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Mr D. I » IlttM W Beide Kammern hielten am Freitag ihre letz ten vorwöchentlichen Sitzungen ab. . Die Erste Kammer brrieth die im außeror dentlichen Budget zur Fortsetzung der Bauten für die Verlegung der Dresdner Militäretablij- sements geforderten 600,000 M. und beschloß ohne Debatte conform denr Deputationsantrage, die geforderte Summe als weitere Abschlags zahlung auf die später sestzustellende Gejammt- forderung für Errichtung jener Etablissements zu bewilligen, den Antrag der Zweiten Kammer: daß bis auf Weiteres vom Bau eines neuen Militärlazareths an Stelle des bisherigen ab gesehen werden möge, abzulehnen, dem von die ser Kammer aber angenommenen Minckwitzh'chen- Amrage beizutreten: die Staatsregierung zu er suchen, zu dem über Verlegung der in der Re sidenzstadt Dresden befindlichen Militäretablis sements mit dem königlich sächsischen Kriegsmini sterium als oberste Reichsmilitärbehörde in Sach sen getroffenen Uebereinkommen bald thunlichst die Genehmigung der Reichsregierung einzuholen. Kriegeminister v. Fabrice theilte hierbei ein Schreiben des Reichskanzlers mit, in welchem sich derselbe mit dem getroffenen Uebereinkom men einverstanden erklärt, vorbehältlich der Zu stimmung des Reichstags. Der Minister bemerkte, daß dieses Schreiben als ein erneuter Beweis des vom Fürsten Reichskanzler jederzeit bewie senen Entgegenkommens zu verzeichnen sei, wo rauf der Referent Kammerherr v. Erdmanns dorff versicherte, daß die ebengehörte Erklärung feiten der Deputation, wie der Kammer mit höch ster Befriediguug ausgenommen worden fei. Die Zweite Kammer erledigte in Schlußbe- rathung den die weitere Ausführung des Reichs gesetzes wegen Gewährung von Beihülsen an Angehörige der Reserve und Landwehr betref fenden Gesetzentwurf. Ein auf Sachsen ent fallender Antheil der Kriegsentschädigungsgelder in der Löhe von 434,232 M. soll zu jenen Bei hülfen den Vezirksverbänden, einschließlich der Stadtbezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz, über wiesen werden. Die Erste Kammer hat» den Gesetzentwurf aus praktischen und juristischen Gründen abgelehnt. Die Deputation der Zwei ten Kamme? theilte diese Bedenken nicht, em pfahl vielmehr Annahme der Vorlage, da sie Anstand nahm, auch nur eine kleine Summe zu- rückzuweisen, welche die Regierung den Organen der Selbstverwaltung überweisen will, zumal dann diese Gelder nicht mehr deni Zwecke dienen würden, dem sie der Bestimmung des Reichs gesetzes gemäß gedient haben ; denn wenn der Gesetzentwurf nicht zur Annahme gelangt, wür den diese Gelder in die Staatskasse zurückfließen und dem Zwecke verloren gehen, den die könig liche Staatsregierung mit Ueberweisung derselben an die Bezirksverbände erstrebt. Die Vorlage wird, .denn auch, nachdem Abg. v. Hausen die selbe als ein Mittel das Gefühl der Zusam- Vermischte ü. In neuerer Zeit sind nicht selten Sendungen, welche Waaren, z. B. fertig« Strümpfe, Hau ben, Halstücher rc. enthielten, von den Absen dern mißbräuchlich mit der Bezeichnung „Pro ben" („Muster"), versehen und gegen die für Waarenproben festgesetzte ermäßigt»- Taxe mit der Briefpost befördert worden. Sendungender bezeichneten Art dürfen zur Beförderung mit der Briefpost als „Waarenproben" weder im innern Verkehr Deutschlands, noch im Verkehr mit an deren Ländern zugelassen werden, da es sich in solchen Fällen nicht um Waarenproben, sondern um wirkliche Waaren handelt, welche einen Kauf- werth habe». Um weiteren Mißbräuchen vor zubeugen, sind die Postanstalten aufgefordert worden, die mit der Bezeichnung „Proben" („Muster") bezeichneten Sendungen vor der Ab- seudung thunlichst einer Prüfung zu unterziehen. Wilde Kaffenscheine. Trotz wiederhol ten Aufrufs sind von den Kassenscheinen des Fürstenthums Reuß-Greiz, für welche als letzter Einlösungstermin der 1. Juni d. I. festgesetzt ist, ca. 20,000 Stück noch nicht umgewechselt worden. — Gleichzeitig sei nochmals darauf auf merksam gemacht, daß die Frist zum Austausch der Schwarzburg-Sondershausen'schen Staats- Kassenscheine vom 31. Mai 1866 zu 1 Thlr. mit den, 30. Juni d. I. abläuft. Nach dieser Frist sind die Kaffenscheine werthlos und eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bleibt