchthaus. In Fredensborg in Dänemark erkrankten kürzlich an einem Tage 48 Personen, alle litte» an auffallenden Fieberanfällen' Und der Arzt cönstätirte Vergiftung: sie hatten alle aus einem Bru,tuen getrunken, in welchen Ratte» , die aS anderen Stellen Rattengift gefressen, gedrungen waren, um zu trinken und so das Wafferver- giftet hatten. Der Brunnen wurde geschloffen, die Erkrankten wurden alle gerettet, weil die Vergiftung schwach und die Hülfe rasch bei der Hand war. Die spanische Regierung hat bei den Kortes einen Antrag auf Bewilligung von 2 Millionen Reals Unterstützungsgeldern für die von de» Heuschrecken heimgesuchten Provinzen eingebracht. In welcher entsetzlichen Menge diese Thiere vor handen sind, zeigt die Thatsache, daß in dem einen Landkreise von Daiwiel bis jetzt allein schon über 4000 (vier Tausend) Scheffel Heu schreckeneier gesammelt und vernichtet worden sind und trotzdem noch kein Ende der Land plage abzusehen ist. In der ungarischen Stadt Jaszbereny ver kaufte eines Tages ein Branntweinbrenner den Liter Schnaps um 12 Kreuzer. Darob gewalti ger Zorn seiner Kollegen und aller Schänker. Sie schossen eine Schadenkasse zusammen, Miethe ten ein paar Wirthsstuben und verkauften den Liter um 10 Kr. Die Fdlge dieser edlen Kon kurrenz war, daß drei Tage lang kein Einge- borener aüf den Beinen stehen könnte. In Paris hät man einige Gauner verhaftet, welche für 5j) Millionen Eisenbahnactien, meist