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lebe dir Republik! — Marschall Mac Mahon befand sich, wie man erfährt, als die Deputation der National-V«rsammlung ihn aussuchte, gerade bei Thiers, um denselben zu tröste». Er eilte sofort herbei und nahm nach kurzem Widerstre ben an. Ob er vorher wußte, waS ihm bevor- stand, wenn ThierS gestürzt wurde — wer weiß es. Nach einer Korrespondenz ter Kölnischen Zei- tung ist Mae Mahon im Grunde seines Herzens Bonapartift. Er stehe mit der Kaiserin in gu rem Einvernehmen. Folgende einfache aber ver bürgte Thaisache verdiene daher in dieser Be ziehung Beachtung: SUS die Prachtwagen des kaijtrlichen HofeS verkauft wurden, gab die Er- kaiserin Jemand in Paris den Auftrag, vier der- selben unter einem angenommenen Namen on- zusteigern. Und dieser Jemand war eben Mar schall Mac Mahon. Derselbe trug einem seiner alten Adjutanten auf, daS Geschäft auSzusühren. Die Wagen stehen noch in Paris, und der an- gedeutete Adjutant äußerte in einer bonapar- tistischen Gesellschaft: „Mil diesen Wagen wird die Kaiserin Eugenie mit dem kaiserlichen Prin zen ihren triumphirenden Einzug in Paris Hal- t«n." (?) Spanien. Die neuesten Mittheilungen der amtlichen Zei tung über den Earlistenkrieg find insofern bedeut- sam, als in ihnen zuerst der große Umfang zu- gestanden wird, drn die Armee Don Carlos' an genommen hat. Sie räumt jetzt ein, daß sein General Dorregaray an der Spitze von 5000 Mann steht, womit er am 20. d. M. weiter vor marschirte, während andere Carlistenschaaren in der Gegend von Elizondo und Zubire mit dem Einsammeln der Steuern beschäftigt waren. In Barcelona ist man eifrig mit der Bildung deS Landsturms beschäftigt. Fabrikanten und son stige Gewerblreibende erklären sich bereit, aus ihre Kosten sich selbst und ihre Arbeiter auSzu- rüften und selbst den Sold zu zahlen. Der re- publikanische Cirkel hat einen Landsturm-Aus schuß eingesetzt und stellt selbst ein ganzes Ba- taillon. Italien. DaS Parlament in Rom verhandelt in stür. mischen Sitzungen über die Klosterfragt; eS sollen 500 Klöster mit etwa 8000 Mönchen und Nonnen aufgehoben werden und eS scheint, daß die betr. Vorlage angenommen wird. Ein An- trag Manctni'S, die Jesuiten aus Italien auS- -uweisen, wurde zwar verworfen, dagegen ein anderer Antrag angenommen, den Jesuiten-Ge- neral von den Benefizien der andern OrdenS- generale (JahreSrente von 400,000 Lire) auS- zuschließen. * Vermischtes. In Karlsbad macht folgender Vorfall .unan genehmes Aufsehen. Im Epeisesaale des Hotel Hannover setzte sich der (frühere) österreichische Ftnanzminister vr. Brestel an «inen Tisch, an welchem drei preußische Offiziere saßen. Da rief einer der Offiziere: Kellner, wir sitzen nicht mit Jedermann an einem Tisch, schaffen Sie die- sen Herrn da fort! — vr. Brestel stand sofort selber auf, nahm seinen Teller in die Hand und setzte sich an einen anderen Tisch. — Die Of fiziere sollen sofort Karlsbad verlassen haben, nachdem sie Brrstel'S Namen erfahren. Die „Trier. B.