ausgeschlossen. Seit dem 1. April bis zum 30. Juni d. I. findet der Umtausch derselben über haupt nur noch bei der Staatshauptkaffe in Sondershausen statt. Bei dem Orkan vom 12. März, der so weite Länderstrecken durchbrauste, haben allein im französischen Departement du Nord 22 Perso nen das Leben eingebüßt, 25 wurden verwun det, der verursachte Schaden beträgt mehr als 25 Millionen Frcs. Im Departement Pas-de- Calais wird derselbe auf'5L Millionen Frcs. geschätzt. In. einzelnen Theilen Ungarns dauert die Wassersnoth noch immer an. In Szegedin (über 70,000 Einwohner), wo der Wasserstand den höchsten vom Jahre 1867 noch um 2 Schuh überstieg, arbeitete die gejammte Bevölkerung -MM M M M des FrankelchWtMlchnMsM an der Auswerfung von Dämmen, um bieder Stadt drohende furchtbare Gefahr abzuwendey. Dies« Arbeiten verschlangen bereits 86,000 Gülden. In Elmshorn in Holstein hat ein früherer Organist und Lehrer, welcher sich in der letzt«n Zeit vielfach mit der Leichenverbrennungssrage beschäftigte und Spuren von Geistesstörung zeigte, eitlen entsetzlichen Selbstmord begangen. Derselbe machte seinem Leben durch den Feuer tod ein Ende. Er tränkte sein Bett mit Petro leum, wickelte sich ein mit derselben Flüssigkeit stark benetztes Tuch um den Leib und verschluckte zur Hälfte einen Petroleumdocht. Sodann legtr er sich nieder und zündete das Bett an, welches bald einen Scheiterhaufen bildete. Die LtzHt wurde später fürchterlich entstellt aufgefütHey, und war «in Theil seines Baar vermögens, Og- ches der Verstorbene in Werlhpapieren be^M trug, ebenfalls verkohlt. Das General-Commando des Gürde-Corps ist Berlin hat den Geburtstag des Kaisers am schönsten damit gefeiert, daß es brave, arme In validen mit Geldgeschenken von 50 Mark über raschte. Die Geldbrirfe sind vom Commanheur Prinz Angust von Würtemberg unterzeichnet. In Paris haben die beiden besten Billardspie ler der alten und neuen Welt, der Franzose Bia- naux und der Amerikaner Sexton aus New-Jork, in einem Carambole-Spiele um den Pr«s ge rungen. Der Franzose ging als Sieger mit'6000 Frcs. davon. Das Spiel dauerte 3^ Stunden. In Hillah und Bagdad müthet die Pest und rafft in jeder der beiden Städte täglich 40—50 Menschen weg. , ; Eine Berliner Zeitung enthielt kürzlich fol« gende charakteristische Annonce: „Drei liebens würdige junge Damen juchen Placement in einem hocharistokratijchen Hause als Köchin, Hausmädchen und' Jungfer. Einzige Bedingung, daß ihneil in ihren Freistunden gestattet, werde, ihren besonderen Talenten zu leben. Die Köchin singt, das Hausmädchen dichtet, die Jungfer malt Besonders berücksichtigt werden Häuser) in denen Söhne resp. Vettern nicht unter 25 Jahren sich befinden. Kinder sowohl wie er wachsene Töchter verbeten. Unzertrennlichkeit der drei Damen selbstverständlich." Die neueste Modetollheit, daß die Frauenhüte durchaus mit ausgestopsten Singvögeln geschmückt sein müssen, kostet zur Zeit Millionen lieber, nützlicher Vögel das Leben!! Das Organ des Thierschutzvereines in Berlin äußert sich darüber wie folgt: „Das Urtheil über die Verkehrtheit und Häßlichkeit der heutigen Moden in der Klei dung der Damen mag andere« Leut«« jiöA lassest bleiben; wenn sich aber die Putzsucht fv weit versteigt, daß man sich mit den Lerchen der kleinen, im Leben so schönen Thierchen behängt, welche eine der schönften.Zierden in Gottes freier Natur und für den Haushalt derselben von un endlicher Wichtigkeit sind, so weiß man für diese Verirrung keine Worte." IW- Regen- und Sonnenschirme, -WU Gntonteas für Herren nnd Domen aus der bestrenommirteftcn Fabrik Deutschlands, Stroh-, Wz- Md Ctzlinderhüte - in den ncneften Facons in größter und schönster Auswahl empfiehlt zu bekannt billige« Preisen mengehörigkeit der Bezirke zu stärke« und die BezirkSthätigkeit zu beleben begrüßt, angenommen. Darnach gelangen verschiedene Petitionen zur Erledigung, von denen hier nur die der städti schen Kollegien zu Mittweida erwähnenSwerth ist, welche di« StäpdevtrjamPlung ersucht, sich in Bezug auf die Wahl des Sitzes eines zwei ten Landgerichts im Leipziger Regierungsbezirke für die Stadt Mittweida und für die Erhaltung und Erweiterung des dangen Bezirksgerichts auszusprechen, und welche an dir Regierung zur Kenntnißnahme abgegeben wird.