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Bezirksanzeiger Amtsblatt der Königl. AmtShauptmannschast Flöha, des Königl. Gerichtsamts und des Stadtraths zu Frankenberg Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 1j Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Frankenberg, am 25. Januar 1876. Bekanntmachung, die Grundsteuerbeiträge betreffend. Die GrundsteuerbeitrSge auf den ersten Termin l. I. sind auf Grund des Gesetzes vom 8. November 1875 mit drei Pfennige» von jeder Steuereinheit spätestens bis zum LS. Februar l. I. abzuführen. Nach Ablauf dieses Termines ist gegen etwaige Restanten mit der Execution zu verfahren. Politische Wochenschau vom 28. Januar bis 4. Februar. KI. k. 6. Das Hauptinteresse war im deut schen Vaterlande auch in der abgelaufenen Woche auf den Reichstag gerichtet, über dessen Ver handlungen wir schon eingehender berichtet haben und weiter unten noch berichten. Kardinal Graf Ledochowski hat dieser Tage das Gefängniß zu Ostrowo, in dem er 2 Jahre gesessen, verlassen. Ein andrer deutscher Kar dinal, Fürst Hohenlohe, weilt jetzt in Rom, das er vor 6 Jahren zum letzten Male gesehen. Das Gerücht, welches diese Nomfahrt des Kar dinals Hohenlohe mit den Friedensverhandlun gen in Verbindung bringt, die zwischen Staat und Vatican schweben sollen, verdient kaum eine Widerlegung. Kardinal Hohenlohe wäre die letzte zu solcher Vermittelung geeignete Persönlichkeit. In München beabsichtigt man die Störungen, welche das gleichzeitige Tagen von Reichs- und Landtagen mit sich bringt, dadurch zu beseitigen, daß man das Mandat eines Reichstagsabgeord neten für unvereinbar erklärt mit dem Mandat eines Landtagsabgeordneten. Wir zweifeln, daß eine solche Maßregel, welche eine Beschrän kung des passiven Wahlrechts involvirt, ohne Verfassungsänderung zulässig ist; jedenfalls aber würde sie Schwierigkeiten schaffen, die ungleich größer sind, als die jetzt vorhandenen. In unserer Umschau über die wichtigsten Be gebenheiten der Woche im Auslande verdient zuerst die Türkei unsere Aufmerksamkeit. Dort ist die Intervention, mit welcher die europäische Diplomatie so lange schon schwanger ging, end lich zur Geburt gekommen. Der österreichische Gesandte Graf Zichy hat dem Minister des Aeußeren die Andrassy'sche Note mitgetheilt und Raschid Pascha hat sodann die Besuche des deutschen und russischen Botschafters, sowie hierauf die der Vertreter Frankreichs, Englands und Italiens empfangen. Zur Wiederherstel lung des Friedens werden in der vielgenannten Note verlangt: Die volle und unverkürzte Reli gionsfreiheit, die Abschaffung der Steuerpacht, ein Gesetz, welches die Verwendung der directen Steuern Bosniens und der Herzegowina zum Besten dieser Provinzen verbürgt, die Einsetzung eines besonderen in gleicher Anzahl aus Musel männern und Christen bestehenden Ausschusses, t um die Ausführung der Reformen zu über wachen, endlich oie Verbesserung der landwirth- schaftlichen Lage der Bevölkerung. Der türkische MMerrathMMchlM die Andrassu'schen Vorschläge „m-Prinzipe" anzunehmen. Ob da mit die «rientalische Frage gelöstssin wird? Der Stadtrat h. Meltzer, Brgrmstr. verursacht den Briten doch auch manche trübe Stunde. Der Neffe des abgesetzten Guicowar von Baroda hat verhaftet werden müssen, weil er, um seine Thronansprüche zur Geltung zu bringen, einen Aufstand anzuzetteln versuchte. Ferner berichtet der böse Telegraph, daß trotz der Anwesenheit des Prinzen von Wales, der bekanntlich zur Befestigung der indischen Loya lität die beschwerliche und in gewissem Sinne anch gefährliche Reise nach Indien unternommen hat, die Stämme an der Grenze von Scindia sich erhoben haben, und daß man in Folge dessen eine Ausdehnung des Aufstandes über ganz Be- ludschistan befürchtet. — Auch in Egypten scheint das Verbältniß der englischen Regierung zu dem geldbedürfligen Khediven nicht ohne Schwierigkeiten und Mißhelligkeiten zu sein. Wir wollen, da wir uns schon einmal so weit von Europa fortgemacht hahen, noch