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men genügenden einfachen Vokal gesetzt wissen („Sal"). kl. b. 6. Die neugeschaffene deutsche Seewarte hat zur Aufgabe: die Förderung der Seefahrten im Allgemeinen, und zwar: durch Sammlung von Beobachtungen über die physikalischen Ver hältnisse des Meeres, sowie über die meteorolo gischen Erscheinungen auf hoher See ; Prüfung und Berichtigung der auf Schiffen gebräuchlichen, für die Sicherheit der Fahrten und die Zuver lässigkeit der Beobachtungen wichtigen Instru mente, Barometer, Thermometer, Sextanten, Compaffe und Chronometer; Beobachtung der Erscheinungen des Erdmagnetismus auf der See, Prüfung des Verhaltens der Magnetnadel am Bord eiserner Schiffe und Ertheilung von Wei sungen für ihre zweckmäßige Aufstellung an Bord der Schiffe'; Sammlung der wichtigeren, auf die Physiographie und Hydrographie (Natur- und Wafserbeschreibnng) des Meeres, sowie auf die praktische Schifffahrt bezüglichen Schriften und Karten; Unterstützung und Anregung der heimischen Schifffahrt vermittelst der aus den theoretischen Arbeiten gewonnenen praktischen Ergebnisse, und zwar dem gesammten bei der Schifffahrt betheiligten Publikum gegenüber: durch Bearbeitung der verschiedenen Seewege iu Seehandbüchern, durch periodische Veröffent lichung der für die Schifffahrt wichtigen sonsti gen Erfahrungen und Ermittelungen; den ein zelnen Schiffern gegenüber: durch Ertheilung erbetener Informationen, durch Ausarbeitung rationeller Segelanweisungen für bestimmte Fahr ten; die Sturmwarnung, und zwar die regelmäßige Sammlung von Beobachtungen über den meteorologischen Zustand der Atmosphäre auf bestimmten Plätzen an der Küste, sowie im Innern Deutschlands, ferner auf solchen Plätzen des Auslandes, deren meteorologische Verhält nisse für die Beurtheilung der atmosphärischen Zustände an den deutschen Küsten von Ein fluß erscheinen; die regelmäßige telegraphische Verbreitung von Mittheilungen über den augen blicklichen Zustand der Atmosphäre, sowie die unverzügliche Veröffentlichung solcher Wahrneh mungen, welche einen gefahrdrohenden Witterungs umschlag erwarten lassen; die Verarbeitung des in längeren Beobachtüngszeiten gesammelten Ma terials auf die daraus für die Schifffahrt und Wissenschaft zu gewinneirden Resultate und deren periodische Veröffentlichung. Wie die „Wes.-Ztg." hört, steht eine amtliche Veröffentlichung der bisher über die Bremer havener Katastrophe ermittelten Thatsachen be vor. Den „Daily News" wird aus New-Jork telearaphirt: Eine Kiste, welche Thomas im letz ten October im „Celtic" herüberbrachte und ver geblich als. 6000 Pfd. Sterl, in baar Geld ent haltend zu versichern versucht hatte, ist seitdem nicht abgeholt worden und im Besitze der Dampf schiffgesellschaft geblieben. Sie wurde von der Polizei' geöffnet und enthielt ein Kästchen aus Stahl und einen Centner gewöhnliches Schrot. Man erinnert sich des Mannes wohl, und die von ihm gegebene Beschreibung stimmt mit der überein, welche von dem Anstifter der Explosion in Bremerhaven gemacht wird. Er wohnte 4 Tage lang in New-Jork unter dem Namen W. K. Thomas aus Dresden. Nach der Wiener N. Fr. Pr. sind die Mili-s tärausgaben Oesterreichs, Deutschlands, Frank reichs, Englands, Italiens, Belgiens und Ruß- lands seit 1858 um 55 Prozent gestiegen. Am stärksten ist indessen das deutsche Kriegsbudget gewachsen, nämlich um 100 Prozent, Oesterreich und Belgien kommen zuletzt. Das Kriegsbud- aet steht zum allgemeinen Budget in den ver schiedenen Staaten in folgendem Verhältnis r 36 Mt. in Rußland; 33pCt in England (KMs- märine); 84 M. in Frankreich ; 23,8 pCt. in Deutschland; 21 pCt. in Oesterreich;' 