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MW- - -E 1I MLMWWWW^WWMWW Mage M Nr. 1301873 -es Frankenberger Nachrichtsblattes Sächsisches. Ueber die Trauerfeieklichkeiten der Urberfüb- rung und Beisetzung der Leiche Sr. Majestät deS Königs Johann geben wir heute die in letz ter Nummer ,»gesagten specielleren Berichte und zwar in möglichster SluSsührlichkeit nach den Mitiheilungen des Dr. I., da diese letzten Nach, richten über den hohen Verstorbenen bei der An hänglichkeit und Verehrung, die er in allen Schichten der Bevölkerung genoß, noch mit theil- nehmendem Interesse werden ausgenommen werden. Der Bericht deS Dr. I. über die Uebersüh- rung der Leiche von Pillnitz nach Dresden kämet: Um 4 Uhr Nachmittags (am 30. Octbr.) wurde der Zutritt zur hohen Leiche für Jedermann geöffnet und Schaaren trener Laudeskinder, Alt und Jung, Männer und Weiber, Soldaten und Kinder, drängten sich in lang samem Schritt durch das im rechten Flügel des s. g. Wafferpalais befindliche Leichenzimmer, in welchem ein königlicher Generaladjntant Wache hielt und Geistliche un ausgesetzt stille Gebete lasen. Rührend war es, den Ab schied der treuen Pillnitzer von ihrem König Johann zn sehen, innige treugemeinte Worte der Liebe und Trauer erklangen von Aller Lippen, Viele schluchzten laut und über manche Wange rannen stille Thränen; schmerzerfüllt und unverwandt ruhten ihre Blicke auf den Zügen des verehrten Fürsten, dessen Gegenwart auch im Tode noch Allen Ehrfurcht einflößte. Um 6 Uhr Abends erfolgte die Einsegnung in Gegen wart Ihrer Majestäten der Königin-Wittwe Amalie, der regierenden Königin Carola und der verwittweten Königin Marie, Ihrer königlichen Hoheiten der Frau Herzogin von Genna und der Frau Prinzessin Georg und der zwei äl testen Kinder der Letzteren, der Prinzessin Mathilde und de« Prinzen Friedrich August, sowie des versammelten Hofstaats. Hier stand noch der schmerzlichste Abschied be vor, der der trauernden, schwergeprüften Wittwe, welche an der Seite Ihres königlichen Gatten durch mehr als ein halbes Jahrhundert dem ganzen Lande ein gesegnetes Vorbild glücklichen Familienlebens geboten. Mit der ihr eigenen Gottergebenheit und milden, würdigen Fassung trügt die hohe Frau diese neue Prüfung. Unterdessen waren unten an der Elbe alle Vorberei tungen zur Ueberführung getroffen worden. An der großen Freitreppe des Schlosses, wo sonst die königlichen Gondeln mit ihren bunten Wimpeln einer Lustsahrt der hohen Schloßbcwohner harrten, lag jetzt, .in schwarze« Tuch gehüllt, düster und feierlich der Dampfer „Saxonia" da, auf dessen Hinterdeck ein mächtiger, von einer goldenen Krone in der Mitte und wehenden Reiherbüschen an den vier Ecken überragter Trauerbaldachin sich imposant er- hob; vom halben Mast des Schiffes wehte die große Kö- nigssahnc, am Steuer eine Trauerflagge. Oben aus dem großen Balcon vor dem Mittelsaale find unten beim Ue- bergange aufs Schiff stellten sich königliche Livröebediente und Gondoliere aus, in der Hand brennende Fackeln und Windkerzen haltend. Um Uhr langte der feierliche Lcichenzug beim Schiffe an in folgender Ordnung: Voran 1 Hostrompeter, 2 La kaien mit Fackeln, 1 Hoffourier, Präses Hofkaplan Ber nert, Kammerherr Graf Rex, Oberhofmarschall v. Kön- neritz. Dann 3 Geheimkämmeriere, die edeln Theile (Herz, Gehirn u. s. w.) tragend, und, von IO Heiducken getra gen, von je I Leibpagen und 6 Pagen mit Kerzen aus jeder Seite begleitet, die hohe Leiche. Hinter dieser schrit ten 3 oberste Hofchargen, Oberstallmeister v. ThielamRüf- sing, Kämmerer v. Minckwitz und Oberkammerherr v. Gersdorff, die beiden Generaladjutanten v. Thielau und Krug v. Nidda, Flügeladjutant v. DziembowSki, die köni glichen Leib- und Hosärzte I)vr. Fiedler, Ullrich und Brauer, der Privatsecretär des Königs vr. Stübel, der Pagenmeister Lieutenant v. Posern; den Beschluß machten königliche Kammerlakaien. Der Sarg wurde auf den mit rothem Sammet und Gold verzierten Katafalk niedergesctzt, zu beiden