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^1Z9. Montag, den 24. November. 1873. Frankenberger Aachrichtsklatt und Bezirksanzeiger. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Amtsblatt des Köllig!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. HM- Die nächste Nummer Bl erscheint Mittwoch Abend. > "um-.-" MS» kekauutmaeliunK. Zufolge Registk. vom I 7. November 1873 ist heute auf Folium 106 im Handelsregister für hiestgen Gerichtsamtsbezirk, die Firma Ferdinand Eißelt und Söhne zu Hainichen und Braunsdorf betr., das erfolgte Ableben des Inhabers Herrn Ferdinand Jnltuö Eißelt'S zu Hainichen und die Bestellung des Kaufmanns Herrn Cajetan Krause zu Hainichen als Liquidator verlautbart worden. Frankenberg, am 19. November 1873. Königliches GerichtSamt. Wiegand. Seidler. Erntesegen vollständig in Asche gelegt. Bös willige Brandstiftung wird vermuthet und ist ein der That dringend verdächtiges, herunterge- - kommeneS Subjekt bereits verhaftet worben. Die Herzogin von Genua, die zur Pflege l ihres inzwischen verstorbenen VaterS, deS Königs Johann, nach Dresden kam und auch jetzt noch dort verweilt, wird am 25. d. M. nach Turin zurückkehrcn. Wie eS heißt, wird die verwitt- wete Königin-Mutter von Sachsen einen Theil deS Winters in Genua verbringen. Ueber den in Grimma am Abend deS 18. Novbr. stattgefunbenen Mordansall auf den dor tigen Postdirectoc Herrn Behrend wird der „Dr. Pr." folgendes Nähere berichtet: Behrend, ein allgemein geachteter und beliebter Mann, besuchte am Dienstag Abend eine, in unmittelbarster Nähe der Stadt befindliche Restauration und zeigte da selbst, aufgefordert von mehreren Freunden, ver schiedene Objecte seiner Münzsammlung. AlS er um 10 Uhr nach Hause geht, wird er wenige Schritte vor dem Vtadtlhor von zwei Strolchen überfallen, mit 8 Stichen in den Kopf, einem Stich durchs Auge entsetzlich verwundet, seiner Baarschaft und Münzsammlung im Werth von 100 Thlrn., seiner goldenen Uhr und Kette be raubt und darauf in einen Graben geschleudert. Nach wiedererlangtem Bewußtsein schleppte sich der Unglückliche, über und über mit Blut bedeckt, in die Restauration zurück und wirb von den noch anwesenden Gästen den Seinen und dem Arzt übergeben. Sein Zustand ist ein Besorg, niß erregender. Hoffentlich gelingt eS der Obrig- keit, die Thäter zu ermitteln und gerechter Strafe entgegenzuführen. i Ein früher in Leipzig wohnhafter, im Jahre 1871 in Berlin verstorbener Menschenfreund hat fünf KinderrettungShäuser deS sächsischen Erz- gebirges und BoigtlandeS zu Erben seines nach Auszahlung anderer Vermächtnisse übrigbleiben- den Vermögens eingesetzt, wodurch mit Einschluß der tnzwtichen angewachsenen Zinsen die Summe von lO.ttuO Thalern allein dem Rettungshause zu Elsterberg zustel. Der bekannie Geschichtsschreiber Mommsen in Berlin hat einen Ruf an die Universität Leipzig erhalten und angenommen. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 23. Novbr. — Die gestern Abend stattgehabte erste Ver sammlung deS neugegründelen hiesigen Wahl- Vereins führte den bei der Gründung betheikigt Gewesenen eine ansehnliche Zahl neuer Mitglie der zu. Die Versammlung billigte einstimmig, nachdem ihr von Hrn. Stadtrath Gustav Schiebler sowohl die Tendenzen beS Vereins nochmals eingehendS auScinandergesetzt und genaueste Mit- theilungen über baS in der ReichStagSwahlan- gelegenheit bereits Eingeleitete und die einschla- genden Verhältnisse gegeben worden waren, die vom Vorstände im Verein mit den WahlkomitvS der Gesinnungsgenossen in den übrigen Orten beS Bezirks (Mittweida, Burgstädt, Limbach, Schellenberg) erfolgte Aufstellung deS eines rühm lichen NamenS sich erfreuen den Handelskammer- sekrelärS Herrn vr. Gensel zu Leipzig als Kan didat deS 15. ReichStagSwahlbezirkS, für dessen Wahlagitation in einer Versammlung von