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220 Bekanutmachuug. ES wird beabsichtigt, für einen Theil der hiesigen jugendlichen Sträflinge, vorläufig etwa SV bis 4V Mann, industrielle Beschäftigung, und zwar in Entreprise, einzuiühren und hat man dafür zunächst die Tuchschuhsabrikatto« in Aussicht genommen. Eautionßfähige Velverber, w-lche in der gedachten Branche hinreichende Erfahrung besitzen, werden veranlaßt, ihre Gesuche bet der unterzeichneten Anstaltsverwaltung münd lich oder schriftlich anzubringen und die zu stellenden Bedingungen entgegenzunehmen. Straf- und EorrectionSanftalt Sachsenburg', dev 7. April 1875. Königliche Anstalt«. Verwaltung, MSblu». Studiren und Probiren. In neuerer Zeit find von Setten d«S Reichs- kanzleramteS die deutschen Regierungen aufgefor- dert worden, Untersuchungen über die Verhält nisse deS ArbeiterftandeS anzustellen und ein möglichst reiche- Material herbetzuschaffen zur Entscheidung der Frage: ob und wie weit die Reichsgesetzgebung im Stande sein könnte, die Lage der arbeiteopen Klaffen zu verbessern. Lite „Volks-Ztß." enthält über diese wichtige AngiltgenheU Betrachtungen, denen wir ihrer einfachen Wahrheit wegen recht weite Verbreitung Wünschen und die wir hier unverkürzt folgen lassen: Als verdienstlich müssen wir in dieser Auffor- brmng ganz besonders die Anweisung Hervor heden, daß die Regierungen in Ansammlung dieses wichtigen Materials einen voreingenommenen Parteiftandpunkt meiden und allen Parteien Ge- feaenheit bieten sollen, ihre Ansichten darzulegen. Zu diesem Zweck sollen die Regierungen nicht nur Alle zur Aeußerung ihrer Ansichten direkt auffordern, welche sie für geeignet halten, ein Unheil über die fraglichen Zustände zu fällen, sondern sie sollen auch Jedem Gelegenheit zur Darleguna seiner An stMez, bieten, dxr sich, frei willig Hierzit Meldet. — Aüch btrBeschleuniguNq dieser Arbeiten, welche, den Regierungen anem- psohlen wird, halten wir für lobenSwerth, damit nicht wie in tausendfachen Fällen mir Ansamm lung von Aktenstücken lange Jahre Hingtgen, während welcher sich, die Verhältnisse längst geäydek haben uckd die Akten werthloS gewor- den sind. Verdienstlich find solche amtliche Studien schon deshalb, weil sie die sogenannte soziale Frage aus der Hand der Agitatoren nehmen, welche mehr zur Aufregung als zur Lösung der- selben geneigt find. Wir haben bisher immer die meisten dieser Agitatoren nicht für wirkliche Demokraten angesehen, sondern für Demagogen, die gerade das Grundprinzip der Demokratie,, die Achtung vor der gesetzgebenden Mehrheit der Volksvertretung, untergraben. Der jetzige Zeit- punkt ist auch einem unparteiischen Studium dieser wichtigen Frage günstig, nachdem die miß lichen GeschältSverhältniffe in Deuischland die Wühlerei mit den Streiks gründlich abgekühl« haben. Wenn die Regierungen eS nur verstehen, die Fragen in ihren Kernpunkten zusammen zu fassen, so läßt sich voraussehen, daß sie ein wichtiges Material zur gründlichen Erörterung zusammenbringen werden. Sine Frage andere,» Art. ist eS, freilich, ob mit Hülfe dieses reichen Materials die Gesetz- gebung mehr zu leisten im Stande sein wirb, als bisher bereits vielfach zur Sprache gebracht worben ist. DaS materielle Wohl unseres ArbeiterstandeS beruh« im letzten Grunde aus zwei Bedingungen, welche die Gesetzgebung, nicht schaffen kann. Die eine Bedingung ist : wohlfeile Lebensmittel, und di-zweite Bedingung ist:, reichliche Ausfuhr un- serer Produkte. SS stehen diese Bedingungen auch insosern in innigem Zusammenhang, als es eine Thatsache ist, daß wir nur mit unseren Produkten auf fremdem Markte gute Geschäfte machen, wenn wir sie wohlfeiler verkaufen können als