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Stillen und auf der andern Seite befördert man au-gediente Offiziere, die von dem Postwesen kein« Ahnung hatten und sich npn schnell einen Ueberblick über den Geschäftsgang aneignen müssen, zu Vorstehern von Postanstalten. Die Schlußfolgerung liegt zu nahe, als daß sie noch der Ausführung bedürfte. Die Einrichtuilt stammt noch aus der Zeit, da den auögeditMn Unteroffizieren die Schullehrerkellen als Ver- sorgung zu Theil wurden. Heutzutage sollte man jedoch den Offizieren a.' D. andere Ruhe- posten als Postvorst,Herstellen zuweisen. Auch im Postbienst des deutschen Reichs ha ben jetzt Krauen Aufnahme gefunden und das neueste Stück deS „Post-AmtSblatt" meldet die Annahme einer „Post-Agentin", woraus zu schlie ßen ist, daß dieselbe ihrem Amte selbstständig und unter eigner Verantwortung vorsteht. 3n Metz herrscht abermals bei der großen Masse die Uebcrzeugung von einem nahen Um- fchwung der Dinge, welcher Metz an Frankreich zurückbringen werde, hervorgerufen von der rast los im französischen Interesse wirkenden katholi- fchrn Geistlichkeit. Damit ist ein neuer leiden schaftlicher Deutschenhaß erwacht, der bei jeder Gelegenheit zu Reibereien und Händeln führ». Als einziges und wirksamstes Gegenmittel wird empfohlen, von moralischen Eroberungen in dem ultia'ranzösisch.gesinnten Metz gänzlich adzusehen und vor allen Dingen baS Ressortverhältniß aus- zuhebcn, welches lothringische Geistliche unter das BiSthum Nancy stellt, sowie alle Gemeinde- beamten, Friedensrichter rc. rücksichtslos von ih ren Posten zu entfernen, welche noch immer die Eidesleistung verweigern. Die „Zeitung für Lothringen" schreib auS Metz vom 24. Septbr.: Bei Gelegenheit der Rückkehr unserer Okkupationsarmee aus Frankreich, welche bei Bagneur zwischen Donrourt und Gravelotte die deutsche Grenze überschritt, mit welchem Act daS -letzte Nachspiel deS Krieges von 1870 beendigt wurde, dachte wohl Niemand daran, daß jene Stelle auch in historischer Hinsicht ein gewisses Interesse erweckt. Auf der Südseite der Straße nach Gravelotte steht nämlich neben dem neuen gelben Grenzsteine Nr. 567, der nach Frankreich ein b, nach Deutschland ein 0 trägt, noch ein alter, geschwärzter Grenzstein, der auf der nach Westen gerichteten Seite die Inschrift „Deere äe H'eaoee" trägt und in alter Zeit schon die Grenz« zwischen Frankreich und Deutschland an derselben Stelle bezeichnete, wo heute wieder die neue Grenze gezogen ist. Unsere Truppen haben da her an diesem Punkte nicht bloS die neue, son dern auch die uralte Grenze überschritten. Während ausländische und selbst deutsche Blätter gewisser anrüchiger Farbe dem Fürsten Bismarck nach Lamarmora'S Enthüllungen über Vie Vorereigniffe deS 66er Krieges gern vor- wurfsvoll etwas am Zeuge flicken, sagt der 4» Chur (Schweiz) erscheinende demokratische „Freie Rhäiier" in einer Besprechung jenes BucheS: „Der Sache nach hat Lamarmora Bis marck ein ehernes Monument des Ruhmes ge setzt, denn erst nach seinen Enthüllungen ist man vollends im Stande, ja gezwungen, die einsame Größe und EeiftrSgewalt des eisernen Grafen zu erkennen, welcher durch die Hunderte von -Hindernissen und Fußangeln seinen schweren, nber entschlossenen Gang ging und unter dem Gekrächze aller neidischen und blinden Fleber- «näuse den ungeheuer« Umschwung vollbrachte, welcher die schlummernde Germanenwelt geweckt und sie sofort in den Kampf gegen die Priester- staaterei und daS jesuitische Papstthum geführt hat." Auf die Auslassungen deö „VolkSstaat" und seiner säubern Consorten brauchen wir un sern Lesern gegenüber