Volltext Seite (XML)
-en festlichen Abschluß eine- seiner traurigsten Stücke Geschichte. AuS Nossen wird mitgetheilt, daß die Erdar. -eiten der Lommatzsch-Riesaer Eisenbahn, einer -irecten Fortsetzung der Noffen-Frriberger Bahn, gleich nach Aufhören deS Frostes im nächsten Zahre beginnen würden; die Verarbeiten sollen während deS Winters erledigt werden. Wenn auch selten, so giebt es auch vor dem «nsten Reichs'Oberhandelsgerichte (in Leipzig) Momente der Heiterkeit. In einer der letzten öffentlichen Sitzungen kam rin Wechselprozeß zur Verhandlung; der Acceptant legte einen Revers vor, nach welchem er nur dann an den Wechsel inhaber zu zahlen schuldig war, wenn durch des. sen Vermittlung die Ehe deS Acceptanten mit einer Erbin zu Stande komme. Zur allgemei nen Erheiterung vertheidigte sich ter HeirathS- Mäkler damit, der Andere sei am Mißlingen deS HeirathSprojecteS selbst schuld, weil er einmal in Gesellschaft brr AuSerkornen ringeschlasen sei. ES bedurfte dreier Instanzen, um brn Mäkler -aS Nichtige seiner Einwendungen klar zu machen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die vielbesprochene Frage, ob Fürst BiSmarck seinen kaiserlichen Herrn nach Wien begleiten werde, scheint nun in bejahendem Sinne ent schieden zu sein. Dem Kaiser werden sich ferner Prinz und Prinzessin Albrecht und der Groß» Herzog und die Großherzogin von Baben an schließen. Die Dauer beS Besuches ist vorläufig auf 4 Tage festgesetzt. Uebcr die politische Be deutung dieser abermaligen Monarchenbegegnung zu sprechen, ist wohl überflüssig. Hoffentlich wird der Kaiser gerade in den maßgebenden Kreisen den Eindruck empfangen, daß die Poli tik der freundschaftlichen Beziehungen zu Preu ßen-Deutschland in Wien eine ebenso ernst ge meinte, als nachdrücklich verfolgte ist, und wenn der Empfang, der ihm von Seiten deS großen Publikums bevorsteht und der ein wirklich groß artiger, bis jetzt noch keinem Monarchen in Wien zu Theil gewordener werden soll, in ihm die Ueber- zeugung weckt, daß diese Politik auch der po- pulären Grundlagen nicht entbehrt, so kann dies nur der Sache selbst zu Gute kommen. „Gleich nach der Rückkehr beS Bischofs Rein kens von seiner Vereidigung" — so schreibt der „Deutsche Merkur", das Organ der Altkaiholiken „wirb bie Synodal - Repräsentanz bei den Regierungen von Baiern, Baden und Hessen den ausführlich motivirten Antrag stellen, nun- mehr auch ihrerseits den Bischof anzuerkennen. ES unterliegt wohl keinem Zweifel, daß auch »on Seiten dieser Regierungen die Aner ennung ohne Schwierigkeit, hoffentlich auch ohne Aus. schub ausgesprochen werden wirb." Nachdem die renitenten kurhesstschen Geistlichen das erste Strafmaß (lO THlr.) nicht bezahlt und darum eine zwangsweise Versteigerung ihrer Möbel ic. über sich ergehen lassen mußten, ist denselben eben ein zweites Strafmaß von 2V Thlr. auferlegt worden, welche wiederum „bei Vermeidung der Erekution" binnen 3 Tagen bei der königlichen Regierungö-Hauptkasse einzuzah len sind. Für den Fall sortgesetzrer Renitenz wird eine dritte Erecutivstrafe von 30 Thlr. in Aussicht gestellt. Bei Auflösung der Feldpost hat der General postbirector allen an derselben Betheiligten für ihre aufopfernde Thätigkeit seinen Dank ausge sprochen. Die Zahl derjenigen Beamten rc. der deutschen Reichspostverwaltung, welche während deS Krieges 1870 bis l87I gefallen oder in Folge der im Felddienst erlittenen Verwundungen oder Krankheiten gestorben sind, beträgt 145. Die polnischen Clerikalen der Provinz Posen scheinen an die französische Restauration große Hoffnungen zu knüpfen. Einer ihrer entschie densten Anhänger, brr Rittergutsbesitzer v. Zol- towöki, hat sich dieser Tage nach FrohSdors begeben, um „Heinrich V." die Huldigungen seiner Partei darzubringen und die Aufmerksam- keit deS Monarchen auf die polnischen Verhält