unsere Concurrenten aus anderen Länderst. Diese Bedingungen aber find, durch keine Gesetz, gebung zu erreichen, wie tvoylwollend sie auch sein mag. Hieriu können nur Störungen be seitigt werden, welche den natürlichen Verhält- niffen rntgenwirken, und höchstens äußerliche Ordnungen begünstigt werden, auf 'welche bereits vielfach innerhalb der besonnenen Arbeiterkreise hingewir t wird. Welche Erfolge aber auch die jetzt von den Regierungen in Aussicht stehenden Untersuchungen haben mögen, so wird sich doch unter allen Um ständen erweisen, daß auch hierin wie in vielen Fällen das Probiren wichtiger ist als daS Studiren. Unsere Social-Demagogey haben eS probirt, wie all' jene Austreibungen von Streiks und Lohnerhöhungen wirken, und wenn sie selber nicht jetzt eines Besseren belehrt worden find, so ist eS ganz gewiß mit dem größten Theil der Arbeiter der Fall, welche sich von ihnen haben leiten lassen. Di« Auftreibungen und die Streiks haben einerseits die Production geschwächt und den Absatz in'S AuSlaäd untergraben und andererseits haben sie die Ansprüche der länd- sichen Arbeiter-Bevölkerung gesteigert und die Preise der Lebensmittel in die Höhe geschraubt. Diese Probe war eine sehr gründliche und die Lehre, welche sie thaisächlich gegeben, ist so deut lich, daß sie Niemandem entgehen kann, wie sehr man auch durch Agitationen dieselbe verdunkeln möchte, Aber auch in den Kreisen der Arbeitgeber hat eine schneidende Probe ihr gewaltiges Lehramt vollzogen. Der Wahn, durch Milliarden einen allgemeinen Aufschwung der Geschäfte zu er- zielen, hat einen gewaltigen Sturz derselben herbeigeführt. Hierfür hat da- Capital dem Unheil bet Demagogie in die Hände gearbeitet. SS hat die Lebensmittel und somit die Pro- duction vertheuert und sowohl die Arbeit wie den Absatz vermindert. Hierüber herrscht setz, wohl kein Zweifel mehr, wie schön auch die Theorien von den gesteigerten Mitteln der Pro duction klingen mögen. DaS Probiren hat hier ebenfalls besser gethan als das Siudiren; und eS wird ein Gewinn für die Zukunft sein, wenn man sich hiervon auch in diesen Kreisen eines Besseren wird belehren lassen. — Wenn die Untersuchungen, welch« jetzt von Seiten der Regierungen in umfassendem Maße in Aussicht stehen, dieses Zusammentreffen und deren Ab- irrungen und deren schlimme Folgen von zwei ganz entgegengesetzten Seiten recht klar darlegen und dem ganzen Volke zum reiferen Bewußtsein bringen, so werden sie eine heilsame Wirkung haben, wenn sie auch nicht im Stande sein soll ten, neue positive Resultat« an d«n Tag zu bringen. Aber wir verzichten hiermit, noch keineswegs auf bessere Ergebnisse dieser Studien. In der Arbeiterwelt find mannigfache Re- gungen besserer Art im Gange. DaS Genossen- schaftSwefen, die Gewerkvereine, die Sparkassen, die Jnvalibenkaffen bilden auch ein Probiren, welches üher das Studiren geht. Hierin kann Lichlutig und Sichtung unparteiischer Unter suchungen gar Vieles schaffen und begünstigest, was gute edle Früchte trägt. ES wirb sodann Zeit sein, Schutz und Förderung des Besserest von Seiten der Gesetzgebung eintreteu zu lassen und schließlich zu sanctionkren, was sich durch muthigeS Probiren lebensfähig erwiesen hat. Solch ein Studiren, welches das Probiren un terstützt, kann von den besten Erfolgen werden. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 9. April. — Wir haben schon auf die vom Vorstände deS Reichsvereins für Sachsen auf den 18. d. M. nach Leipzig «inberufene LrndeSversammlung aufmerksam gemacht. Dieselbe wird fich beson ders auch mit der Frage der festern Organisation dieser bekanntlich alle die Kräftigung deS Reichs und den Widerstand gegen sejne inner» Gegner anstrebenben Elemente — mögen sie mehr nach rechts oder nach links neigen — umfassenden Vereinigung beschäftigen. In den süddeutschen Staaten .finden derartige Versammlungen stets unter zahlreichster Betheiliguug statt. Hoffent lich z«igt die Landesversammlung zu Leipzig, baß man in Sachsen in politischer Rührigkeit und Gewecktheit nicht nachsteht. BeachtenSwerth find hierbei folgende Bemerkungen deS Lpz. Tgbl., die wir namentlich der Landschaft wegen wieder- gebev, da man hierorts bereits bezügliche Be- schlüsse gefaßt hat: Nach den Mitteilungen, die uns von verschiedenen zur Messe hier anwesenden Gesinnungsgenossen zugehen, ver spricht der Besuch der Versammlung ein erfreulich zahl reicher aus den betreffenden LandeStheilen zu werden. Wir sind indessen ersucht worden, noch auf einen Punkt auf merksam zu machen, der von wesentlicher Bedeutung für die Landesversammluvg ist. Bei früher» derartigen Ver- sammlungen zeigte sich zum öftern, daß aus den einzelnen Wahlkreisen wohl einige Vertreter anwesend waren, daß sie jedoch bi» dahin ohne alle Verbindung untereinander gestanden und daher auch nicht die rechte Fühlung Mit ihrem Wahlkreise hatten. Es muß nun unbedingt danach getrachtet werden, daß an Stelle dieses lockern Verhält nisses wenigsten« eine vorläufige Organisation tritt. Da» kann "ohne viele Umstände geschehen, wenn in den ein zelnen Wahlkreisen sich reichstreue Männer dazu ent schließen, noch vor der Landesversammlung die Gesinnungs genossen zu einer Besprechung einzuladen und bei dieser Gelegenheit nicht allein auf den Besuch der LandeS- versammlung hinzuwirken, sondern namentlich auch über die etwaige Vertretung durch bestimmte Delegirte sich schlüssig zu machen. DaS frühlingswarme Weller der letzten Tage Hal im oberen Gebirge schon Gewitter gebracht. In Ver Näh« von Marienberg wurde durch Blitzschlag eine Wirtschaft eingeäschert. Sul in der Burgstädter Pflege trat am 6. Nachmit tags ein Gewitter auf, bei dem der Blitz in ein zum Rittergute Mittelfrohna gehörendes HauS schlug, zwar nicht zündete, aber 4 Personen b§» tändle. DaS Zwickauer Wochenblatt schreibt unterm 6. April: „Eine aus dem ober»- Erzgebirge kommende Privatcorresponden, berichtet über Pie dortigen WitterungSverhällnisse in voriger Woche, baß Donnerstag und Freitag in Schönheide Regen mit Schnee- in,, Eibenstock ziemlicher Schneefall stattgesunden hat und in Johann georgenstadt ebenfalls Schneefall auf kolossale Vorräihe sechs Monate alten Schnees und an den Seiten der Straßen 4—5 Ellen hohe Schnee mauern wahrzunehmen gewesen sind." In Pfauen haben sämmtliche 120 Arbeiter der mechanischen Weberei von Böhler u. Söhn wegen Lohnherabsetznng die Arbeit eingestellt. Die Dr. N. melden: Mit Einem Schlage fiyd 31 SchnyperwftM Dresdens in Konkurs gefallen, ein seltner Fast und ein harter Schlag. Diese in der KonkurSeröffnungS-Bekanntmachung mit Ramen aufgesührten Schneider bilden «ine stattliche Reihe und repräsentiren die Thrilhaber der Firma: „Assoziation Germania, Theilig u. Ben." Eine größere Echnetderfirma ist nicht unter den unglücklich«» Einunddreißig; eS find sämmtlich nur kl«in«re oder mittlere Geschäfte, die hier st Defizit au gemeinen > Werkern ,r wie sehr r muß. Ue durch die liche G«sc Aus d deS land« reich Sai Fortschritt hat. 186 begründe», Darlehn« landwirthf Thfr. an gevtn wc erstere 4,3 Thlr. ger mSgllch 1 während b einlagen « Thlr. zu. 401,603 ! Ende 187 wurden i von Münd Summen.' fchastliche Landgemei Mitglied« Der K Italien it daß die 1 italienisch« Er. Maj« geben, st bereits de« dem Köni gesprochen beim Km König Bi de-l OrteS gebeten. Ueber Berlin ge -M dring welche m Kränklich! 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