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ist auch dort verbreitet, und immer klarer wir allenthalben im Reich das Bewußtsein von dem engrn Zusammenhang der ausländischen Ver fchwömngen gegen Deutschland mit der inlän dischen Agitation, die man von Rom auS in Preußen angezettelt hat. Dieser Zusammenhang 1- «S, der die dortigen Klerikalen zu Grunde richten wirb. Den Manöver» der preußischen Gardecavaleri«, welche jetzt bei Jüierbogk ftatistnden, wohnen österreichische und französische Cavalerieosstziere, sowie ein Vertreter der rumänischen Armee bei. Die Neue Würzburger Zeitung schreibt: „Am 2. September leuchteten von Bamberg herab bis nach Schweinfurt überall auf den Bergen des Steigerwaldes und HaßbergeS Freudenfeuer. ES ist dies rin Zeichen, daß das Volk über die Bedeutung des TageS und des Sieges von Sedan nicht zu verwirren war." Für daS Denkmal, welches dem großen Che- «iker Deutschlands, dem vor wenig Monaten verstorbenen grhrn. Justus von Liebig in Mün chen, errichtet werden soll, sind auS allen Erdtheilen Liebesgaben eingegangen und man berechnet die Summe auf 200,000 Thaler. Die von Adele Spitzeder gegen daS Urthei d«S Schwurgerichts erhobene NichtigkeitS beschwcrde ist verworfen worden und hat daSSchwurgerichtS- «rkenntniß nunmehr die Rechtskraft erlangt. Schweiz. In Genf tagen zur Zeit zwei Kongresse, aus deren Berathungen die Welt schwerlich viel Ge- Winn ziehen wird. Am Sonntag Nachmittag sand die erste Sitzung deS FriedenScongresseS statt, in welcher Korrespondenzen und Denk schriften über ein internationales Schiedsgericht zur Verlesung gelangten. Dienstag sollte über die historische Entwickelung des Förberativprin- eipS verhandelt werden. Während der Friedens kongreß seine wohlgemeinten, aber unpraktischen Ideale zum so und so vielsten Male in Lera- ihuna zieht, hat sich auch die rothe „Interna tionale" am selben Ort versammelt. Frankreich. ES gewinnt immer mehr Wahrscheinlichkeit daß Heinrich V., genannt Chambord, seit 1831 als Verbannter außerhalb Frankreich lebend, den französischen Thron besteigen werde. Die sran- zöstsche Geistlichkeit, die Jesuiten und der Papst bereiten ihm fleißig die Wege, nachdem er dem letzteren die Wiederherstellung deS Kirchenstaates versprochen. Mit anderen Worten heißt dies soviel wie: Heinrich hat gelobt, als König von Frankreich dem Königreiche Italien den Krieg zu erklären, um ihm die alten päpstlichen Provinzen abzunehmen und dem Papste zurück zugeben. An dieser. Abmachung scheint schon darum etwas Wahres zu sein, weil der König von Italien, Victor Emanuel, plötzlich zu einer Reise nach Wien und Berlin sich entschlossen hat, wobei er sich von zwei Ministern begleiten läßt. Diese Reise kann keinen andern Sinn Wie den haben, baß der italienische König Bun- deSgenossen gegen Frankreich zu suchen auSgeht. In Berlin wirb «jedenfalls einen Helfer finden, denn man wirb dort keine Lust haben, den Papst wieder stark werden zu lassen, nachdem er das deutsche Reich so oft verflucht und dem Untergange geweiht hat. Der Besuch deS italienischen Monarchen in Wien und die herzliche Art, wie desselben in Regierungsblättern im Voraus schon gedacht wird, ist andererseits nicht minder bedeutungs voll, weil dadurch, baß die Hosburg den von den Ultramontanen als Antichrist, Gefangen wärter deS Heiligen VaterS, Zerstörer der welt lichen Herrschaft deS PapsteS tief verhaßten, ja vom Papste ercommunicirten Victor Emanuel als Gast ausnimmt, die von den Klerikalen auf Oesterreich gesetzten Hoffnungen arg getäuscht werben und die Hofburg in ihren Augen nicht mehr als die alte feste Stütze der Römlinge