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Lhnlichen WidmungSworten. Ueber rin interes santes Vegebniß auf der Fahrt auf der „Most!" «ird noch berichtet: Um diese Zeit tauchte der Dampser Rhein, von Neuyork kommend, auf. Rasch eilten sich die beiden Dampfer entgegen. Ueber und über mir Flaggen bedeckt, die Raaen bemannt, die Musik die „Wacht am Rhein" spielend und vor allem die zahlreichen Passagiere auf Deck mit nicht endendem Jubel Deutschlands Vertreter begrüßend, so schoß der stolze Dampser an uns vorüber — nach Vieler Eindruck einer der schönsten Momente der Fahrt. Gegenwärtig sind an einzelne Truppentheile des preußischen Garde-Corps gleichzeitig die rreurn Feldgeschütze, das Mauser»Gewehr und die neue Schußwaffe der Cavalerie zur Versuchs» «eisen Erprobung in Benutzung gegeben. Wahr- scheinlich wird dies demnächst auch noch mit ei» N«r neuen HinterladungS»Pistole der Fall sein. Gleichzeitig erfolgt dazu bei der Infanterie und Eavaleri« die Ausbildung der Truppen nach einem «euen Erercier-Reglement. Ueberhaupt aber er» scheint die preußisch-deutsche Armee nach den Vielen und tiefgreifenden Aenderungen, welche bei derselben eingefüyrt worden find, zur Zeit in «inem nahezu vollständigen UwbildungSprozeß be griffen, und hat ein gleich umfassender Reform» - Vorgang wohl noch nie bei derselben ftattgefunden. Die deutsche Armee-Proviantfabrik In Mainz, für deren Errichtung die Wahl zwi schen Köln, Straßburg, Metz und Mainz an» sänglich schwankte, wird eines der bedeutendsten Etablissements dieser Art auf dem Continente «erden und ist auf die Production aller Bedürf, niffe einer großen Armee berechnet. Sie wird die gewöhnlichen Mannschaft--, Offiziers- und auch die Pferde-Rationen in gepreßten und con- denfirten Conserven liefern. DaS dicht an und innerhalb der neuen nordwestlichen Umwallung nm den Preis von l1v,VVV Thlr. erworbene, 16 hessische Morgen große Anwesen vereinigt alle Bedingungen einer zweckmäßigen Einrichtung für eine derartige ausgedehnte Aufgabe. Auf den sich bereits aus der Erde erhebenden Grund- mauern werben sich ganz aus Eisen und GlaS «onstruirte Hallen erheben, in denen die HülsS- «aschinen zur Ausstellung kommen. Ein hun- dertpferdekrästiger Motor wirb die gesammte Ma» fchinerie der Anstalt in Bewegung setzen. Die VorrathSböden, Keller, Hallen und Höfe der Fabrik werden in direkte Verbindung mit den Strängen der bereits abgestecklen FestungS- oder sogenannten KritgSeisenbahn und durch diese mit den hier einmündenden Eisenbahnen gesetzt. Auf diesem Wege wird daS Rohmaterial, werben Kör nerfrüchte rc., Ochsen, Schafe, Schweine u. s. w., in die Fabrik und als zubereitete Mahlzeiten sür Menschen und Thiere herauSgelangrn, redu- «irt im Volumen auf den möglichst kleinsten Umfang und in diesem condenfirt auf die eigent lich nahrhaften Stoffe deS Materials. Zu die sem Resultat, welches künftig die Versorgung einer großen Armee ohne lange und schwere, den Truppentransport beeinträchtigende Provi- Nntzüge möglich machen wird, werden Mitwirken: «ine vollständige Dampsmahlmühle, eine große Bäckerei mit Continuiröfen, eine Schlächte- rei u. s. «., neben denen die nöthigen HülfS- Werkstätten, wie Schreinerei, Spenglerei u. s. w. die Fertigstellung der Produkte zum Versandt besorgen. Die Kosten find auf die Fonds der französischen > Okkupation- - Armee angewiesen, NNd die Ausführung de- Baues und Leitung Lder Anstalt untersteht der Intendantur dieser "Armee, resp. den Befehlen bis jetzt deS General» "Manteuffel. Die Baukosten find vorerst auf BVVVVV Thlr. veranschlagt. Im vollen Betrieb wird trotz ver großartigen Maschinenkräfte dir Fabrik noch 500 Arbeiter nöthig haben. Im Frieden wird sie