Volltext Seite (XML)
» unk M im MWtzt/ M MM W MeE allgemein zu beherzigende Zuschrift: Ihre heutige Zeitung bringt eine Notiz über den Mord der befiederten Sänger; Sie sind entrüstet über den englischen Vogelsteller, der seine Beute in Lon don auf den Markt bringt. Sie scheinen nicht zu wissen, daß in unserer Hauptstadt dieser em pörende Vernichtungskrieg gegen die lieblichen Kinder der Lüfte im Großen betrieben, von hier !« Graf Taus Vermischtes. In Berlin ist neulich ein Mann aus Philo sophie zum Mörder geworden. In einer dor tigen Papierfabrik arbeiteten nämlich die beiden WU MMNWnMten mit MM Mark pro Kilometer, dann folgen die Privatbahnen Mit 213,966 Mark pro Kilometer, dann die Etaatsbahnen mit 232,500 Mark, und am un günstigsten stellen sich die unter Staatsverwal tung stehenden Privatbahnen mit 306,795 Mark pro Kilometer. Diese erheblichen Preisdifferen zen resultiren ganz naturgemäß daraus, daß die Staatsbahnen durchschnittlich mit größerer So lidität und überall mit größerer Opulanz na mentlich in kostspieligem Nebenwerk, wie Tele graphenleitungen u. dergl., gebaut sind, und vaß die Staatsgarantie genießenden, unter Staats verwaltung stehenden Privatbahnen meist beson dere Terramschwierigkeiten zu überwinden hatten, welche die Herstellungskosten wesentlich vertheuern mußten. Die staatliche Zinsgarantie allein ver mochte eben das Privatkapital, in solche Unter nehmungen sich zu investiren. — Wir geben diese Erläuterung zu obigen Zahlen nicht etwa, weil wir Freunde der Reichseisenbahnen sind — wir sehen vielmehr durchaus keinen Anlaß, das ohne hin große Beamtenheer durch die Legionen Eisen bahnbediensteter noch zu vervielfachen und so die Zahl der politisch Abhängigen zu vermehren —, sondern nur um zu zeigen, daß der private Eisenbahnbauer in unübertroffener Weise gründ lich und gründerlich zu Werke geht. Unter den Privatbahnen nimmt die Köln-Mindener mit 1068 Kilometer und 468 Millionen Anlage- kapital den ersten Rang ein. Von den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen hat die Oberschlefische Bahn das größte Netz, näm lich 1440 Kilometer und das beziehungsweise niedrigste Anlagekapital mit 300 Millionen Mark. An den Staatsbahnen participirt Preußen mit 4271 Kilometer und 1011 Millionen Mark, Baiern mit 3260 Kilometer und 660 Millionen Mark, Würtemberg mit 1260 Kilometer und 321 Millionen Mark, Baden mit 1170 Kilo meter und 279 Millionen Mark, Sachsen mit 993 Kilometer und 100 Millionen Mark, Ol ¬ aus organtsirt und nur zu erfolgreich geführt wird. Es giebt mehrere bedeutende Firmen hier, welche diesen barbarischen Handel betreiben. Treten Sie in eine solche Fabrik, und sehen Sie, wie tagtäglich mehrere Tausend der kleinen Vo gelleichen, die von allen Seiten herangeliefert werden, ausgenommen, getrocknet, an Drähte »-festigt, mit Glasperlen an der Stelle ihrer er- ofchenen Augen besetzt werden, um wenige Tage darauf auf dem Hule einer Dame zu prangen, welche vielleicht Nervenzufälle bekommt, wenn die Oper ausgesetzt worden äst. Sehen Sie, wie die armen, erwürgten Lieblinge der Natnr zu Hunderten und aber Hunderten von der glei chen Art und Größe auf den Tischen liegen, um in so und so vielen Dutzenden an die Arbeite rinnen abgegeben zu werden, welche die zusam mengekrampften Krallen auseinanderziehen, die Flügel hübsch lebendig auseinanderbreiten, dar Köpfchen recht neckisch setzen müssen auf dem eingeschobeuen Drahtgestell. Sehen Sie zu, zählen Sie die arbeitenden Mädchen, die bei diesem das Innerste empörenden Geschäft ihr Brod verdienen! Erfahren Sie — man wird es Ihnen in den Fabriken mit kaufmännischem Bedauern bestäti gen —, daß mehrere der feinsten nud schönsten Vogelarten Brasiliens