er-, scheint. Daher auch die Wmh, die die deutschen, österreichischen und französischen Ultramontanen s in ihren Blättern über den Besuch des italieni- scheu Königs in Wien und Berlin an den Taj legen. Gleichzeitig würbe durch daS Bünbni Deutschlands und Italiens der Uebermul Heinrich V. etwas abgekühlt werden, denn eS bliebe «in kühnes Wagstück, Italien anzugreisen wenn seststände, daß.unsere Blauen auS Me und Straßburg von hinten packten. So wir vermuthlich auS der Hitze gar nichts heraus- kommen und daS wäre das Beste. Marschall Bazaine soll weder krank noch auch nur leibend sein. Er beschäftigt sich den ganzen Tag mit den. umfangreichen Akten seines Pro zesses und beantwortet dieselben Paragraph für Paragraph, im Uebrigen äußert er sich gegen Niemand über den Prozeß und trage nur die vollkommenste Ruhe zur Schau. Der Proz^tz Bazaine wird wahrscheinlich in Versailles (Groß- Trianon), aber jedenfalls nicht in Compiegne geführt werden und übrigens einen neuen Auf schub erleiden. Vor einigen Tagen sand bet Gelegenheit der Wallfahrt nach Notre Dam« de l'Epine in der Bretagne ein Wunder statt. Ein Mädchen, daS blind war, erhielt daS Augenlicht zurück. Der eigentliche Wunberthäter war aber ein Dorfarzt. Man hatte demselben nämlich vorher daS Mäd- chen zugesührt, und dieser erklärte, daß man ihm die Augen mit kaltem Wasser waschen solle, und eS unnöthig wäre, daß dasselbe wieder zu ihm komme. DaS Mädchen hatte nur Augentriefen, daS aber so stark war, daß dasselbe die Augen nicht mehr öffnen konnte. Der OrtSpfarrer be- nutzte dieses, um sich zum Werkzeug des Wun- derS zu machen. Als er mit seiner Prozession vor der Kirche angekommen war, ließ er daS Mädchen vortreten und wusch ihm nach den ärzt- lichen Vorschriften und unter Hersagen von Ge- beten die Augen. Plötzlich rief das Mädchen entzückt auS: „Ich sehe wieder!" und die Menge fiel auf die Kniee, um dem Himmel für das Wunder zu danken. Spanien. Nach den neuesten Nachrichten aus Madrid ist Castelar von den CorteS zum Präsidenten der Erecutivgewalt gewählt worben. Er beabsichtigt 150,000 Reserven einzuberufen und 500,000 Milizen zu bewaffnen, um den Bürgerkrieg schleu- nigst zu beendigen. Italien. Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Rom vom 3. September.: Die Nachricht, daß Victor Emanuel nunmehr ganz bestimmt die Reise nach Wien und Berlin antreten werde, hat im ganzen Lande den freudigsten Widerhall gefunden. Der Perseveranza wird darüber auS Rom geschrieben: „Ich enthalte mich, Ihnen die große und all- gemeine Freude zu schildern, in welche daS Publi kum durch die Nachricht versetzt worden ist, daß der Wunsch deS ganzen Landes befriedigt werden wird. Seit langer Zeit hat man nicht (ine so allgemeine Uebereinstiwmung bei den Liberalen «glich« Färbung gesehen. Im Vatikan ist der Aerger ganz außerordentlich. Ueber Deutschland st man allerdings nicht überrascht, da man bieseS ängst aufgegeben hat, aber über Oesterreichs Aufführung wissen sie sich nicht zu trösten, und dem Kaiser Franz Joseph wird in den Unter haltungen dieser Herren sehr übel mitgespielt." Die Internationale in Rom ist in vollster Thätigkeit. Menotti Garibaldi und ein gewisser BedeSchini präsidiren den nächtlichen Sitzungen. Ricciotti Garibaldi ist nach London gereist, um, wie man sagt, sich mit bem dortigen Revolu- tionS - Comitee zu verständigen und zu berathen. Die zwei ehemaligen Garibaldinerhauptleute Berti und Juoco wurden nach Frankreich zu be- anderen Missionen gesendet. Di« italienische Regierung weiß von diesen Umtrieben; gber sie chreitet nicht dagegen ein. Vielleicht scheinen ie ihr zu unbedeutend, vielleicht hat