-Ztg." schreibt: „ES ist ein alter, durch vieljährigeUebung geheiligter Brauch, daß die Bettler der heiligen Stadt Trier am Sonnabend Vormittag Umgang in der Stadt, besonders in dem heiligen Quartier hinter dem Do« und auf deal lateinischen Wege halten. Am letzten'Vetteltag nun erklärten „die armen Leute", sie seien mit dem bisher gereichten „Kreu zer" nicht mehr zufrieden, eS müsse mindestens daS Doppelte verabfolg« werden; alle» sei th«u> 3?1 rer geworden, Fleisch, Butter, Eier, Schuhe un sonstige Lebensbedürfnisse, und die Sonnabends gereichten Kreuzer erlaubten nicht mehr, Sonn tagS Morgens zum Kaffee Kuchen zu essen und Nachmittags sich ein Ertra-Vergnügen zu ver schaffen. Einige ver mitleidigen Almoscnspender erklärten kurz entschlossen, streiken zu wollen, wo rauf die „armen Leute" ihrerseits erklärten, mit dem Gebete für daS Seelenheil deS Gebers gleich falls Arbeitseinstellung zu machen. Das war Trumpsaß. Die Wirkung erfolgte: der Lohn für daS Gebet wurde verdoppelt. Die große Kaiserglocke für den Dom zu Köln wird einen Durchmesser von I I Fuß 3 Zoll und eine Höhe von I I Fuß haben. ES wird die Einrichtung getroffen werden, daß die Glock von Zoll zu Zoll gedreht werden kann, wodurc ihr ein langer Gebrauch gesichert ist. Die jetz vorhandene größte Glocke des DomeS, die Pr«- tiosa, ist schon an ihrer letzten Stelle angekom- men und bereits hat der Glöckel «in mehrere Zoll tiefes Loch in dieselbe kingeschlagen. Es giebt zwar an verschiedenen Orten sehr große Glocken, die größte hat Moskau, aber sie wer- den nicht geschwungen, sondern nur angeschlagen. Durch das Schwingen werden aber erst die Ne- beniöne zu Gehör gebracht, auf denen daS Wo- gen deS Klanges beruht. Die Kaiserglocke wird von 40 Menschen geläutet werden müssen. Der Unterbau deS ThurmeS, der sie trägt, hat 12 Fuß dicke Mauern. Sie wirb daS Bild des heiligen Petrus und daö deutsche ReichSwappen so wie den Namen „Kaiserglocke" tragen. ES wird eine Aufgabe der Mechanik sein, dieselbe auf eine Höhe von 200 Fuß hinaufzuschaffen. Durch daS Anbringen eines Gegengewichtes wird es ermöglicht werben, mir der vorhandenen Dampfmaschine nur 80 Centn« wirklich zu he- den. Sie wird wohl im Herbste schon geläutet werben können, aber erst im nächsten Jahre an ihre bleibende Stelle gelangen. „Saling'S Börsenblatt" in Berlin schreibt: Wer Zeuge sein will, wie am Hellen Tage in einem der belebtesten Stadtiheile daS Engrosge schäft der Milchtause ganz ungenirl betrieben wird, der begebe sich in den Frühstunden von 6 — 9 Uhr auf den Georgenkirchplah, nahe der LandSbergcrstraße. Um den dorr stehenden gro- ßen Brunnen herum halten schaarenweise die Bauern der Umgegend mit ihren Wagen und Karren und feiern vergnügt, von fast Niemand auf dem stillen Platz beobachtet, die Verlobung deS edlen Brunnengeiste- mit der an den Tho- ren von der hohen Polizei als „gut" bezeichne ten frommen Kuhmilch. Der Schwengel deS Brunnens bleibt nicht einen Augenblick in Ruhe — die klugen Bauern „machen" ihr Geschäft und Vie Berliner Hausfrauen schlafen inzwischen ruhig den Schlaf der Gerechten, denn — — an den Thoren übt ja die Polizei strenge Controle, Vamit nicht ein Tröpflein schlechter Milch in die Stadt gelange. „Weiter hai'S auch keinen Zweck.", Der Schah von Persten, welcher seit dem Be- treten deS russischen BodenS als Gast b« Re- aierung behandelt und am 22. Mai in PerterS- mrg empfangen ward, bringt zwar nur drei von einen Frauen mit, hätte aber dem Obercere- monienmeifter deS kaiserlichen HofeS keinen grö- ieren Gefallen thun können, als wenn er sie alle zu Hause gelassen hätte. Selbst in den be- len Handbüchern der höheren Complimentirkunst indet sich nirgends