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kaiserlichen Pavillon, als die Herrschaften von der Tafel weg eben die Equipagen bestiegen und »ach dem Jndustriepalast fuhren. Der Held des LageS saß in einer sechsspännigen Carvsse, ne- Pen ihm der Kaiser von Oesterreich und vor Vie sen beiden Majestäten ein österreichischer und ein Persischer Würdenträger. Die unzähligen ande. rrn persischen Herren, bis zu den Dienern herab, ^»nd eine Anzahl österreichischer Offiziere und Civilpersonen folgten theilS in weiteren 13 Equi- Pagen, »Heils zu Fuß nach. — Als ich, — ich wollte sagen als die Majestäten mit dem Ge- solge Vie Rotunde betraten, begrüßten sie „Glo- «kenton und Orgelklang" und Vann wurde von der inneren Galerie der Rotunde herab von et ner Militairkapeve der persische Marsch — von Strauß übertragen — abgespielt. ES war in der That ein ganz festlicher Empfang. Durch di« in der Rotunde versammelte dichte Menschen menge hindurch hatten Vie AuSftcilungS- und Polizeibeamten dem Festzuge einen Weg zu bah. »en, was keine Kleinigkeit war, denn der An drang war ein ganz ungestümer. Coll doch heute der besuchteste Tag der Ausstellung überhaupt setn l Den ganzen Zug auf Papier zu malen, müßte einen recht bunten Bilderbogen abgeben. In allen Farben waren Uniformen vorhanden. Rächst einigen Herren in Civil — von der AuS- ftellungS-Deputation — folgten die beiden Herr scher, der Kaiser von Oesterreich in einfacher Uniform eines Artillerie-Obersten. Der Schah hingegen erschien in vollster Pracht, den Rock über und über mit Diamanten besetzt, die Knöpfe waren von Smaragden gebildet. An der bekann ten Lammsellmütze fehlte die Diamant - Agraffe auch heute nicht und am Säbel blinkten die Brillanten uud sonstigen Edelsteine — fürwahr eS ist der Schah, von der Sonne beschienen, «ine wirklich hervorleuchtende Person, das wird ihm Niemand absprechcn können. Die Menschen- menge und die Ausstellungsgegenstände musterte « fortwährend, die Brille vor die Augen neh mend. Nun aber daS Gefolge, Prinzen und Würdenträger; wer da die Persönlichkeiten alle unterscheiden wollte, der müßte in Persien Stu dien darüber gemacht haben. Fast Jeder trug «in anderes Costüm, auf welchem die Orden nicht fehlten. Einige ältliche Herren erschienen in maitfaibigen, langen Seidenröcken, welche bald ein Aussehen — wie echte deutsche Schlafröcke hatten, nur die rochen Quasten fehlten noch da- rani — Auch von den 5 Knaben waren einige mit im langen Zuge, den Beamte und Offiziere in österreichischer Uniform schloffen. — Doch, fünf persische Diener will ich nicht vergessen, welche dem König der Könige unentbehrliche Gegenstände nachtrugen: Operngucker, Sonnen- schirm, Tschibuk, Nargileh (die Wasserflasche mit Tabakspfeife) und Regenmantel! Durch die Rotunde und West- und Ostlranscpl hindurch führte der Kaiser seinen Gast. Daß die Dia- manten, welche unter England, Frankreich und Oesterreich ausgestellt sind, die lebhastcste Freude DeS Schahs hervorriesen, läßt sich denken, soll «r doch den einen großen Diamant, dessen Werth auf Mill. Thaler geschätzt wird, gegen eine Biertelftundc lang besehen Huben. Auch Porzel- lan, GlaS, Statuen, — und unter den Anwe- senden schöne Frauenspersonen fanden Gnade vor seinen Augen. — Die persische Abtheilung der Ausstellung wurde natürlich auch in Augenschein genommen. Ich will dieselbe gleich kurz erwäh- neu: Die Hauptobjecte bilden die nach ihrem« KabrikationSlanbe