sie Furcht, > dagegen auszutreten; denn «S sollen Senatoren und Deputirte damit verwickelt sein. j Rußland. Die Annäherung der Skandinavischen Höfe an Deutschland will der russischen Presse gar nicht recht paffen. Der „GoloS" hält sich zwar sür überzeugt, daß man dem Besuche des beut- schen Kronprinzen an den Höfen von Schweden und Dänemark durchaus keine politische Bedeutung beizumeffen und daß man eS hier vielmehr ein- fach mit einem Acte der Courtoifie zu thun habe^ doch findet eS das Blatt einigermaßen befrem dend, baß jetzt zwischen Kopenhagen und Berlin plötzlich Complimente tingetauscht werden, wo seit dem Jahre 1864 gespannte Beziehungen und gegenseitige Abneigung fortwährend herrschten. DaS Organ der russischen Nationalpa,tri wünscht zum Schlüsse den Dänen, sie mögen sür daS dem veutschen Kronprinzen bewiesene freundschaftliche Entgegenkommen mit einer günstigen Lösung des immer noch als Frage obschwebenben Artikels V deS Prager Friebens belohnt werden. Amerika. Wie sich auS amerikanischen Blättern ergiebt, machen die Bewohner von Philadelphia bereits viele Anstrengungen, ihre Weltausstellung zur Feier des hundertsten Jahres der amerikanischen Unabhängigkeit im Jahre 1876 möglichst groß- artig zu machen. Preise von je 1000 Pfd. St. sind auSgesetzt sür die 10 besten Zeichnungen zu dem beabsichtigten AuSstellungögebäube, und 40 Pläne sind bereits eingeliesert. Die ComilSS sind in voller Thätigkeit, und am 4. Juli ist von den Stadlbehörben der Grund und Voden^ auf welchem das Gebäude errichtet werben soll, ben Kommissaren überwiesen worben. Nach eingetroffenen Nachrichten auS TeraS richtet VaS gelbe Fieber in Galveston, Houston und Shreeveport große Verheerungen an. Viele Einwohner verlaffen die infizirten Ortschaften. Die Geschäfte liegen völlig darnieder. Auch die Cholera grasfirt heftig in vielen amerikanischen Städten. Nirgends will die Welt mehr Jesuiten dulden, selbst nicht in dem katholischen Südamerika. Mitte Mai hat der Bischof von Pernambuco in Brasilien die Freimaurer ercommunicirt (der Kai ser von Brasilien ist selbst Freimaurer). Ver geblich verlangte die Regierung die Zurücknahme des ErcommunicationSdecreteS. Da stürmte daS Volk daS Jesuitencollegium, zerstörte ihre Dru ckerei und der Bischof mußte nach Olinda flüchten. Vermischtes. Bei Gelegenheit eines von einer Privatgesell- chaft am 8. Seplbr. in Fürth veranstalteten ZeuerwerkS stürzte eine von einer dichten Zu- chauermenge besetzte, über einen Abgrund füh rende Brücke zusammen, wodurch 4 Personen getödtet und 69 verwundet (18 schwer, 51 leicht) wurden. Die „Wests. Z." meldet einen traurigen Un glücksfall aus dem in der Nacht zum 5. Sep tember in der Nähe von dem Städtchen Enger (bei Bielefeld) abgehaltenen Bivouak. Eines der leichten OsfizierSzelte hatte Feuer gefangen. Die in tiefem Schlafe liegenden Offiziere retteten ich mit großer Mühe bis auf einen — den Premierleutnant v. Ditfurth vom 55. Infanterie regiment. Dieser wurde, wie eS scheint, in der allgemeinen Verwirrung erst später vermißt und als halbverbrannte Leiche wiebergefunden. Die Pfälzer sind überglücklich, daß sie ein so reiches Tabaksjahr haben, Seit 1852 haben ie nicht so viel Tabak geerntet wie in diesem Jahre. ES giebt Tabak die Hülle und Fülle. Die Ernte hat in Ungarn nicht nur nicht den gehegten Erwartungen entsprochen, eS ist vielmehr nun mit Grund zu befürchten, baß daS gegenwärtige Jahr zu den schlimmsten Nothjahren zu zählen sein und die Hülseleistung deS Staa- teS vielseitig und dringend in Anspruch genom- men werden wird. Wie nun verlautet, hat die Regierung u. A. schon beschlossen, größere Stra»