Volltext Seite (XML)
Beilage zu Ur. 1441873 -es Frankenberger Uachrichtsblattes. ... > Zur Beachtung für Denkende. Die vlelverbreilete und anerkannt trefflich redigirt« Hildb. Dszlg. schreibt über rin dieser Tage be- kannt gewordenes, ob der Unerhörtheit der An maßung gerechtes Aufsehen erregendes Factum: Klarer und in die Augen fallender kann nicht leicht der Unsinn mancher svcialdemokratischer Theorien vargelegt werden, als dies durch eine vor Kurzem tn Berlin vorgekommene Thatsache geschieht. Die Setzer der Nordb. Allgem. Ztg. setzen sür dieselbe den täglichen Landtagöbericht gegen ortsüblichen und daher gewiß nicht knappen Lohn. Der Drucker läßt von diesem Satz 2000 Abzüge nrrhr machen und schickt dieselben an den Verleger deS „Hamburger Cvrresponbenten", der sie mit seinem Blatte auSgiebt und dadurch der Mühe überhoben ist, den Landtagsbericht selber setzen und drucken zu lassen. Beide Theile, der Drucker in Berlin und der Verleger des Hamb. Corresp., haben dadurch einen kleinen Vortheik, kein Dritter hat von diesem Abkommen einen Schaden. Die Setzer in Berlin arbeiten keine Secunde länger, um keinen Athemzug eifriger, ob der Satz sür 1000 oder für 10,000 Abzüge dient. Sie werden geradesogut bezahlt, ob kein Mensch sich um das Gedruckte bekümmert, ober ob Hundcrtlausenbe danach begehren. Allein, der Berliner Buchdrucker- und Echristsetzerverein ist anderer Meinung. Er hat erklärt, weil der Satz doppelten Zwecken biene, müsse auch dop pelter Lohn dafür gezahlt werden; der Drucker der Norbb. Allgem. Ztg. konnte doppelten Lohn nicht bewilligen, er zog eS vor, daS Geschäft mit dem Hamb. Corresp. ganz aufzugeben. Der Satz, welcher noch einen namhaften NutzungS- Werth harte, mußte ungenutzt ausgebrochen werden, die Setzer erhalten keinen Pfennig mehr und keinen weniger als zuvor, der Prinzipal büßt «ine Einnahme ein. Eine falsche Auffassung von dem Aniheil der Arbeit an der Erschaffung neuer Werthe hat somit vorhandene Werthe zerstört. Die Idee, von welcher die Socialbemokraten auS- gehen, daß die körperliche Arbeit es sei, die alle Werthe schaffe, erweist sich an dem angesührten Beispiel als vollständig hinsällig. Hier tritt einmal der Werth geistiger Arbeit scharf und deutlich hervor. Der eigentliche Werth deSZeitungS. berichteS, sür welchen die Abonnenten ihr Gelb hergeben, wird augenscheinlich nicht durch die Anstrengung der Setzer und Drucker ins Leben gerufen. Diese letzteren haben dieselbe Arbeit, ob kein Mensch den Artikel lesen will, geschweige kaufen, ober ob sie eine vielbegehrte Schrift, die reißenden Absatz findet, vervielfältigen. An dem Mehrwerth, den ihr Satz zufällig hat, find sie völlig unschuldig. Der Mehrwerth geht hervor auS dem Gedanken und dem Geist deS Unter- nehmerS. Und wollte man den Setzern Recht geben, wollte man zugestehen, was eigentlich Unsinn ist, daß der, welcher bi« körperliche Arbeit verrichtet hat, ben vollen Werth der hergestellten Sache in Anspruch nehmen könne, dann hätten nicht Vie Setzer allein, dann hätten der Schrift- gießer, Ver die Lettern anfertigte, der Tischler, der die Tische und Kästen anferligte, der Bauhand, werker, Ver die Locale herstellte, ja zuletzt der Bergmann, der das Erz förderte, ein ebenso be gründetes Anrecht an Vrn Mehrwerth d«S her- gestellten Satzes. Und der Karrenschieber beim Eisenbahnbau hätte ein Anrecht an die Rente, die die Bahn adwirft. Man sieht, bis zu welchem Unsinn «in« in unklarrn und begehrlichen Köpfen auSgeheckte Theorie eS bringen kann. Die Wahr- heit ist, daß die