nicht Bezug zu nehmen. Die Gesammtverluste der sämmtlichen im Krieg mit Frankreich ausgebotenen deutschen Sireiikräste in der Armee und Marine, sowohl infolge der Gefechte als durch Krankheiten, also Tobte, Ver- wundet«, Vermißte und an Krankheiten Verstor bene, belaufen sich auf 141,024 Mann, wob^i nicht zu verhessen ist, daß unter den Vermißten Vie unverwundet iw Gefangenschaft Gerathenen ohne weiter^ Beschädigung davongrkommen sind- Unter den 40,881 Todten, die sich in jener Zahl befinden, sind 28,506 infolge äußerer Gewalt, also überwiegend infolge der Gefecht«, 12,285- an Krankheit«» g«storb«n, in Bezug auf d«n Ge- sundheitSzustand d«r Arme« «in w«it günstigere- Vtrhältniß als daS in der preußischen Armee vom Jahre 1866, wo 59 Proc. an Krankheiten zu Grunde gingen. Die eigentlichen GesechtSver- luste beziffern sich demnach auf 128,739 Mann. Oesterreich. Am 29. September waren eS 600 Jahre, daß Rudolph von Habsburg zum deutschen König gewählt wurde und damit die habsburgische Dy nastie ihre lange und ruhmvolle europäische Laufbahn antral. Die „Wi.ner Presse" feiert diesen weltgeschichtlichen ErinnerungStag durch einen schwunghaften Leitartikel, dem wir folgen den deutschfreundlichen Passus mit Genugthuung entnehmen: „Oesterreich, daS zu viel besaß, als daß der Götter Neid nicht rege werben sollte, ist groß und retch geblieben. Ohne Groll und Harm erblickt eS die Krone deS neuerstandenrn Reiches auf deS Hohenzollern Haupt«, mit auf richtiger Freundschaft drückt «S dem König die Hand, der Millionen von uns loslöste, um si« einem nationalen Staate einzuverleiben. An der Stelle der alten Ostmark ist nach sechShun- bertjährigrm Bestand« daS gegenwärtige Oester- reich: daS ist „rin Wunder, «ine Gnade", di« deS OefterreicherS Herz mit stolzer Zufriedenheit und Zuversicht erfülle» muß." Spanien. Zu der interessanten Frage, woher die Carli sten Vie Gelder nehmen, mit denen dieselben den Krieg gegen die Republik führen, verdient be merkt zu werden, daß die Sache deS Don Car los in Oesterreich sehr viele Anhänger, besonders in feudal-ultramontanen Kreisen, zählt. Don Carlos ist mit vielen hervorragenden Vertretern der österreichischen Aristokratie und Hierarchie persönlich befreundet, so mit dem Grafen Clam, den Lobkowitz rc>, besonders aber mit den adeli- gen Familien von Graz, wo er sich oft und gerne ansgehalten hat. Hier gehört auch zu seinen besonderen Prolecloren der bekannte Bi- schos Zwerger, von dem man erzählt, daß er sich um die pecuniären Verhältnisse seines Schütz lings ganz besonders kümmere. Hr. Zwerger hat eine förmliche List« angefkrtigt, mit welcher er um fromme Beiträge für den frommen und legitimen Zweck haustren geht. Erzherzog Al bert figurirt, wie versichert wird, aus dieser Liste mit 5000 FrS. In die Kategorie der Heilern Nachrichten ge- hört ein Brief deö in seinen alten Tagen so überaus schreibelustigen Garibaldi an seinen Freund Cerretti, wo eS heißt: „Ich habe Castelar zeschrieben: Wir haben Euch unser« Dienste nicht angeboren, weil wir glaubten, daß Ihr st« nicht nöthigt hättet, und wir beschränken unS deshalb auf fromme Wünsche zum Besten der spanischen Republik. Orense habe ich schon früher gefragt, ob er keine italienische Frrischaaren brauche, habe aber keine Antwort erhalten. Deshalb habe ich Niemand gerathen, nach Spanien zu gehen, wiewohl ich auch keinem abrathe, wenn er Lust hat, eS zu ihun." Sonst ist von einer Schlappe der Carlisten zu melden, die die Belagerung der Festung To- losa deö AnrückenS der RegierungStruppen wegen aufgaben. Italien. Der König ist bei seiner Rückkehr von Berlin auf allen