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Atid Zwei-Guldenstücke erlassenen Anordnungen. Allein eS stellt sich heraus, baßauS der bisheri gen Dulvung ver österreichischen Silbermünzen «in so massenhaft»? Umlauf, namentlich dec Vier- tel-Guldenstücke (5Sgr.) entstanden ist, daß daS Verbot derselben zu unabsehbaren Verwickelungen führen müßte. Man wird in dieser Beziehung also wenigstens für ein erträgliches UebergangS- stadium sorgen müssen. Es ist hervorzuheben, daß ein förmliches Verbot der Viertel - Gulden- ftücke noch nicht ergangen ist. UebrigenS schwe- den in dieser Beziehung, wie wir erfahren, noch Verhandlungen mit den Bundesregierungen, von denen einzelne daS Verbot ^der österreichischen Sil- dermünzen befürworten, andere der Gewährung thunlicher Erleichterungen für daS UebergangS- stadium VaS Wort reden. Unter den Gesetzen, welche dem nächsten Land- lag? vorgelezt werden sollen, wirb sich auch eine neue Gestndeorbnung befinden. Der LandeS- «ulturrath hat sich auch mit dieser Frage beschäf- ligtpnb die Schaff,ath'schen Anträge,- die , den «sten Arflpß zur Neurkssulirung' de» Gtfindeorb. WNg Hot,n» geprüft- Tbeilweise wurde, wie die „Dr. N." berichten, den Vorschlägen vr. Schaff. rarh'S zugestimmt, theilweise wurden sie abge- lehnt. DaS Resultat der Beschlüsse des Landes- eulturrathS wird von der Regierung bei AuSar beitung einer neuen Gesindeordnung mit ver- werchel werben. Die Prüfung deS Verhältnis. ' seS zwischen den ländlichen Arbeitern und den Gutsbesitzern dürfte auch bei den Wahlen nicht ohne Einfluß sein. , Wegen Theilnahme an den iss jüngster Zeit in Leipzig vorgekommenen bekannten Nachterces. kn sind innerhalb der Zeit vom 23. bis 29. August 274 Personen verhaftet worden, und Mar durch Polizeimannfchaften 88, durch Mili- tär 136, gemeinschaftlich 5V. Davon wurden 147 entlassen, weil ihnen weder Widersetzlichkeit, noch Theilnahme am Aufläufe, noch eine sonstige mit Strafe bedroht« Handlung nachzuweisen war. Dt« übrigen 127 Perforien wurden in Haft be- halten und zwar wegen Aufruhr und Diebstahls L, wegen Aufruhr 15, wegen LandfriedenbrüchS I, wegen ÄuflaufS 44, wegen Ungehorsams 60, «egen Wtbrrsetzung 1. Von diesen sind wie »erum 69 Personen der königl. StaatSanwalt- schäft beziehentlich dem königl. GerichtSamte im BezttkSgerichte überwiesen; die verbleibenden 58 ober polizeilich bestraft worden. TageSgeschichte. Deutsche-Reich. Die am 2. September stattgefundene Ent- hüllung deS SiegrSdenkmalS, welches in Berlin zum Gedächtniß Ver Siege von 1864, 1866 und 1870j7I errichtet worben ist, ist unter zahlreich- -er Bttheiligung in feierlichster und festlichster Weise verlausen. Kaiser und Kronprinz wurden jubelnd empfangen. Bei der Festtafel gedachte -er Kaiser zunächst der Gefallenen und brachte denselben daS erste GlaS, worauf er sortfuhr: . Wahrend eines segensreichen Friedens eines hal ben Jahrhunderts ist in Preußen die Anerkennung der ruhmreichen Thaten der Befreiungskriege nie erloschen. Diese Erinnerung hat im Herzen der jungen Generation wiedergetönt und sie gehoben als eS galt, von Neuem zu den Waffen zu greifen. Sie hat die Arme gestählt zu neuen Siegen und die Opferfreudigkeil deS Volks belebt und die geschlagenen Wuiiden sorglich und lie> bend gepflegt. So ist jene Mahnung zur Nach- «tfrrung in erhebendster Art in Erfüllung ge gangen. Die Siegessäule verkündet der Mit- und Nachwelt, was Hingebung und Ausdauer vermögen, In Verbindung mit unsern treuen Verbündeten im letzten, glorreichen Kriege schrit- ten wir von Siegen zu Siegen, welche Gottes gnadenreicher Wille unS bescheiden wollte bis zur Einigung Deutschlands im neu«n Kaiser- «iche. So leere ich mein GlaS zum Danke dem opferwilligen Volke, zum Danke meinen hohen Verbündeten, zum Danke für unsere rühm- reichen Armeen. Der „Kölnischen Zeitung" schreibt man auS der Schweiz vom 21. August: In den letzten zwei Jahren hat sich die öffentliche Stim mung in der Schweiz Deutschland gegenüber wesentlich verändert, wie sich jeder überzeugen kann, der