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mfmänu. Irrem be- Närz noch Cursi OerlltcheS und Sächsisches. Frankenberg, 3. März. — Auf der Haltestelle Berbersdorf der Hai- nichen-Roßweiner Bahn entgleiste am Abend des 29. Febr. die Maschine des um 8 Uhr aus Roßwein abgekässenek Personenzuges. Dieselbe hatte dort einen Wagen aus dem Nebengleise zu holen, wobei der Weichenwärter muthmaß- lich, als die Mäschine noch Mit den Vorder rädern auf dem Hauptgleise sich bewegte, durch zu zeitiges Herumnehmen der Weiche in die frühere Stellung die Entgleisung der Maschine herbeigeführt hat. Die Untersuchung ist noch nicht beendet. — In Hainichen beging am 28. vor. Mts., an seinem 80. Geburtstage, der Tuchmacher meister Beyer sein 60jähriges Meisterjubiäum. — Es ist sowohl von einheimischen, als auch auswärtigen Blättern schon darauf hingewiesen worden, daß das Gebiet des Handels besonders geeignet erscheint, ein Feld der Thätigkekt für die Frauen zu werden. Leider fehlte es bis jetzt an genügender Gelegenheit zu theoretischer und praktischer Ausbildung, denn das weibliche Geschlecht muß geschickt gemacht werden sowohl zur Uebernahme von einträglichen Stellen im Geschäft, als auch zur selbstständigeren Leitung eines solchen. Der erste Dresdner Frauen bildungsverein, dessen Bestreben es ist, entgegen den althergebrachten Vorurtheilen und Gewohnheiten, für die erhöhte Werthschätzung der Frauenarbeit zu wirken, hat eine solcheweib liche Handelsschule unter Direktion des Herm Prof. Findeisen (Lehrer der kaufmänn. Disci- plinen an der Dresdner öffentl. Handelslehran stalt) seit 1. Novbr. vergangenen Jahres ins Leben treten lassen, eine Anstalt, welche von vielen urtheilsfähigen Seiten als zeitgemäß und notbwendig bezeichnet worden ist. Der Cursus umfaßt 5 Monate und wurden seit 1. Novbr. bis jetzt bereits 19 Schülerinnen, wovon 7 auf die Provinz kommen, in wöchentlich 8 Stunden unterrichtet. Die Lehrgegenstände sind folgende: Buchhaltung, Handelskorrespondenz, kaufin. Rech nen, Handels- und Wechsellehre, Münz-, Maß- und Gewtchtskunde und Schönschreiben. Der neue Cursus beginnt am 1. April. Im aber denjenigen Schülerinnen, welche Mache haben) ihre Studienzeit möglichst kurz zü fassen, und welche, vort auswärts kbmmend, die Lüsten eines längeren (d. h einer fünfmonatlichen) Aufent halts in Dresden ersparen möchten, dennoch die 50 Mk. pränumerando oder auch nach Veinba- rung in gewissen Terminen zu zahlen. ES ver-' steht sich von selbst, daß Alter, Religion, Stand bei der Ausnahme nicht in Frage kommen. Der Verein hat auch Sorge getragen, daß die von auswärts kommenden Schülerinnen in dasigen achtbaren Familien Aufnahme finden. Zu ver- hältnißmähig sehr billigem Preis ist Frl. Stüb ler, Ehristianstr. 11, I., bereit, Pensionärinnen aufzunehmen und bestens zu verpflegen. An meldungen, welche baldmöglichst zu bewirken sind, nehmen an: Frau Stadtrath Anna Löhn- Siegel, Moltkeplatz 5, II. und Herr Prof. Findeisen, Seilergasse 13, II. Dieselben fiUd auch bereit weitere Auskunft zä ertheilen. Der Pädagogische Verein zu Chemnitz nahm in seiner letzten Versammlung fast einstimmig folgende Thesen über die Disciplinargewalt der Schule an: >. Die in neuerer Zeit zu Tage ge tretenen Ausbrüche der Rohheit und Wildheit sind als Mangel an Achtung vor Gesetz und Ordnung zu bezeichnen. N Die Ursachen lie gen nicht allein in socialen Mißständen, sondern auch in der nicht selten energielosen Jugender ziehung. UI. Diese Erziehungsweise hat ihren Grund 1. auf Seiten der Eltern hauptsächlich in falscher Liebe den Kindern gegenüber, 2. auf Seiten mancher Politiker in einer zu weit aus gedehnten Forderung ver persönlichen Freiheit, 