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Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Der Reichstag genehmigte am IS. Mai den Entwurf, welcher für den Umbau deutscher Festungen 72 Millionen auS der französische» KriegScontribution fordert. ES wird dadurch «ine zeitgemäße Umgestaltung und AuSrüstun, der Festungen Köln, Koblenz, Mqinz, Rastatt, Ulm, Ingolstadt, Spandau, Küstrin, Posen, Thorn, Danzig, Königsberg, Glogau, Neiße, Memel, Pillau, Kolberg, Swinemünde, Stra sund, FriebrichSort, Eonderburg, Düppel, Wil helmShaven sowie der Befestigungen der untere Weser und der unteren Elbe erreicht. — Der Ankauf deS Kroll'schen Etablissements zum Par. lamentSbau wurde vom Reichstag abgrlehnt. Der HauShaltS-Etat deS Deutschen Reiches sür das Jahr 1874 wird in Ausgabe au 139,857,294 Thlr. nämlich auf 122,363,126 Thlr. an fortdauernden, und auf 17,494,168 Thlr. an einmaligen Ausgaben und in Einnahme auf 139,857,294 Thlr. festgrstellt und ist darin die Summe von 5,711,420 Thlr. an WohnungS. geldzuschüffen sür die Offiziere deS ReichSheere und der Kaiserlichen Marine, sowie für di ReichSbeamten auSgeworfen. An Matricularbeiträgen werden die Staaten zusammen 23,011,036 Thlr. d. i. 1,636,831 Thlr. weniger als pro 1873 zu zahlen haben. Die bereits gemeldete Debatte im Reichstage über Elsaß - Lothringen Hal daS größte Aufsehen gemacht und wird weithin, namentlich auch in dem Reichslande selbst, über die Intentionen der Regierung ausklären. Keine Verlängerung dieser Diktatur über daS Ende dieses, JahreS hinaus, freundliche und entgegenkommende Be handlung der Provinzen, welche Deutschland zu seiner Sicherheit zurücknehmen mußte, aber der feste Entschluß, sie gegen alle ReichSfeinde mit dem Aufgebot der deutschen Kräfte zu vertheidi- gen; in diesen wesentlichen Punkten hat der Reichskanzler daS RegierungSprogramm gekenn- zeichnet, dessen Spitze sich namentlich auch gegen die Ultrawontanen wendet, die jenes Land nicht zum Frieden kommen lassen wollen. Der Ertrazug, welcher die Mitglieder deS Bun- desrathes und des Reichstages nach Bremen führte, traf am Mittwoch Nachmittag gegen 2 Uhr bei herrlichem Wetter dort ein. Die Stadt war glän zend geschmückt; eine'dichte Menschenmenge hatte sich am Bahnhofsgebäude gesammelt, daS Musik- eorpS des 75. Hanseatischen Infanterie-Regiments begrüßte den Zug bei seiner Einfahrt und derCon- sul Meier empfing die Theilnehmer der Festfahrt mit folgender Ansprache: „Bremen, meine Herren, heißt Sie herzlich willkommen und feiert Ihre An wesenheit als einen Festtag. Wir haben Ihnen Wenig oder Nichts zu bieten, aber Sie finden hier -bei einfachem Bürgerstnn treue, deutsche Herzen, die Ihnen jubelnd entgegenrufen: „Der Bundesraih und der Reichstag leben hoch!" Der Präsident des ReichSkanzleramteS, Delbrück, erwiderte auf diese Ansprache mit einem Hoch auf Bremen. Nach dem Empfange fuhren die Festtheilnehmer vom Bahn hofe aus in ihre Quartiere. — Schon bei Uelzen waren dieselben von der Magdeburg-Halberstadter Misenbahngesellschast mit einem Frühstück in der Prachtvoll decorirten Wagenhalle bewirthet worden. Eine im Elsaß auffallende Erscheinung ist die Rückkehr zahlreicher Optanten, welche einige Monate im ReichSlanbe zu verweilen beabsichti gen. Eie machen, ungeachtet ihrer auch jetzt «och zur Schau getragenen französischen Eym- Mhien, durchaus kein Hehl daraus, daß der be- vorstehende Abzug der deutfchen Truppen, wel cher voraussichtlich gleich einem nationalen Feste