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Als zur Stadt Be, Dienstmädchens eine brennende Kerze TageSgeschichte. Deutsches Reick. In Königswalde bei Annaberg starb kürzlich der 83 Jahre alte Veteran Jacob Siegel, und Tages nachher dessen Bruder, der Veteran Karl Siegel, welcher das 85. Lebensjahr erreicht hatte. Beide Brüder, dje während ihres ganzen langen Lebens in ungestörtem gutem Einvernehmen mit einander gestanden hatten, wurden in ein gemein schaftliches Grab versenkt. Mahnung zur Vorsicht! In Leipzig branNte am Sonntag, Wend der Dachstuhl des Hotel- Dachstuhl des Hotel- den Leichtsinn eine» Verantwortlichkeitsgefühls die Erziehung eines mächtigen gesellschaftlichen Gewissens. Um so zwingender wird diese Pflicht, je freigebiger die Natur von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr von ihren Mysterien preisgiebt, für Alle zu beliebigem Brauch oder Mißbrauch ohne Schranken. Das Meer, das Meer vor Allem, wird auch in diesem eben angebrochenen, noch sündenfreien Jahre Unzähligen bangeres Herzschlagen verursachen, als je zuvor. Wer sich mit Familie und Freund schaft immer nur auf fester Erde bewegt, kann sich keine Vorstellung machen von den hundert und aberhundert sorgenvollen Tagen und halb wachen Nächten, die dem am Strande Zurück gebliebenen beschieden sind, während unerreichbar von jeder Hülfe Alles, was du liebst, dem Zu fall von Sturm und Woge, oder dem im Koh lenverschluß versteckten Torpedo überantwortet ist. Mit seichtem Trösten ist in solcher Unge wißheit nicht geholfen. Ueber Mannestiefe hin aus ist das Meer nicht mehr als das freündliche Element zu betrachten, das die Barcarole feiert. Während sich am Strande zu unsern Füßen die weiche Welle kräuselt, kann nur um wenige Mei len fern ein solches Schaumkräuseln den Minu ten zuvor erfolgten Untergang eines schwimmen den Sarges bedeuten, mit genug Menschenleben darin, um eine kleine Stadt zu bevölkern. Seit dem ein einziges Verbrechen ohnegleichen den Gedankenwebstuhl von , fünf Welttheilen erschüt tert, wird die alte poetische Sehnsucht: „Wer so mitreisen könnte durch die funkelnde Meeresnacht!" nicht so bald wieder im Spaziergänger am Strande sich regen, wenn in weiter dämmeriger Stille die geheimnißvollen Stimmen der ewigen Salz- fluth erwachen. der Gedanke, eine Novelle zum Straf gesetzbuche vorzulegen, zuerst in Anregung ge bracht wurde, ist von mehreren Bundesstaaten, und zwar in umfassenderer Weise als bisher bekannt geworden, der Wunsch nach einer allge meinen Revision des Strafgesetzbuches, jedoch in noch nicht allernächster Zeit, ausgesprochen worden. Diese Ansicht ist, wie aus denBundes- OertUcheS und Sächsisches. Frankenberg, 14. Januar. — In die Jahresgeschwornenliste des Chem nitzer Schwurgerichtsbezirks sind aus unserer Stadt und ihrer Umgebung geloost worden die Herren: Stadtrach Gustav Schiebler, Kaufmann, August Richter, Kaufmann Nompano, Kaufmann Paul Schwenke, Rentier C. A. Burchardt, Stadtgutsbesitzer Erler-Fischer, Färbereibesitzer Sonnabend in Gunnersdorf, Rittergutspachter Heymann in Lichtenwalde, Friedensrichter Schip- pan in Ebersdorf, Gutsbesitzer Louis Gelbrich in Ottendorf, Friedensrichter Mai in Langenstrie- gis, Zimmermeister Wächtler in Flöha, Guts besitzer Felber in Euba. Die großen Corpsmanöver, welche im Spät sommer dieses Jahres für das 12. Armeecorps in Aussicht genommen sind und für welche der Reichstag bereits die Mittel bewilligt hat, fin den in der Gegend zwischen Borna und Zeitz statt. Das 12. Armeecorps manövrirt daselbst gegen das 4. Armeecorps (provinzsächsische und