3. auf Seiten der Lehrer und Behörden in miß verstandenen humanistischen Grundsätzen. IV. Sie kennzeichnet sich darin, 1. daß sie dem Kinde schon in früher Jugend ein großes Maß von Freiheit gewährt, ohne zuvor durch Gewährung und Belehrung dem Willen des Kindes ein festes, auf das Gute gerichtetes Gepräge zu geben, 2. daß sie den kindlichen Fehlern (der Trägheit, Spielfucht, Naschhaftigkeit, Begehrlichkeit, Eigen willigkeit, Zanksucht u. f. w.) gegenüber allzu nachsichtig verfährt und namentlich vor energi schen Repressivmaßregeln (insbesondere auch vor körperlichen Züchtigungen) zurückschreckt. V. Es ist eine durchaus nicht länger abzuweisende Zeit- sorderung, diese Mißstände zu beseitigen und größere Festigkeit und Energie in die Jugend erziehung im Allgemeinen und insbesondere durch die maßgebenden Kreise in die Jugenderziehung der Schule zu bringen. VI. Eine solche Jugend erziehung wird wesentlich erschwert, so lange es 1. für die Disciplinargewalt des Lehrers keine genauen gesetzlichen Vorschriften giebt, und 2. so lange die Frage, ob in einem gegebenen Falle die Disciplinargewalt von dem Lehrer über schritten worden ist, allein von Nichtpädagogen beurtheilt wird. VI l. Um soivohl einem mög lichen Mißbrauche von Seiten der Lehrer vor zubeugen und dadurch dem Kinde den nöthigen Schutz zu gewähren, als auch, um den Lehrer vor einer ungerechten Beurtheiluna von Seiten der Eltern, Aerzte und Gerichte sicher zu stellen, ist nöthig, 1. daß genaue Vorschriften über die Disciplinargewalt in der Schule erlaßen werden, und 2. daß jedem Gerichte pädagogische Fach männer zur Beurthttluüä aller aüs die Schul zucht bezüglichen MgeMe beigegeben werden. In Dresden wurde üor etlichen Tagrn meh reren Männern von. der zuständigen Behörde eröfftirt, daß ihr fWerer, vor kurzer Zeit M- storvArr Lehrmeister jedem'M ihnsn, WM sie ihm in der Lehrzeit folgsam, fleißig, treu ge- aere Debatte entwickelte sich auch bei der Po sition „Gymnasien und Realschulen" bezüglich der SchUlgeldsätze, die endlich die Kammer auf 120 M. in allen Klaffen zu erhöhen beschlüß. — In der Sitzung vom 1. März wurde bei Fortsetzung der Berathung des Etas des Cul- tusministeriums beschlossen, die Staatsregierung zu ersuchen, nach der Tags vorher beschlossenen Erhöhung der Schulgeldsätze an Gymnasien und Realschulen 15 Proc. der Schulgelder zu Schul- gelderlaffen zu verwenden (statt zeither 10 Proc.). Die Erbauung eines Staatsgymnasiums in Leip zig oder dessen unmittelbarer Nähe wurde im Prinzip genehmigt. Mit dem Regierunaöplane, bei dem so fühlbaren Lehrermangel für eine schnellere Ausbildung der Schüler der oberen Seminarklaffen Sorge zu tragen, so daß man binnen Jahresfrist ca. 660 Lehrer werde zur Verfügung stellen können, erklärte sich die Käm mer einverstanden, genehmigte auch die übrigen eingestellten Summen (84,956 M. für katho lische Kirchen und wohlthätige Anstalten, 600 M. für den israelitischen Cültus, 2400 M. für die Deutschkatholiken, 125,200 M. für Taub- stummen-Anstalten u. s. w., u. s. w.), sowie das zur Gründung und Unterhaltung von Volks bibliotheken eingestellte Postulat von 15,000 M. te« «cknme von 753,030 M. an einzelne An- geh-bigk der Reserve und Landwehr gewährt wochen sind, auf die Bezirksverbände überträgt. Die Deputation der Kammer hat sich von dem Bedenken nicht trennen können, daß in Betreff 'Ler ferneren Gebahrung mit den gedachten Gel dern bei den einzelnen Bezirksversammlungen nach verschiedenen Grundsätzen verfahren und in Folge dessen eine wesentlich verschiedene Be handlung der Schuldner und der zum großen Theile aus sehr kleinen Beträgen bestehenden Darlehen veranlaßt, insbesondere aber manchen dieser