für die Flotte Und wohl auch die Garnisonen der rheinischen Festungen arbeiten, von denen die Mainzer nach Ausführung der neuen Fort» bedeutend stärker sein wird. I« Falle eine- Kriege» aber wird sie ein sehr wich. tigeS, die Operatiouen der deutschen Heere we- sentUch erleichterndes und beförderndes Element bilden. Die Proviant-Colonnen auf den Eisen bahnen und im Rücken der Truppen werden ebenfalls eondensirt, die Verpflegung dadurc regelmäßiger und leichter sein. Den „N. N." zufolge wird der Spitzeder'sche Monsterprozeß, damit das Drama alle Regeln der Kunst genieße, auch noch ein kammeralistisch- strafbares Nachspiel erhalten, da eine große An zahl der sowohl von Schuldnern, alö Gläubigern ausgestellten Sola-Wechsel nicht mit den ent- sprechenden Stempelmarken versehen ist; die größte Zahl der in dieser Beziehung zu beanstandenden Wechsel trägt gar keine Steuermarke, die übri» gen zu geringe oder nicht gesetzlich behandelte Marken. Da nach dem Stempelsteuergesetz so- wohl Aussteller als Inhaber der Wechsel der entsprechenden Strafe verfallen, so soll die be- fraudirte Wechselstempelsteuer allein über IVV,VVV fl. ausmachen, von welchen die «ine Hälfte an der Konkursmasse, die andere an der seiner Zeit festzustellenben Prvzentsumme der Gläubiger in Abzug kommen wird. Schließlich wird der bai rische FiSkuS noch alle Ursache haben, dem Fräu lein Adele aus purem DankbarkeitSgefühl ein Denkmal zu setzen. Frankreich. ThierS ist gestürzt und Mac Mahon an seiner Stelle zum Präsidenten der Nationalversammlung erwählt wor ben! lautete die überraschende Nachricht, welche am Sonntag der Telegraph aus Paris brachte. Sie ist ein Beweis, wie wenig man über sran- zösische Zustände zutreffend auSwärlS urtheilen ann und wie sich solche aller Berechnung ent., ziehen. Wohl war nicht zu verkennen, daß nach Wiederzusammentritt der Nationalversammlung die Rechte energischer als vorher daran arbeitete, ThierS zu beseitigen, der bei ihr mißliebig ge worden, da er ernstlich bemüht war, die Repu- ,lik zu befestigen, die er deshalb für Frankreich etzt als die passendste StaatSform hielt, da drei Bewerber um den monarchistischen Thron vor handen sind und solchergestalt an eine ruhige Entwicklung der Zustände nicht gedacht werden kann. Gesetzvorlagen, die daraus gerichtet und vom Juftizminister Dufaure eingebracht wurden, verweigerte die Majorität, die Rechte (Legitimisten, Orleanisten, Bonaparlisten), die Aufnahme in die Tagesordnung, die Abdankung des Präsiden ten und seines Ministeriums, in daS ThierS vor; Kurzem erst einige Mitglieder deS linken Cen- trumS berufen, führte sie aber dadurch herbei, daß sie nach einer großen Rede ThierS', in der er seine Regierungspolitik klar darlegte, den An- trag deS Abg. Ernould mit 36V gegen 344 Slim- men annahm: „In Erwägung, daß die Form der Regierung nicht zur Berathung steht, und daß eS darauf ankommt, daS Land dadurch zu beruhigen, daß ein« «ntschikden konservative Po litik durchgehends zur Geltung gebracht wird — spricht die Nationalversammlung ihr Bedauern aus, daß die neuerlichen Veränderungen im Mi nisterium den konservativen Interessen diejenige Genugthuung nicht gewährt haben, welche diese zu erwarten berechtigt waren." Infolge der An nahme dieses Antrags reichten ThierS und seine Minister ihre Entlassung ein und wiewohl ei nige Mitglieder der Linken lebhaft sür Nichtan nahme der Abdankung deS Präsidenten sich auS- sprachen, wurde doch ein darauf gerichteter An trag dieser Seite deS Hauses mit 368 gegen 33S Stimmen abgelehnt, was großen Tumult her vorrief, damit aber ein Antrag verschiedener Mit glieder der Rechten, ä>ie Changarnier, Droglie rc., sofort zur Wahl eine- neuen Präsidenten zu