öffentlich gefeiert werden wird, viele und inSbe- sondere die besitzenden Klaffen in den französischen ErenzdepartementS mit großen Sorgen erfüllt. Au« de« Herzen kommend wird also der Jubel «icht überall sein! Allenthalben in Frankreich Z1O scheint der Glaube zu bestehen, daß die jetzt nur durch die Anwesenheit der deutschen Truppen im Zügel gehaltenen Parteien in Bälde aufein- anderplahen werden, wenigstens in den größere Städten, wie Epinal, Nanty rr. Scenen nich unmöglich sind, welche eine mehr oder weniger große Sehnlichkeit mit den Tagen der Commune haben. Nimmt man noch hinzu, welch' muster- hafte MannSzucht die deutschen Truppen in dem besetzten Territorium bethätigt haben, so ist be einer solchen Sachlage wohl denkbar, daß de im Voraus schon vielfach verherrlichten „Befrei, ung" in Wirklichkeit mit sehr gemischten Ge- fühlen entgegengesehen wird. AuS Berlin klagt man mehr und mehr über den Rückgang der dortigen Universität. ES heißt u. A. in einer Berliner Correspondenz der „Köln. Ztg.": „Der Besuch der Universität Berlin hat diese Ostern leider noch mehr abge- «ommen als vorigen Herbst, während in Leip zig die Zahl der Studenten wieder bereit- bedeu tend gestiegen ist. Und schon im vorigen Jahre hatte Leipzig 2650 Studenten, 732 mehr als Berlin. Der Verfall der bisher ersten Univer sität Preußens und Deutschlands tritt immer mehr zu Tage und kann nicht allein auf die WohnungSnoth und die hohen Preise in Berlin geschoben werden. Während das sächsische Mi nisterium Alles thut, um die Universität Leipzig zu heben, und eine bedeutende Kraft nach der andern heranzieht, ist von Seiten des preußischen Ministeriums der Unterrichts - Angelegenheiten zwar öfter- der Versuch gemacht worden, auS gezeichnete Gelehrt« für Berlin zu gewinnen, aber er ist meistens mißglickt. Die Verhand lungen zerschlugen sich fast immer, und wer sollte e« glauben? fast immer am Gelbpunkte. Wer sollte eS glauben, sagen wir, daß für die deutsche Reichshauptstadt, für den Mittelpunkt deS StaatS der Intelligenz die Mittel nicht auf. zubringen sind, welche kleinere deutsche Staaten für ausgezeichnete akademische Lehrer zu erübri gen wissen?" Der am Sonnabend Abend um 10 Uhr 25 Mi nuten von Frankfurt abgelassene Schnellzug der zessischen LudwigSbahn stieß auf dem Bahnho n Bingen nm 12 Uhr 25 Minuten NachtS mi einem Rangirzuge zusammen. Hierbei fanden der Zugführer, der Heizer und ein Weichensteller oforl den Tod; auch unter den Passagieren ka- men zahlreiche Verwundungen vor. Ein Passa- gier ist schwer verletzt. In den letzten Tagen hat in BreSlau die Börse drei Opfer gefordert. Drei Kaufleute, sie unglücklich operirt und viele Geldverluste er» itten hatten, entleibten sich selbst. Ueber die demnächst zu erwartende Ankunft Friedrich Hecker'S aus Amerika sind die demo kratischen Kreise in Baden bereits in einiger Er- regung und berathen über den Empfang, den sie dem alten VolkSmanne bereiten wollen. Hecker wird in Mannheim mit seinem Bruder (Pro fessor in Freiburg) Zusammentreffen, um eine Kur in Wildbad zu gebrauchen, worauf er Ber- lin und auch Leipzig zu besuchen gedenkt. Vermischtes. Die Nachrichten auS Rom lauten dahin, daß der Papst von den Aerzten so gut wie aufgege- den sei, möglicher Weise aber noch einige Zeit am Leben erhalten werden könne. Im besten Falle aber glauben die Aerzte, kaum mehr als 2—3 Monate in Aussicht nehmen zu dürfen. Der Madrider Eorrespondent der „Times" giebt eine höchst erbauliche