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Die gute Ernte, übrr welche auS allen Ländern die besten Nach richten einlausen. ist von so großer Wichtigkeit für die wirihschafiliche Zukunft der Welt, daß eS stch wohl lohnt, lene Berichte einmal näher in'S Buge zu fasten. Zu allernächst ist zu beachten, daß eS sich in diesem Jahr nicht um eine gute Getraide- ernte handelt, sondern daß auch die Ernte fast aller anderen Nahrungsmittel glücklich ausgefallen ist. — So lauten die Berichte über die indische ReiSernte vorzüglich. Das Gleiche wird über die Zuckererme in Amerika gemeldet. — Die Wein ernte ist in Frankreich sowohl, wie in Ungarn, dem Rheingau, wie in allen übrigen Weinlänvern Europas über Erwarten gut ausgefallen. Non der Kartoffelernte endlich wird aus meh ren Landern — vor Allem aus Irland — dasselbe berichtet. WaS die Gelraideernte anlangt, so wird anS Rügland berichtet, daß die diesjährige Ernte, mit Ausnahme einiger Gouvernements in Süd-Nußland, in allen Theilen deS Reiches, vor Allem aber in Mittel - Rußland, im Azow scheu Gouvernement, in der Szamara, wo im verstossenen Jahre so gut wie gar nichts geerntet wurde — vortrefflich ausgefallen. Ueber Roggen, der von allen Getraivesorlen den Hauptbestaudlheil iu der GetraiveerportatioN fliußlands bildet, stnd aus keinem Theil des L'anveS-Klagen einynrvsfiu. Aber auch die Weizenernte ist in vielen Theilen des Landes überreichlich ausgefallen, vor Allem gab es in den Gegenden am Do» und Azow schen Meere so große Massen von Weizen, daß es den dortigen Lanowirtheii an Arbeitskraft zur Ernte und Raum zum Unterbringen deS Getraides mangelte. Diesen günstigen Berichten gegenüber sollen die Nachrichten wenig ins Gewicht, daß in Bessarabien der Weizen vom Rost heimgesücht wird, daß Gerste und Hufer weniger günstig gediehen find, und daß Buchweizen eine Mißernte aufzuweisen hat. — Ferner ist con. statirt, daß auch in Oesterreich. Ungarn die Ernte sehr gut ausgefallen ist. So zeigt dort die Ernte von Weizen einen mehr als den Durchschnitt er gebenden Betrag aus 34 Proz. der angebauten Fläche, die Ernte von Roggen und Halbfrucht bei nicht weniger als 65H Proc. der angebauten Fläche und bei der Ernte von Gerste bei 41^ Proc. Da nun von der noch übrig bleibenden Hälfte der Felder, welche mit jenen Früchten be baut waren, fast die Gesammtzahl der Jahre einen Durchschnittserirag lieferte, so werden für die Ge- traidtauSfuhr Oesterreichs . Ungarns sehr große Getraidemaffen übrig bleiben. — In Rumänien ist eine größere Fläche mit Weizen bebaut worden, wie im Vorjahre, und die Qualität und Quan tität ließ nichts zu wünschen übrig. Die Proben von Winterweizen, welche auf die Märkte gesandt wurden, stnd durchgängig von großem schweren Kern. Roggen ist zwar in der Walachei weniger angebaut werdet», als in den früheren Jahren, qbtt die Moldau hat die Differenz durch reichliche und in der Qualität vorzügliche Ernte wieder «in- gtbracht. Gerste hat eine ebenfalls gute Ernte ergeben. Dagegen ist Raps gänzlich mißrathen und auch Hafer und Mais ist weniger günstig ausgefallen, als in früheren Jahren. -- In Frank reich ist die Ernte nicht weniger günstig anöge- fallen, wenn auch die ersten Dreschungen weniger gute Resultate ergeben haben, als erwartet worden war. Indessen iit der diesjährige Ertrag der fran- zSstschen Ernte mindestens ein Durchschnittsertrag zu nennen. AuS Italien lauten die Ernteberichte ebenfalls vorzüglich. — In Amerika, welches den großen englischen Markt