schon bis zur völligen Ausrottung verfolgt, verjagt, vernichtet worden sind, so daß sie nicht für Geld mehr beschafft werden können. Brasilien liefert nicht mehr ge nug; nun geht es über Europa her, und es fallen die Zeisige, die Finken, die Lerchen, die Amseln, die Rothkehlchen, die Drosseln, die Mei sen, die Grasmücken, was da fleucht, singt und schmettert in Wäldern und Wiesen. Und warum müssen diese Opfer, deren jedes einzelne den grausamsten Erwttrgungstod sterben muß, fallen? Wegen einer bloßen Mode der Frauen, einer Mode, die nicht barbarischer gedacht werden kann! Unsre Damen, die nicht müde werden, den geschmacklich noch so tief stehenden Mummenschanz nachzuahmen, wenn er nur neu ist, haben mit die Schuldljan dieser Barbarei auf sich genommen, befördern sie alle Tage!!! Ist das weiblich? Verträgt sich das mit der Würde der Weiblichkeit? Oder ist es nicht ab scheulich, verwerflich, unverzeihlich? Zur Ehre der Frauenwelt wollen wir annehmen, es sei gedankenlos! Aber die höchste Zeit ist es, gegen diese abscheuliche Mode vorzugehen. Wer aber kann es? Man wird sagen: Wir haben ja gesetzliche Bestimmungen zum Schutze der Vögel, die ja auch die Landwirthschaft braucht, um gegen Ungeziefer geschützt zu sein. Ja, was fragt die Mode und ihr gieriges Bedürfniß nach dem Gesetze? Wie schwer ist hier die Ueber- wachung! Unmöglich. Man könnte eine Steuer vorschlagen (die Herren Gatten und Väter kön nen sie ja bezahlen I), z. B. 50 M. für den Zeisig, 60 für das Rothkehlchen, 75 für das Schwarz köpfchen u. s. f. bis 150 für die rosa-bräunlich schimmernde Nachtigall. Vielleicht wählt das Reich diese Steuer statt der Brau- und Börsen steuer! Aber nein, die Presse muß ihre Schuldigkeit thun ; sie muß sich wie ein Mann gegen diese abscheulichste aller Moden erheben, weil diese den Massenmord der lieblichsten und dazu nützlichsten Geschöpfe, mit denen die gütige Natur unsere Fluren und Felder belebt hat, bedingt. Das königliche Polizeipräsidium in Berlin ge stattet in den Bauconsensen jetzt nicht mehr die Herstellung von Fachwerkswänden, wenn die selben nicht ausaemauert oder die Zwischenräume zwischen dem Kreuzholz mit einem andern un- KönigS und des Ministers Hohenlohe und im Einverständniß Bismarck'S einen Versuch, Oester reich mit Deutschland auszusöhnen und Ruß land in's Einvernehmen zu ziehen, es war im Kleinen das, was man jetzt das Drei-Kaiser- Büudniß nennt, Oesterreich hätte viel gewonnen, Deutschland wäre wahrscheinlich der 1870er Krieg mit Frankreich erspart geblieben, — aber Beust mies die bairrisch-preußische Politik spöttisch zurück, er ließ sich von seiner Revanche-Politik leiten und theilte das Geheimniß Napoleon mit! Er speculirte auf Frankreich und ließ sich den noch von dem 1870er Kriege vollständig über raschen, während ihn der baierische Minister Hohenlohe lauge vorausgesehen hatte. Dieses diplomatische Geheimniß ist durch Veröffent lichung diplomatischer Aktenstücke über die Sen dung Tauffkirchen's an den Tag gekommen und die Veröffentlichung ist erfolgt, weil Beust auch in neuester Zeit alles thut, um Deutschland und Rußland zu entzweien, zu überwerfen und das Drei-Kaiser-Bündniß, das den Frieden erhält, zu sprengen. Es ist ihm mißlungen. Als Beust's Collegen in London ihn auf diese Anklagen in der Presse aufmerksam machten, sagte er lachend: ich wundere mich nur, daß man mir nicht Schuld giebt, ich sei auch Thomas' Mitschuldiger und habe Schiffe und Leute in die Luft sprengen wollen. — Auch mit diesem Bonmot ist er der Alte. Lithographen Blume und Diehle. Blume, ein in jeder Beziehung einfacher, bescheidener und gesitteter Mensch, der nie Jemand wörtlich oder thätlich beleidigt hatte, besaß die