19 pCt. in in'Italien. Die Ge rechtigkeit erfordert eS jedoch, Hinzuzufagen, daß Deutschland, welches mit seinem Kriegsbudget unter den vordersten steht, auch mit seinem Unterrichtsbudget an der Spitze sich befindet. In Baiern nimmt der Widerstand der Bischöfe gegen die Staatsgesetzgebung zu. Die sämmt- lichen Bischöfe des Landes haben in ihren Diö- cesen die Weisung erlassen, alle Diejenigen zu excpmmuniciren und im Falle ihres Ablebens ihnen das kirchliche Begräbniß zu verweigern, welche sich mit der Civilehe begnügen und nach der kirchlichen Trauung kein Verlangen zeigen. Es bestätigt sich sogar, daß der Papst selber in den letzten Wochen gegen die Verletzung des bairischen Konkordats durch das Civilehegesetz Protest erhob und diesen dem bairischen Gesand ten in Rom zustellen ließ. Selbstverständlich hat dieser' Protest weiter nichts zu bedeuten. Die „Süddeutsche Presse" charakterisirt die Wir kung der bischöflichen Erlasse gewiß sehr richtig, wenn sie sagt: Mit einer solchen Sprache greift die kirchliche Gewalt in das bürgerliche Ehren- und Rechts-Gebiet hinüber und trägt den bisher mühsam genug vermiedenen Kulturkampf gera dezu nach Baiern hinein, denn die jetzt ange drohte kirchliche Beschimpfung staatlich gehor samer Bürger kann sich auch die friedfertigste Regierung nicht gefallen lassen. In Correspondenzen deutscher Blätter aus dem Elsaß ist wiederholt schon die erfreuliche Kunde gekommen, daß man sich dort allmälig immer mehr an die neuen Verhältnisse gewöhnt. Glei ches und zwar einj wesentlich beachtenswertheres Zeugniß, weil es aus der Feder eines Franzosen kommt, legt eine jetzt dem Pariser „Journal des Debats" aus dem Elsaß vom französischen Standpunkte geschriebene Correspondenz ab. Der Briefschreiber, eine Seltenheit unter den fran zösischen Correspondenten im Auslände, ist der Meinung, „daß in den Städten, von den Bu dikern bis zu den reichen Fabrikanten, die Be völkerung sich mit den neuen Verhältnissen ent weder schon ausgesöhnt hat oder auszusöhyen beginnt, daß die Landleute, obwohl sie die meisten Rekruten stellen, also vom „Militarismus" am meisten betroffen werden, den Wechsel der Na tionalität nichi empfinden, daß die Weinbauer sogar zu „eifrigen Preußenfreunden" geworden und daß endlich Straßburg, „welches stets einen ausgesprochen deutschen Character hatte" (also doch endlich einmal wieder anerkannt!), sich leicht in die neuen Verhältnisse bequemt. Am Schluß des fünften Jahres seit der neben den Franzosen besonders von den Socialdemokraten angefeindeten Einverleibung ist schwerlich mehr zu verlangen, als der Ausspruch eines ehrlichen Franzosen, daß die große Mehrheit der Bevöl kerung des Elsasses, wenn auch in verschiedenen Abstufungen, die vollendeten Thatsachen nicht nur anerkenne, sondern sich mit ihnen aus söhne. Die Poststücke des gestrandeten Dampfers „Deutschland" sind am 21. Decbr. mit einem andern Dampfer in Newyork eingetroffen. Die aus ca. 20,000 Briefen und 12 Säcken Zeitun gen bestehende Post befand sich in sehr defectem Zustande, da die englischen Behörden dem Er suchen des deutschen Postamtes, die Briefe vor der Weiterbeförderung zu trocknen, nicht nach gekommen waren, sondern die durchnäßten Packele einfach in grobes Papier eingeschlagen hatten. In den regrstrirten Briefen befanden sich viele Weihnachts-Geschenke, wie Geldanweisungen, Schmucksachen, Photographien, Handschuhe rc. Mehrere Packele kamen offen an, doch war keiner der darin enthaltenen Gegenstände herausgefallen. Unter den Briefen, welche alle mehr oder min der beschädigt waren, befanden, sich nur wenige, Leren Adresse ganz unerlese^lich geworden war.. Die Zeitungen