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Frankenberger Wrichtsbktt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschast Flöha, des König!. Gerichtsamts und des Stadtraths zu Frankenberg OertlicbeS und Sächsisches. Frankenberg, 14. Februar. — Die „Sächsische Eisenerz-Bergbau-Gesell schaft zu Langenstriegis", welche die Hebung der in der Nähe dieses Dorfes vermutheten reichen Laaer eisenhaltigen Gesteines versuchte und zu diesem Zwecke an verschiedenen Orten eingeschla gen hat, ist in Concurs aerathen. Ueber die Thätigkeit der während der Ver tagung des Landtags in Function verbliebenen Deputationen desieiben schreibt die „Dr. Pr.": Die Arbeiten der Budget-Deputation sind völlig beendet und werden auch die Berichte in Bälde im Druck erscheinen; in allen Departements ist es gelungen, wesentliche Ersparnisse zu machen, so daß nun thatsächlich von einer Steuererhöhung nicht mehr die Rede sein kann. Ueber die Er hebung der Steuern und die Anwendung des Einkommensteuergesetzes sind innerhalb der De putation ebensoviel Meinungsverschiedenheiten, wie im Lande selbst; während natürlich die Grundbesitzer in der Deputation ohne Weiteres den Vorschlägen der Regierung folgen wollen, können die industriellen Abgeordneten nur in beschränktester Weise die Anwendung des Ein kommensteuergesetzes empfehlen; vorherrschend ist die Meinung, daß für die Folge ein Theil der Grundsteuer als Präcipuum erhalten bleiben müsse und darnach erst das Einkommensteuer gesetz unter entsprechender Abänderung ange wandt werden könne; voraussichtlich dürfe auch durch Compromiß dieser Weg gefunden werden. Die Deputation für das außerordentliche Budget hat ihre umfänglichen Arbeiten bis auf den all gemeinen Eisenbahn-Bericht ebenfalls beendet und auch nicht unwesentliche Ersparnisse erzielt. Die Rechenschaftsberichts-Deputation ist in ihren Arbeiten gleichfalls bis zur Verlesung des Be richtes gelangt. Die Gesetzgebungs-Deputation hat mit der Berathung des Gesetzes, „die Ab lösung der Geistlichen" betreffend, ihre Sitzun gen jetzt beschlossen. Ueber die Deputations- arbeilen dir I. Kammer ist zur Zeit wenig bekannt geworden, nur so viel, daß den Mit gliedern derselben die üblichen Protokoll-Abschrif ten auf feinstem weißen Canzleipapier überreicht werden, während dies für die Mitglieder der l>. Kammer auf gelbem Conceptpapier geschieht! Nun, so viel ist also gewiß, der am 21. d. M. zusammentretende Landtag wird Arbeit die Hülle und die Fülle vorfinden, und wenn nicht Alles trügt, dürfte bei den vollständig erledigten Vor arbeiten die Dauer desselben nur nach Wochen zu zählen sein. Die Dr. Ztg. berichtet: An das Landescon- Worium war von mehreren glaubenseifrigen Geistlichen der Zwickauer Ephone eine Petition gerichtet worden, dahin gehend, daß gegen Ver ächter der Taufe und der kirchlichen Trauung die Ausschließung vom Pathenrechte und dem heiligen Abendmahle verhängt werden möchte. Wie wir hören, hat nnu das Landesconsistorium bereits unterm 19. Januar die Gesuchsteller ab fällig beschieden, unter dem Hinweise, daß eine solche Maßregel dem Geiste des bisherigen säch sischen Rechtes widerspreche und selbst in den strengsten Kirchengesetzen, den Generalartikeln von 1580, niemals dem einzelnen Geistlichen zu gestanden worden sei. Ueber die am 5. d. M. in Dresden abgehal tene Delegirtenconferenz der sächsischen Handels und Gewerbekammern, welche vertraulichen Mei nungsaustausch über das Äeichseisenbahnproject auszutauschen hatte, vernimmt das Lpz. Tgbl., daß dieselbe von etwa 20 Delegirten besucht war und daß nach längerer Debatte folgende zwei Thesen: ». Empfiehlt sich für Deutschland der Uebergang zum ausschließlichen Staatsbahnsystem (unter Ausschluß der bestehenden und etwa neu zu errichtenden Privatbahnen)? l>. Empfiehlt sich die Centralisirung des gesammten deutschen Eisenbahnbesitzes in einer Hand, in der des Rei ches? mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt wurden. Für ausschließliche Reichseisenbahnen stimmten die Vertreter der Leipziger Gewerbe kammer. Eine Anzahl Redner bezeichneten die schleunige Vorlegung eines deutschen Eisenbahn gesetzes als nothwendig. Der Ortsverein selbstständiger Handwerker in Leipzig hat in voriger Woche