Seiten blieben die Pagen mit brennenden Ker zen stehen, vor dem Baldachin wurden die edlen Theile aufgestellt und hier nahmen auch die in Schwarz geklei deten beiden Leibpagen Stellung. Die Mitte des Schiffes wurde von Fackeln beleuchtet. Die Ehrenwache hatte ein Zug des Pionnierbalaillons unter Commando de« Haupt manns Vollert. Bald nach j7 Uhr setzte sich das Schiff, geleitet von seinem Capitän unter 'Assistenz der Directorialmitglieder der sächsisch-böhmischen DampsschifffahrtSgesellschaft, Hönack und Zschöckel, langsam in Bewegung. Vom Lande herüber tönte das Trauergeläute der Kirchenglocken und mit Glo ckengeläute und Liedergesang begrüßten alle an der Elbe abwärt» gelegenen Ortschaften den königlichen Leichen- conduct. Gegen 8 Uhr verkündeten weithin erdröhnende Kanonen schüsse und das Geläute sämmtlicher Kirchenglocken der trauernden Residenzstadt das Nahen des Dampfschiffes, welches die hohe Leiche führte. Der Platz an der katholi schen Hoskirche, sowie die Augustusbrücke und hie Brühl'- M Terresse waren von einer nach vielen Tausenden zäh ¬ lenden Menschenmenge gefüllt, die schmerzerfüllten Herzen« der Ankunft der theuren Leiche harrten. Von dem festlich erleuchteten Belveddre ertönten die harmonischen Klänge eines Trauermarsches, und geleitete die Musik den vorüber- ziehendcn Todten bis an den Landungsplatz noch mit der ergreifenden Weise: „Es ist bestimmt in Gottes Rath, daß man vom Liebsten, was man hat, muß scheiden." Die zur Theilnahme an dem Conduct von der Appa- reille bis in die Hofkirche speciell beorderten Cavaliere de» königlichen Hofstaates, ingleichen die Herren StaatSminifler und der Minister des königlichen Hauses, die Direktorien und Deputationen der beiden ständischen Kammern, die Generalität, eine Deputation des Rathes und der Stadt verordneten der Residenz, sowie der Ministerialrath im Ministerium des königlichen Hauses versammelten sich Abends 7 Uhr in der II. Etage des königlichen Schlosses und folgten von dort, nachdem das Geläute der Glocken begonnen, Sr. Majestät dem König Albert und Sr. kö niglichen Hoheit hem Prinzen Georg über die Gänge in die katholische Hoskirche und innerhalb der aufgestellten Militär-Haye an den Landungsplatz. Am Landungsplatz war ein Bataillon des Leibgrenadierregiments mit Fahne und Musik ausgestellt. Die Truppen, welche die Haye bildeten, commandirte der Oberst Frhr. v. Hausen. Die Ankunst des Schiffes am Landungsplätze erfolgte um 8 Uhr. Der Sarg wurde von 12 Unteroffizieren er hoben, an das Land gebracht, zunächst aus ein roth aus geschlagenes Podium niedergesetzt und dann auf die daselbst bereit stehende Tragbahre gestellt. Während dieser Ueber- tragung standen Ge. Majestät der König Albert nnd Se. königliche Hoheit entblößten Hauptes, ebenso die ganze Trauerversammlung, die Truppen präsentirten und ge dämpfte Trommelwirbel ertönten. Nachdem das Bahrtuch über den Sarg gebreitet morden und königliche Kammerherren als Ehrenträger eingetreten waren, setzte sich der Trauerzug unter Fackelbegleitung nach der katholischen Hofkirche in Bewegung. Dem von 12 Unteroffizieren getragenen Sarge voran schritten königliche Hofbeamte, die obengenannten königlichen Leib- und Hofärzte, der Ministerialrath im Ministerium des königlichen Hauses (geh. Hofrath Bär), die Hofgeistlich keit. Diesen folgten ein Kammerherr als Leremonien- meister mit Marschallsstab und sodann, den königlichen Oberstallmeister (Generallieutenant v. Thielan-Rüssing) in der Mitte, zu Zweien schreitend, der königliche Flügel adjutant (Oberst v. DziembowSki) der Kammerherr vom Dienst (Graf Rex), der k. Hofmarschall (v. Globig), der k. Oberschenk (v. Metzsch), die k. Generaladjutanten (Ge nerallieutenant v. Thielau und Generalmajor Krug v. Nidda), der Generaldirector der k. Kapelle (Reichsgraf Pla ten), der k. Hansmarschall (Graf Vitzthum), der k. Käm merer (v. Minckwitz) und der k. Oberkammerherr (v. Gersdorfs). Unmittelbar vor dem Sarge ging der Ober- hosmarschall (v. Könneritz) mit dem Stabe, welchem drei Kammerherren (Oberlandsorstmeister v. Kirchbach, Kam merherr v. Erdmannsdors und Kammerherr v. Schönberg) folgten, die edlen Theile tragend. Unmittelbar hinter dem Sarge schritten neben einander Se. Majestät der König Albert und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg mit Ihrem Gefolge. Sodann folgten die Herren Staatsminister Frhr. v. Friesen, v. Fabrice, v. Nostitz-Wallwitz, vr. v. Gerber und Abeken, nebst dem Minister des königlichen Hauses StaatSminister a. D. Frhrn. v. Falkenstein. Hieran schlossen sich die Directo- rien der beiden Ständekammern (Präsident v. Zehmen und Präsident vr. Schaffrath und die Vicepräsidenten Pfotenhauer und Streit nebst den Secretären Bürger- meister Löhr und Adv. v. Schütz, Bürgermeister Dietel und AmtShanptmann v. Zahn) mit den aus je 6 Mit gliedern bestehenden Deputationen der beiden Kammern (Erste Kammer: Domdechant v. Stammer, Domherr v. Watzdorf, Bürgermeister Martini, Bürgermeister Clauß, Bürgermeister Müller, Landesältester Hempel; Zweite Kammer: die Abgg. Kretzschmar, Krause, Jungnickel, Lange, Köckert und vr. Minckwitz), die Generalität und Militär- deputationen, sowie eine Deputation des Stadtraths und der Stadtverordneten. Eine Truppenabtheilung eröffnete und eine Truppenabtheilung schloß den Zug. Al« der Zug sich der Kirche näherte, verfügte sich die katholisch: Geistlichkeit au« der Sacristei nach dem Haupt portal, wo dieselbe an ihrer Spitze der apostolische Vicar Bischof Forwerk, während draußen der Trauermarsch mit gedämpften Trommeln ertönte, die hohe Leiche empfing. Der Conduct bewegte sich, nachdem die hochwürdige Geist lichkeit in die ihr in der Zugordnung angewiesene Stelle eingetreten, über die Freitreppe in die Hoskirche, indem er den, durch eine Haye von Gardereitern bezeichneten Weg nach der heiligen Kreuzkapelle nahm. Während die Wind fackeln tragenden königlichen Kammerlakaien an den Stu fen de« Hochaltars sich aufstellten, bog der Trauerzug rechts ein nach der im hellsten Kerzenglanze strahlenden Kapelle, wo an der Spitze des von einem Baldachin überragten Paradebettes 2 Gardereiter standen und zu den beiden Seiten de« letztern je 3 Pagen mit Fackeln die Ankunft der hohen Leiche erwarteten. Sobald der Sarg von den königlichen Kammerherren unter Assistenz der al« Träger desselben fungirenden Unteroffiziere aus das Paradebett ge- bracht worden, traten Se. Majestät d:r König und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg, brennende Kerzen in der Hand, an das Paradebett. Nach der Einsegnung und de» beendigten Gebeten begaben sich Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit Prinz Georg in da« Schloß zu rück, und die übrigen Theilnehmer des Conducte« folgten auf demselben Wege. Während auch die auf den Tribü nen der ernsten Ceremonie Anwohnenden, sämmtliche Ge- sandten, die fremden Consuln, die evangelische "Geistlichkeit und eine große Anzahl Damen der höheren Gesellschaft in tiefster Trauer, die einfach, aber würdigst ausgeschmückte Kirche verließen, trat am Paradebett die erste Leichen- wacht auf. Von der Beisetzung der Leiche sagt dasselbe Blatt mit einigen Ergänzungen: Als ein erhebendes Zengniß für die Größe unsere« tief schmerzlichen Verlustes, als schönste patriotische Genug- Ihuung für die treuen, bewegten Herzen aller Sachsen, bekundete es sich auch bei diesem feierlichen Acte, daß die Theilnahme an dem schweren Schicksalsschlage, welcher unser hohes Königshaus und unser Sachsen durch den Verlust unseres geliebten, in weitester Ferne hochverehrten Fürsten betroffen, sich nicht nur innerhalb der Grenzen unseres Landes in innigster Weise bcthätigte, sondern weit über dieselben hinansgeheud, in den würdigsten und höchsten Hänptern deutscher Nation einen Widerhall fand. Se. Majestät der deutsche Kaiser hatte unserer könig lichen Familie am 30. October ans telegraphischem Wege Seine persönliche Theilnahme an der feierlichen Beisetzung angekündigt, war