in den acht abgelaufenen Monaten dieses Jahres mit 48 pCt., und in den entsprechende» Monaten des Vorjahres mit 42 pEt seines Weizenbedarses versah, ist ebenfalls die Ernte der zur Ausfuhr bestimmten Gelraidearten vorzüglich ausgefallen. Das amerikanisch» Depar tment für den Ackerbau gab an, daß in diesem Jahre auf zwei Millionen Acres mehr geerntet wurde, wir im Vorjahre. Nach derselben Quelle wird der diesjährige Ernteertrag den deS Vorjahres um 6 pE». übersteigen. — In Deutschland und England, welche übriger;» weniger in Betracht kommen, wie die vorhergenannten Länder, weil beide Staate» zu den Getraide importinnden ge- hört», ist die Ernte ebenfalls gut ausgefallen. Der Gesammtbetrag der britischen Weizenemte wird auf 14 bis 15 Millionen Quartes, d. h. auf 3 Millionen Quartes mehr wie im Vorjahre ab. geschätzt. (Dorfztg.) Sächsisches. Am Montag Abend erschien in einem Dresdner Hotel ein Soldat, verlangte ein Zimmer und eine Flasche Portwein und ivard in Folge dessen in ein Zimmer geführt. Da» Aussehen und Auftreten deS Soldaten war dem Hotelier, welcher denselben scharf ins Auge gefaßt hatte, auffallend erschienen; er hatte, wie man so sagt, eine Ahnung, daß hier etwas nicht richtig sei und sandte des halb den Kellner nochmals hinauf zu dem Gast, der in so fragwürdiger Gestalt erschienen. Der Kellner bittet um Zahlung deS WeineS und ZimmerS, empfängt aber die Antwort, in einer halben Stunde solle Zahlung erfolgen, bei welcher Erklärung der Soldat ihn auS dem Zimmer drängt und hinter ihm die Thür zuwirst. Gleich daraus kracht ein Schuß, Alles stürzt herbei, dir Thür wird aufgerissen und da liegt in seinem Blute der getödtete Soldat. Er hatte sich mit einem doppelläufigen Pistol in den Mund ge- schossen. Der Erschossene ist ein desertirter Soldat deS in Leipzig garnisonirendrn Inf. Reg. Nr. 107, NamenS Fuchs. Der Glasergesrlle, de, in Chemniß gegen den Reichskanzler Drohreden auSgestoßrn hatte und deshalb verhaftet worden war, ist weg«» mangeln- den Strafantrags wieder auf freien Fuß geseßt worden. -st—«AK—S- TugeSgeschichte. Deutsches Reich. Als Vorsitzender der ständigen Commission deS Reichstages zur Vorbereitung der Justiz- reformgrsetze soll Prosrffor vr Gneist in AuS- ficht genommen sein. Die FouschrittSpartei hat unter ihren (4) Mitgliedern der Commission auch den sächsischen Sbg. Eysoldt vorgeschlagen. Der Abg. Liebknecht scheint noch eine weiter« Beschwerde im Reichstage über die Gefängniß. dehanvlung der Strafhaft verbüßenden Social- Vemokraten vorzubereiten, zu welchem Zweck er in einem vom „Volksstaat" veröffentlichten Aus- ruf alle seine Parteigenossen, die sich in Unter suchungö- oder Strafhaft befunden haben, auf- fordert, einen genauen Bericht über ihre Be handlung im Gefängniß an ihn rinzusenden und zwar möglichst bald, da di« Sache im Reichstage zur Sprache gebracht werden soll. Im vierten Verzeichniß der beim Reichstage eingegangenen Petitionen treten wieder „Ab- änderung der Gewerbeordnung" und „Schuld hast" hervor. — Ein Petent wünscht die Auf hebung aller im Deutschen Reiche bestehenden Geldlotterien. Bet der in CarlSruhe am Dienstag statt- gssunbenen Wahl von drei Mitgliedern der katholischen StifiungSeommisston, an der römische Katholiken und Altkatholiken stch betheiligtrn, stnd die altkatholischen Candibaten gewählt worben. Mit dem nächsten I. Januar erfolgenden In- krasttretrn der neuen Reichöwährung vollziehen stch aus allen Gebieten deS Handels und Wan- VelS wesentliche Aenderungen. DaS Katserl. General-Postamt zu Berlin kündigt an, daß die neuen mit I, Januar einzusührenben Postwerth- zeichen bet den Postanstakten vom kV. Deebr an käuflich zu haben. ES stnd dies Briefmarken ä S, 5, kV, 2V, 25 und 50 Pf. R-M., Franco- rouvertS zu kV Pf. (mit Aufschlag für Couvert ä 11 Pf. käuflich,) Postkarten ä 5 Pf. Die nach dem 31. December noch vorhandenen Marke» ä z, I, 2, 2^ und 5 Ngr. können bann einst weilen noch verwendet werden, während die inS neue System nicht einpaffenben H und Rgr.