auch weit und breit bekanrtten und benannten persischen Teppiche und ShawlS, welche in reicher Auswahl und wirklich schöner Waare ausgestellt sind. In zweiter Linie find die Holz- waaren zu nennen, welche in recht sorgfältiger Ausstattung - Mosaik und bemalt — durch Möbels, Chatoullen, Spiegel rc. präsentir« wer den. DeS einen Möbelstückes Zweck ist sehr zweifelhaft, eS sieht bald aus wie eine Bettstelle, doch mehrere Bilder beweisen, daß eS der Thron sein soll, auf dem „Seine Majestät" mit unter- geschlagenen Füßen zu ruhen geruht und der an- geftellte Aufseher sagt gar, eS erfülle beide Zwecke — Bett und Thron — in einem Stücke. Welche Deutung soll da wohl die rechte sein? Biel wirb berichtet von der Blutherrschaft, welche der hier so sriedlich erscheinende Schah in seinem Reiche zu führen gewöhnt ist, nun wenn man die Waffen, so kostbar sie zum Theil auch auS- grstattet find, in Persien selbst sehen würbe und hätte kein gutes Gewissen vor dem Schah, dann dürfte beim Anblick der Säbel, Dolche», doch ein sonderliches Gefühl am Halse entstehen. — DaS persische Wappen, Sonne unv Löwe, er- scheint in derAuSsührung, wie man eS hierauf den BerpackungSetiquetten der HanbelSprodukte des Reiches und auch am Portale findet, schon mehr als ein Löwe, der Vie Sonne trägt, — mich dauert der arme Löwe, er muß sich bei den jetzigen HundStagen noch ertra daS Fell von der Sonne wärmen lassen! — Wie lange die An- Wesenheit des Schahs dauern wird, ist mir nicht bekannt. Er wird jedenfalls Vie Ausstellung mehrmals besuchen und Paraden finden doch ge- miß auch statt, die erste war wenigstens für Mitt- woch angesagt. Jedenfalls zeigt sich der König der Könige den guten Wienern, die mehr seine Diamanten als ihn selbst bewundern, noch oft. — DaS Vertheilen der „Sonnen- und Löwen- orben" Hal schon begonnen, indem Kronprinz Rudolph und Graf Anbrassy den jedenfalls lan- gen Reigen am Freitag eröffnet haben. — Man sagt sich hier, eS seien schon viele Knopflöcher bereit, um derartige Orden aufzunehmen. k-§. OertlicheS und Sächsisches. Erfreulicherweise scheint im Befinden Er. Majestät des Königs ein« Wendung zur Besse- rung ringetreten zu sein. Derselbe hat in den ersten Tagen Vieser Woche im Pillnitzer Schloß, garten, sich in einer Senfte tragen lassend, Er quickung in der frischen Luft gesucht. Die neu- sten Bulletins lauten: Pillnitz, 5. August. Die Nacht war gut; Se. Mas. der König hat den größten Theil der- selben geschlafen, fühlt sich jedoch trotzbem wenig gestärkt. Pillnitz, 6. August. Se. Majestät der König haben ruhig geschlafen; die Mattigkeit ist geringer. vr. Fiedler, vr. Carus, vr. Ullrich. Möge recht bald die Nachricht besten Wohlbe findens deS verehrten Monarchen zu uns ge langen und demselben noch lange der Genuß eines Heilern LcdenSabendcS nach so vielen Stürmen und SchicksalSschlägen beschicven sein! Frankenberg, 6. August. Vom Dirigen ten VeS chemischen Laboratoriums unserS Tech- nicum, Herrn vr. Nettl, erhalten wir nach- stehende Zeilen, die wir mit Dank für seine ver dienstvolle Arbeit zur Kenntniß unsrer städtischen Leser bringen. Geehrter Herr Redacteur l Um die Gewißheit zu erlangen, welcher von den hiesigen Brunnen daS zum Trinken beste Wasser liefert, unterfuchte ich in Gemeinschaft mit vem Studirenbcn der Chemie am hiesigen Technikum Herrn B. Knille das Wasser dreier Brunnen, Vie am häufigsten benutzt zu werben scheinen. Da ich annehme, daß Vie Resultate dieser Untersuchungen sür die Bewohner Fran- kenbergS von Interesse sein dürsten, so ersuche ich Sie in Ihrem geschätzten Blatte denselben Raum zu geben. Hochachtungsvoll vr. Nettl. Frankenberg, den 4.s8. 