Schuldner durch eine in Folge der Ueber- wetsung nicht zu umgehende öffentliche Be- sxrechnng ihrer Verhältnisse Nachtheil zuaefügt werden könne. Die Deputation empfahl des halb, daß das Ministerium des Innern sich auch künftig der Verwaltung des gedachten Fonds unterziehe, und Abweisung des Gesetzentwurfes, die auch die Kammer, trotzdem Minister v. Nostitz-Wallwitz die Vortheile hervorhob, welche die Verwaltung der Darlehen durch die Organe der Selbstverwaltung namentlich im Interesse der Geschäftserleichternng des Ministeriums mit sich bringe, mit 24 gegen 18 Stimmen aus sprach. Darnach berieth die Kammer den einige Abänderungen der gesetzlichen Bestimmungen über die Verhältnisse der Civilstaatsdiener betreffen de« Gesetzentwurf und setzte diese Berathung am Dienstag fort. Die zweite Kammer begann ihre dieswöchent- liche öffentliche Thätigkeit am Montag Abend, nachdem der neue Abgeordnete für Chemnitz, Zeuner, feierlich verpflichtet worden mit der Hauptvorberathunh. des Gesetzentwurfs über die Landes - Immobiler-BrandversicherungSanstÄt, welche am Dienstag derart beendet wurde, daß der Entwurf, bei dem sich die betr. Deputation einstimmig für den Forstbestand des Instituts ausgesprochen hatte, mit wenigen Abänderungen Annahme fand. In der Dienstagssitzung trat dann die Kammer in die Berathung des Etats des Cultusministeriums ein. Bei der die Uni versität betreffenden Position desselben entspann sich eine sehr belebte Debatte. Secretär vr. Gensel verwendet sich für Anstellung eines Ver treters der kritischen Richtung an der Leipziger Universität. Die freisinnigere Richtung fehle noch vollständig; Leipzig streite mit Erlangen um den traurigen Ruhm, eine Pflanzstelle der starren Orthodoxie zu sein. Daher die Abnahme der sächsischen Theotogie-Studirenden, es studir- ten zum größten Theile hier nur Hannoveraner und Mecklenburger. Staatsminister Or. v. Ger ber bemerkt, ein oder zwei, genau sei ihm die Ziffer nicht gegenwärtig, Theologen von der vom Vorredner gewünschten Richtung wirkten bereits an der Universität. Wenn eine Vaca- tur eintrete, werde die Negierung keinen An stand nehmen, einen Vertreter dieser Richtung anzustellen. Die Abnahme der Theologie-Stu- direnden habe in der materiellen Stellung der Geistlichen ihren Grund. Scharfe Angriffe rich tete der Abg. Ludwig gegen das Vorherrschen der orthodoxen Richtung in Leipzig, gegen die Verwaltung des Universitätsvermögens und ge gen die Stellung des Regierungsbevollmächtigten bei der Universität und beantragte schließlich: die Regierung, zu ersuchen, darauf Bedacht zu nehmen, daß sobald als thunlich, jedenfalls aber bei der nächsten Vacanz ein entschieden freisin niger Theolog ängestellt, werde. Cultusminister v. Gerber wies die Angriffe Ludwig's, als aüs üicht genügender Orientirung hervorgegangen, zütÄS. Der Ludwig'sche Antrag, gegen den sich Abg. Günther erklärt, wild sodann mit der vom Abg. Biedermann vorgeschlagenen Modifi- eation: „ein Theolog der historisch-kritischen Schale" (anstatt „entschieden freisinniger") mit 47 Wen 23 Stimmen anaeuommert. Dit «UMzüschKsse für die Universität MtÄn so» dann mit 704,887 M. genehmigt. Eine län- Möglichkeit der Ausbildung für die Wissenschaften zu bieten, s- hat der schlossen, in der Mitte des Monat außerdem einen zweimonatlichen Cursus zu eröffnen, in welchem bei entsprechend erhöhter Stundenzahl dieselben Ziele erreicht werden. Die Aufnahme in diesen Cursus ist jedoch eine beschränkte. Die Maximalzahl der in denselben anfzunehmenden Schülerinnen ist auf acht fest gesetzt. Das Unterrichtsgeld.beträgt für den 5monatl. Cursus 45 Mk., monatlich mit 9 Mk. im Voraus zu zahlen, für den 2monatl. CurfuS