- Marken mit dem angegebenen Termin ungültig werden, jedoch bis 15. Febr. bet den Poftanftal- ten gegen Pokwerthzeichen in gleichem Gesammt. werthe umgetauscht werden. — Die Postanwei sungen müssen vom I. Januar 1875 an aus schließlich auf Mark und Pfennige lauten; ent sprechende Formular« werden ebenfalls zur rech ten Zeit bei den Pokanstalten vorrächig gehalten werden. Die auf Thaler und Groschen lauten, den Postanwetsungökarten dürfen nach dem 31. Deebr. nicht mehr verwendet werden» Im Abgeordnetenhause beantwortete der Mi nister deS Innern eine Interpellation w«g«n der auf dem Lande herrschenden Unsicherheit, indem er eine Tabelle vorlegie, aus der zu ersehen war, dass seit dem Zustandekommen deS Gesetze- be treffend das Verfahren gegen di« Vagabunden, die Sicherheit wesentlich zugenommen hat. Terrain in weiterer Entfernung angekauft haben. Zu der am Montag in München anberaumt gewesenen Verhandlung gegen den vr. Stgl wegen verläumderischer Beleidigung de- Fürsten Bismarck durch die Behauptung im „Vater land", das Kissinger Attentat sei nur eine Ko mödie gewesen, war der Angeschulvigte nicht er schienen. Der Gerichtshof verurcheile den Au- geklagten zu einer Gefängnißstrafe von 1V M-» naten. Der Staatöanwali hatte 45 Monate beantragt. Wie verlautet, wird der Oberbürgermeister von Berlin ebenso wie der von Wien und der Lorbmayor von London «in« Einladung erhalten, der Eröffnung der großen Oper in Part- bei zuwohnen. Reue preußische Fünf-Thalerscheine find im Umlauf, aber falsche, vor denen man stch zu hüten hat. Ei« tragen di« Bezeichnung: Serie XI. Fol. 218 I»t. »4. Nr. «85,299 und find daran kenntlich, daß di« kleine Schrift verwischt und in den matten Farben ganz unkeserlich ist. Außerdem stnd die Eichenzweig« auf der Vorder seite und die Engel auf der Rückseite matt auS- geführ»; das Wasserzeichen fehlt gänzlich. Frankreich. Die äußerste Rechte soll entschlossen sein, kurz nach Wiederbeginn der Session zu beantragen, baß das monarchisch« Princip nach Ablauf de- SeptenatS angenommen werde. Nach Zusammenstellung b«S französischen ArzteS vr. Chenu verloren die Franzosen während de- lehten Kriege- an m den Schlachten Gebliebenen, an Vermißten und an ihren Wunden und in Folge von Krankheiten Gestorbenen 138,871; an Verwundungen 142,000 und an während der Märsche lahm gewordenen 11,421; die Zahl derer, welche, da sie vermißt worben, als wdt eingeschrieben würben, beträgt 11,914. Zusam men beträgt ber Berlust 304,206 Mann. Unter Ven Tobten befanden stch 2881 und unter den Vermißten 96 Offiziere, vr. Chenu weist dar aus hin, daß die Deutschen 44,000 Tobt« und 127,000 Verwundete hatten, und fügt hinzu, baß die großen Verlust« der französisch««» Arm«« ber Beschaffenheit der Ambulanzen zugeschriebrn werben müssen, da, wie eS auch auf ber Krim und in Italien ber Fall gewesen, im letzte» Kriege eine viel größere Anzahl Militär- tm Spital an Krankheiten als aus dem Schlachtfeld ob«, an ihren Wunden gestorben seien.