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M wie viele Privat- und Sonderbälle noch außer- M dem stattftnden. Obenan steht, wie gewöhnlich W und mit Recht, der von den kaiserlichen Maje- ;M,stäten mit besuchte Subscriptionsball im Opern- ! U Hause, zu welchem, trotz der weiten Räumlichkei- : U ten und obgleich Standesunterschiede kaum Be- (W achtung finden, nur schwer Eintrittskarten zu M erhalten sind. Eine eigene Bedeutung haben D die Bezirksvereinsbälle erlangt. Sie sollen gleich- V sam die Frauen und Fräuleins für die Zeit I entschädigen, welche sie einsam daheim zubringen I müssen, während der Gatte oder Vater sich im I Verein mit staatlichen oder städtischen Interessen L beschäftigt. Merkwürdig genug wurde kürzlich, I wie wir selbst es hörten, in einem dieser als L demokratisch verschrienen Vereine, von dem Vor- M sitzenden, einem fortschrittlichen Landtagsabgeord- U neten, ohne Weiteres das Erscheinen im Frack zur Bedingung der Theilnahme am Abendtisch M und Ball des Vereins gemacht. Da kann man U doch wirklich sagen, daß bei aller demokratischen H Phrasendrechslerei der Zopf dem Manne in Ge- H stalt von zwei Frackschößen noch hinten hängt. U Er selbst würde es freilich nicht glauben, auch H wenn ihn ein Anwesender darauf aufmerksam U gemacht hätte. H Geradezu warnen, schreibt die „Dr. Ztg.", I möchte man alle Diejenigen, welche irgend in D der Lage sind, sich zu Geldsendungen nach Frank- Z reich geeignete Zahlungsmittel, Wechsel oder HBankbillets zu verschaffen, vor der Benutzung M der neuen Postanweisungen nach Frankreich, de- Hren Gebühren ganz unverhältnißmäßig hoch zu Enennen sind. Mit Postanweisung zahlt man Hfür 50 Mark 50 Pf., für 100 Mark 1 Mark, Ifür 200 Mark 2 Mark, für 300 Mark 3 Mark, ß Dagegen kosten im Geldbrief (bei 15 Gramm ß Gewicht) 60 Mark nur 50 Pf., 120 Mark 60 /»Pf., 180 Mark 70 Pf., 240 Mark 80 Pf., 300 »Mark 90 Pf. Gewiß wird Niemand, der den Unterschied kennt, eine solche Postanweisung be nutzen , mif deren Coupon er nicht einmal etwas schreiben darf, außer den Namen, so daß sich außerdem noch ein Brief nöthig macht. Am 20. Jan. wurde in Nürnberg der drei hundertjährige Todestag des Meistersängers Hans Sachs gefeiert. Um 11 Uhr Vormittags ver sammelten sich die Theilnehmer der Feier in einem Locale des Germanischen Museums, wo selbst die Büste des Gefeierten, von Blumen umgeben, prangte. Professor Krück schilderte in schwungvollen Reden das Leben und Wirken des Meisters, dessen Denkmal vor Jahresfrist hier 'nthüllt wurde. Gesang schloß die erhebende feier, zu der sich eine stattliche Zahl von Fest ästen eingefunden hatte. Das Knrpp'fche Riesengeschütz, dessen Geschoß ingst auf 70 Ctr. angegeben wurde, ist nicht zur Menvertheidigung, sondern für den Speren- Vermischtes. In der Nähe von Berlin wüthete am Dien stag in früher Morgenstunde ein großer Brand: die Eiswerke bei Rummelsburg sind ein Raub der Flammen geworden. Die mächtigen drei Etagen hohen Schuppen der Gesellschaft „Nord deutsche Eiswerke" waren aus doppelten Bret terwänden, die mit Hobel- und Sägespänen im Zwischenraun, ausgefüllt waren, erbaut, ihre Dächer mit Stroh gedeckt. Das Eis selbst hat verhältnißmäßig wenig gelitten. Vor etwa 3 fahren brannten eben diese Eiswerke ab und sind darauf wieder neu aufgeführt worden. Man vermuthet Brandlegung. * In Hamm spürte eine Wittwe in ihrem Hause Abends starken Gasgeruch und zündete ein Licht an, um uachzusehen. Im Nu stand Alles in Flammen und krachend stürzten Fenster, Thüren, Zimmerdecken rc. zusammen, die Fran und meh rere Kinder erlitten starke Brandwunden. Größere Eisenbahnunfälle werden wieder aus den