Schilderung der Flucht Ser rano'« au« der spanischen Hauptstadt bei der jung ten verunglückten Revolte der monarchistischen Frei willigen. Von HauS zu Hau» gejagt, fand der einst gerade von der Madrider Bevölkerung, nach der Schlacht bei Alcolea, gefeierte Marschall bet dem englischen Gesandten Layard Schutz. Da all» Bahnhöse durch VoluntarivS besetzt waren, so mußt« Serrano zu einer Verkleidung Zuflucht nehme», um bei seiner Abreise nicht ertappt zu werden. Der Backenbart wurde dem Barbier geopfert und dem Marschall ein falscher Schnurrbart aufgeklebt. Ein alter Morgenanzug Layard'S mußte die sonst ^on Orden und Gold strotzende Uniform ersetzen und die Verkleidung vervollständigen. Der einstige Günst ling Jsabella's mußte fich bequemen, als ältlicher englischer Land-Evelmann verkleidet, den Schauplatz seiner Thaten zu verlassen. ärankenOerger Nirchennachnchten. Sonntag Exaudi. Früh 7 Uhr: Beichte und Communion; Herr Archiv. Lesch. Vormittagstext: Joh. 15, 26—16, 4; Herr Pastor Anger aus Niederlichtenau. Nachmittagstext: Joh. 14, 12—17; Herr Archid. Lesch. Geborene: Otto Stephan's, B., Kaufm. u. Fabrikanten h., T. — Friedrich Wilhelm Andrä's, Mühlknappen h., S. — Karl Heinrich Otto's. B. u. Schneiders h., S. — Gustav Fer dinand Kuhnsch'S, Webers h., S. — Friedrich Gustav Seifert's, WbrmstrS. h., S. — Julius Robert Kamp- rath's, Webers h., S. — Karl Franz Wols'S, Sattlermstr«. in Mühlbach, S., — Karl Fürchtegott Schesfler'S, Ci- garrenarbciters h., T. Getraute: Friedrich Edward Dommcr, Weber h., )av., mit Jgfr. 'Emilie Bertha Auguste Hering h. Gestorbene: Gottfried Müller'S, Webers h., S., 25 W., an Zahn krämpfen. — Julius Fritsche's, Handarbeit, h., T., 3 M. 12 T., an Krämpfen. — August Robert Haß's, B. u. Buchhändlers h., T., 10 M. 2 T., an Zahnkrämpfen.— Weil. Gustav Woldemar Graf's, Fabrikarbeit, h., hinterl. S., 11 T., an Krämpfen. — Heinrich Hermann Gelfert's, B. u. WbrmstrS. h, T., 1 M. 12 T., an Krämpfen. — Karl Julius Bach s, B. u. Maurers h., T., 10 M. 24 T. (Krankheit noch nicht angegeben). — Heinrich August Teuscher's, Handarbeit, in Dittersbach, T., 4 M. 2 T., an Krämpfen. — Frau Christiane Friederike, weil. Karl Friedrich Steher'S, Schmiedemstrs. in Nendörschen, hinterl. Witwe, d. Z. in Dittersbach, 64 I. 11 T., an Lungen leiden. — Friedrich Ferdinand Fischer's, ans. Zimmer manns in Mühlbach, S., 6 I. 7 M. 10 T., an Scharlach I1Ii88i»«8ke8t n Chemnitz Dienstag, den 3. Juni, Nachmittags 2 Uhr in der neuen JohanniSkirche. Die Festpredigt wird Prediger Schanz auS Dresden und den Bericht Diac. Trautzsch halten. Alle Missionsfreunde werden zu dieser Feier ;erzlich eingeladen. Der Mission--Zweig-Verein für Chemnitz und Umgegend. Todes- und KegrSblliß-Anzeige. Sanft, rnhig und in Golt ergeben starb am ^eiligen Himmelfahrt-morgen I Uhr nach langen chweren Leiden meine liebe gute Frau Emilie Polster, geb. Huhle, in ihrem 31. Lebens- ahre. DieS allen lieben Freunden und Ver wandten zur schuldigen Nachricht. Die Beerdigung findet Sonntag Nachmittag Uhr von der Behausung ab statt. Um stilles Beileid bittet der trauernde Gatte Hugo Polster. ^Uen meinen lieben kreunden und Le- cannten saZe iob bei meiner Abreise ein ber2liok68 Debsvobl. Leimann Nissdack, Dresden. M « Heute Abend Probe. Nächsten Montag Uebungsprobe. Et« Webergefelle kann auf Attila sofort in Arbeit treten Scheffelftraße 96«. Irchlmgi-rl LMmMrmlm ind vorräthig und werten nach jede« Muster chnrll und billig gefertigt bei C. S. Roßberg.