73« I. Wasser aus dem Brunnen am Bader berg. Enthält in 1000 Theilen: Gesammt-Rückftanb — 0,211 Organische Substanz --0,006 Chlor --- V,VI2 Schwefelsäure ----- 0,036 Magnesia ----- 0,0 >8 Kalk ----- 0,075 Gebundene Kohlensäure — 0,064 2. Wasser aus dem Brunnen in der Frei» berger Straße (beim Hause VeS Herrn Gnauck)- Enthält in 1000 Theilen: Gesammt-Rückstand — 0,378 Organische Substanz — 0,047 Chlor ----- 0,035 Magnesia — 0,020 Schwefelsäure — 0,058 Kohlensaurer Kalk ----- 0,210 Lösliche Kieselsäure ----- 0,008 3. Wasser aus dem Brunnen am Stadl berg. Enthält in 1000 Theilen: Gesammt-Rückstand — 0,389 Organische Substanz -- 0,041 Chlor -- 0,062 Schwefelsäure ----- 0,046 Magnesia ---- 0,069 Kohlensaurer Kalk — 0,171 ES ist somit baS Wasser am Baberberg daS Beste, da dasselbe die geringste Menge organi scher Substanz enthält, welche beim Stehen VeS Wassers leicht in Verwesung übergeht und für den Organismus schädliche Gase bildet. ES kann jedoch auch baS Wasser der beiden anderen Brunnen als Trinkwaffer verwendet werden, ohne Vaß nachtheilige Felgen zu fürchten sind, uur soll dann dasselbe nicht zu lange in Staubgefäßen vorräthig gehalten werden. — t. Frankcnberg, 5. August. Den gest rigen Tag, den 3. JahreSlag der Schlacht von Weißenburg, benutzte der hiesige Gewerbeverein, um den Schauplatz von friedlichen Kämpfen aus zusuchen ; er unternahm in Gemeinschaft mit dem Handwerkerverein zu Chemnitz die projectirte- Reise nach Zwickau. Der früheste Zug brachte die hiesigen Theilnehmcr nach Bahnhof Chemnitz, wo ein allgemeiner Morgenkaffee eingenommen wurde. Sodann vereinigte ein Enrazug Vie Vereine beider Städte in der Stärke von circa 200 Mann und führte uns an VaS Ziel unsrer Reise, an dem kurz vorher gleichsallS per Ertra- zug der Waldheim» Gewerbeverein angelangt war. Musik und der herzliche Willkomm deS Vorstehers deS Zwickauer Vereins, Herrn Stavt- raib Kaiser, begrüßte uns und eine größere An zahl von Zwickauer Herren übernahm in dankens- werihester Weise die Führung zu den Sehens- Würdigkeiten. Unser Weg führte durch Vie präch tigen Anlagen und den reizenden Garten deS EchwancnschlößchenS nach Planitz, wo ein Schacht der Bürgergewerkschast in Augenschein genommen wurde. Die gewaltige Dampfmaschine wie Art und Weise der Förderung ennnerten lebhaft an den vorjährigen Besuch der Grube Himmelfahrt zu Freiberg. Bon da begab man sich nach der Königin-Marienhütte, Vie man sowohl wegen VeS erhöhten allgemeinen Interesses, al'S auch in der wörtlichsten Bedeutung den Brennpunkt un serer Reise nennen kann. Wiewohl bi« kurze Zeit (vor ber Mittagsstunde) und die Menge der Besucher eine vollständige Uebersicht über dieses Werk verhinderte, war dieser Besuch ein höchst lohnender. Ganz besonderes Interesse er regte das Walzen der Eisenbahnschienen, bie auS starken Eisenblöcken zu schlanken Bahnen schnell und leicht umgewandelt wurden und so wie Streifen Papier durch vir Walzen liefen, und die Berei tung VeS Bessemer-StahlS. Die glühende Masse war in einer birnenförmigen Retorte enthalten, in welcher ein starker Strom atmosphärische Luft derselben mit «inim gewaltigen Druck zugesuhrt und so die Umwandlung in Stahl bewirkt wurde. Trotz der Hitze fesselte baS großartige Schauspiel