altenburger Regimenter), mit dem es (neben dem Gardeqorps) die Maasarmee im deutsch französischen Kriege bildete. Im Dresdner Bezirke sind gegen die vorjäh rige Einkommensteuer-Abschätzung nicht weniger als 20,000 Reclamationen eingegangen. Der unlängst erwähnten Petition gegen die Aus führung des Einkommensteuergesetzes haben sich bis jetzt 43 Städte angeschlossen. ohne Leuchter mit in seine im Bodenräume be findliche Kammer genommen, dasselbe auf eine Lade gestellt und sich sodann nochmals ins Par terrelocal verfügt hatte, um etwas herbeiznholen. Inzwischen war die Kerze umgefallen und hatte die zunächst liegenden Sachen in Brand gesteckt, so daß fast der ganze Dachstuhl, sowie eine Menge werlhvolle Sachen vom Feuer zerstört worden waren, ehe die Feuerwehr eingreifen konnte. Nach Einführung der Civilehs hat sich in Dresden die Industrie auch bereits etwas Neues erdacht, die Faron von Brauthüten mit Myrthenausputz. Sobald die Formalität vor dem Standesbeamten vorüber ist, und die Braut leute den Sitzungssaal verlassen haben, steht es der Brant frei, den Myrthenzweig zu entfernen, so daß das Hütchen, ohne auffällig zu sein, auf der Straße getragen werden kann. Die Verluste, welche der durchgegangene Zahl meister Boden vom Artillerie-Regiment mehreren Militärkassen zugesügt hat (die eine Kasse er leidet allein gegen 10,000 Mark Einbuße), müssen dem Vernehmen nach von mehreren Artillerie hauptleuten und einem Stabsofficier ersetzt wer den. Die Ermittelung etwaiger weiterer Unter schlagungen bei Cantonnementskassen Und dergl., welche Boden früher ebenfalls verwaltet hat, soll außerordentlich schwierig sein, aber sehr streng betrieben werden. Sie verursacht ziem lich viel Arbeit. rathsverhandlungen bekannt geworden, mehrfach wiederholt. Wie man hört, macht sich neuer dings dieser Wunsch sowohl in Reichstagskreisen als von Seiten einzelner Negierungen wieder geltend und wird in den weiteren Stadien der Berathung über die Strafgesetznovelle AüSoruck finden. Es besteht die Absicht, zu beantragen, augenblicklich eine Veränderung des Strafgesetz buches nur auf einzelne wenige, dringend noth wendige Paragraphen zu beschränken, dagegen aber eine allgemeine Revision des Strafgesetz buches in Angriff zu nehmen. Einige wesentlichere Beschlüsse der vom preu ßischen Cultusmintster zur Feststellung einer ein heitlichen deutschen Rechtschreibung berufenen Kommission verdienen schon jetzt für zunächst interessirte Kreise mitgetheilt zu werden. Sie beschäftigte sich u. A. mit den Dehnungszeichen. Sie faßte dabei mit überwiegender Stimmenzahl den nicht unwichtigen Beschluß, das Dehnungs-h nach den tieftonigen Vokalen a, o und u für in der Regel überflüssig zu erklären und dessen Streichung zu empfehlen (z. B. wonen statt wohnen). Wo das h aus etymologischen Grün den steht, wie in „Ohm" (verkürzt aus „Oheim"), soll es beibehalten werden. Dagegen hielt man es der größeren Deutlichkeit wegen für geboten, nach e und i das Dehnungs-h zu belassen. Man ging dabei von der Ansicht aus, daß, wollte man z. B. den Stammsilben mit dem Vokal e dqs dehnende h nehmen, bei dem in den deut schen Vorsilben und Endungen so häufigen Bor- kommen des e-zu befürchten wäre, daß die be treffende Stammsilbe nicht genügend hervortreten «Ürbe (man vergleiche „befehlen" und „befelen"). M die Stell» deS Doppelvokals in Wörtern N>ie„Saal" willdie Majorität der Kommission int Allgetneinen den für dir Dehnung völlkom- wenig scheuen, wie vor dem Geisterschiff des flie- - senden Holländers, trüge dieser auch, als Zei chen furchtbarer Anklage, am Kiele etwa