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MM M Ar. 87 des FralckeMraer Nachnchtsblattes 1873. ' ' , . i TMastaüonMMaMWvug. Von dem unterzeichneten Königlichen GerichtSamie soll den Lsten September 1873 daS dyn MutMsttzer Carl Friedrich Nebe in Mühlbach zugehörige Dreiviertelbufengut 32 deS Katasters, kol. 37 deS Grund- und Hypo- thekcnbüchs für Mühlbach, welches Grundstück am 13. Juni 1873 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf - - S11S .G 22 8 gewürdert worden ist, nothwendigtr Weise versteigert werden, waS unter Bezugnahme auf den an hiestger GerichtSstelle und im Claußnitzer'schen Gasthofe zu Mühlbach auShängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Frankenberg, am I6. Juni 1873. Königliches GerichtSamt. Wiegand. Reinicke. Von der Wiener Weltausstellung. (Originalmittheilung.) In vollem Gange ist nun der „KriebenS-Wett. kamvk der Völker" oder mit welchen Worten man sonst noch die Weltausstellung bezeichnen null. CS dürfte jetzt wohl AlleS vollendet sein, wenig. stenS habe ich nichts Unfertiges weiter gefunden, als einige noch im Bau begriffene Pavillons und Colonaden, zu deren Anlage man sich erst später entschlossen hat. Daß in der Abtheilung „Amerika" noch MehrcreS unausgepackt ist, läßt sich als durch mißliche Zwischenfälle verspätet entschuldigen. Auch der Schaben, den daS Un- weiter vom 29. Juni auf dem ÄuSsttllungS- platze anrichtete, ist soweit wieder gehoben, daß man außer einigen Regenspuren im Innern deS Gebäudes, einigen beschädigten Zeichnungen rc. Nichts mehr sieht. Den großen Lustballon, der während der Ausstellung aussteigen sollte, der sich aber während jenes Gewitters selbst befreite, sieht man leider auch nicht mehr. Er ist in seinen Fetzen, wie man sie in Ungarn aufgefun- den, vorläufig zur Reparatur nach Paris zurück, gebracht worden und wird doch noch aussteigen, ob aber Heuer, das dürste fraglich sein. Wenn man den gewaltigen Raum burchrvandelt, den die Ausstellung einnimmt, dann fragt man sich freilich ganz unwillkürlich, wo soll man anfangen zu berichten? ES ist eben eine Well im Kleinen, die hier im Prater entstanden ist. Man kann alle Nationalitäten, theils im Leben, thrilS in ihren Pcovucten, vertreten finden. Wem eS iw eisigen Rußland plötzlich nicht recht behagen sollte, der braucht nur wenige Schritte zu thun und er kann sich an'S Cap der guten Hoffnung ver- setzt sühlen, wenn er dessen Ausstellung in Augen schein nimmt. Wollte man von allen Ländern berichten, waS sie ausgestellt haben, so würde daS schließlich weiter nichts werden, als rin Wuarenverzeichniß, daS sich immer wieder in der gleichen Reihenfolge wiederholen müßte. Greife ich heute hinein in'S volle Leien und führe ich die Leser zu zwei sich ziemlich gleichen curtosea Völkchen, zu den Japanesen und Chi- tiefen. Am östlichen Ende' deS HauptpalafleS haben sie ihren Platz gesunden. Der Charakter der Ausstellung beider Länder ist sich im All- gemeinen ganz ähnlich. Da sehen wir vor uns Vie sonderbaren Porzellanwaaren, in schönen Far ben gemalt, wenn auch nicht allenthalben nach unsrem abendländischen Geschmack«; daß dabei die niedlichen Tbeetäßchen der Chinesen nicht fehlen, versteht sich von selbst. Eine weitere Branche, in der beide Völker wirklich prachtvolle Gegenstände zur Ausstellung brachten, ist di« der Möbelsabrikation. Mit großer Ausdauer, bei- sichtlich geringem Handwerkszeug, daS auch