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Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich Ngr. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Im Interesse des Jahrmarktsverkehrs erscheint die erste Nummer für nächste Woche bereits Montag früh S Uhr. Bis Sonntag Abend uns zugehende Inserate finden Aufnahme darin. Viv Lrxeäitioll äe» krsnkenberxer HavLriMsblaUes. d« vereinigten reichstreuen Parteien, Kreishaupt- mann von Könneritz in Zwickau, hat den sozial, demokratischen Kandidaten Fink in Leipzig mit einer wahrhaft erdrückenden Stimmenmehrheit > geschlagen; ersterer erhielt 7138, letzterer nur 3235 Stimmen, also lange noch nicht die Hälfte der Stimmen feine» Gegner». Der Ausfall der Wahl beweist, daß die Sozialdemokratie — trotz aller entgegengesetzten Prahlereien — in diesem Wahlkreise ganz bedeutend an Terrain verloren hat. Bei der letzten ReichStagSwahl vereinigte diese Partei dort 6200 Stimmen auf ihren Kandidaten Fink, während v. Könneritz 7486 Stimmen erhielt. Der Abstand war damals also noch kein sehr beträchtlicher; die Sozial- demokralie hat nunmehr in jener Gegend einen Verlust von circa 3000 Stimmen zu beklagen! Und das Alles trotz einer von langer Hand vorbereiteten und sehr geräuschvoll in Szene ge setzten Massenagitation l Die Reichsfreunde aber mögen aus diesem Siege die Lehre ziehen, daß, wenn st« in kritischen Lagen Entsagung üben und fest zusammenstehen, daS rothe Gespenst — wie eS eben die Art der Gespenster ist — sich als nichtig erweist und spurlos verfliegt. In Zwickau, dessen Bevölkerung jetzt auf über 25,000 Seelen angewachsen, wird der Stadtrach ein eigenes Theatergebäude errichten lassen, zu dessen Bau vor der Hand die Summe von 150,000 Thalern bestimmt ist; hierzu trägt die Stadt auS eigenen Mitteln bet, während Z durch eine gegen billige Zinsen auszunehmende Anleihe beschafft werden sollen. Man hat schon ost davon gehört, daß sich Liebende, deren Herzenswünsche nicht in Er- süllung gehen sollten, vereint vergifteten, er- schossen, oder daß sie umschlungen den Tod in den Wellen suchten. Folgender Vorfall dürste aber noch nicht vorgekommen oder wenigstens ein höchst seltener sein. In Gröden bet Großen hain haben sich nämlich zwei juttge Leut«, deren Eltern ihnen die beabsichtigte Berheirathung nicht gestatteten, am 27. October, nachdem der Liebhaber noch am Vorabend mit seinen Be kannten Abschied gefriert, in gegenseitiger Um armung an einem Baume im Busche erhängt. Dieselben wurden «st nach Verlaus von 8 Tagen aufgefunben. Zn Mühltroff i. V. find am 8. Novbr. 6 Vom Reichstage. Die gegenwärtige Woche ward mit der erste« Lesung deö ReichShauShaltplaneS begonnen, bet der sich Abgeordnete vom Fortschritt, den Ration al- Bauernwirthschaften und ein Gasthof mit stimmt- lichen Scheunen und Nebengebäuden niederge» brannt und 13 Familien, die meist nicht ver sichert hatten, obdachlos geworben. Am Sonnabend starb in Zwickau der Feilen hauer Wolf in Folg« innere, Verletzungen, die er sich durch Verschlucken eines hölzernen Löffel» zugezogen hatte. In dem bet Radeburg gelegene» Dorfe Naun hof hat eia I7jähriger Mensch in diesen Tage« einen I2jährigen Knaben erschossen. Er naht» eine Flinte, die er für ungeladen hielt, von der Wand, zielte auf den Knaben und verwundete hn tödtlich. In Breitenfeld im Boigtlcyd hat sich in voriger Woche ein 11 jähriger Gchulknabe erhängt. AuS einem Briese, den man bei dem junge« Selbstmörder vorgesunden, scheint hervorzugehe«, daß ein gelinder religiöser Wahnsinn ihn zu der traurigen That getrieben. ES heißt u. A. in dem Briese: „Die Ros« riecht, die Dorne sticht, die Liebe heißt, vergiß