nisse zu lenken Bekanntlich bildet neben der Wiederherstellung beS Kirchenstaates auch dte- jenige „Polens" einen der vornehmsten Sätze in dem europäischen Programm der ultramon- tauen Internationalen. Die „Metzer Zeitung" schreibt: In der letz ten Zeit kamen säst täglich junge Soldaten in völliger Ausrüstung über bie französische Grenze und meldeten sich bei der hiesigen Militairbe- Hörde. ES sind dies ReichSländer, welche eine kurze Zeit in der französischen Armee gedient haben und aus verschiedenen Gründen sahnen- flüchtig wurden. Vor allen Dingen will den Leuten die 5 Jahr dauernde Dienstzeit nicht ge- fallen, noch viel weniger aber die gewachte miß liche Erfahrung, daß trotz der Opfer, welche sie Frankreich durch ihre Option brachten, ihnen oft ihre germanische Abkunft vorgeworfen und eine sehr stiefmütterliche Behandlung zu Theil wurde, sowie, baß man den vielen gemachten Ver sprechungen, als Begünstigungen und bergl. die ThatfniemalS folgen lassen wollte. Offenbar hat man eS hier mit irregesührten jungen Leuten zu thun, die weniger durch eigene Schwärmerei für Frank reich als vielmehr durch allerhand Aufhetzereien veranlaßt wurden, in Frankreich Militärdienste zu nehmen." AuS Rheinhessen vom 3. Ocibr. geht dem Frankfurter Journal nachstehender Aufruf an baS deutsche Volk zu: Tausende unserer Kameradeu leiden noch in Folge dis- ciplinarischer Vergehen im Felde und nicht; wie man wohl irrthümlich glauben möchte, wegen gemeiner Verbrechen auf den deutschen Festungen. Sie waren, sich gleich uns der militärischen Pflichten bewußt, ebenso treue Soldaten wie gute Bürger; sie sind freudig dem Rufe des Vater landes gefolgt und haben gern ihr Blut und ihr Leben für die gute Sache eingesetzt. Mehr oder minder bedeu tende Umstände ließen sie aber ihre Pflichten vergessen und die Folgen davon übersehen; Trunkenheit und Gereiztheit haben manchen zur lebenSläiialichen Festungshaft gebracht. Drei Jahre sind seitdem verflossen, und es ist noch keine Wendung in der Lage dieser Unglücklichen eingetreten. Wir hatten auf eine Begnadigung bei dem allgemeinen Friedenssestc in Berlin gehofft, aber vergebens. An dich, deutsches Volk, tritt nun die Pflicht heran, sich bei Sr. Maj. unserm allverehrten und allergnädigsten Kaiser und Kriegsherrn zu verwenden und Amnestie für diese un glücklichen Kameraden, welche auch ihr Theil zu den gro ßen Errungenschaften beigetragen, zu erflehen. Rhein- hessische Kriegervereint. Oesterreich. Am 24. September sand in Wien eine Ver sammlung von Ausstellern statt, bie sich mit Ven Arbeiten der internationalen Jury unzufrieden erklärte, weil verschiedene augenscheinliche Par- tcilichkeiten vorgekommen seien. So sind z. B. mehrere Firmen, bie gar nicht ausgestellt halten, mit Prämien bedacht, hingegen andere, die bei srüheren Ausstellungen schon aus'S Glänzendste vertreten waren, ganz übergangen worden; ver schlossene Säcke Hopfen wurden, ohne geöffnet zu werden, „untersucht" und prämiirt; Schweizer Uhrschlüffel, die nicht da waren, wurden preis gekrönt; Händler erhielten Prämien, während die Fabriken, aus welchen sie die Waaren be- zogen hatten, leer auSgingen; in der achtzehnten Gruppe erklärte sich bie Jury für incompeten» rc. Die Versammlung beschloß, sichln einer Massen- Petition an den Protektor der Weltausstellung, Erzherzog Rainer, und an die General-Direction um Abhülfe zu wenden und, falls eine solche nicht werden sollte, ein „Ehren-Jury" aus der Mitte der Aussteller zu wählen, welche die un berücksichtigten AuSftellungS-Gegenstände einer Nachprüfung unterwerfen soll. ES ist an die GeneralauSstellungSdirection in Wien das Verlangen gerichtet worben, die Weltausstellung noch über den bestimmten End- termin derselben (31. October) hinaus zu ver- längern, um hierdurch einerseits eine höhere Einnahme zu