Leidenschast, , . ... seine Mußestunde ausschließlich mit der Lecture denburg und Hessen-Darmstadt mit 246 Kilo- auszufüllen und mit Vorliebe philosophische Ab meter mit 33 Millionen Mark. Handlungen zu studiren. So mag denn auch Der Bundesrath wird sich demnächst Mit die v. Hartmann'sche „Philosophie des Unbe- emem E dm Ausschüssen beantragten Gesetz- wußten" in ihm den Entschluß zu dieser trau- entwurf beschäftigen, welcher Grundzüge für die rigen That zur Reife gebracht haben; denn nach einheitliche Regelung des Apothekerwesens, ms- Ausübung derselben berief er sich zu seiner besondere Normen für die Ertheilung von Con- Rechtfertigung auf die Auslassungen Hartmann's cessionen, feststellt. In Zukunft sollen nur noch in obengenanntem Werke. Dieser Sucht zum persönliche Concessionen ertheut werden. Studium gegenüber waren bisher alle Anregun- Die westfalischen industriellen Kreise, nament- gm seitens der Angehörigen Blume's, seinem KS der Elsenbranche leiden noch immer em- Körper auch die nöthige Pflege und Bewegung pfindlich durch tue Geschaftsstockuug. Wieder angedeihen zu lassen, fruchtlos, ohne daß jedoch haben verschiedene Eisenwerke größere Arbeiter- jemals seitens des Attentäters eine Andeutung entlassungen oder Lohnherabsetzungen emtreten auf seine mörderischen Absichten laut geworden lassen müssen. wäre. In den wenigen Stunden, die er vor . Ds? Zahl der Kmdesmorde hat seit 1870 m der That im Geschäft zubrachte, unterhielt er der Provinz Ostpreußen ganz bedeutend zuge- sich ganz vernünftig mit seinem Nächstsitzenden nommen. In dieser Provinz find in den letz- und machte nur die einzige Ausnahme von fei ten fünf Jahren genau so viele Verurtheilungen neu bisherigen Gewohnheiten, daß er sich wäh- wegen dieses Verbrechens erfolgt wie m den 20 rend der Frühstückszeit nicht der Lecture hingab. Jahren von 1850 bis 1870. Wenige Minuten nach Ablauf der Frühstttckszeit —v. Bandel, der greise Erbauer des Her- erhob er sich lautlos, nahm den vor ihmliegen- mannsdenkmals, hat von einigen m San Fran- den 6z Kilogramm schweren Lithographiestein clsco lebenden Deutschen vor kurzer Zeit ein und gab dem still bei seiner Arbeit sitzenden kostbares Geschenk erhalten. Dasselbe besteht m Nachbar Diehle (von hinten) zwei schwere Schläge einem aus Manzamllaholz geschnittenen Stocke auf den Hinterkopf, legte den Stein sodann mit einem großen aus califormschem Golde an- nieder und sprach, als seine Collegen von allen gefertigten Knopfe, der m einem Stucke gold- Seiten auf ihn zudrangen, mit eisiger Kälte und haltigen Quarzes endigt. Der Knopf ist acht- fast triumphirender Miene: „Nun ist er todt." kantig, mit acht ovalen califormschen Edelsteinen Auf die Frage nach den Ursachen seiner schreck- geschmuckt und zeigt an den Setten die Widmung lichm That gab er zur Antwort, daß er Diehle an den Erbauer des Hermannsdenkmals, em habe glücklich machen wollen; ein plötzlicher Tod Portrait von Washington, das deutsche Reichs- fif der schönste und nur einem guten Freunde, Wappen und das Sternenbanner. wie Diehle es war, habe er sich vorgenommen, zu dieser Glückseligkeit zu verhelfen. Nach der »ener e «v. That blieb vollkommen ruhig, beantwortete Graf Beust, Oesterreichs Botschafter in Lon- jede an ihn gerichtete Frage auf's klarste und don und einst Sachsens Vielgewaltiger, wird zeigte keine Spur von Reue. Er wurde sofort neuerlich erinnert, daß er als leitender Staats- der Polizei übergeben, während der unglückliche mann Oesterreichs nicht immer dessen Interesse Diehle bet vollem Bewußtsein nach der Klini im Verfolge seiner eigenen Politik wahraenom- befördert wurde. men. Im Jahre 1867 machte der bairische Ge- Zum Schutze der Vögel veröffentlich