einen kür zen Blick auf Amerika werfen. Der Congreß in Washington hat in dieser Session mit einer den Ausgleichsverhandlungen die gewünschte Brücke finden. Aus Spanien langen fortwährend Sieges nachrichten an, die, wenn sie alle wahr wären, uns über die Stärke des Prätendenten Don Carlos erstaunen lassen würden. Wenn Don Carlos wirklich so oft geschlagen wird, wie der Telegraph uns glauben machen will, dann kann er nicht der unbedeutende Gegner gewesen sein, als den man ihn hinstellt. Entweder man hat früher gelogen, oder man lügt jetzt. Ferner ist > noch immer nicht abzusehen, wenn die siegreiche Regierung dem Bürgerkriege ein Ende machen wird. Es wäre endlich an der Zeit, zumal die spanische Regierung eine ähnliche Arbeit in Cuba zu verrichten hat, wo die chronisch gewordene Rebellion die Bewohner wie das benachbarte Amerika die Geduld verlieren läßt. In England trifft man Vorbereitungen für die in einigen Tagen bevorstehende Parlaments eröffnung. Die Opposition gedenkt gegen das Cabinet in Betreff des Suez-Kanal-Actiengeschäfts Sturm zu laufen; ein thörichtes den Liberalen eher schädliches als nützliches Beginnen, da in diesem Punkte auch jetzt noch, da der erste Rausch vorüber ist, die Bevölkerung im Großen und Ganzen sich einmüthig auf die Seite der Regie rung stellen dürfte. Selbstverständlich wird die sinanzielle Seite der berühmten Transaction nur von untergeordneter Bedeutung in den bevor stehenden Debatten sein. Die Weltreichstellung Nach der Türkei verdient vorzugsweise Frank reich unsere Aufmerksamkeit. Das französische Volk hat wieder einmal sich und die Welt über rascht. Es hat einen Senat gewählt, und merk würdiger Weise auf dem flachen Lande republi kanisch und in den großen Städten was Buffet conservativ nennt gewählt. Buffet's Jntriguen haben nicht vermocht, eine Buffet'sche Majorität im Senate zu sichern, in welchem im Gegentheit und zum Heile Frankreichs die Parteien so ziem lich sich die Waage halten. Buffet selbst ist wiederum nicht gewählt worden, obwohl seine Wahl ihm sehr am Herzen zu liegen schien. Er ist gründlich verurtheilt worden, und daß er noch im Cabinete verweilt, charakterisirt die französi schen Zustände im Allgemeinen und Buffet ganz besonders. Oesterreich, oder richtiger seine trans- leithanische Hälfte, hat in der abgelaufenen Woche durch den Tod Deak's einen empfind lichen Verlust erlitten. Beide Reichshälften trauern, und trauern würdig, und vielleicht erin nert diese gemeinschaftliche Trauer die genann ten Länder an ihre Zusammengehörigkeit und läßt sie in den demnächst wieder aufzunehmen- Reihe sehr wichtiger Anträge zu thun gehabt. Von einem sehr bedeutungsvollen war diese Woche die Rede; es handelte sich nämlich um eine Re- duction der bedeutendsten Zölle und eine weit gehende Vereinfachung des ganzen Zollsystems, ein Zeichen der Zeit und ein Beweis, daß selbst im Eldorado des Schutzzolles es etwas zu däm mern anfängt. — Von Bedeutung ferner ist die Ablehnung des zur Verfassung gestellten Amen dements, nach welchem ein Präsident zum zwei ten Male nicht sollte wieder gewählt werden dürfen. Doch erfolgte die Ablehnung mit nur geringer Majorität. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 7. Februar. — In voriger Woche verhandelte das Schöf fengericht zu Mittweida iiber zwei hiesige und zwei Mittweidaer Techniker, sowie den Besitzer des Gasthofes zu Schönborn und einen Mitt weidaer Lohndiener. Die Techniker waren des Zweikampfes mit tödtlichen Waffen, ausgeführt im Gasthofe zu Schönborn, der Gastwirth und der Lohndiener wegen Beihülfe zu diesem Ver brechen, durch Ueberlassung des Saales zum Duell bez. durch Hinzuschaffen der Waffen und verschiedene Handreichungen während des Duells, angeklagt. Das Schöffengericht vermochte in dessen auf Grund der Ergebnisse der Hauptver handlung nicht die volle Ueberzeugung gewinnen, baß es sich hierbei um strafbare Zweikämpfe ge handelt habe und sprach sämmtliche Angeklagte frei. Der Kronprinz und die Kronprinzessin deS