mit zur Ausstellung gelangt, find namentlich eine große Anzahl kostbarer Tische mit eingelegten Elfenbein- undPerlmutterverzierungen angefertigt MV dabei tragen, diese-Möbel- eine solche Pracht, volle Politur, wie man sie besser wohl nicht finden kann. Auch bi« zur Schau ausgestellten Beltschirme und (bei UNS) sogen, spanischen Wände Md wis 1>ewlznderhSwer>bem Fleiß und Geschick gearbeitet,- welche beiden Eigenschaften auch viel- fach durch da- an den Stgrnsiänvcn anhängrnd« Schild „Verkauft!" anerkannt worden ist. Gc- miß die Hälfte der Möbels, Chatoullen, Gefäße rc. trägt dies den Japanesen und Chinesen jeden- falls nicht gerade unangenehme Wort. Die gesawmten ausgestellten Gegenstände zeich- nen sich durch großen Farbenprunk auS und wem dies Buntdurcheinanbec auch nicht recht gefallen will, der muß doch zugeben, daß die einzelnen Karben von einer wundervollen Schön heit sind. Namentlich in ihrer beiderseitigen Aus stellung von Seidenwaaren haben die Bewohner deS „Himmlischey Reiches" und deren Nachbarn diese ihre Eigenthümlicbkeit zur vollen Geltung gebracht. Die prächtigsten Waaren sind da auS gestellt, vielfach auch mit Gold in reichstem Maße ourcharbeitet. Von China ist außer Rohseide eine Collection gefärbter Seiden zur Schau ge bracht, daS Grün ist darin in nicht weniger als 18 Nüancen vertreten und so sind alle Farben in zahlreichen Schattirungen auch in den aus gestellten Waaren verarbeitet. Eine weitere Eigenthümlichkeit ist die, daß die Japanesen aus allen ihren Waaren, auch auf den Seidenwaaren, mit Vorliebe Pflanzen, Vögel und Drachen an- bringen, während die Chinesen den Drachen weglassen und dafür Bilder von Personen in ihrer eigenthümlichen Tracht anbringen. —' Unter „Japan" befindet sich eine Darstellung der Sei- denwaarensabrikation in allen ihren Theilen, von der Gewinnung der Rohseide an bis zum Weben der Stoffe. Man muß sich wirklich wundern, wie dies Volk mit seinen einfachen Werkzeugen, die fast nur auS Holz bestehen, solche gediegene Waaren liefert; eS ist die- wohl aber mehr der Ausdauer und Kunstfertigkeit als den Werkzcugen zuzuschieiden. Zu gewissen Stunden führt ein schlitzäugiger Japanese, in europäischem Costüm, die Manipulation vor. In'S häusliche Leben der Japanesen bekomm« man einen Einblick, wenn man die zur Schau gebrachten Gemächer besieht. Da findet man daS Wohnzimmer mit diversen Gesellschaftsspielen und der Bibliothek des Hauses, daS Frauen- gemach und Toilettezimmer mit einer größern Anzahl Chatoullen rc. schließt 'sich dem an und mit einem Studirzimmer endet diese Gruppe; sämmiliche Zimmer haben nur ganz niedrige Möbels, so daß die ganze Einrichtung einen An» blick gewährt, wie eine Kinderstube. — Buch in daS Leben und Treiben deS Land manns wird man durch anschauliche Modells einer ländlichen Besitzung und durch die aus gestellten Geräthe eingeführt, waS schließlich noch eine Ergänzung findet, wenn man die Landes- vrobuct«.beider Staaten aufsucht. Kaffee, Rauch- und Schnupftabak, allerlei Getreidearten und namentlich die zum großen Theil in den Ver. sandt-Packungen ausgestellten Theesorlen ge. währen unS einen Einblick in die Virecten Ernte- «rträgniff«, und durch zur Schau gebrachte Höl- zer der verschiedensten Stärke und Länge, zum Theil einfach verarbeitet, sowie durch Bastwaaren wird unS auch der durch die Produkte zu «r- zielende Gewinn veranschaulicht. Durch ein Modell deS