waren gänzlich durchweicht, kpnn- ten aber, mit Ausnahme eines Sackes, dessen Inhalt ein vollständiger Papierbrei geworden, an ihren Bestimmungsort befördert werden. Nhy den Packeten konnten drei und von de» Wese» etwa 100 wegen verwischter Adresse nicht, expe* dirt werden. Es sind falsche Fünfzigpfennigstücke im UMs lauf. Die betreffenden Stücke haben zwar keine» Glanz und sind allein und am Tage leicht als unecht zu erkennen; dagegen sind sie sonst sekr genau nachgemacht und können namentlich AbrndS unter anderen alten Silbermünzen leicht durch geschmuggelt werden. Strousberg ist seiner Hast in Moskau ent lassen. Der Prozeß, der gegen ihn eingeleitet wurde, ist krimineller Natur und endet wahr scheinlich mit einer Verurtheilung zu mehrjähri ger Haft. Bei den Revisionen der Strousberg'- schen Geschäfte durch den vom Gerichte bestellten Massenverwalter zeigt sich, daß Strousberg eigent lich schon seit fünf Jahren bankerott gewesen ist und daß seine Thätigkeit seit dieser Zeit, nur darauf sich beschränkt hat, den Bankerott künst- lich zu verdecken. Alle Gläubiger gehen leer aus; die Activmasse ist so gering, daß sie kaum ausreichen wird, die Gerichtskosten zu decken. Das ist das Ende des vielgerühmten MillionairS, dem blos die Herren Hamphausen und v. Dechend keinen Pfennig geliehen haben, weil sie früh sahen, wie die Dinge lagen. Der Präsident der jetzigen Reichshauptbank wurde um deswillen ein Knicker gescholten, aber er nahm den Vor wurf gern auf sich, denn er wußte Bescheid, KI. t. 0. Die Reichsreaierung beabsichtigt, einen Nachtrag zur Strafgesetznooelle einzubrini gen, welcher sich auf Bestrafung des fahrlässigen oder dolosen Mißbrauches von Sprengstoffen be zieht. Oesterreich. Franz Deak, der berühmte ungarische Patriot, liegt im Sterben. Auf der galizischen Karl-Ludwigs-Bahn wurde am 6. d. M. ein Personenzug mit 40 Reisen den in einem Einschnitte von Schneestürmen verweht. Die sofort angestellten Versuche, mit tels Hülfsmaschinen den Zug zu befreien, blieben erfolglos; der erste Hülfszug blieb eine Wäch terstrecke vor dem Punkte, an dem der Personen zug stand, stecken; ein zweiter mußte, da der Sturm zunahm, auf demselben Wege umkehren. Bei dieser verzweifelter: Lage der Dinge und gegenüber der Weigerung der ruthenischen Be völkerung, am Feiertage zu arbeiten, versuchte, die Betriebsdirection, von der politischen Behörde Unterstützung zu erlangen. Inzwischen wurden von Lemberg aus Arbeiter und Lebensmittel nachgesendet, und nach unsäglichen Anstrengungen gelang es endlich, auf Uniwegen mit Hülse von Schlitten den verwehten Zug zu erreichen und die Reisenden, welche sich nahezu 36 Stunden lang in einer mehr als peinvollen Lage befun den hatten, aus derselben zu befreien und sie mit Nahrungsmitteln zu versehen. Frankreich. Die Ein- und Ausfuhr hat im verflossenen' Jahre eine noch nie dagewesene Höhe erreicht. Erstere betrug 3360 Millionen, d. i. 123 Mtl? lionen mehr als 1874, letztere 3656 Millionen, d. i. 304 Millionen mehr als im Boijahre. Die Steuererträge überstiegen die Voranschläge um 104 Millionen und die Erträge des Vor jahres um 130 Millionen. Im Annoncentheil des Pariser „Figaro" vom 4. Januar findet sich folgendes Inserat: „Herr Stadly, ein Hamburger Restaurateur, sendet auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege seinen Neujahrsgruß an die 264 französischen Officiere, welche, im Jahre 1870 als Kriegsgefangene in der freien Reichsstadt internirt, sein Local mjt ihrem Besuche beehrten, dabei seinen Credjt in Anspruch nahmen, aher — nach ihrer Rüakehr in die Heimath ihre Schulden bezahlten!" Der „Figaro", der diese Thatsäche in seinem redac«