erzielen, andererseits noch weitere Gelegenheit zum Besuche der Ausstellung zu bieten. Die Angelegenheit wurde von der Ge- neraldirection vielfach erwogen, aber dem Ver nehmen nach ist der Antrag schließlich abgelehnt worden. Frankreich. Im Prozeß Bazaine ist man noch mit dem die Anklage begründenden Berichte d«S Ge nerals Riviere beschäftigt. Die wichtigeren Ver handlungen werben erst in nächster Woche be ginnen. Riviere'S Bericht beginnt mit einer Entwickelung deS für den Krieg gegen Deutsch land entworfenen FeldzugSplaneS uud geht da rauf zu einer Schilderung der Schlacht bei For- bach über, wobei sprciell auSgesührt wird, daß der Marschall dafür verantwortlich zu machen sei, daß er den durch überlegene Kräfte angegriffenen General Frossard nicht unterstützt habe. Der Bericht beschäftigt sich hierauf mit den Ereignis sen nach der am 12. August geschehenen Er nennung Hazaine'S zum Oberkommanvircnden, sür welche ihm ebenfalls die Verantwortlichkeit zugeschrieben wird, und hebt besonders hervor, baß die von dem Marschall begangenen Fehler zum Theil durch sei» Bestreben zu erklären feien^ sich der Oberaufsicht deS Kaisers, der fortwäh rend bei der Armee geblieben fei, zu entziehen. Der Bericht kommt nach der Entwickelung der Fehler, welche bis zum 16. August geschehen, zu dem Resultat, daß Bazaine niemals ernstlich die Absicht gehabt habe, sich von Metz zu entfernen. Der Bericht Hal natürlich im ganzen Lande an genehm berührt und Hoffnungen erregr, welche von den Klerikalen eifrigst genährt werben. Letztere machen daraufaufmerksam, baß die Ver- urcheilung Bazaine'S unbedingt einen europäischen Kongreß nach sich ziehe und Preußen gezwun- gen sei, Lothringen und Elsaß heraus zu geben, nachdem man in Trianon den Beweis deS Ver» raths geliesert habe. Närrische Käuze! — In Riviere'S Bericht ist mit angesührt, daß der olS Chef deS Nachrichtenwesens in Mac Mahvn'S Stabe fungirende Oberst Stoffel mehrere Depe schen Bazaine'S an Mac Mahon unterschlagen habe, was im Publikum wie unter den Richtern großen Eindruck machte. In Betreff deS Prozesses Bazaine theilt man der Wests. Ztg. mit, daß der Marschall daS Zeug- niß hoher deutscher Offiziere, darunter deS Prin zen Friedrich Karl und deS Kronprinzen von Sachsen, angerusen habe. Die beiden Genann ten würden selbstverständlich nur ein schriftliches Zeugniß abgeben können, dagegen wäre für die mündliche Aussage anderer Offiziere nur die Er» laubniß der Militärbehöibe erforderlich. Spanien. Die Aussichten sür bie Bewältigung der re gierungsfeindlichen Elemente haben in den letzten Tagen neue Nahrung erhalten. Wichtiger noch als die Thatsache, daß die Insurgenten von Carthagena stets fester in den Bereich ihrer Ver» fchanzungen eingeschlossen werden, sind die letz ten Erfolge aus dem karlistischen Kriegsschau plätze. Dort hat General MorioneS nicht nur Estella beseht, sondern auch am Montag ein karlistischeS Heer, welches bei Argazuza in Na varra außerordentlich starke Positionen inne hatte, völlig auSeinandergesprengl und lcbhast verfolg». Dieser neue republikanische Oberbefehlshaber operirt nicht wie seine Vorgänger mit kleinen Detachements, die immer den Angriffen schnell zusammengezogener überlegener Karltstenbanden ausgesetzt sind, sondern nur mit starken Divi sionen, über welche die -Karlisten keine Vortheile erringen können; eS soll daher unter diesen wegen ihres beständigen Zurückgehens bereits große moralische Niedergeschlagenheit herrschen. Der nächste Raubzug der Internationalen von Carthagena, welche Alicante bombardirt haben, soll der reichen Handelsstadt Barcelona, die von» einer ansehnlichen deutschen Colonie bewohnt wird, gelten» vorausgesetzt, baß bie aufrühreri schen Schiffe zn einem solchen Zuge noch dienst fähig geblieben find. Von Barcelona schreibt man der „Kölnischen Ztg.": „Ob die deeutsch