die . geisterbleiche Allerseelen-Laterne der vor Jahr und Tag allem Vermuthen nach ebenso ins Nichts geblasenen „City of Boston," wie Gleiches dem atlantischen Passagierdampfer „Mosel" zugedacht gewesen war. So ist es gekommen, daß von den sinkenden Zinnen des sinkenden Jahres ein schlimmer Gs- . selle in bas neue herübersprang, der grauver- luppte, grübelnde Argwohn mit dem Aschenliede auf den Lippen. Den wird die lebendige Ge sellschaft nicht so bald wieder loswerden. „Es ist vergebens" — schreibt die Times — „sich ) zu verhehlen, daß eine große Verschwörung ge gen Leben und Eigenthum bei der Arbeit ist, daß wir der Raublust einer zahlreichen Sippe gegenüberstehen, die sich um nichts niehr Scrupel macht. Es gleicht dies einem Wiedererscheinen der gewaltigen Mächte des Uebels, welche einst die Orde verwüsteten, die Völker decimirten und in früheren Epochen einmal die Civilisation zu- rückwälztsn. Unser Fortschritt bewegt sich ja in , jeder Richtung, ebensogut abwärts als aufwärts uyd vorwärts." ' Das sind trostlose Ansichten, welche durch die gräuliche Fratze, mit welcher das Jahr geschie- hen, hervorgerufen sein mögen. Im englischen Winternebel Überdies, wo der nächtliche Selbst mord, die einzige souveräne That des Menschen, dem lauten Tage folgt, auf einer kleinen Jnsel- scholle, welche den Trittstein für die Völkerwan derung zwischen zwei Welten abgiebt, und w» letder^as Sprichwort „Erst Geschäft und dann Gewissen" kein exotisches Gewächs ist, läßt sich solch' Grauen, wie es aus jenen Zeilen spricht, begreifen. Damit kein Land, wo friedliche Men schen wohnen, verschont bleibe, hat dieses eben - versunkene schwarze Jahr just vor Thorschluß, gleichsam von Schadenjubel überquellend, am lachenden Weihnachtstage im stillen Schweizer- dorse Hellikon siebzig Menschen in ihrer Christ- freüde unter einem jähen Treppeneinsturz erdrückt I Rückblickend auf das vorjährige Panorama von Grauen und Jammer, fühlt man das Be- dürfniß näch viel Sonne, um einen besseren Muth zu behalten, als den von dem englischen Blatte der Gesellschaft reservirten passiven Muth vor dem Sandhaufen. Immer reicher wird das Weltmuseum der Erfindungen. Das Zeughaus neuentdeckter Natürkräfte vermehrt sich von Jahr zu Jahr. Erhaben ist das Beispiel jener fran zösischen Luftschiffer, die im Dienste der Wissen schaft im vorigen Sommer 25,000 Fuß über der Erde erstickten, und jener Anderen, welche, aus dem explodirenden Ballon „Zenith" stürzend, ein Opfer ihres Forschergeistes wurden. Mög lich, daß die Nachwelt einmal das Luftmeer, wie den Ocean befahren wird. Aber jeder sol cher Entdeckungsgewinn wird' zum Verlust, so bald das Errungene in die Hände Solcher geräth, welche die übrige Menschheit als ihre Beute be trachten. Vergegenwärtige man sich, daß im Laufe wachsender Entwickelung die Wissenschaft immer neue Waffen schmieden lernt und die modernen „Herzen aus der Steinzeit" sich deren auch für ihre Zwecke bemächtigen, so müßte sich i. schließlich die bedrohte Kreatur auf ein so minutiö ses intellektuelles Schutzsystem verlegen, daß alle warmblütige Lebensfreude dabei zu Schanden würde. Argwohn und Vorsicht würden in jeder Minute zur Pflicht werden; kein Erwerbserfolg würde mit der verdienten Ruhe des Genusses erfreut werden. Die Wissenschaft der Einen würbe sich argusäugig gegen Anderer Wissen- fchaft waffnen müssen in unablässiger Steigerung dvs Unbehagens. Die einzätn Schutzwehren in solcher Zett find wissenschaftliche Srktnntniß, die nimmer rastet im freudigen Dienst« des Gemeinwohles, Und nach sölcher ervstoßattigtn Aufrüttelung vis