italienischen Eisenbahnstation«« von der Bevölkerung mit großem Enthusiasmus em pfangen worden. An mehreren Orten waren MustkrorpS ausgestellt, welch« untre dem VüW der Versammelten abwechselnd die italienische, die deutsch« unddie österreichisch« BolkShymye spielt««. Montag früh ist Victor Emanuel in Turin «ingrtroffen, Im Befind«» des Papst«» ist wohl ein« Wen dung zur v«ff«rung eingetreten, doch bleibt die allgemeine Schwäch«. Besonder» sost ihm i« gegenwärtigen Augenblicke sein« schmerzlich« Ohn macht sehr lästig fallen; auch soll ihm d«r Zug in die Glieder gefahren sein, — den Victor Emanuel nach Deutschland unternommen. Vom Papste wird folgendes Bonmot erzählt: Dieser Tage erschien der Cardinal ASquini bei Sr. Heiligkeit. Dieser Cardinal ist eines der ältesten Mitglieder deS CardinalcollegiumS, er wurde noch von Gregor XVI. mit dem Purpur bekleidet. PiuS IX. sagte ihm: „Ich lnreit- mich zur Reise in die Ewigkeit vor; hundert Creaturen, die mein Vorgänger, die ich geschaffen, gingen mir voraus. ES fehlt nur noch die hundert und erste, um die Salv« voll zu machen, die meinen Tob verkündet." Der greise CardinÄ, der diese Worte auf stch bezog und ihnen die Bedeutung einer Prophezeiung btimißt, würde durch diesen Scherz PiuS IX. so erschüttert daß er seitdem bedenklich krank zu Bette liegt. - Türkei. ,-»<7 Da nirgends viel passtrt, bemerkt di« „Obiit^ Dfztg." in ihrer Umschau, so wollen wir^M mal gelegentlich nach den Türken und Giiechiln auSschauen. Obwohl man sticht viel von beiden reden hört, so sie,ht es doch bei bilden Nachbarn * elend und wüst aus. Beide find zuvördeist m den allererbärmlichsten Finanzverhältnissen, bild« Staatsschulden im Verhältnisse zur Fin'aNzkrW «norm hoch; Abgaben gehe» gar nicht oder schlecht ein, weil der Unterthan thrilS nicht zah len kann, theilS nicht zahl«« Mag. Darum iß deS Borgens kein Ende, und der Türke vrrspricht gern bis zu >2 Procent Zinsen. Ganz unfehl bar wird er in baldiger Zukunft Bankerott mach«» und damit wohl dieses barbarische StaatSwesm daS verdiente End« finden. Bei den Griechm steht «S nicht viel besser, Schulden über Schul den, und dabei unregelmäßige Einnahme gletch- wie bei dem Ungläubigen. Obwohl Griechen land fast drei Mal so groß wie Sachsen ist, giebt eS doch erst andeithalb Meilen Eisenbahn und etwa 10 Meilen ordentliche Straße. De» Lebens und deS EigenthumS ist man weder bei dem Gläubigen noch dem Ungläubigen irgend- sicher, Raub, Mord und Brand tagtägliche- Er etgniß. Und doch enthält insonderheit di« Tür kei die fruchtbarsten Gefilde und die m«tallr«ich- sten Gebirge Europas, sodaß dort der höchste Wohlstand sich zu entwickeln vermöchte, verhin derte dies nicht die türkische Rohheit, Faulheit und Dummheit, bei dem Griechen aber die Träg heit und der ununterbrochen wüthende politische Parteihader, womit man sich in diesem kau« anderthalb Millionen Einwohner zählenden kleine» Staate bis auf daS Blut gegenseitig verfolgt. In diesem gräulichen Elende ist man gleichwohl überstolz, indem man auf ein künftiges griechische» Kaiserchum mit Konstantinopel als Hauptstadt speculirt, als ob die Bulgaren, welche das Haupt volk in der europäischen Türkei bilden und ruhige, fleißig« und sparsame Ackerbauer sind, nicht «ri- ftirten, welche niemals unter griechische Knecht schaft stch begeben werden und Kraft genug be sitzen, sich ihrer zu erwehren. Asien. Der Schah von Persien ist am 22. v. M. in Kanb eingetroffen und hat im dortigen Palaste die Prinzen und die Minister «mpfangen. Der Schah gab seine Absicht kund, ein besseres Re- gierungssystem in Persi«n «inzusühren, zu wel-