Vrr- traueiiSmännern, die am >7. d. M. in Chem nitz staitgefunben, Frankenberg in seinem Wahl- comilS als Vorort gewählt worden ist. Die Gerüchte, welche über die MandatSnieberlegung deS zeitherigen Vertreters beS 10. städtischen Wahlkreises (Mittweida, Hainichen, Frankenberg) in öffentlichen Blättern und in Correspondenzen in Umlauf gewesen, gaben sodann Veranlassung zu eingehender Aussprache, über deren Resultat, weil noch nicht spruchreif, für heute zu berichten nicht am Platze ist. Der dritte Gegenstand der Tagesordnung, die Stadtverordnetenwahlen, sand seine vorläufige Erledigung dadurch, daß nach längerer Auseinandersetzung ein auS 7 Mitglie dern bestehender Wahlausschuß eingesetzt wurde, welcher bis zur nächsten Sitzung (Freitag) Vorschläge für diese ErgänzungSwahl zu machen und zwar eine größere Anzahl von Candidalen aufzustellen hat, als die Zahl der demnächst auS- scheibrnben Stadtverordneten beträgt, anS welcher Liste in der neuen Versammlung die 14 Candi baten burch Stimmzettel gewählt und alsdann als Candidaten deS Wahlvereins der Bürgerschaft öffentlich werben vorgeschlagen werden. Im Interesse der Allgemeinheit ist eine recht rege ve- »Heiligung an dem Wahlverein zu wünschen. — DaS am letzten Mittwoch Abends gegen 7 Uhr von unserem Thurme auS stgnalistrte Feuer hat die zum Vorwerk Wiederau bei Mitt weida gehörige große Scheune mit dem reichen 6 Landtagswoche. Die Veroandlungen der zweiten Kammer in dieser Woche waren von hoher Bedeutung. wurde dagegen geltend gemacht, daß die Regie rung sich nur vorsichtig des § 92 zur Durch führung ihrer Ansichten bedient habe, ja der AmtShauptmann v. Einsiedel nannte den Para graphen sogar fortschrittlich, weil ihn die Regie rung zumeist gegen die erste Kammer in An wendung gebracht, mit Ausnahme in der Frage beS Schulgesetzes. Inmitten der lebhaftesten Verhandlungen stellte der frühere Präsident der zweiten Kammer, Bürgermeister Haberkorn von Zittau, plötzlich zum großen Befremden der auf der Tribüne befindlichen Mitglieder der ersten Kammer, Präsident v. Zrhmen, Graf Hohenthal rc., den Antrag, mit dem MannSfeld'fchen An- In der Sitzung vom 11. handelte eS sich um ! Beschlußfassung über den vom Abg. Minckwitz auSgegangenen Antrag auf Aufhebung deS 8 92 und 103 (Absatz 5) der BerfaffungSurkunde, vermöge welchem die Regierung jeden von ihr eingebrachlen Gesetzesvorschlag als für angenom men erachten konnte, wenn nicht zwei Dritttheile der «inen Kammer dagegen gestimmt. Abg. Minckwitz beantragte die Aufrechterhaltung die ser Bestimmung nur im Bezug auf die erste Kammer, Abg. MannSfelb wollte sie einfach aufgehoben wissen. Für den Minckwitz'schen Antrag stimmte die Mehrheit der Kammerdepu tation mit dem Berichterstatter Abg. Bieder mann an der Spitze. Für die Beibehaltung der Paragraphen stimmten die Abgg. AmtShaupt mann v. Hausen und Geheimrath Geben. Im Verlauf der Verhandlungen nahm der Präsident der Kammer Adv. vr. Schaffrath für den Mtnck- witz'schen Antrag das Wort, welchen man al» eine Ungleichheit zwischen beiden Kammern und als ein Unicum im deutschen BerfaffungS- leben bezeichnet habe; VaS sei aber nicht der Fall, denn die Zusammensetzung der ersten Kammer begründe ebenfalls eine Ungleichheit, die erst burch bie angefochtene in ihrer Wirkung aufgehoben werben könne. Er seineStheilS, fuhr ver Redner fort, fürchte sich, daß eS in Deutsch land ruchbar werde, baß wir mit dem 8 92 ehe» absolutistisch als constitutionell regiert daständen, da ja dessen Anwendung sogar daS Steuerbewil ligungsrecht illusorisch mache. ES sei Thatsache, baß nur Ver zweiten Kammer eine moralische Kraft und «in moralisches Ansehen beim Volke innewohne, vr. Minckwitz, der Antragsteller, betonte, baß kein Staat Vie Zusammensetzung der ersten Kammer so unabänderlich festgeftellt habe, wie Sachsen. Von konservativer Seite