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' ' ' ' . - - . " ..... 78. Sounaliend, den 5. Juli. 1^73 FrallkenbeWr UachrichtslilLtt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. OertlicheS und Sächsisches. Krankenberg, 4. Juli. Die gestern Abenl zum ersten Male hier (im Benedir'ichen Saale ausgetretene arabische Akrobaten»Gesellschaft er freute sich der beifälligsten Ausnahme ihrer Pro duktionen. Die schwarzen unv braunen Löhne der Sahara enisalteien eine Kraft unv Gewandt- heil, gepaart mit Kühnheit, daß der Besuch der heute unv morgen nur noch kailfinvenven Vor stellungen mit Recht zu empfehlen ist. Neben der im Gange befindlichen Reorgani sation veS sächsischen Gerichtswesens, welche zu gleich der künftigen Einführung VeS deutschen EivilproceffeS voraibeiten soll, ist, wie der „Dr. Anz." hört, auch eine Umgestaltung in kleinerem Kreise im Werke, nämlich in Bezug auf bas Kaffenweseri und die Kostenberechnung. Daß eine solche dringend erwünscht ist, sowohl der überaus complirirten, die Beamten mit Arbeiten von zum Theil höchst zwciselhaitrm Werihe über bürdenden Methode wegen, als in Hinsicht der peinlichen und quälerischen Formen, zu welchen die strenge AuStübrung dieser Methode nöihigl, darüber ist unter Allen, welche Kennmiß von ver Sache haben, kein Zweifel. ES handelt sich nur darum, an Stelle der ipecirllen, veralteten Liquidationen eine Art Pauschal ystem, nach dem Muster VeS preußi'chen, treten zulasten: eS wei den darüber gegenwärtig sorgfältige Etörterungen angetlelU, um einzelne Mißstände, welche in Preußen sich geziizt, thunltchst vermeiven zu können. Ferner soll den kleineren Gerichten das Kaffe wesen ganz entzogen werden, dergestalt, daß vieselben die Akten nach Abwickelung der Prozesse unv Akte an dse dazu b-stimmiett grö ßcren Kaffenstellen einzusrnven haben. Diese Vereinfachung und Ceniraliiaiion wüive vtcl Mühe und Arbeit unv viel Gelv ersparen. Bon der Elbe, 2. Juli. 26,Olly Erem- Plare vom „Blüihenstrauß für Vie Jugenv" sind alS Gewinne in dec Aibertlonerie vermöge der Fürsorge beS Herrn EchuldireciorS Heger zur Periheilung gelangt und 26,000 Perionen ha. den also mindestens Gelegenheit gehabt, ihre po Mische Gesinnung zu prmen, zu prü'e», ob sie sich noch mit einer verb ff-nen Preußenabneigung befreunden löunen. UnS will bedünken, daß, Wenn auch der Herr Schulbir«wr dem Albert Vereine eine Summe von 11,000 Thlr. mit dem Ertrage seiner Lotterie Hal zuwtnden können, er ihm doch ein Geschenk von höchst zwetfelhartem Werthe gemacht hat. Der ,,Alberto,rein" ist wesentlich ein keuticher und kein spe,Ifi>ch säch si cher Verein, und wäre er selbst daS Letztere, so müßte er sich doch Va'ür bedanken, zum Deck mantel partikulariftiicher Umtriebe verwerflichster still benützt zu werden. UebrigenS sind wir über- zeugt, daß geravt untere Lebrerwtlt am deutlich sten die unwürdige Rolle erkennen wird, welch, gewisse engherzige Per'önlichkriien ihr in der gegenwärtigen Zeit zu spielen wieder zumulhrn. Sie wird sich erinnern, daß sie von deutscher Wissenschaft getränkt auch nur deutsch fühlen und denken, deutscher Treue nur huldigen kann, die ja die Grundlage Ver Sachsen-, Baiern-, Preußen- rr. Treue abgiebt. Sie wird wissen, vaß gerade ihr Beruf fie auf eine Unparteilich kti» im politischen Verhalten hinweist, wenn die einzelnen Lehrer selbst auch als Staatsbürger eigener politischer Erkenmniß folgen. Daß di, preußische Schule den Sieg bei Königgrätz mir erfochten geholten, ist ein Unsinn, den Vie vereinigte deutsche Schule im Felvzuge gegen Frankreich 1870 71 bloSgelegt. Fühlen wir daS aber, recht lebhaft, dann wild unS die sächsische Schule nicht minver werih, wohl aber VaS Bemühen ververblich erscheinen, fie ihrem deutschen Be- ruf zu entfremven. In Mühlau bei Burgstädt ereignete sich am 22. Juni der Unfall, daß rin LMriger Knabe aus einem mit Salzsäure gefüllten Fläschchen, welches der Eigenihümer aus einem Kartofftlitlve einstweilen bei Seite gestellt, aber bann milzu- nehmen vergessen batte und da- nun der Knabe fand, getrunken, sich zuvörderst die Mund- und Lchlingorgane verbrannte, den folgenden Tag aber trotz angewandter ärztlich« Hilse unter großen Schmerzen verstaib. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Unter den Vorlagen, welche im letzten Reichs tage unerledigt hlirben, befindet sich auch die erst ganz kürzlich zugrgangene Novelle zur Gewerbe ordnung. ES handelt sich bri Vieser Frage um -ine so weittragende Maßregel auf dem social,» G,bi,t«, daß selbst Diejenigen, welche dieselbe «»nächst zur Bekämpsung der neuerdings unter ven ländlichen Arbeitern eingeriffeuen Sucht, ohne Weiteres den Dienst zu verlassen, angeregt baden, die Altkonservattoen, durch ihren Wort führer «klären ließen, daß sie für diese Selsion auk die Erledigung derselben verzichteten. Der viktbesproch'ne Art. 18 d,S MünzgesetzeS laute» nunmehr in seiner vom Reichstag in dritter Lesung accepli'ten Fassung wie folg«: „Bis zum I Januar >876 sind sämiliche nicht auf Reichs- Währung lautende Nolen der Banken einzuuehen. Bon diesem Termine an kürten nur solche Bank noirn, welche auf Reichswährung in Beträgen von nicht weniger als 100 Mark lauten, in Umlaut bleiben oder auSgegeben werden. Die selben Bestimmungen gellen für die bis jetzt von Cviporalionen auSgegedenen Schein«. Das von ven einzelnen BundeSstaal,n azjSgegebene Papier geld ist «pältüenS sechs Monate vor diesem Ter- mine öffentlich auszurufen. Dagegen wirv nach Maßgabe eines zu «lassenden ReichSaewtz'S eine Ausgabe von ReichSpapiergeld stglifinv,«. DaS ReichSgesetz wird über die Ausgabe und den Umlauf des RetchSpapiergelbeS, sowie übe» die den einzelnen Bundesstaaten zum Zweck der Einziehung ihre- Papiergeldes zu gewährende» Erleichterungen die näheren Bestimmungen tref fen." Am Sonntaq Nachmittag ist der Dicht« Wolfgang Müller von KönigSwinter in Neu enahr seinem Leberleiden erlegen. Stine Leichs wird nach Köln gebracht, um dort bestatt« z» werden. Dieser rheinische Dichter, der in der veutschen Literatur eine hervorragende Stelle sich errungen, war am 15. Mär, >816 in Königs winter unter dem Drachenfels geboren und Hai« sich anfänglich dem ärztlichen Berufe gewidmet. Loch sein entschiedenes Talent für Vie Poesie, namentlich für die Lyrik, führte ihn bald in die schriftstellerische Bahn. In den letzten,Jahr« hatte er sich fast ganz der dramatischen Muse zugewandt und eine Reihe von Lustspielen ge dichtet, von denen „Sie hat Ihr Herz entdeckt allgemein bekannt geworden. , Dem Schwäbischen Merkur schreibt man vv» mittler» Neckar vom 30. Juni: Der 2. Septem ber, der Tag von Sedan, fällt Heuer auf eine» Dienstag. Die Frage, welcher Tag in Erinne rung an den glorreichen Krieg von >870^71 akO Naiionalfesttag gefeiert weiden ioll, hat sich that» sächlich insoweit entschieden, als in diesem Früh jahre nichiS geschah; so bleibt also der 2. Sep tember übrig. Nachdem die ReichSregierung «O abgelehnt hat, den Tag vorzuschreiben, waS ge wiß ganz richtig, da eine solche Feier sich nicht befehlen läßt, sondern selbstständig sich auS de« Volke herauSg,Kalten soll, wird eS an diese« »ein, die Sache in die Hanv zu nehmen. .Die Grundlage und Hauplautgabe wird der Schule ru'allen: ein allgemeiner Schulseiertag in alle» deutschen Gauen. Vormittags Fei« in ver Schule mit Rede und Gelang. Nachmittags Spiele, rmnübungen ic. ES wird nicht fehlen, daß hieran, wenigstens Nachmittags, auch die Kreise der Erwachsenen sich anichließrn. Es möge hier mit die Anregung zu weaerm gegeben sein: eS mögen insb,wildere die obeiften Schulbehörden sich veranlaß, sehen, VaS Eittsprechenve rechtzeitig anluordnen!*) Am 22. u 23. Juni standen in Mannheim sieben wegen Beiheiligung an dem dortigen Bier krawall Angeklagte vor dem Schwingerlchk. Ein« derselben wurde freigeipivchen, 4 wurden Wege» LandiriedensbiuchS zu d ei Monaten, i Jahr und I Jahr 3 Monaten Ge'ängniß, einer wegen desselben Vergehens zu 1 Jahr 9 Mon. Zucht haus und einer wegen Plüide-ung zu I Jahr 6 Mo». Zuchthaus nebst je H k.r Kosten ver- urtbeilt. Der bei dem Krawall an^richiele Schaben beläuft sich auf 1720 fl. Die aus dem Elwß auSgrwieserien „Brüder der ch-istlichen Lehre" haben sich nach Belfort *) In Frankenberg ist schon im vorigen Jahre seiterr der städtischen Sollegien der Beschluß gefaßt worden, den 2. Scptember alljährlich al« Nmionalfest- und Gedenitoa zu begehen, die Feier dessellttn bierort» also al« gesichert zu betrachten. s D. Re d.