aber durch eine leider inzwischen einge- tretene Erkältung verhindert worden, diesen Wunsch, Seinem, verewigten Freunde und treuen BundeSgenoffen die letzte Ehre zu erweisen, auszuführen. Ihre Majestät die deutsche Kaiserin hat Ihren Oberhofmeister Grafen v. Nesselrode mit eigenhändigen Schreiben an unsere könig liche Familie aus Koblenz hierher gesandt, welcher am Mittag von Sr. Majestät dem König Albert in besonderer Audienz empfangen wurde und Abends inmitten des diploma tischen Corps an der Beisetzungsfeier Theil nahm. Zur per sönlichen Theilnahme an der Trauerfeicr waren von auswärts folgende hohe Fürstlichkeiten hier eingetroffen: der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen, zugleich in Stell vertretung des deutschen Kaisers; der Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich; Prinz Alfred von Großbritannien, Herzog von Edinburgh; der Großherzog von Baden; der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar; die regierenden Her zöge von Sachsen-Altenburg und von Sachsen-Meiningen; Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, Prinz Elimar von Oldenburg, der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und Prinz August von Sachsen-Kobnrg; die regierenden Fürsten Reuß älterer und jüngerer Linie und Prinz Günther von Schwarzburg-Rudolstadt. Außerdem haben die hier wei- lenden Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin nnd die Prinzen Ernst und Friedrich von Sachsen-Mei ningen an der Beisetzungseierlichkcit Theil genommen. Prinz Adalbert von Bayern, welcher seine Ankunft zu der selben in Aussicht gestellt hatte, sowie der Erbprinz von Schaumburg-Lippe, sind erst andern Tage« eingetrofsen. Ebenso ist der Graf von Flandern zu seinem Bedauern durch die Kürze der Zeit verhindert worden, seine Absicht, der Feier beizuwohnen, auszusühren. Das diplomatische Corps war bei der Beisetzung durch sämmtliche hiesige Gesandten vertreten und von den in Berlin lebenden, am hiesigen Hofe accreditirten Gesandten waren dazu hierher gekommen: der k. württembergische Gesandte Frhr. v. Spitzemberg, der k. italienische Gesandte Gras de Launay, der k. belgische Gesandte Baron Nothomb, der k. niederländische Gesandte Rochussen und der kaiserl. brasilianische Gesandte Graf Jauro. — Besondere Abge sandte waren eingetroffen: vom Kaiser von Rußland, vom Großherzog von Hessen, vom Herzog von Anhalt, vom Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen, vom Herzog Georg von Sachsen-Meiningen, vom Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen. Angemeldet, aber durch die Kürze der Zeit verhindert war auch ein besonderer Abgesandter des Prinzen von Wales, und ein besonderer Abgesandter des Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha ist später ein getroffen. Außerdem waren von auswärts Militärdeputationen, und zwar des k. preußischen Grenadierregiments Nr. 4 und des kaiserl. österreichischen Dragonerregimcnts „König Johann" hier eingetrofsen; eine Deputation de« k. bayer- schen Infanterieregiments, dessen Ches der verewigte König ebenfalls war, ist. am Sonnabend angekommen. Ebenso hatten sich aus den verschiedenen Tbeilen de« Landes zahlreiche Deputationen (darunter eine Deputation der Landesuniversität) hier eingefunden, die ebenfalls der Feier in der Kirche beiwohnten. Die Herren der ersten und zweiten Klasse der Hosrang- ordnung, denen sich die Präsidenten und Bicepräsidenten beider ständischen Kammern, sämmtliche k. Kammerhcrren und Flügeladjutanten, sowie der Ministerialrath im Asti- nisterium de« königl. Hauses angeschloffen hatten, versam melten sich jS Uhr im weißen Saale der I. Etage des k. Schlosses und wurden dann von dort durch einen k. Kammerherrn zunächst in die h. Kreuzcapelle der tath. Hoskirche geleitet und daselbst placirt; die Mitglieder der Ständcversammlung, die am Freitag Vormittag durch be- sonders beorderte k. Kaonmerherren an das Paradebett ge- führt worden waren, die- Mitglieder der verschiedenen De-