eine Ausstellung von Arbeiten von etwa 230 bei Leipziger Meistern und Lehrherren beschäftigten Lehrlingen eröffnet, welche ein hocherfreuliches Zeugniß sowohl von der Strebsamkeit und Tüchtigkeit dieser jungen Leute als auch von der Sorgsamkeit und Pflicht treue ablegt, mit welcher sie für ihren künftigen Beruf erzogen und ausgebildet werden. Es ist von mancher Seite aus gewerblichen Kreisen'das Bestreben, durch Ausstellung von Lehrlingsar beiten das allgemeine Interesse für das Ge werbeleben zu unterstützen und unter den Zög lingen damit nachhaltige Anregung und Wett eifer hervorzurufen, mit Gleichgültigkeit ausge nommen und von einzelnen Gewerbetreibenden wohl auch für nutzlos und überflüssig erachtet worden; diese Ausstellung zeigt ein „verkörper tes Examen" von fast dritthalbhundert Lehr lingen von wenigen Monaten bis zu einigen Jahren Lehrzeit und beweist, wie segensreich die Idee der Ausstellung auf die jugendlichen Ar beiter einaewirkt hat. An jedem ausgestellten Gegenstände befindet sich ein Zettel mit dem Namen und der Dauer der Lehrzeit des Ver fertigers, während die Namen der Meister und Lehrherren nicht angegeben sind, um jeden Schein von Reclame zu vermeiden. Von den verschie- renen Gewerbebranchen sind die Tischler — dabei ein prächtiger Tisch mit Holzmosaik —, die Tapezierer, Klempner, Seiler, Bildhauer, Zimmerleute, Drechsler, Schlosser, Gürtler, Gelb- gießer, Täschner, Sattler, Schneider, Schleifer, Schuhmacher, Buchbinder, Kürschner, Etuisfabri kanten, Glaser, Musterzeichner, Posamentirer, Stellmacher, Böttcher, Dekorationsmaler und Glasmaler vertreten. Die Ausstellung ist auf acht Tage festgesetzt und sollen hierauf die Lehr lingsarbeiten von einer gewählten Commission von Preisrichtern geprüft und die am meisten würdig befundenen prämiirt, sowie außerdem den Verfertigern des Vorzüglichsten Belobigun gen ertheilt werden. Man sieht, wie vortheil- haft der Jnnungsgeist sich mit dem Fortschritte einigen läßt, und wie man in Leipzig bestrebt ist, tüchtige solide Arbeiter heranzubilden und so dem Handwerkerstands seinen „goldenen Bo den" zu erhalten. Im Erzgebirge, namentlich in der Gegend von Altenberg, Frauenstein und Schmiedeberg, sind in den letzten Tagen enorme Schneemassen gefallen. Wie den: „Dr. Anz." von Leuten aus dortiger Gegend mitgetheilt wird, liegt der Schnee stellenweise bis zur Tiefe von 9 Fuß. Die Kälte ist jedoch nur eine mäßige und zeigen die dortigen kleinen Gebirgsflüßchen, wie die Gimmlitz, die wilde und rothe Weißeritz, sowie der Bobritzsch- und Pöbelbach, eine um die jetzige Jahreszeit seltene Wasserfülle, die alle Mühlen werke flott im Gange erhält. Als Curiosum wird aus einer neulich in Bautzen abgehaltenen Hauptverhandluna, welche in der Hauptsache die gewaltsame Befreiung eines Ge fangenen durch mehrere Dienstknechte aus den Händen des Gemeindevorstandes zum Gegen stände hatte, berichtet, daß, nachdem ermittelt worden war, der gesammte Wortwechsel zwischen den Knechten und dem ihnen unter Berufung auf seine amtliche Eigenschaft entgegengetretenen Gemeindevorstand habe in wendischer Sprache stattgefunden, einer der Zeugen, ein biederer Wende, die Frage des Vorsitzenden, ob die wen dische Sprache ein eigenes Wort für „Gemein- devorstand" habe, stolz bejahte und demnächst auf die fernere Frage, wie denn dieses wendische Wort heiße, mit köstlichem Pathos lakonisch ant wortete : „G'meendevurschtand I" Vorsicht! In Naundorf bei Radeburg sind am vorletzten Freitag drei Perionen, Großmut ter, Tochter und Enkel, durch Kohlengasvergif tung umgekommen. In Leipzig ist die mit Beginn dieses Jahres erfolgte Erhöhung der Hundesteuer von 9 auf 20 M. jährlich nicht ohne wesentlichen Einfluß auf die Zahl der gehaltenen Hunde geblieben: .Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 1j Mark. 8» beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. Bekanntmachung, Berstcigernng von Reißigholz betreffend. Auf dem Bahnhof Frankenberg sollen am 17. Februar ». °. Vormittags 10 Uhr SS« Band Reißigholz an die Meist bietenden gegen sofortige baare Zahlung zur Versteigerung kommen, wozu Erstehungslustige hierdurch eingeladen werden. Königliches Abtheilungsingenieur-Büreau Annaberg, am 10. Februar 1876.