bloße Arbeit, die Arbeit an und für sich im wirthschastlichen Sinne werthloS ist. ES muß «ben ein vernünftig geleiteter wirth. schaftlicher Gedanke dazu kommen, um der Arbeit einen Werth zu geben. Ein Spiclwaaren-Ar- beiter kann «ine Armee von kleinen hölzernen Reitern Herstellen, aber diese Armee ist gar nichts werth, ohne den wirthschastlichen Gedanken, der einen Absatz sür die Waare sucht und ihren Umsatz in baareS Gelb bewerkstelligt. Der Ar beiter bekommt seinen Lohn, ohne Rücksicht darauf, ob hinterdrein der Unternehmer die Waare ab- setzt oder nicht. Der Unternehmer trägt den vollen Schaden, wenn er brr Arbeit, bie er lohnt, eine unfruchtbare Richtung angewiesen hat, ihm kommt somit auch die Belohnung zu, wenn ein wirklicher Werth auS seiner richtigen Benutzung der Arbeitskraft entsteht. WaS würden wohl die Setzer der Nordd. Allg. Ztg. für Augen machen, wenn der Drucker ihnen sagte, er habe von ihrer Arbeit Schaden gehabt unb bitte sich den g«- zahlten Lohn wieder aus? Sie würden sagen: WaS geht uns dein Verlust an? Die Verwerthung dessen, waS wir gearbeitet haben, ist deine Sache! — Nun wohl, weiter will der Unternehmer auch nichts. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Der Reichskanzler hat im BunbeSrath den Entwurf eines neuen BetriebSreglementS sür die Eisenbahnen Deutschlands vorgelegt und die Vorlage eines ReichSetscnbahngesetzrS in Aussicht gestellt. Die von allen Blättern gebrachte Nachricht von einer beabsichtigten Fahrgelderhöhung auf den preußischen Siaatöbahnen wird osficiell als unbegründet bezeichnet, nur von einer kleinen Erhöhung der Frachtsätze ist die Rede. Gegen den Erzbischof MrlcherS in Köln wird demnächst vielleicht ebenfalls «in «ntsch«idender Schlag auSgesührl werben müssen. DaS Zucht, polizeigericht in Köln verhandelte am 19. No- vembec abermals gegen ihn. DaS Urtheil lau tete auf 200 Thaler Geldbuße, eventuell 2 Monate Gefängniß. Bis jetzt hat der Erz bischof im Ganzen 2600 Thaler Geldstrafen zu zahlen oder 2 Jahr unb 2 Monate Gesängniß- strafe abzusitzen. Der Erzbischof von Trier wurde wegen ge> setzwibriger Ernennung van 18 Geistlichen zu 3600 Thaler Geldbuße verurtheilt. In Königsberg wurde dieser Tage ein Ka tholik, dem, weil er nicht die Absolution erhalten hatte, Propst Dinder daS Begräbniß versagt hatte, auf dem evangelischen Kirchhof beerdigt. Dinder hatte selbst den Rach gegeben, zum protestanti schen Geistlichen zu gehen, der gewiß dir Be erdigung anstandslos vornehmen würbe, und dem lieben Gott sei eS ja gleichgültig, in welcher Erde der Tobte ruhe! Einem mit einer evangelischen Frau verhei- ratheten Katholiken in einem Dorfe deS Wester- waldeS wurde jüngst auf dem Sterbebett daS Abendmahl verweigert, falls er nicht einen Re. vcrS unterschreibe, wodurch seine bereits nach evangelischem RituS konfirmirtrn älteren Kinder zum Rücktritt -um Katholizismus aufgesordert werden und er sich verpflichtete, drei jüngere Kinder ebenfalls katholisch werden zu lassen. Der in die größte Gewissensangst gedrängte Mann gab endlich nach und unterschrieb den Revers, wobei der Seelsorger ihm Vie Hand führte, ist aber auS der Aufregung, in die das BekehrungSwerk ihn versetzt, nicht mehr heraus- gekommen und kurz daraus gestorben. Am Sonnabend hat in Berlin ein Duell zwischen dem Feldmarschall v. Manteuffel und dem Generallleutenant Grafen v. b. Gröben stattgesunden, in welchem der Letztere durch einen Schuß in Ven Unterleib verwundet wurde. Die Verwundung soll nicht lebensgefährlich sein. Den Anlaß zu dem Duell