Ausschluß über einen solchen fall, und man weiß absolut nicht, in welchem Schubfach der russischen Hosetikrlte die 3 Damen iandeSgemäß untergebracht werden dürfen, die, wenn auch nicht als souveräne Echahinnen, doch mm« als einflußreiche, liebenswürdige Persön- tchkeiten mit besonderer Auszeichnung empfangen und geehrt werben müssen. ES lastet daher keine geringe Verantwortlichkeit aus denen, deren Amt S mit sich bringt, »in« richtige Form«! zu fin- den, zumal da für die ganze europäische Hof- etikette «in Präcedenzsall damit ausgestellt wird. Der Schah selbst «hält in verhüllteren Etage d«S kaiserlichen WinterpalaiS sein« Wohnung; höher hinauf zu »eigen, verbietet ihm die persi sche Sitte; auch find nur 16 Personen von Rang berechtigt, mit ihrem Gebieter unter einem Dache zu verweilen, daS übrige Gefolgt muß auswärts umergebracht werden. Von Pet«rSbu»g begiebt sich der Schah nach Berlin. Die Wiener-WeltauSstellung beherbergt unter ihren Schätzen auch ein Gehtimniß in Gestalt eines FaffeS von über 3 Klafter 3 Fuß Höhe, 2 Klf. 4 Fuß 10 Zoll Boden- und 3 Klf. 1 F. Bauchdurchmeffer, welches aus den Pracht- vollsten Eichenbauben gezimmert ist und Vie Klei- nigkeit von 250,000 Eimern fassen soll. Man ' geht in dasselbe hinein, betastet eS, man besteigt die daran lehnende Leiter, um einen Blick auf den ober» Boden zu werfen und gelangt zu der Ueberzcugung, daß Diogenes mii seiner ganzen Familie, mit Kindern und KinVeSkindern nicht nur «ine geräumige Wohnung darin gesunden haben würde, sondern sich auch den LuruS einer zweiten Etage und die Veranstaltung von Fa- milienbällen hätte erlauben dürfen. DaS Hei delberger Faß ist, wie bereits festgeüellt, entschie den aus dem Felde geschlagen. Alles daS be greift man, nur nicht, wie der Erbauer mit Aufwand eines Kapitals von Material, Zeit und Arbeitskraft ein Ungethüm ohne eigentlichen Kunftwerth schaffen mochte, daS allen und jeden praktischen Nutzen ausschließt. Die Frage, ob eS ihm und der Ausstellung zum Ruhme gereicht/ wird wohl verneint werden müssen. Lager der Süßmilch'schen Fabrikate: RicinuSöl - Pomade, Toiletteseife, Zahnseife n Frankenberg in der Buchhandlung von 0. Ll. Lossdsrx. E- SOO Adressen von Personen (auch aus Frankenberg)-, die durch das Nr. Werner'sche Heilverfahren von den verschiedensten Leiden befreit wurden, sind der neuesten Auflage des Buches: «r Werner'S Wegweiser zur Hilse für alle Kranke," in dem dieses näher erörtert ist, namhaft gemacht. Versäume deshalb kein Leidender sich diesen billigen Rathgeber anzuschafscn. (Zu beziehen für nur « Ngr. durch jede Buchhandlung, in Frankenberg bei C. G. Rosjberg.) UM- Hüte man sich jedoch vor Täuschung und OM- verlange nur die in S. Auflage erschienene OM» Örtginal-Anögabe! Am Sonntag ist im Gasthof Obermühlbach ein Shawltuch vertausch« worden; der Umtausch änn bet Robert Hummitzsch ebendaselbst ge- , chehen. Ein Hausschlüssel ist am Freitag Abend verloren worden. Man bittet denselben gegen Belohnung in d« Erpedition 0. Bl. abzugeden. Einschwarzer Hund/ m it ll «Gr öße, mit vem Steuerzeichen 324 des GerichtSamtS Frankenberg, hat sich am 21. Mai Abends verlaufrn. Um !«fl. Abgabe gegen Belohnung und Vergütung er Auslagen bittet Gutsbesitzer Traugott Teichmann, EberSvorf. Männergch Morgen, Freitag, Probe. Zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird erwartet.