Arsenals zu Osaka (Japan) und durch Schiffsmodelle aus China wird unS deutlich vorgeführt, wie man fern im Osten dt« Schifffahrt betreibt, und in älteren und neueren Waffen, darunt« Gewehr« wahr haft wie kleine Kanonen, steht man die Art und Weise der Bertheidigung. Ein Gestelle als Kriegspferd ausgeputzt, mit allem erdenklichen kriegerischen Schmuck, giebt der ganzen Woiffen- Grupve «inen wahrhaft martialischen Anschein. Die musikalischen Jnstruwente beider Länder sind ganz verschieden von den bei unS gebräuch lichen, am meisten fällt den Besuchern daS größte der japanestschrn Instrumente, «ine Uwa, auf; «S ist dies ein« Art große Trommel mit sonder- barem Unter- und Ueberbau, alles recht Hunt bemalt. Der ganz« Bau dürfte wohl an 5 Meter Höhe haben. Zwei solche Instrumente sind kürz- lich für einen japanesischen Tempel gebaut wor- den, daS eine dient zunächst In Wien als Gr- genstand ver Bewunderung, ehe eS an den Ort der Bestimmung gelangt. Richtiges Maß, Münzen und Gewicht ver-i langt man nicht nur bei unS, sondern auch bei den zopfigen Chinesen, wenigstens haben die- selben, wie auch die Japanesen, ihre derartigen HandelSmittel mit zur Ausstellung gebracht; bei der einen Sorte Münzen, rund mit einem auS- geschlagenen Loch in der Mitte, äußerte freilich ein Anwesender, daS sähe bald auS, wie Hühner- augenpflaster. ., ,, Edle Metall« finden sich al- Schmuckgxgtn- ständ« verarbeitet vor, zwei feingearbeitete Hum pen aus Silber lassen auf die Neigung der Ja- panesen und Chinesen auch nach einem guten Trunk schließen und einige ausgestellte fein- geschnitzte Elsenbeinschachspiele beweisen, daß die- Spiel auch unsern Freunden nicht fremd ist. Auch Literatur bringen uns die guten Levt- chen zur Schau, — zur Schau muß ich sagen, Venn nähern Einblick in die japanesischen und chinesischen Preßerzeugniffe kann man auS Ün- enntniß der sonverlicheii Typen nicht thun.* Die Druckerei der Londoner Bibelgesellschaft zu Hon- kong stellt BibelauSgaben in chinesischer Sprache aus, während nebenbei «in Wörterbuch für tele graphische Schrift,eichen auSliegt. — Von Papier versteht man in China und Japan die verschie densten und schönsten Gegenstände anzusrrtigm, ünstlich« Blumen, die bunten BallonS, in Grüße US zu Mannshöhe, zeigen von der Geschicklich keit zu solchen Arbeiten. Eine große Anzahl Kleidungsstücke, gewisser maßen erläutert durch mehrere Hundert Figuren auS . Holz, läßt deutlich erkennen, wie fich dfe onderbaren Völkchen in ihrer Heiwath tragen. Zwei Gerippe von Chinesen erläutern die Bau art der mongolischen Menschenrace, die durch gängig kleiner als die kaukasische Race. Noch ein Ausstellungsobjekt muß ich erwähnen, das ist «in im Park angelegtes japantsischeS * Welche Werthschiitzung man der Buchdruckertunst in Japan beilegt, beweist die veröffentlichte Thatsache, daß ur Zeit in der Königl. Staatsdruckerei im Haag (Hol- and) ein Schriftsetzer sich befindet, wie man wohl nur elten einen steht. Es ist dies «in Japanese, der Fürst Nacao, ein Datmio (großer Lehnsherr) ersten Range-, der von seinem Herrscher abaesandt wurde, die Buchdrncker- kunst in jeder Richtung gründlich zu studireu. Er unter- ieht sich seiner Aufgabe mit solchem Eiser, daß er täg- ich mehrere Stunden vor dem Setzkasten zubringt. Durch diesen Fürsten aus dem Orient also wird Joh. Suten- berg's Kunst weit nach Ostafitn hin praktisch verpflanzt werdenI s L, Red,