haben gewisse, auS dem Kriege von 1870 herrührende Streitigkeiten zwischen den beiden Generalen gegeben. dieser Gelegenheit verdient «» wohl Erwähnung, daß der Felvmarschall v. Manteuffel ein DreS- dener Kind ist, waS Manche« nicht bekannt sein dürft«. Er würbe in Dresden und zwar am Altmarkt Nr. 14 geboren.) Dieser von der „Voss. Ztg." trotz sofort in andern Blättern enthaltener Widerlegungen mit Zähigkeit aufrecht gehaltenen Nachricht grgenüber wird jetzt von andern namhaften Berliner Blät tern mit Bestimmtheit versichert, baß au der ganzen Duellgtschichre kein wahre- Wort ist, di« zwischen Manteuffel und v. d. Gröben bisher allerdings bestanvenen Differenzen vielmehr durch mündliche Auseinandersetzungen völlig beigelegt worben sind. Die Stellung deS Königs von Baiern zu den gegenwärtigen kirchenpolitischen Kämpfen ist durch eine neue Thatsache in erfreulicher Welse tllustrirt worden., Der Prof. v. Sicherer, Verfasser d«S gegen die ultramontanen Ansprüche sehr entschied«» auftretenden WerkeS„Staat undKtrche in Baiern", hat vom König Ludwig ein eigenhändige- Billet erhalten, welches „das allerhöchste Wohlgefallen und Vie lebhafteste Theilnahme an dem zeit gemäßen Werke" ausdrückt. Die Arbeiten deS britischen Landtages find durch die in München wieder stärker austkrtende Cholera unterbrochen worden. Man etwartet die formelle Vertagung. Der Ausbau der älteren, zu französischer Zeit in Mttz angelegten Forts ist nun größtentheilS der Vollendung nahe, während der Bau der neuen Werke demnächst so weit gediehen ist, daß sie als veriheibigungSfähig gelten können. Bis zu ihrer Fertigstellung dürften aber immer hin noch 6—8 Monate nöthig sein. Astch'in Beziehung auf Armirung unb Verprovianiirung ist Alles auf'S Beste vorgesehen. Oesterreich. Zu dem RegterungSjubiläum deS Kaiser- Franz Joseph hat Kaiser Wilhelm «in Glück wunschschreiben abgesendet, daS den Gesinnung«» der herzlichen Freundschast zwischen den beiden Monarchen einen warmen Ausdruck gibt. Di« Antworten Kaiser Franz Josephs an di« beglückwünschenden Deputation«» sind zum Theil von nicht zu unterschätzender politischer Bedeutsamkeit. Namentlich Vie ven Deputatio nen der beiden Häuser VeS ungarischen Reichs tages ertheilten Antworten, in welchen der Monarch Vem Oberhause gegenüber aus di« Nothwendigkeit rin«S zeitgemäßen Fortschritts hinwirS und d«m Unterhaus« gegenüber sein un erschütterliches Vertrauen aufdieunverwüstliche Le benskraft des Volkes betonte, sammel» glühende Kohlen auf die Häupter aller derjenigen, «elche stoch an daS geheime Walten einer Ungarn feindli chen „Camarilla" glaub«» oder sich zu diesem Glauben zwingen. Der Kaiser erwiderte ver Deputation der Bischöfe, welche ihm die Glückwünsche der letz- teren zu seinem 25jährigen RegterungSjubiläum überbrachte: er hoffe zuversichtlich, «S werde dem Zusammenwirken ver geistlichen und weltlichen Macht gelingen, die ihrem Einvernehmen durch die geistige Strömung der Gegenwart sich «nt- gegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden. Er wünsche aus daS Lebhaftste, daß Gotte- Segen da- berufsmäßige Wirken der Geistlichkeit begleite, welches darauf abziel«, den in ter Re- ligton wurzelnden Frieden in die Herzen der Bevölkerung zu tragen. Er halte sich versichert, vaß die Bischöfe eS zur Erreichung dieses hohen Zieles an ihrer einflußreichen Mitwirkung nicht würden ermangeln lassen. Frankreich. Der Prozeß Bazatne hat tn den letzten Sitzungen eine weinerliche Mendung genommen: bei den (BesBerichtrn der Generäle JarraS unb Eanrobert