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Dienstag, den 7. Dttmber - 11, . « — Irallkenberger üachnchtsdlatt Attitsblatt des Kmiigl. Gerichtsauites und des Stadtrathes gu Frankenberg Erscheint wöchentlich drei Mal. Lierteljäbrlich Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandluügen und Post-Expeditionen. I87S Man hat, wie das bei großen unerwarteten Ereignissen zu geschehen pflegt, zuerst die Trag weite desselben überschätzt, in der auf dem Enthu siasmus naturgemäß folgenden Reaction die Be deutung desselben unterschätzt, und doch die wahre Bedeutung nicht eingesehen. Die wahre Bedeu tung des Ankaufs der 177,000 Actien liegt uicht darin, daß England die Hälfte der Actien besitzt, nicht darin, daß England über zehn oder mehr Stimmen bei der Verwaltung dieser wich tigen Straße verfügt, sondern darin, daß Eng land, falls etwaige Ereignisse die England und Indien verbindende Straße bedrohen sollten, in Folge des gleichzeitig bedrohten Besitzes seiner für die Actien hingegebenen hundert Millionen Francs eher wird dazu gebracht werden können, in einem etwaigen Conflict entschiedene Stellung zu nehmen und gerade dadurch blutige Conflicte zu vermeiden. Der Ankauf der Actien seitens Englands ist keine Angriffs-, sondern im wahrsten Sinne eine Vertheidigungs-Maßregel; der Besitz des Kanals selbst^sezjens Englands würde kaum die politi schen,Twenn auch vistlMt, aber auch nur viel leicht die commerciellen Interessen der übrigen Welt bedrohen. Das Parlament hat noch den Kauf zu geneh migen. Die Bestätigung dieses in England mit vielleicht noch nie dagewesener Einstimmigkeit von der Presse und dem Volke gebilligten Schrit tes ist gewiß, aber bis dahin, so sehr hat der Bekanntmachung, die Aufnahme von EmwohndtvcrzeichttMn betreffend. Behufs der Aufstellung des Gewerbe- und Personalsteuerkatasters, sowie des Gemeindeanlagenkatasters für das Jahr 1876 soll mit Aufnahme von Einwohnerverzeichnissen verfahren werden. . Di« hiesigen Hausbesitzer werden daher in den nächsten Tagen Formulare zu diesen Verzeichnissen zugestellt erhalten, welche von den selben «ach Anleitung der darauf ersichtliche» Bestimmungen ym 8. December diese- Jahres auszufüllen und vom 9. December an zur Abholung durch die Polizeiaufseher bereit zu halten sind. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter werden für die Vollständigkeit und Richtigkeit der zu machenden Angaben verantwortlich-ge macht und wird hierbei bemerkt, daß Vernachlässigungen oder absichtliche Hinterziehungen Mit einer Ordnungsstrafe von I« Mar?, bezithent lich mit der außerdem gesetzlich vorgeschriebenen Hinterziehungsstraf; werden geahndet werden. Frankenberg, am 1. December 1875. Der Stadtrat h. Meltzer, Brgrmstr. Gönnen wir dem alten Manne, der viele Enttäuschungen, aber auch viele Triumphe erlebt hat, gönnen wir ihm diesen großartigsten Triumph seines Lebens, den Triumph, daß er, der einst verspottete Sohn Israels, durch ein Zusam menwirken mit dem Herrscher auf dem Pharao- nenthrone die Geschichte Englands mit einem der seltensten Geniestreiche bereichert und den Einfluß Englands in den Augen aller Welt mit einem Schlage erhöht hat. In Nichts schrumpfen neben diesem Weltereig nisse die andern Begebenheiten der Woche zu sammen. In Berlin hat die Suezaffaire nicht nur die schreibenden und redenden Kannegießer, son dern die Götter unter den Politikern selbst, die Reichskanzler Deutschlands und Rußlands, und die Vertreter Englands, Oesterreichs u. A. be