mit einsichts vollen Männern des Landes den Gegenstand bespricht. War es unmittelbar unter und nach dem Kriege das Ge fühl des Ungeheuern Abstande» an politischer Macht, wel ches den Schweizer in cme unfreundliche Beurtheilung der neuen deutschen Weltstellung verleitete — auch die Völker sind der Versuchung des Neides ebenso gut ausgesetzt wie die Einzelnen — so hat zunächst die durch und durch friedliche Stimmung und Richtung der deutsche» Politik, welche von der gcsammten Nation getragen wird, den fried liebenden arbeitsfrohen Schweizer überzeugt, daß die Deut schen wirklich nicht beabsichtigen, die ganze Welt in.Brand zu stecken, sondern sich einfach gegen die Franzosen ihrer Haut wehren, wie eS jeder brave Mann und jede tüchtige Nation thun muß. Auch die maßvolle Behandlung der benachbarten stammverwandten Elsässer konnte nicht ver fehlen, als thatsächliche Widerlegung der französischen Je- rcmjaden nyd Lügen zu dienen, wobei anzuerkennen ist, baß Vie Blätter der französisch rebendm Schweiz Kur in seltene» Fällen da» Echo der Pariser Blätter abgeben. Vor Allem und für den Umschwung der Stimmung ganz entscheidend hat die Haltung gewirkt, welche da» Deutsche Reich in dem Kampfe für den modernen Staat und ge gen den Ultramontanismu» eingenommen hat. Man kann von einfachen Männeru aus dem Volke ebenso wie aus den Kreisen der tonangebenden Politiker das offen und gern gegebene Zugeständniß hören, daß nur das Auftreten der NeichSregiernng und de« Reichstages gegen die Jnter- ventionSgelüste der Schwarzen zu Gunsten des Papstes, sowie.die Vertreibung der Jesuiten und die damit im engsten Zusammenhänge stehende preußische Gesetzgebung und die energische Unerbittlichkeit, womit sie jetzt durch die Regierung gehandhabt wird, e» ermöglicht hat, in der Schweiz mit derselbe» Festigkeit aufzutreten und sowohl in der allgemeinen eidgenössischen Politik, als in den ein zelnen Kantonen den Feind, der auch das schweizer StaatS- wesen ebenso wie da« deutsche unterwühlen und verderben möchte, mit festem Griffe zu packen. Man fühlt sich in diesem allgemeinen Culturkampfe seitens der liberalen Schweizer, gleichviel welcher Confessio», als natürliche» Bundesgenossen des Deutschen Reiches, und weiß, daß die Schlachten, welche dort gewonnen werden, auch der Frei heit und dem Fortschritte in der Schweiz zu Gute kom men. Im Bewußtsein dieser Zusammengehörigkeit tritt der Einzelcanton wie die Bundesregierung mit jedem Tage entschiedener auf. „Für Deutsche ist eS jetzt eine wahre Lust zu reisen." Dieses Thema führt Franz v. Löher in seinem Artikel „Auf dem Pic von Teneriffa" (in Nr. 152 fg. der Augsburger Allgemeinen Zeitung) folgendermaßen auS: „Wo ein deut- fcheS Wort ertönt, horcht alles auf: die einen wollen von Deutschland mehr wissen, die andern wenden sich unwillig ab: bei allen giebt sich unwillkürlich eine gewisse Achtung zu erkennen. ES ist den Leuten wie Schuppen von den Au gen gefallen; unsre Kaiser deS Mittelalters sind zu Ehre gekommen, und wir zu Hause haben keine Vorstellung davon, in welch hohen dunklen Umrissen sich vor andern Völkern unsere Zukunft emporbebt. Die Engländer lassen gern merken, daß sie doch eigentlich unsere Vettern seien — ja wohl, Vettern von der feinen Sorte der Geld macher. Die Spanier hegen wider die Franzo- scn einen glühenden Nationalhaß, von Englän- Vern wissen sie sich auSgebeutet, die Italiener achten sie lief unter sich; da wirft sich alles, waS sie an Bewunderung für ihre eigne Person nicht verbrauchen, auf Deutschland. Ein Ge neral sagte mir: er habe den großen Krieg ge. nau studirt und finde alles äußerst natürlich, nur die MannSzucht unsrer Soldaten bleibe ihm ein Wunder. Den Studenten erschien Deutsch- land als daS Land hoher Ideen und Wissenschaft, wo alle Welt Kraufe'sche Philosophie treibe. Die Kaufleute priesen unsere Theilung deS Grundbesitzes, welche daS Land mit fleißigen und wohlhabenden Bauern fülle, die allerlei Waare verbrauchten. Einen Geistlichen aber, der als Oberpfarrer nach einer