verschiedenen Ländern gemeldet; auf der großen englischen Nordbahn fuhr am 21. d. bei der Station Abotts Ripton der Eilzug von Schottland in einen Güterzug und bald darauf ein von London kommender Eilzug in die halb zertrümmerten Züge, wobei 11 Personen ums Leben kamen und mehrere andere arg verletzt wurden. Durch einen Bergsturz ist die Colonie Grand- Suble auf der französischen Insel Reunion im indischen Ocean vollständig zerstört worden. Das ganze Plateau wurde von Grund aus durch einander gewühlt wie ein bewegtes Meer, und ein Steinhügel erschien dort, wo früher daS Dorf stand. Nur eine Familie, Mann, Frau und Kind, wurde gerettet und mit Haus und Hof, Vorräthen und Bäumen wohlbehalten zwei Kilo meter weiter gerückt, ohne daß Jemand Schaden nahm. Dieselbe Verschiebung erfuhr auch ein ganzer Wald, der am rechten Ufer des „Baches der gelben Blumen" stand und, ohne umzustür zen, auf das andere Ufer rutschte. Die Bäume haben ihre volle Frische behalten. Von der ganzen aus 62 Personen bestehenden Bevölke rung ward als einzige Spur ein Bein gefunden, das zwischen Trümmer» aller Art lag. Man wird sich noch daran erinnern, daß im vergangenen Herbste in einem Koffer, der im oder ncchezu die Hälfte von ganz Schottland, be findet sich im Besitze von 49 Personen, und 583 Personen besitzen 14,560,600 Acres oder übep drei Viertel des ganzen Königreiches. Nachdem er so eingehend den Landbebauern die Möglichkeit in den Besitz der von ihnen bestellten Acker- zu gelangen, befürwortet hatte, verlangt er für die britischen Unterthanen außerhalb der Stadtmauern dieselben politischen Rechte wie für die britische« Unterthanen innerhalb der Stadtmauern. Amerika. In der groben Republik des Nordens habe« wieder einmal arge Verwaltungs-Skandalprozesse gespielt. Es handelte sich um Steuerhinterzieh ungen, welche besonders in St. Louis mit Hülfe einer Verbindung von Fabrikanten, BundeS- Steuerbeamten und andern einflußreichen Per sonen viele Jahre hindurch bis zum Betrage von vielen Millionen verübt wurden. Die Ver bindungen der Betrüger reichten bis in die Mini sterien hinauf, so daß es sogar dem Finanzmini ster schwer wurde, die Schuldigen vor die Ge richte zu stellen und sie verurtheilen zu lassen, es wurde ihm dies nur möglich durch die nach drückliche Unterstützung der öffentlichen Stimme mittelst der Presse. Ganz zuletzt entpuppte sich sogar der vertraute Privatsecretär des Präsiden ten Grant, der General Babcock, als Mitschul diger. Man fing geheime Depeschen von ihm auf. Er wird vor ein Militärgericht gestellt. gestellt wird. ES ist nicht zu leugnen, im Volke ist man im Allgemeinen für eine strengere Be strafung von Verbrechen, wie man täglich hier m Berlin hören kann. Das Bremer Unglück hat ganz besonders Einfluß darauf genommen. ! Fürst BiSmarck's Veröffentlichungen über seine, das Verhalten des Grafen Arnim betreffende Korrespondenz mit dem Kaiser zeigen übrigens, wie nöthig es ist, daß auch in den höchsten Re- gierungsk/eisen dafür gesorgt werden muß, daß nicht alle Bewegungen derselben ungehemmt vor sich gehen. Sollte des Fürsten Unwohlsein sich im Laufe der Woche heben und derselbe am 29. seine festgesetzte zweite parlamentarische Abend unterhaltung abhalten können, würde er sicher lich in seinen Salons eine Reihe von Männern sehen, die ihm offen und ehrlich für seine offene und ehrliche Politik, zu danken bereit wären. Inzwischen parlamentarische Soiree oder nicht, das unterhaltungs- und tanzlustige Berlin läßt sich Heuer in keiner Weise in seinem Vergnügen stören. Die Anschlagsäulen sind mit Ballanzei gen von oben bis unten bedeckt und Gott weiß Kerger Artillerie-Schießplatz