schäftigt. Der russische Reichskanzler Fürst Gon- schakoff war einige Tage in Berlin und confe- rirte mehrfach stundenlang mit dem Fürsten Bismarck, wurde auch vom Kaiser Wilhelm in einer 3 Stunden währenden Audienz empfangen. Sonst wäre in unserer Wochenschau nur noch der Beschluß des Staatsgerichtshofes, den Gry?. fen Arnim wegen Landesverraths in Anklage zu stand, zu versetzen, und die Bezeichnung des Se- vom 26. Novbr. bis 3. Decbr. LI. b. e. Ein einziges Wort genügt oft einen Mann, eine ganze Epoche zu charakteri- firen. Die eben abgelaufene Woche wird in der Geschichte die Suezkanalwoche heißen, das eng lische Ministerium den Namem des Suez-Mini steriums erhalten, und in der Geschichte Eng lands nicht allein, sondern vielleicht in der Ge schichte der civilisirten Welt einen Markstein bil den. Dem genialen Premier Englands ist es gelungen, mit einem einzigen Zuge die ganze Situation auf dem politischen Schachbrett Euro pas zu verändern; wie ein Zauberer hat er niit einer einzigen Berührung ein unklares, sinnver wirrendes Bild in ein ganz verschiedenes um gewandelt, das seine Landsleute erfreut, die Un parteiischen zu ungetheiltem Beifall, ja die Geg ner selbst zur Bewunderung hinreißt'. Das Suezkanal - Geschäft ist ein Meisterstück seiner Regierungskunst, eine Probe, möchten wir sagen, der Zukunftspolitik. Nicht, mit Blut und Eisen nur, nicht mit Säbelgerasse^>und Drohungen allein werden große Erfolge erzielt,'das hat Disraeli gezeigt, indem er durch eine durchaus legitime Benutzung einer Conjunctur die Diplo maten und Journalisten der ganzen Welt in Thätigkeit versetzt, und der Welt zeigte, daß wenn der britische Löwe auch nicht immer brüllt, er doch nicht Willens ist, von dem russischen Raubthier sich übervortheilen zu lassen. Bekanntmachung für die jagdberechtigten GrnndstückSbefitzer in Garnsdorf Zu einer nochmaligen Versammlung der jagdberechtigten Grundstücksbesitzer in Garnsdorf, Dienstag, den 21. December, Nachmittags 4 Uhr im Schuricht'schen Gasthofe daselbst werden die Betheiligten eingeladen. Tagesordnung: 1) Neuwahl eines Jagdvorstandes, 2) Ablegung der Rechnung. Garnsdorf, den 3. December 1875. August Irmscher, z. Z. Jagdvörstand. Constitutionalismus in England Wurzel gefaxt, ist der Kauf noch nicht legal. Die Vertreter Englands werden den Schritt des Premiers gutheißen, und gutheißen mit donnerndem Applaus. und Bezirksauzeiger Bekanntmachung. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft sieht sich mit Rücksicht darauf, daß beim Jahresbeginne erfahrungsmäßig die Gesuche sowohl um Erneuerung der am Schluffe des Kalenderjahres abgelaufenen Legitimationsscheine als auch um erstmalige Ertheilung von solchen Seiten der ein Gewerbe im Umherziehn betreibenden Personen sich sehr anzuhäufen pflegen und dann nicht mit der von den Gesuchstellern ge wünschten Schnelligkeit erledigt werden können, veranlaßt, diejenigen, welche ein solches Gesuch zu stellen beabsichtigen, zü thunlichst baldiger Anmeldung desselben aufzufordern. Gleichzeitig nimmt die Amtshauptmannschaft im Interesse möglichster Geschäftserleichterung Gelegenheit^ die betheiliaten Gewerbtreibeüden auf die Bestimmungen der 88 57 und 60 der Gewerbeordnung mit dem Bemerken hinzuweisen, daß, ohne gleich zeitige Beibringung der erforderlichen, in Führungszeugnis und ärztlichem Attest bestehenden Nachweise, dergleichen Gesuche in der Regel nicht einberichtet werden. Flöha, am 1. December 1875. K,ö nigliche Amtshauptmannschaft. von Weiffenbach. v F