mein nicht. Danket und lobet Bott, denn ich bin empor geschwungen k« einen erwogenen und frühen Tod. Denn ich habe mit dem Teufel gerungen." Hofcapellmeister vr. Rietz, der in voriger Woche sein vierzigjähriges Dirigentenjubiläu» feierte, ist aus Anlaß desselben vom König zum königl. sächs. General - Musikdirektor ernannt worden. Die Gesamwtschülerzahl von Leipzig beträgt dies Jahr 14,071, während st« sich im Jahre 1873 nur auf 13,431 brlief. D«r Freiberger Anz. schreibt: Am vergangenen Sonnabend 8 Uhr AbendS nahm unser vera- glöckchen, welches 300 Jahre hindurch Tag für Tag den Bergmann zur Arbeit gerufen, mit S Schlägen Abschied von unsrer alten vergftad». Der Zahn der Zeit hatte auch an ihm genagt und eS „bergfertig" gemacht. Dasselbe wird eine Zeit lang im hiesigen AlterthumSmuseu« zur allgemeinen Ansicht ausgestellt werden. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 12. November. — Seit gestern ist mit munterem Schneefall, nach leider nur wenigftündigem Regen, der Winter bei unS tingezogen. Eine leichte Schneehülle deckt heute Berg und Thal. Ehe die prophezeite lange volle Einwinterung eintritt, zu der Wetter- kundige auS dem Auftreten von Eisvögeln im mittleren Deutschland auch starke Kälte vorher- sagen, wäre auch hier noch starker Wafferzu- fluß in die Bach- und Flußbetten zu wünschen. Berichtigend müssen wir übrigens erwähnen, daß nach neueren Nachrichten auS OelSnitz dort der Wassermangel nicht so erheblich ist, wie jüngst geschildert. Sprciell beim Bahnhose ist ein Um- bau Ursache der dort geschilderten umständlichen Wafferbesörderung. — Am verflossenen Sonntag fand in der Nach barstadt Mittweida die feierliche Ausnahme eines Juden, der dort als Klempnergehülse in Arbeit steht, in die evangelische Kirche statt. Der Tauf act erfolgte unter zahlreicher Betheiligung der Gemeinde. Am selben Tage ward im nachbar- lichen Hainichen in solenner Weise ein weltlicher Act begangen: die Uebergabe der von Sr. Majestät dem König der dafigen Schützengesell schäft geschenkten prachtvollen Fahne durch einen Vertreter der AmtShavptmannschaft Döbeln. In der Nacht zum 8. November brach ein im Abteufen begriffener Schacht des Zwickauer Brückenberg - Steinlohlenbau - Vereins zusammen, wobei 7 Arbeiter, darunter 2 Italiener, verschüt tet wurden. Dieselben dürsten allen Muthma ßungen nach von den niedergehenden Bruchmassen und Zimmerungsstücken erschlagen worden sein. An «ine Rettung der Verunglückten war nicht zu denken, da der Bruch sich unaushörlich sort- setzte und früh beinahe die Oberfläche erreicht hatte. Die Ursache des Unglücks läßt sich noch nicht bestimmen; die Zimmrung ist, da der Schacht erst eine Teufe von 150 Meter erreich» hatte, ganz neu, auch soll vorher irgend welcher Druck nicht verspürt worden sein. Vor wenig Tagen erst hatten VetriebSdirector und ander« Beamte den Schacht besichtigt und in Ordnung befunden. Zu dem Ausfall der ReichStagSwahl im 14. Wahlkreise sagt die Dresdner Zig.: Der Kandidat kvlianatmneliunA. Nachdem im Auftrage des Königl. Evangelisch-Lutherischen LandeSconfiftoriumS der zeilherige ArchidiaconuS allhier Herr Ephorieverweser Christian Friedrich Lesch am 5. November d. I. für das Pfarramt zu Frankenberg durch Herrn Superintendent, Ritter rc. Echmaltz auS Waldheim confirmirt und ver pflichtet worden ist, wird Solches auch hierdurch zur Kenntniß der Kirchengemrinbe gebracht. Frankenberg, am 7. November 1874. Der Kirchenvorstand daselbst. Brgrmstr. Meltzer, stellv. Bors. -V- 7" 13L Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des Königl. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Freitag, dm lZ. Mmder.