bestimmt. Die Länge des gußstählernen Geschützrohres beträgt 6 Me ter, fein« lichte MündungSweite 28 Meter. DaS Geschoß wiegt aber etwas weniger, vielleicht an 7j Ctr. mit Sprengmaterlal, und ohne dieses' nur 44 Ctr. Auch dies Verhältnis will schon etwas sagen. England. KI. p c. Die Rede, welche Englands gro ßer Volksvertreter, John Bright, jährlich vor seinen Birminghamer Wählern zu halten pflegt, ist jedes Jahr ein „Ereigniß", auf welches man in England sich lange vorbereitet, und welches lange Zeit Stoff zum Nachdenken und zu ein gehenden Erörterungen giebt. Die Rede wird nicht nur den Tausenden, die in Birmingham, der englischen „Stadt der freien Vernunft", den alten Führer zu hören sich herandrängen, gehal ten, sondern für das ganze lesekundige Publi kum Großbritanniens, ja hes größeren Britan niens, des großen britischen Reiches. Der Tag, an welchem Bright in Birmingham spricht, ist ein heißer Lag für die englischen Zeitunqs- berichterstatter und ein 'sehr schwerer für oie englische Telegraphenverwältung, die ihr Per sonal in Birmingham dann jedesmal bedeutend verstärken muß, weil es kein größeres Blatt auf den drei Inseln giebt, das nicht die ganze Rede telegraphirt, und kein kleines, das nicht weuig- stens einen größeren telegraphischen Auszug aus der Rede Bright's haben möchte oder haben muß. Die Rede, die Bright um 8 Uhr Abends noch in Birmingham hält, ist an demselbeü Abend um 12 Uhr in den Straßen Londons für einen Penny gedruckt zu haben. Die dies jährige Rede Bright's beschäftigt sich ausschließ lich mit großen, inneren Angelegenheiten, mit denjenigen Aufgaben, welche die jetzt noch im mer desorganisirte liberale Partei deutlich auf ihr Banner schreiben muß, will sie den Lorys das Banner wieder entringen. Bright geht über alle die kleinen Tagesfragen hinweg, selbst den Ankauf der Suezkanalactien erwähnt er nur, ohne weitere eingehende Bemerkungen daran zu knüpfen. Bright hat höhere Fragen zu be sprechen, Fragen, deren Lösung die größte Be deutung für das Wohl und Wehe der britischen Nation hat. Reform der den Grundbesitz regeln den Gesetze, die Abschaffung der Erstgeburts privilegien, die Ausdehnung des Stimmrechts auf die Bevölkerung des flachen Landes, die da mit Hand in Hand gehende Reform der Wahl- kreiseintheilung, und die Enbeilung von Cor- porationSrechten au die ländlichen Gemeinden, das sind die Forderungen, die Bright im Namen der liberalen Partei stellt und auf Grund deren wie auf Grund der für vorgeleistete Dienste schuldigen Dankbarkeit Bright die Arbeiter ein ladet, mit den Liberalen gemeinsame Sache zu machen. Er erinnert die Arbeiter Großbritan niens daran, daß sie den Liberalen, nicht den Conservativen, die jetzt um ihre Hand buhlen, die Abschaffung der Korn-Zölle, die Abschaffung der Zölle von nahezu 1300 Artikeln, worunter den nothwendigsten Lebensbedürfnissen, den Libe ralen ihren politischen Einfluß zu verdanken haben und er fordert sie auf mit den Liberalen das zu erreichen zu versuchen, was sie mit den Conservativen nimmer erlangen würden. Bright geht dann näher auf seine Forderungen ein. Er verlangt, daß den natürlichen Gesetzen, welche Anhäufung von Länderbesitz begünstigen und ebenso Vertheilung der Ländereien, freier Spiel raum gelassen werde und man nicht künstliche Gesetze beibehalte, die zum Nachtheile der Be völkerung des Landes Anhäufung großer Güter in einzelnen Familien begünstigen. Schottland Hat weniger — führt Bright zur Begründung seines Verlangens an — als 15,000,000 Acres Landes, von denen 5,000,000 oder beträchtlich mehr als der vierte Theil sich'im Besitze von nur 21 Personen befinden; 8,000,000 Acres,