schreiten, angenommen. Diese ergab denn 3SV Stim men für den Marschall MacMahon, I Stimme für den früher« Präsidenten der Nationalversammlung, Grevy, während die übrigen Mitglieder sich der Ab- stimmung enthielten. In einer Zuschrift an die Nationalversammlung erklärt Rar Mahon, dem Willen derselben folgen und das Amt deS Prä sidenten der Republik annehmen zu wollen und hofft, daß eS, gestützt auf die Ergebenheit der Ar mee, die immer eine Armee d«S Gesetzes sein werde, und auf die Sympathien aller ehrlichen Leute, gelingen werde, daS Werk der Befreiung deS Landes und der Wiederherstellung der mora lischen Ordnung zu vollenden und den inneren Frieden und die Grundsätze, auf welche die Ge sellschaft gegründet ist, aufrecht zu erhalten. Er gebe darauf sein Wort als ehrlicher Mann und Soldat. Diese Proklamation verfehlte nicht ei nen günstigen Eindruck auf die Bevölkerung Her vorzurusen ; die Ruhe in Paris, wie in den De partements ist nicht gestört worden. Der Armee ist die Regierung in Paris wie in Lyon und Marseille vollkommen sicher und die militärischen Vorkehrungsmaßregeln, die in Paris am Sonn abend getroffen wurden, haben wieder aufgeho ben werden können. Die gemäßigte Linke em pfiehlt den republikanischen Blättern Ruhe, Mä ßigung und Achtung vor dem Gesetz und auch die Mitglieder der äußersten Linken, in berech tigtster Erwägung der großen Gefahren, welche sür Frankreich jetzt auS innern Unruhen entstehen könnten, beschwören in einem Mänifeste die Mitbürger, Alles zu vermeiden, waS Anlaß zur Steigerung der Erregung geben könne. Niemals mache sich mehr die Nothwendigkeit geltend, die Ruhe, welche ein Zeichen der Stärke sei, zu be wahren und mit vollster Achtung vor den Ge- etzen zu verfahren. Die Mitglieder deS neuen Ministeriums, daS Mac Mahon gebildet, find vorwiegend Monarchisten und entschiedene Geg ner von ThierS. Italien. Für den armen PiuS IX. sind die Tage ge- ömmen, die auch einem Papste nicht gefallen. DaS Gehen und Sprechen wird ihm gleich sauer, er rrtheilt die wenigen Audienzen auf einem Sessel liegend, selbst sein Humor hat gelitten. Die Cardinäle berathen in vertraulichen Sitzungen Maßregeln zur Verhütung von Unruhen beim Eintritt« d«S Todes und wollen die Großmächte bitten, den Vatikan sür diese Zeit unter ihren besonderen Schutz zu stellen. Rußland. Dem Vernehmen nach unterhandelt LeffepS, der bekannte Schöpfer des SuezcanalS, mit der russischen Regierung über den Bau einer 374V Kilometer (5VÜ deutsche Meilen) langen, von Rußland durch Centralasien nach Indien führen den Eisenbahn, deren Ausgangspunkte Orenburg einer-, Peschawer andererseits sind. Die russische Regierung soll den Vorschlägen deS Unternehmers sehr bereitwillig «ntgegenkommen. Vermischtes. Von der Schneekoppe schreibt man, daß der ge nannte Berg vom Gipfel bis zum Fuße mit einer ö großen Masse Schnee bedeckt", wie solch« im Monat Mai dort noch nie erlebt worden. .Die Bäume und Sträucher gucken nur hier und da aus der Schneehülle hervor. Selbst im December und Januar hatte es tm Riesengebirge nicht so viel Schnee gegeben als im jetzigen „Wonnemonat". Seinen sieben Söhnen hat Professor v. Liebig in München eine Million hinterlassen. ES ist ein seltene- Beispiel, daß ein Gelehrter durch eine Wissenschaft solche Schütze sammelt. Ho- ivrare der industriellen rc Unternehmungen, die ttebig durch seine Forschungen auf dem Gebiete er Chemie sördrrte (wir erinnern nur an den ileischertract), find e-, die diese Schätze bildeten. )öh«r aber stehen di« Verdienste, die Liebig sich um das Wohl der Menschheit erworben hat. Verkauf. Eine noch in gute« Zustande befindliche Kiy» derkutsche steht zu verkaufen bei Juli«» Schyde-rvd aus dem Wind.