spanischen Insel ging, bekümmerte «S hauptsächlich, ob bei den deutschen Katholiken die Hostie rund ober drei- eckig sei?" Während deS Feldzuges gegen Frankreich ha ben sich öfter Stimmen vernehmen lassen, welche die Haltung der baiertschen Truppen einer mehr oder minder scharfen Kritik unterzogen. ES ist deshalb — schreibt man osficiös — wohl rin e ganz besondere Pflicht der Presse, daraus hinzu- weisen, daß den baiertschen Truppen, welche i» jüngster Zeit an der Okkupation der französischen Ostprovinzen Theil grnommen haben, von Sei ten der französischen Bevölkerung, wie VaS auS zahlreichen Kundgebungen in der Press« hervor- gehl, daS günstigst« Zrugniß ertheilt wird'. Die großen Cavalerieübungen, welche vor Kurzem b«i Jeßnitz im Anhaltischen unter dem Prinzen Friedrich Karl und dem Generalmajor v. Schmidt abgehalten wurden und die in diesem Monat unter General v. Schlotheim fortgesetzt werden sollen, bilden eine hervorragende Erschei nung auf militärischem Gebiete, da schon seit einer längeren Reihe von Jahren keine derartige ' Zusammenziehung größerer Eavaleriemaffen statt- gefunden hat. Dieselbe bezweckt die Hebung in der Verwendung größerer Cavaleriekörper auf dem Gcsechtefelbe und wird deshalb von zwei der hervorragendsten Eavalerfesührern der deutschen Armee geleitet. Im Anschluß hieran fei bemerkt, daß die sämmtlichen Reiter-Regimenter deS Heere» Berichte darüber haben einreichen müssen, wie sie mit den durch den Krieg in ihre Hände ge langten französischen Pferden zufrieden gewesen sind. Die Urtheile waren sehr abweichend von einander, sprechen im Allgemeinen sich aber da hin auS, daß die Regimenter die preußischem Pferde in fast allen Dienstangelegenheiten den französischen und ünter diesen, namentlich denen der Berberrqce vorziehen. Die Weisungen bezüglich der völligen Räu mung deS noch occupirten französischen Gebietes nach Abzahlung der letzten Milliarde der Kriegs» contribution, von denen jetzt vielfach die Rebe ist, sind schon Ende Juli durch den kaiserlichen Erlaß über die Demobilisirung deS Ober» Kom mandos der Okkupationsarmee, welche mit der Räumung von Verdun zu erfolgen hat, ergangen. Bis zur dritten Septemberwoche soll sich kein teutschrr Soldat mehr auf französischem Bodem befinden. Wie man hört, befinden sich bis jetzt etwa 6000 Elsaß-Lothringer im deutschen Heere; wohl an 80 derselben waren aus eigenen Wunsch der Okkupationsarmee zugetheilt; unter den die Linie Straßburg-Kehl passirendcn Truppen befanden ich allein gegen 30, meistens Ziethen'sche Hu- aren und Ulanen. In dem verflossenen Jahre sind in den alten preußischen Provinzen 16,474 Personen, darunter 55 Juden, 15,455 Katholiken und 964 Tisst- btnten, zur evangelischen Religion übergetreten. Die meisten Uebertritte sind in der Provinz Schlesien, in der Rheinprovinz und in der Pro vinz Brandenburg erfolgt. Im Streite zwischen Staat und Rom ist ein neuer energischer Schritt des Erster» zu melden. Der Bischof Koett von Fulda wurde wegen An- ellung von Geistlichen ohne Genehmigung de- StaateS vom Kreisgericht nach § 22 des Kir» tengesetzeS zu 400 Tdlr. Geldbuße oder zu L fionaten Gefängniß verurtheilt. Erzbischof Le- ochowSki von Posen wurde wegen ungesetzlicher Anstellung von Geistlichen i» 6o»tumscium zu 200 Thlr. Strafe verurtheilt. In verschiedenen preußischen Provinzen finden ich Andeutungen über ein eigenthümlicheS Manö ver, das sich diejBischöfe ausgedacht, um die Negie rung bei Ausführung der Kirchengesetze in Ver- egenheit zu bringen. ES scheint beabsichtigt zu ein, der Regierung durch massenhafte. Gesetzes- Verletzung bange zu machen. An einem und temselben Tage sollen alle bevorstehenden V«- etzungen und Neubesetzungen auSgesührt wer- ten, natürlich ohne die gesetzlichen Vorschriften zu beachten, und dann, so redet man sich ein, verde der Regierung doch der Muth vergehen. )aS gerichtliche Einschreiten gegen so viele sarrer würbe natürlich eine allgemeine Nusre- ung zur Folge haben, und darauf beruht die ierechnung der geistlichen Herren. Diese-